Читать книгу DU GEHÖRST IHNEN. - Dankmar H. Isleib - Страница 10

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V

MUSIK.

WAS WÄRE UNSER LEBEN

OHNE DIE ZWÖLF TÖNE EINER OKTAVE,

DIE AUS DEN ZWÖLF UNTERSCHIEDLICHEN

GRUNDSCHWINGUNGEN

DER ZWÖLF PLANETEN UNSERES SONNENSYSTEMS

ENTSTANDEN SIND.

MUSIK.

Danis

Noch immer Frankfurt a.M.,

Marek offeriert Stella einen Liebhaber.

Stella Henderson saß abgespannt und doch glücklich in ihrer Garderobe. Es gab, Gott sei es gedankt, noch immer aufmerksame, altmodische Fans. Durch sie war ihre nicht gerade freundlich wirkende, in grau und orange gehaltene Garderobe von Blumen übersät. Ungewöhnlich für ein Rockkonzert. Die Deutschen scheinen Blumen zu mögen, ging es ihr durch den Kopf, als es zaghaft an der Tür zu ihrer Garderobe klopfte.

»Who?«, fragte Stella in Richtung Tür.

»Marek.«

»Please, come in, Marek!«

Stellas Manager schob seinen Kopf durch die kaum geöffnete Tür, denn er wusste, dass sich Stella nach jedem Konzert sofort ihre durchgeschwitzten Klamotten vom Körper riss und einige – lange – Minuten völlig nackt vor dem Spiegel verharrte. Die Sängerin genoss es, ihren ausgelaugten, zugleich aufgeputschten und vibrierenden Körper, wie nach Stunden herrlich wilder Liebkosungen durch einen Mann, intensiv zu betrachten. Aufrecht, die Hände in die Taille gestützt, leicht breitbeinig, wie eine Siegerin nach einem Wagenkampf bei der Schlacht um Troja, liebte sie die Momente der Einsamkeit und der Möglichkeit der inneren Einkehr nach dem Konzert. Millimeter für Millimeter scannte sie mit ihren wachsamen, so unglaublich intensiv blickenden, goldgrünen Augen ihren schönen Körper ab. Genoss den Triumph noch einmal. Nur durch das eigenwillige Ritual konnte sie sich von der Bühne, den Anstrengungen des Konzertes und den vielen kleinen und großen Multi-Orgasmen, die sie während eines guten Gigs durchpeitschten, erholen.

In solchen Momenten wollte und durfte Marek nicht stören. Sein Verhältnis zu Stella war, selten genug in dieser Branche, ausschließlich nur auf das Business fokussiert. Ohne Wenn und Aber. Es war ein Geben und Nehmen. Sie profitierten beide von den Qualitäten des anderen. Sie wussten das Privileg zu schätzen und vertrauten sich ohne Limit.

Als Marek anklopfte, hatte Stella sich schon den dunkelgrünen Seidenbademantel, passend zu ihren überwältigenden Augen, übergeworfen. Als Marek in ihre Garderobe eintrat, schien er ihre Sinnlichkeit, die sie in übergroßem Maße ausstrahlte, nicht wahrzunehmen.

Profi.

»Ich möchte dich nicht weiter stören, meine Liebe. Nur dieses Kärtchen wollte ich dir schnell vorbeibringen«, lächelte er ihr relaxt zu. »Du warst heute wunderbar, ehrlich. Dein bestes Konzert bisher in Europa und ich glaube, du weißt es längst: Niemand redet mehr von Tina. You are the Queen of Rock´n´Roll, Lady! Die Band war großartig, ihr habt sehr gut harmoniert und auch der Sound war sensationell. Kräftig und doch durchlässig, offen. Sehr viel Bässe, mir manchmal fast zu dick, aber ich weiß, die Kids mögen das. Ich hätte nicht gedacht, dass Andy in der akustisch schwierigen Halle einen dermaßen fetten Sound fahren kann. Es ist schade, dass wir den Gig nicht mitgeschnitten und aufgezeichnet haben. Wäre eine super Live-CD und DVD geworden! Wirklich schade.«

»Danke. Auch ich habe gespürt, dass es heute besonders gut lief und es berührt mich doppelt stark, dass mein Bruder den großen Erfolg in Deutschland nicht mehr erleben konnte ...«, erwiderte Stella mit ihrer rauchig-kehligen, überaus warmen Stimme.

»Von wem ist die Karte?«

»Er sah aus wie ein normaler Fan, aber ich denke, der Typ ist etwas Besonderes. Die gepflegten Hände, die Art, wie er mich ansprach, wie er sich sicher war, dass du den Abend nach dem Konzert mit ihm verbringen wirst, war schon verblüffend«, sagte Marek. »Absolut selbstsicher, überzeugend sein Auftritt. Gutaussehend. Deutscher, zirka fünfunddreißig. Vielleicht ein wenig älter. Schwer zu schätzen. Interessanter Typ, auf jeden Fall.«

Marek kannte Stellas Vorlieben. Er traf nach ihren Konzerten stets eine vorzügliche Wahl. Dezent, unaufdringlich, sicher. Denn er war um das Wohl seines Superstars besorgt. Sie ließ sich gerne überraschen und war immer wieder erstaunt, wie sicher Marek ihren Geschmack traf. Das hatte nichts mit Äußerlichkeiten zu tun. Die waren ihr mehr oder minder egal. Es kam ihr auf eine ganz gewisse, nicht zu beschreibende Ausstrahlung an, die sie von den Männern erwartete, denen das Privileg zuteilwurde, den Abend, die Nacht oder Teile der Nacht mit dem Superstar verbringen zu dürfen. Dafür hatte Marek, der ihre Tourneen weltweit promotete, im Laufe der Jahre ein gutes Händchen entwickelt. Und wenn kein Mann seiner Wahl die Prüfung bestand, ging Stella ohne zu murren allein in ihre Suite.

Stella war sein Gold. Er wusste den Schatz zu hüten.

Auf dem Kärtchen standen – die ausgewogene, kräftige und leicht nach links kippende Schrift war einladend, männlich und sexy, wie Stella befand – nur wenige Worte:

– Alles oder nichts. Sie haben die Wahl. R.M. –

»Weiß er, wohin wir gehen?«, fragte Stella Marek.

»Natürlich, Liebes. Die ganze Crew ist von ihm zum Essen eingeladen. Schon gestern, per Email. Einfach so. Der hat ein super Restaurant in Wiesbaden gebucht und schrieb, dass er Stella Henderson und Band sehr mag und sich für die tollen Songs der letzten Jahre erkenntlich zeigen wolle. Wir haben umdisponiert, seine Einladung angenommen, dadurch können wir zusätzlich unser Budget ein wenig entlasten. Why not? Ihr beide habt einen wunderschönen Tisch, uneinsehbar. Ich habe mir den Feinschmeckertempel im Hotel Nassauer Hof vorhin schon angesehen und Bruno hat ihn gecheckt. Ist absolut OK. Es wird dir dort gefallen. Nicht nur in Wiesbaden weiß man die >Ente< zu schätzen.«

Und damit ging Marek Bergfield, ihre Antwort gar nicht erst abwartend, ebenso dezent aus der Garderobe wie er gekommen war.

Stella schaute noch einmal auf das Kärtchen, die federnde Schrift.

... Alles oder Nichts ...

Ich glaube, ich will alles, ging es ihr durch den Kopf. Sie streifte den Bademantel ab, streichelte sanft über ihre rosaroten, hart aufgerichteten Knospen, schaute zufrieden an sich hinunter, ging unter die Dusche und drehte das Wasser auf sehr, sehr heiß.

DU GEHÖRST IHNEN.

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