Читать книгу Dekadent - Dankmar H. Isleib - Страница 10
Daniel Richter und Sepp Huberbauer:
Оглавление12:43 Uhr. Der Monolog von Gitti Mörsmann hatte um 12:42 Uhr geendet. Fanny schaute mich an und ich ahnte, was er sagen wollte.
Die Alte hat dich genervt, stimmt’s?
»Klar, mein Alter!«, antwortete ich ungefragt meinem Tosa Inu und streichelte ihm über seinen dicken Dickschädel. Die achtundachtzig – oder waren es schon fünfundneunzig? – Kilogramm Lebendgewicht – er hatte in Südafrika wirklich zugelegt! – drehten sich zur Seite. Fanny irrte sich so gut wie nie.
Er war zufrieden und bestand weiterhin auf seinen Mittagsschlaf.
Ich wählte unverzüglich eine Nummer in der Ettstraße; es war 12:44 Uhr. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass bei diesem Fall der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle spielen sollte, aber ich wusste nicht, welchen:
»Sepp, kennst du einen Club namens DEKADENT?«, fiel ich mit meinem Anruf Hauptkommissar Huberbauer vom Morddezernat München 1 vermutlich direkt in seinen Mittagsschlaf.
»Natürlich, du Ignorant!«, brummelte Sepp in den Hörer.
»Da scheint es einen Doppelmord gegeben zu haben. Bist du nicht eigentlich dafür zuständig?«
Jetzt war Hauptkommissar Huberbauer hellwach.
»Was sagst du da? Einen Doppelmord? Im DEKADENT? Wann denn? Gerade eben? Warum weiß ich nichts davon?«
Ich hatte ihn.
Er log mich nicht an. Der clevere Graukopf, ein ruhiger Typ und mich irgendwie an Colombo aus der alten US-TV-Serie erinnernd, wusste wirklich nichts. Aber warum? Hatte mich die Mörsmann, die mich in einer Stunde im Café Luitpold treffen wollte, veralbert? Gab es gar keinen Mord?
»Sepp, ich bin in zehn Minuten bei dir.«
Rascheln. Grummelgrummel.
Aufgelegt.
Huberbauer war stinkig und würde sofort in die Vollen gehen. Ich weckte Fanny und schon waren wir unterwegs in Richtung Ettstraße. Anna hatte mir ein ätzend orangefarbenes Fahrrad mit der Bemerkung geschenkt: »Damit ihr nicht verfettet« – und meinte tatsächlich Fanny und mich.
Frechheit!
Als wir das Büro des Hauptkommissars betraten, hing Sepp mit hochrotem Kopf noch immer am Telefon. Dann knallte er den Hörer auf.
Wie bei mir.
Diesmal ohne ‚Grummelgrummel‘.
»Irgend so eine Pfeife aus der Staatskanzlei hat doch tatsächlich den Bleiling vom LKA letzte Nacht aus dem Schlaf geholt, eine SOKO bilden lassen und in den dämlichen Club geschickt. An mir vorbei! Kannst du das glauben? An mir vorbei! Bin ich denn schon in Pension oder wie?! Zwei Tote. Blutjunges Mädchen und ein reicher Armleuchter. Da läuft was, was mir gar nicht gefällt. LKA! Und noch viel weniger, dass du, Doktor, schon wieder mehr weißt als ich, und deine Finger im Spiel zu haben scheinst!«
Stille.
Nicht ganz, denn die Klimaanlage machte ätzende Geräusche.
Huberbauer war angepisst.