Читать книгу Blutige Therapie – der Schlächter von Darmstadt-Woog - Dantse Dantse - Страница 9
Darmstadt, Ecke Beckstraße – Roßdörfer Straße, Telefonzelle,
Donnerstag, 07.01.10, 8 Uhr 27
Оглавление„Endlich mal frei und es ist auch jemand dran. Hallo, sind Sie Herr Dr. Camara? Warum haben Sie nicht auf meine Mail geantwortet?“, fing Johnny angriffslustig an.
„Hallo, guten Tag, ja, ich bin Prof. Dr. Camara, mit wem habe ich die Ehre?“
Johnny ignorierte die Frage und die Begrüßung des Arztes und fuhr sofort fort.
„Herr Dr. Camara, ich brauche Ihre Hilfe. Sie müssen mich davon abbringen weiter zu morden. Wenn Sie mir die Hilfe verweigern, werden noch viel mehr Menschen, viele Unschuldige, sterben. Können Sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren, jede Woche zu lesen, dass noch mehr schwarze Studenten ermordet wurden, obwohl sie hätten leben können, wenn Sie etwas getan hätten? Wollen Sie die Schuld für weitere Massaker tragen? Sie haben keine andere Wahl als mir zu helfen. Dies aber unter einer einzigen Bedingung, damit ich Ihre Hilfe annehmen kann. Sie dürfen der Polizei nichts verraten. Informieren Sie die Polizei, dass ich der gesuchte Schlächter von Darmstadt bin, werde ich nicht nur weitere Menschen umbringen, sondern aus Rache werde ich auch Ihre Frau und Ihre Kinder nicht einfach nur töten, sondern zerfetzen und Sie werden nichts dagegen tun können, denn die Polizei kann mich nicht fangen.“
Der Facharzt für Psychotherapie Dr. Camara war ein bisschen verdutzt, da er nicht wusste wer am Apparat war und worum es ging. Die Stimme war die einer weiblichen Person, die er nicht zuordnen konnte.
Normalerweise war er nicht so früh in der Praxis und ging auch nicht ans Telefon, wenn er nicht direkt angerufen wurde. Seine direkte Nummer hatten nur wenige Leute, sonst kamen alle Anrufe nur über das Sekretariat. Aber heute war er sehr früh in der Praxis, weil er an der Uni einen Kurs leiten musste. Er hatte gedacht, dass es etwas Ernstes sein musste, wenn jemand so früh anrief, deswegen war er ans Telefon gegangen. Er erkannte alle seine Patienten und Klienten an ihrer Stimme. Aber diese Stimme kannte er nicht. Sie kam ihm nicht bekannt vor.
„Guten Tag noch einmal, wer sind Sie bitte, darf ich wissen, mit wem ich rede?“, fragte er ruhig und höflich.
„Wer ich bin? Das spielt keine Rolle. Ich habe Ihnen vor einer Woche eine Mail geschickt und Sie gebeten mir so schnell wie möglich einen telefonischen Termin zu geben, bevor noch Schlimmeres passiert“, sagte Johnny.
„Ich verstehe Sie nicht. Wer sind Sie und was wollen Sie? Brauchen Sie Hilfe? Von welcher Mail sprechen Sie? Sagen Sie mir zumindest, wie Sie heißen, damit ich die Mail zuordnen kann. Ich bekomme sehr viele Mails und da ich mit Ihnen noch nie gesprochen habe, kann ich Ihre Stimme nicht zuordnen.“
Johnny blieb einige Sekunden stumm in der Leitung.
„Hallo, wenn Sie nicht sagen wollen, wer Sie sind und was Sie wollen, dann werde ich auflegen“, sagte Dr. Camara.
„Tun Sie das nicht. Wagen Sie nicht aufzulegen ohne zu hören, was ich Ihnen jetzt sagen werde. Sie haben schon genug Unheil mitverantwortet. Sind Ihnen die zwei Toten von vorgestern nicht genug? Haben Sie nicht davon gehört? Wie viele Tote wollen Sie noch sehen, bevor Sie das tun, was ich von Ihnen möchte? Hätten Sie auf meine Mail geantwortet, würden die zwei Menschen vielleicht noch leben. Sie tragen die Verantwortung dafür. Eine schwarze Studentin oder ein schwarzer Student wird heute in Frankfurt am Main, wo Sie praktizieren und lehren, die Kehle durchgeschnitten bekommen, falls Sie jetzt auflegen und nicht mit mir reden“, drohte Johnny M. Walker.
„Was wollen Sie eigentlich? Hören Sie, ich habe keine Zeit für Ihre Drohungen. Das ist verrückt“, erwiderte Dr. Camara genervt.
„Ich bin verrückt? Sie sagen es ja selbst. Sehen Sie, ich bin verrückt, deswegen sollten Sie, nein, müssen Sie mir helfen. Ich brauche Ihre Hilfe und es ist dringend“, flehte Johnny.
„Ich muss gar nichts. Lassen Sie mich in Ruhe und rufen Sie nie mehr hier an, sonst informiere ich die Polizei und Sie wird ermitteln, wer Sie sind und Sie stellen. Auch, wenn Sie jetzt anonym anrufen. Man kann trotzdem herausbekommen, von wo Sie angerufen haben. Deswegen machen wir einen netten Kompromiss. Sie legen auf, wir vergessen alles, ich informiere die Polizei nicht und Sie rufen nie wieder hier an. Ist das nicht eine gute Lösung?“, versuchte der Psychotherapeut sich aus der Affäre zu ziehen.
„Herr Camara, schauen Sie unbedingt heute um 20 Uhr die Nachrichten und dann rufe ich sie morgen um Punkt 8 Uhr an, verstanden? Wehe, wenn Sie nicht um 8 Uhr am Telefon sind und, sehr wichtig, informieren Sie nicht die Polizei. Sonst bringen Sie die Leben Ihrer Landsleute und Ihrer Familie noch mehr in Gefahr. Ich hoffe...“
Der Arzt legte prompt auf und murmelte zu sich. Was für eine verrückte Frau, sie ist krank, sie ist krank, sagte er und beeilte sich nach draußen zu kommen. In einer halben Stunde hatte er eine Vorlesung an der Goethe Universität Frankfurt.
Dr. Camara ahnte nicht, dass dieser Anruf sein ruhiges und erfolgreiches Leben für immer in eine Hölle verwandeln würde.