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Auf dem Weg nach Masir

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Die Brüder ritten, lediglich von kürzeren Rasten unterbrochen, den ganzen Abend und die ganze Nacht durch; erst lange nachdem der Tag angebrochen war, beschlossen sie, ausgiebig zu ruhen, und suchten sich dafür einen warmen Platz. Die gut eingerittene, graue Stute folgte dem Hengst, sodass sich der geblendete Azan einzig an ihr festzuklammern brauchte, auf die Führung seines Bruders vertrauend. Beide ritten sie mit wenig Gepäck und für ihr Auskommen führten sie – wie vorab geplant – einen Teil ihrer Ersparnisse an Silberlingen mit. Sie machten in dem kleinen Dörfchen Wasur halt, welches auf einer freundlichen Anhöhe lag, und Pyron band die zwei Pferde an einen Baum bei einer Tränke, unweit der örtlichen Taverne. Der Drachenartige überprüfte den Sitz seines Mantels und seiner Kapuze, dann sprach er zu dem blinden Azan: „Warte hier, Bruder! Ich werde versuchen, etwas Nahrung für uns und Futter für die Tiere zu besorgen.“

Dieser Herbstvormittag war sonnig und klar und der Geblendete quittierte die Worte des Ältesten schweigend. Kurze Zeit darauf verschwand der Verwandelte im Inneren der Taverne „Zum fiedelnden Zwerg“. Azan suchte sich währenddessen tastend einen Platz unter dem Baum, lauschte dem Schnauben der Pferde, dann rastete er. Leise zwitscherten ein paar Vögel und der Geblendete lüftete erschöpft seine Binde, lüpfte sie, ließ etwas Licht in die dunklen Kammern seines Schädels fallen.

Wenigstens habe ich keine Schmerzen! Trotz all der Qual, den Gottheiten zum Dank! Er dachte weiter: Wenn es Wahrheit sei, was es mir zu schauen hat, dann ist die Wiederkehr Hyrus’ in das Reich der Lebenden, die übrigen Umstände betrachtend, nicht nur unabdingbar, sondern auch unsere geringste Sorge und einzige Hoffnung! Die abtrünnige Gottheit Oraia voller grotesker Boshaftigkeit!

Azan korrigierte jetzt wieder den Sitz seiner Binde, kratzte sich nachdenklich am Haupt, schüttelte sein Haar zur Seite. Da war auch schon Pyron zurückgekehrt, legte seinem Bruder sachte die rechte Hand auf die Schulter, erkundigte sich förmlich nach seinem Befinden: „Hast du etwas gesehen, Bruder, hattest du eine Vision?“

Doch dieser verneinte nur mit einem Kopfschütteln und hörte still, was der Drachenartige sprach: „Ich habe für uns etwas Nahrung, getrocknetes Fleisch und etwas Obst erworben, auch ein wenig Futter für die Pferde. Lass uns hier bis zum Abend eine Rast machen, uns etwas ausruhen. Falls du beim Schlafen etwas siehst, etwas gesehen hast, solltest du nicht zögern – wecke mich, selbst dann, wenn dir die Neuigkeit wie unbedeutend erscheinen mag. Hier sind wir sicher.“

Abermals antwortete der Mittlere der drei Brüder nur durch eine leichte Bewegung seines Hauptes. Der Drachenmann versorgte die Pferde, bereitete die mitgebrachte Nahrung zu, breitete sie anschließend zu Azans und zu seinen Füßen aus und gemeinsam aßen und ruhten sie im Schatten des Baumes. Und tatsächlich, während beide schliefen, träumte Azan von der bereits erwähnten flüchtigen, namenlosen Elfenartigen.

Mit der hereinbrechenden Abenddämmerung und dem weich aufziehenden Abendnebel weckte der Verwandelte seinen Bruder aus dem Schlaf. Die Vögel zwitscherten bereits ihr Abendlied und auch die Pferde hatten geschlafen. Kaum dass Azan wach war, frug Pyron ihn: „Hatte es dir etwas Wichtiges zu schauen? Vielleicht sogar von der Elfenartigen aus Masir?“

„In der Tat, Bruder“, entgegnete ihm Azan nach einem kleinen Verweilmoment. „Es macht mir den Eindruck, als seien dunkle Umtriebe zugegen. Sie befindet sich nach wie vor in Masir, jedoch ist sie dort nicht mehr sicher – obwohl sie dieses für eine lange Zeit gewesen. Wir sollten uns demnach sputen, in die Stadt zu gelangen, wer weiß, wie lange sie sich noch zu verstecken in der Lage. Auch meine ich nun ihren Namen zu kennen, er lautet: Anna von Seron.“ Der Blinde stockte.

„Trotz allem werden wir frühestens übermorgen zum Abend hin Masir erreichen können“, erwiderte Pyron. „Wir sollten also umgehend aufbrechen, ist Anna von Seron wirklich so wichtig, dürfen wir kein Risiko eingehen. Die Rettung unseres Bruders ist oberstes Gebot, hierzu dürfen wir nichts außer Acht lassen!“

Pyron machte sich langsam an den Pferden und am Gepäck zu schaffen; Azan fing schleppend und träge an sich zu bewegen, nachdem er den Sitz seiner Augenbinde festigte: „Noch etwas, Bruder: Ich meine, dass wir schon zu früheren Zeiten in Loto lebten, existiert hatten!“

Echsenherz

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