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DAS FRÜHE LEBEN
ОглавлениеEmanuel Swedenborg kam als Emanuel Swedberg als drittes von neun Kindern Jesper und Sarah (Behm-)Swedbergs am 29. Januar 1688 in Stockholm zur Welt. Sowohl die Swedbergs als auch die Behms hatten Verbindungen zum wichtigen schwedischen Bergbau. Drei seiner Geschwister starben, während er noch jung war, und ließen ihn als ältesten Sohn mit einer älteren Schwester, Anna (die zwei Jahre älter war), und den jüngeren Geschwistern zurück. Er war mit Anna und einer weiteren, jüngeren Schwester, Hedwig, besonders vertraut. Beide boten ihm in unterschiedlichen Lebensphasen ein Zuhause.4
Emanuels Vater Jesper Swedberg (1653 – 1735) war ein bekannter und leidenschaftlicher lutherischer Pfarrer, der zur Zeit von Emanuels Geburt als Hofkaplan diente. 1719 wurde Jespers Familie von Königin Ulrika Eleonora geadelt und erhielt den Namen Swedenborg. Seit dieser Zeit hieß Emanuel und gilt er der Geschichte als Swedenborg. Jesper Swedberg gab seinen meisten Kindern biblische Namen, um sie an ihre Pflicht vor Gott und der Kirche zu erinnern. Jesper schrieb:
„Der Name meines Sohns Emanuel bedeutet ‚Gott mit uns‘; sodass er sich stets der Gegenwart Gottes und der engen, heiligen und geheimnisvollen Verbindung mit unserem guten und gnädigen Gott erinnert, in die wir durch den Glauben gebracht worden sind, durch welchen wir mit Ihm verbunden und in Ihm sind.” 5
Jesper Swedberg war für seine Frömmigkeit bekannt – wegen seines Glaubens und der beispielhaften Darstellung des Glaubens im Leben. Er beklagte den wahrgenommenen moralischen Verfall seiner Zeit und er scheute sich nicht, andere zu kritisieren und denjenigen auf die Füße zu treten, die vor allem daran glaubten, dass Frömmigkeit in der Beachtung frommer Zeremonien bestehe. König Karl XI. war der erste, der den enthusiastischen Pfarrer während seiner Zeit als Militärkaplan bei der königlichen Reiterwache bemerkte. Er begann Swedberg zu bewundern, beförderte ihn auf Positionen mit Autorität und pflegte bei ihm Rat zu suchen.6
Als Emanuel vier Jahre alt war, berief König Karl XI. den energischen Jesper als Professor für Theologie an die Universität Uppsala. Bald danach wurde er zudem zum Rektor der Kathedrale von Uppsala ernannt, wobei er „[…] Leben und Schwung in die theologische Fakultät brachte.” Dabei handelte es sich um eine sensible Position, denn zu jener Zeit kursierten zahlreiche theologische Debatten und neue Ideen, die innerhalb der lutherischen Kirche und auch an der Fakultät von Uppsala intensiv diskutiert wurden.7
Zu jener Zeit gab es zwei konkurrierende Strömungen religiösen und philosophischen enkens in Uppsala. Die erste war eine Art Scholastik9* und gründete die gesamte Autorität der Kirche und der von der Kirche akzeptierten Lehren auf Aristoteles und seine Kommentatoren. Jesper Swedberg und die lutherische Orthodoxie erkannten im Blick auf Studium und Religion die Kirche als die letzte Autorität in allen Fragen und Problemen an. Die Integration der aristotelischen Anschauungen in die Kirchenlehre sollte ein richtiges und angemessenes Maß an weltlicher Wissenschaft bieten, um den menschlichen Verstand zu üben. Die Anhänger der Scholastik glaubten dementsprechend, dass sämtliche philosophische Probleme durch Bezug auf die Schrift, durch kultiviertes Studium von Büchern und das Heranziehen von Autoritäten gelöst werden könnten.8
Die zweite Denkströmung stand dazu in Opposition. Dieser Antischolastizismus wurde populär durch den berühmten Wissenschaftler und Philosophen René Descartes. Er lehrte, dass die beste Weise, das Unbekannte zu erkennen, in der Aufstellung eigener Deduktionen10* und der Ausbildung unabhängiger Schlussfolgerungen bestehe. Descartes suchte die Natur betreffende Wahrheiten durch wissenschaftliches Studium zu ergründen. Ebenso war er davon überzeugt, dass Intuition eine Rolle in diesem Prozess spiele, wobei er meinte, dass sie aus dem Licht der Vernunft entstehe. Demgegenüber betrachtete er die Kirche nicht als Autorität und hatte auch keine Probleme damit, orthodoxe Anschauungen herauszufordern.
Descartes reiste auf Einladung von Königin Christine 1610 nach Schweden, da sie mehr über seine Ideen erfahren wollte. Bedauerlicherweise starb Descartes nur wenige Monate später an einer Lungenentzündung. Doch seine Ansichten hatten einen Feuersturm von Ideen und Erörterungen ausgelöst, der ein Jahrhundert lang über Schwedens akademische Welt hinweg fegte. Descartes’ Philosophie hatte „[…] eine Fackel der Freiheit des Denkens an der Universität Uppsala angezündet.”9
Eine große Kontroverse in Hinblick auf diese beiden konkurrierenden Schulen entbrannte zwischen der theologischen und der philosophischen Fakultät der Universität Uppsala. Diese wurde schließlich durch das Dekret König Karls XI. besänftigt:
„Die Lehren des christlichen Glaubens dürfen nicht der philosophischen Kritik unterworfen werden. Doch ansonsten ist die Philosophie in Praxis und Erörterung frei.”
Ende des 17. Jahrhunderts existierte daher ein bedeutendes Maß an Freiheit des Denkens in Schweden, welche freie wissenschaftliche Forschung erst ermöglichte. Dennoch behielt die Kirche weiterhin großen Einfluss.10
Jesper Swedberg war ein sehr populärer Lehrer während seiner zehnjährigen Dienstzeit in Uppsala, das zur damaligen Zeit als Epizentrum des fortgeschrittenen Forschens in Schweden galt. Der junge Emanuel wuchs demnach inmitten häufiger akademischer und theologischer Erörterungen auf, zu denen auch das Dilemma des scholastischen und wissenschaftlichen Zugangs zur Wahrheit und weitere Themen gehörten. Man kann also sicher davon ausgehen, dass der junge Emanuel in einem sehr religiösen, aber zugleich akademischen Haushalt aufwuchs.11
Als Emanuel 1696 acht Jahre alt war, starb seine Mutter. Ein Jahr darauf heiratete sein Vater Sara Bergia, deren Familie ebenfalls über Verbindungen zum schwedischen Bergbau verfügte. Emanuel lebte bis 1703 bei seinem Vater und seiner Stiefmutter, jenem Jahr, in dem sein Vater zum Bischof von Skara ernannt wurde. Mit diesem Ereignis zogen Vater und Stiefmutter nach Brunsbo und ließen den 15-jährigen Emanuel bei seiner älteren Schwester Anna und deren Ehemann Erik Benzelius. Benzelius war Theologieprofessor in Uppsala, später Erzbischof von Uppsala und dazu ein führender Wissenschaftler Schwedens. Als flammender Cartesianer war er ein starker Befürworter des wissenschaftlichen Zugangs zur Welt und der intellektuellen Freiheit. Er führte Korrespondenzen mit den prominentesten Menschen seiner Zeit und war in Kontakt mit den bedeutenden Zentren fortgeschrittener Forschung in Europa, wie etwa der Royal Society in London. Benzelius ermutigte Emanuel bei seinen wissenschaftlichen Studien. Emanuel war sehr vertraut mit Anna und Erik, zeitweise betrachtete er Erik sogar als Vaterfigur, obwohl er weiter gute Beziehungen zu seinem Vater und seiner Stiefmutter pflegte.12