Читать книгу Osteopathie und Swedenborg - David Fuller - Страница 22

OECONOMIA REGNI ANIMALIS 17*

Оглавление

Im Herbst 1736 verließ Swedenborg Holland und reiste nach Paris, wo er schließlich in der Rue de l’Observatoire blieb, die einen Steinwurf von der erst kurz zuvor eingerichteten Schule für Chirurgie und Sektion entfernt lag. Sie war unter königlicher Förderung durch Ludwig XIV. geschaffen worden und stand unter Leitung der medizinischen Fakultät, deren Direktor Doktor Petit war. Während seines anderthalb Jahre dauernden Aufenthaltes in Paris widmete Swedenborg sich anatomischen Studien und Sektionen, aber in seinen persönlichen Büchern finden sich darüber nur wenige Aufzeichnungen. Scheinbar ging er gänzlich in seinem Studium der Anatomie und in der Arbeit an seinem nächsten größeren Werk, der Oeconomia regni animalis, auf.63

Im März 1738 verließ er schließlich Paris und bereiste Italien, wo er das darauf folgende Jahr und einige weitere Monate verbrachte. Während der ersten fünf Monate in Italien entwickelte Swedenborg seine Überlegungen weiter und schrieb an einer Abhandlung über das Gehirn18*, deren über 1.000 Seiten drei Abschnitte umfasst. Im August 1738 vollendete er einen ersten Überblick über das Gehirn in Venedig. Historiker bezeichnen es als das Venezianer Werk. Ursprünglich hatte Swedenborg geplant, seine Oeconomia regni animalis mit dieser Arbeit über das Gehirn zu eröffnen. Doch er änderte sein Vorhaben und begann diese physiologische Buchreihe stattdessen mit einer Abhandlung über das Blut.64

Für Swedenborg war es ein selbstverständliches und bestimmendes Bestreben, die Existenz der Seele im Körper zu beweisen und die Interaktion zwischen beiden aufzuzeigen. Er bemerkte einen wachsenden Materialismus in der gelehrten Welt und die daraus resultierenden Zweifel an der Existenz Gottes und am Leben nach dem Tod. So hoffte er, durch den Beleg der tatsächlichen Existenz der Seele und ihrer Interaktion mit dem Körper den führenden Denkern seiner Zeit zu helfen, Gott und das Leben nach dem Tod anzuerkennen sowie eine tiefere Wertschätzung des menschlichen Körpers zu entwickeln.65

Swedenborg reiste im Juni 1739 weiter nach Amsterdam, wo er den ersten der beiden Bände der Oeconomia regni animalis schrieb. Dieses Werk wurde 1845 erstmals durch August Clissold ins Englische übersetzt und erhielt den Titel The Economy of the Animal Kingdom.19* Dabei handelt es sich um die erste Übersetzung ins Englische, weshalb das Werk bis heute unter diesem Titel bekannt ist. Indessen lag aber eine weitere Übersetzung des Titels vor: Dynamic of the Soul’s Domain20*, die das Werk sehr viel besser bezeichnet. Swedenborg beendete im Dezember 1739 den ersten Band und blieb in Amsterdam, um den Druck und das Lesen der Korrekturfahnen bis zur Veröffentlichung des Bandes Oktober 1740 neun Monate lang zu überwachen. Während dieser Zeit schrieb er weiter über das Gehirn und ergänzte das Venezianer Werk um zusätzliches Material (die Amsterdamer Zusätze). Er hatte demnach bereits mit der Arbeit am zweiten Band der Oeconimia regni animalis begonnen.66

In dieser Zeit notierte Swedenborg in sein Tagebuch: „Diese Sachverhalte sind wahr, weil ich das Zeichen habe.” Dabei handelt es sich um eine jener Erfahrungen, die zuvor im Zusammenhang mit seiner Meditationstechnik erörtert wurden, und es scheint eine der ersten Episoden von Swedenborgs Geistesblitzen und ihrer Bestätigung gewesen zu sein.67

Im November 1740 kehrte er schließlich wieder nach Schweden zurück und nahm seine offiziellen Pflichten wieder auf. Die Veröffentlichung des zweiten Band der Oeconomia regni animalis erfolgte dann 1741. Die Oeconomia regni animalis wurde in den Rezensionen anatomischer und medizinischer Fachkreise in Europa mit viel Beifall bedacht. Offensichtlich wurde dieses lateinische Werk vom gelehrten Publikum gut angenommen, denn die erste Ausgabe war schon bald vergriffen. Swedenborg ließ es 1742 und 1748 in zwei Neuauflagen nachdrucken.68

Während dieser Lebensphase verkehrte Swedenborg in den höchsten Kreisen der schwedischen Gesellschaft und als aktives Mitglied der Adelskammer besuchte er regelmäßig den Reichstag. Er war mit seiner Arbeit am Bergwerksdirektorium beschäftigt und häufig am Königshof anwesend und im Dezember 1740 wurde er in die neu geschaffene Schwedische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Dort schloss er mit zwei Männern Freundschaft: Graf Hopken, dem Ausführenden Rat, und Graf Tessin, dem Präsidenten der Adelskammer. Zu den Mitgliedern zählte auch Carl von Linné, der oft als Vater der modernen Botanik bezeichnet wird.69

Die Oeconomia regni animalis ist ein langes und sehr komplexes Werk. Der erste Band handelt überwiegend vom Blut und vom Herzen. Der zweite Band hat das Gehirn und die menschliche Seele zum Gegenstand. Das gesamte Werk beruht sehr stark auf Anatomie, enthält aber auch Studien zu Struktur und Funktion sowie Vertiefungen in die Philosophie.

Swedenborg eröffnete die Oeconomia regni animalis mit der Behandlung des Blutes und der Feststellung, dass das Blut ein universelles Prinzip darstelle, welches dem Körper zugrunde liege und die Vollkommenheit der Natur enthalte. Er betrachtete das Blut als grundlegende Flüssigkeit, welche die Funktionen der Seele im Körper ausführe. Es ernähre alle Teile des Körpers, diene ihnen und unterstütze sie. Danach folgte eine Abhandlung zu Herz und Kreislauf, wobei Swedenborg erkannte, dass das gesamte Leben von der Natur und der Verteilung des Bluts abhängt. Er schätzte die Bedeutung einer detaillierten Kenntnis des Kreislaufsystems, um die Rolle des Blutflusses im Körper besser verstehen zu können, und er begriff, dass Gesundheit, Kraft und Leben des Körpers selbst vom balancierten Fließen dieses Blutes des Lebens abhängen.70

Der zweite Band von Oeconomia regni animalis21* behandelt das Gehirn und die menschliche Seele. Die darin behandelten Überlegungen werden im Verlauf dieses Buchs weiter erforscht. Zunächst genügt ein kurzer Überblick.

Swedenborg beschrieb das Gehirn als aktives, den übrigen Körper belebendes Organ, wobei er der Ansicht war, dass diese Belebung aus zwei Aspekten bestehe: einerseits gebe das Gehirn eine unterstützende, belebende Kraft ab, die durch eine geistige Essenz oder Flüssigkeit übermittelt werde, welche wiederum unmittelbar die zerebrospinale Flüssigkeit und indirekt den übrigen Körper beseele. Er beschrieb die Bewegung des Gehirns mit den Eigenschaften von Expansion und Kontraktion, wodurch die beseelende Kraft vermittelt durch die geistige Flüssigkeit angetrieben werde. Er erkannte das Gehirn als das größte Einzelorgan des Körpers und das hervorragendste in der Interaktion von Seele und Körper – als Organ des menschlichen Geistes selbst also.71

Swedenborg zufolge entstehe die geistige Flüssigkeit im zerebralen Kortex, verlaufe durch und um die Nervenfasern des Gehirns, des Rückenmarks und des gesamten Körpers. Diese geistige Flüssigkeit fließe in die zerebrospinale Flüssigkeit ein und gelange schließlich in den Blutstrom, wobei sie die vitale Essenz des Blutes ausmache. Ihm zufolge pulsiere die geistige Flüssigkeit und übermittle die beseelende Bewegung des Gehirns an den übrigen Körper. Dabei handele es sich um eine universale Bewegung, die der Bewegung der Lungen und des Herzens sowie den Bewegungen jedes einzelnen Organs zugrunde liege – und letztlich die gesamte Bewegung im ganzen Körper vereinige.72

Swedenborg glaubte, dass das Studium der Natur zu einem Wissen der höheren Wirklichkeit und insbesondere, dass ein anatomisches Studium des Körpers zu einem besseren Verständnis der Seele führen könne. Er betrachtete die gesamte Schöpfung und zumal die menschliche Form als eine Abfolge von Graden, Ursachen und Wirkungen; alles reflektiere einen Aspekt von etwas Höherem. Er erkannte eine gemeinsame Harmonie, die zwischen verschiedenen Ebenen bestehe, so etwa zwischen Seele und Körper, und ging davon aus, dass die geistige Flüssigkeit als Medium zwischen Seele und Körper fungiere.73

Swedenborg war zudem der Ansicht, dass die Seele den Körper über das Gehirn und die geistige Flüssigkeit belebe und nach dem Tod des Körpers überdauere. In Oeconomia regni animalis bemerkte er, dass die geistige Flüssigkeit nicht allein die Beseelung an den Körper übermittle, sondern auch die organische Substanz ausmache, welche die Seele umfasse. Die Seele, so Swedenborgs Hypothese, sei die prinzipielle Ursache aller daraus folgenden Sachverhalte im Körper; der Körper bilde also einen Spiegel der Seele.74

Zusammenfassend: Die Oeconomia regni animalis ist eine auf Anatomie beruhende Studie des menschlichen Leibes. Sie sucht nach der Offenbarung der Seele im Körper, wozu detaillierte Analysen und Schlussfolgerungen zu Blut, Kreislauf, Nervensystem und Seele gehören. Swedenborgs Niederschriften zum Gehirn bezogen sich stark auf die beiden ersten Abhandlungen seines Venezianer Werks von 1738 mit den Amsterdamer Zusätzen von 1740, die posthum unter dem Titel The Brain von Rev. Alfred Acton, PhD, 1938 ins Englische übersetzt wurden.75

Nach seiner Rückkehr war Swedenborg drei Jahre lang mit seinen beruflichen Pflichten und weiteren Studien zur Anatomie, insbesondere zum Nervensystem, befasst. Davon ist einiges posthum als dritter Band zur Oeconomia regni animalis in englischer Sprache veröffentlicht worden: The Fibre.

Osteopathie und Swedenborg

Подняться наверх