Читать книгу Osteopathie und Swedenborg - David Fuller - Страница 27
THEOLOGISCHE ÜBERLEGUNGEN
ОглавлениеSwedenborg beschreibt Gott als singuläre Wesenheit eines göttlichen Menschlichen, dem universellen Menschen, der nicht als liebender und weiser charakterisiert sei, sondern zugleich die Quelle aller Liebe und Weisheit selbst bilde, welche die Schöpfung durchdringe und erhalte. Swedenborg betrachtet den Schöpfer sowohl als intelligent als auch als liebend. Er habe das Universum geschaffen, damit es nach Gesetzen existiere, sowohl geistig wie natürlich. Gott transzendiere den gesamten Raum und die gesamte Zeit, doch funktioniere er auf der Ebene natürlicher Existenz entsprechend einer innewohnenden Ordnung, welche die Schöpfung durchdringe. Swedenborg beschreibt eher eine Drei-Einigkeit Gottes, seine Einheit in dreifacher Differenziertheit, denn eine Dreifaltigkeit. Die Einheit in dreifacher Differenziertheit zeige sich in der einen Person des Herrn. Entsprechend finde sie sich in jeder Person wieder, in dessen Seele, seinem Mentalen und seinem Körper, die zusammen ein einheitliches Ganzes bildeten. Sofern man dies angemessen betrachte, offenbare die gesamte Schöpfung die zugrunde liegende Liebe und Weisheit des Schöpfers. Swedenborg beschreibt weiter, dass aus Gott als einer Quelle göttliche Liebe und Weisheit ausfließe, um die gesamte Schöpfung zu erhalten. Diese göttliche Weisheit und Liebe erscheine in der geistigen Welt als eine geistige Sonne, aus der geistige Wärme und entsprechendes Licht strömten, welche der Wahrheit und der Liebe entsprächen. Dieses geistige Licht und die entsprechende Wärme erhielten die geistige Welt, die wiederum die natürliche Ebene der Existenz erhalte.121
Swedenborg betont, dass die gesamte Schöpfung universalen Gesetzen folgen müsse, wobei die natürliche Ebene der Existenz die höhere geistige Realität reflektiere und diese wiederum die Liebe und Weisheit des Schöpfers abbilde. Gott habe das physische Universum geschaffen, damit es als Matrix und Fundament der geistigen Ebene der Wirklichkeit diene. Daher vermöge das Studium der natürlichen Welt die höhere Wahrheit zu erschließen, sofern der eigene Verstand und die Aufmerksamkeit angemessen ausgerichtet würden. Jedoch ersetze die durch göttliche Offenbarung erschlossene Wahrheit nicht einfach jene, wie sie angemessen durch Swedenborgs biblische Exegese verstanden werde. Sowohl Gott als auch die Erfahrung stellten bedeutende Quellen des Lernens dar.122
Swedenborg stellte fest, dass Gott den Menschen nach seinem Bild vollständig mit Körper, Mentalem und Geist geschaffen habe. Der Herr habe uns mit einem Sinn zur Selbstwahrnehmung geschaffen und erhalte uns in der Freiheit, so zu leben, wie wir wollen, mit dem Ziel, dass wir seine Liebe freigiebig zurückgeben. Liebe und Weisheit seien in unserem Mentalen beheimatet bzw. im Willen (in der Intention) und im Verstehen (der Urteilskraft), woraus unser hauptsächliches Leben bestehe. Gott habe die Menschen als deutlich von ihm unterschiedene Wesen geschaffen, die aber empfänglich seien für seine Weisheit und Liebe in einer von den anderen Geschöpfen abweichenden Weise. Diese Freiheit und Selbstwahrnehmung ermöglichten es uns, eigene Entscheidungen zu treffen und geistig so zu wachsen, wie wir es wünschten. Swedenborg betrachtete die Liebe als die grundlegende Energie und Substanz aller menschlichen Lebewesen, wobei die Weisheit als Mittel dazu diene, die Liebe in ihrem Gebrauch auszudrücken. Die Menschen entwickelten sich folglich geistig durch ihre Lieben und durch deren Manifestationen im Gebrauch angewandter Weisheit. Das geistige Wachsen umfasse auch das tägliche Leben, welches das wahre Wissen in der Praxis umsetze. Das Leben werde als ein Leben im Gebrauch guter Intentionen gelebt, als Leben der Liebe. Swedenborg gibt diesem schrittweisen Wachstumsprozess einen Namen: Regeneration. Er proklamierte, dass die gesamte Religion lebendig sei und das religiöse Leben darin bestehe, Gutes in liebender Intention zu tun. Das dauere auch nach dem Tod an. Das Ziel des Herrn bei der Schaffung des Universums habe darin bestanden, einen Himmel aus der menschlichen Rasse zu errichten.123
Swedenborg schildert eine Hierarchie der Lieben, beginnend bei der Liebe zum Herrn, über die Nächstenliebe und die Liebe zur Welt bis hinunter zur Selbstliebe. Alle diese Formen seien notwendig und, sofern sie in angemessener Ordnung gehalten würden, gut. Sie führten zu einem Leben in Gesundheit und Glück, sowohl hier auf der Erde als auch im nächsten Leben in der Ewigkeit. Swedenborg erkannte, dass die echte Ehe der Liebe die größte Möglichkeit für geistiges Wachsen zwischen den Eheleuten bilde, sofern die Ehe geistig enger werde und die Partner ihre Identitäten aufrechterhielten. Sofern diese Liebe wahrhaftig sei und ihre Verpflichtung ernst, dauere die Liebe fort. Und das verheiratete Paar bleibe auch in der nächsten Welt auf seiner Reise immer zusammen.124
Swedenborg zufolge ist die menschliche Rasse zum Zweck eines ewigen himmlischen Lebens geschaffen, das universelle Erlösung für jedermann einschließt. Diejenigen, die an etwas Größeres als an ihr eigenes Selbst glaubten und eine Art Liebe gegenüber ihrem Nächsten übten, seien dem Himmel verpflichtet. Je besser sie die menschliche Natur, die Natur Gottes jedoch verstünden und entsprechend geistig wüchsen, desto stärker arbeiteten sie daran, dies tatsächlich auf ihr eigenes geistiges Wachstum anzuwenden. Je mehr sie Übel als Sünden gegen den Herrn vermieden, umso wirksamer werde der Prozess, der zur persönlichen Regeneration mit einer Verbesserung der Individuen im Besonderen und der Gesellschaft im Allgemeinen führe. Da alle ihre Freiheit erhalten hätten, bestehe die Möglichkeit, die Selbstbezogenheit über alles zu setzen und sich vom Herrn abzuwenden hin zu einem Leben in der Hölle, sowohl in diesem als auch im kommenden Leben. Swedenborg stellte fest, dass, obgleich jeder zu einem Leben im Himmel bestimmt sei, jedes Individuum dennoch die Wahl habe, sich der Hölle zuzuwenden. Es handele sich dabei um eine Wahl, die alle durch die Entwicklung ihrer Liebe im gesamten Leben träfen, keineswegs komme es auf den Glauben alleine an.125
Swedenborg spricht von einer sehr aktiven spirituellen Realität. Obgleich eine direkte (unmittelbare) Verbindung zwischen jedem Menschen und dem Herrn existiere, gebe es auch eine indirekte (vermittelte) Verbindung durch die geistige Welt. Swedenborg versteht den Tod als Übergang von der Menschheit des irdischen Lebens zu der des geistigen. Die Seele sei im irdischen Leben gegenwärtig, sie stelle die belebende Kraft des Körpers dar, welcher sie bekleide. Der Tod bestehe im Sterben des Körpers und im Fortbestehen der Seele in der geistigen Welt. Swedenborg beschreibt in diesem Zusammenhang die Nahtoderfahrung sehr detailliert. Darin stimmt er in bemerkenswerter Weise mit den relativ jungen Beschreibungen von Nahtoderfahrungen durch Menschen, die von der modernen Medizin wiederbelebt wurden, überein. Er stellt zudem fest, dass nicht jeder von uns nur eine Seele besitze, die den Körper belebe, sondern sie sich zudem in Gestalt eines geistigen Körpers zeige, welcher der natürlichen Gestalt entspreche. Dieser geistige Aspekt lebe nach dem Tod vollständig weiter mit einer menschlichen Gestalt in der Form eines geistigen Körpers.126
Swedenborg beschreibt eine geistige Wirklichkeitsebene, die von Geisterwesen bevölkert werde, den Verstorbenen. Er stellt fest, dass die geistige Realität aus den Himmeln (mit drei Ebenen), den Höllen (ebenfalls mit drei Ebenen) und einer vermittelnden Ebene dazwischen bestehe, welche er als ‚die Welt der Geister’ bezeichnete. Beim Tod verlasse die Seele den Körper und betrete die Welt der Geister, wobei der betroffene Geist einen Reinigungsprozess durchlaufe, eine Selbstprüfung und ein Selbstverstehen der eigenen, alles außer Kraft setzenden, lenkenden Liebe. Swedenborg beschreibt ein Prinzip geistiger Assoziation, demzufolge jedes Individuum von anderen mit ähnlichen geistigen Qualitäten und Zuständen in diesem und im nächsten Leben angezogen werde. Alle Geisterwesen verfügten im nächsten Leben über eine sie umgebende Sphäre, die ihrem Charakter und der Liebe entspreche, die von jedem Individuum ausgehe, einem Geruch vergleichbar, der von den Geisterwesen wahrgenommen werden könne. Wie es eine endlose Variation von Affektionen und Charakteren gebe, so gebe es auch eine analoge Verschiedenheit der Sphären, welche die Einzigartigkeit des Einzelnen zum Ausdruck bringe. Diejenigen mit ähnlichen Charakteren und Sphären seien miteinander kompatibel und zögen einander an, während diejenigen mit entgegen gesetzten Sphären voneinander abgestoßen würden. Swedenborg erklärt, dass eine Person nach dem Tod allmählich zu dem Ort ziehe, welcher mit ihrer herrschenden Liebe zusammenpasse, zu einer Gesellschaft ähnlicher Menschen im Himmel oder in der Hölle. Swedenborg schildert den Himmel als angefüllt mit Gruppen von Engeln, die ähnliche Sphären teilen. Sie fänden es gut, für andere nützlich zu sein, und genössen das Leben mehr als irgendetwas anderes in ihrer früheren natürlichen Existenz. Die Hölle bestehe dagegen in einer inversen Spiegelung des Himmels. Sie sei durch die zerstörerische Kraft der negativen Lieben derjenigen verformt, die sich entschlossen hätten, dort zu leben. Gleichwohl gebe es eine Art Ordnung, um die Einwohner davon abzuhalten, einander zu verletzen. Und sie müssten etwas Nützliches tun. Swedenborg stellt zudem deutlich fest, dass, obgleich die geistige Existenzebene in die natürliche einfließe, die Interaktion beider Ebenen unbewusst erfolge.127
Swedenborg betrachtete sich selbst aufgrund göttlicher Vorhersehung bzw. sowohl durch seine Studien als auch durch sein geistiges Wachsen und seine spirituellen Erfahrungen in seinem gesamten Leben als vorbereitet, als ein besonderes Werkzeug zu dienen, der Welt neue Wahrheiten zu lehren und mitzuteilen. Er erklärte, dass es ihm ermöglicht worden sei, als Forschender nach Wahrheit bewusst in die geistige Welt einzutreten, um Einsichten zu bestätigen, die ihm vom Herrn eröffnet worden wären und die sich aus der Exegese des biblischen Buchstabens im Hinblick auf dessen innere Bedeutung ergeben hätten. Er stellte zudem fest, dass ihm mitgeteilt worden sei, dass kein anderer versuchen solle, Geisterwesen zu kontaktieren und die gleichen spirituellen Reisen zu unternehmen wie er, weil dies nicht der Ordnung entspreche. Er erläuterte, dass es durch ein Leben im Lichte der Selbstprüfung, der Reue und des geistigen Wachsens, welches auf der Anwendung der Wahrheiten auf das eigene Leben beruhe, von selbst zur Aufklärung käme. Dies beruhe auf der Beziehung jedes Individuums zum Herrn, insofern es in der geistigen Regeneration wachse. Swedenborg sah seine Mission darin, spirituellen Glauben zu vermitteln, indem er die verborgene Bedeutung im Alten und Neuen Testament erläuterte und so das Fundament für eine neue Kirche legte, der alle Menschen aller Zeiten angehören könnten. Entschieden riet er anderen davon ab, mit den Geisterwesen Kontakt aufzunehmen. Er erklärte, dass es zu unbewussten Verbindungen mit Geisterwesen kommen könne, sich diese jedoch nicht der Menschen dieses Lebens bewusst seien. Er stellte fest, dass der Versuch eines Kontakts mit den Geisterwesen einen unordentlichen Sachverhalt darstelle, denn dies fördere lediglich Kontakt mit bösartigen Geisterwesen, welche das Individuum täuschen und irreführen würden. Er erklärte, dass nichts Gutes aus bewusstem Kontakt mit Geisterwesen entstehen könne, wenn man davon absehe, dass großartige Sachverhalte offenbart und erfahren würden. Nur Verwirrung und Täuschung würden daraus resultieren.128
Zu Swedenborgs einzigartigen Konzepten sind diejenigen von Entsprechungen, unterschiedenen Graden und Einströmen zu zählen. Er erklärte, dass es Beziehungen zwischen verschiedenen, einander entsprechenden Ebenen unterschiedener Grade gebe. Diese fielen typischerweise unter ein dreigliedriges Muster von Zweck, Ursache und Wirkung. Der höchste Grad in einer Folge sei der ‚Zweck’ bzw. die Absicht, der mittlere die ‚Ursache’ und der unterste die ‚Wirkung’. Vom höchsten Grad aus flössen die höchsten, universellsten Anschauungen und Sachverhalte in die unteren Grade hinab. Die unteren Grade bildeten umgekehrt Repräsentationen der höheren Grade. Eine Veranschaulichung stellten Liebe, Weisheit und ihr Gebrauch dar, wie bereits dargestellt. Ein anderes Beispiel seien Seele, Mentales und Körper. Jeder Aspekt sei von den anderen unterschieden, doch zusammen bildeten sie eine Einheit. Der Seele komme der Grad des Zwecks bzw. der Absicht zu, das Mentale liege auf der Ebene der Ursache und die Wirkung werde vom Körper ausgeführt. Es bestehe eine Entsprechung dieser drei unterschiedenen Ebenen. Diese Entsprechung könne ebenso in anderen Bereichen gefunden werden. Insbesondere entdeckte Swedenborg die verborgene Wissenschaft der Entsprechungen für den Buchstaben in der Heiligen Schrift. Indem er den Worten entsprechende Bedeutungen zuordnete, erkannte er darin enthaltene höhere Konzepte und Wahrheiten, welche den eigentlichen inneren, geistigen Sinn des Wortes enthüllten. In seinen gesamten theologischen Werken stimmen diese Entsprechungen überein. Er beschrieb ebenfalls eine Entsprechung zwischen geistiger und natürlicher Ebene aufgrund eines Einströmens des geistigen in den natürlichen Aspekt. Dieses Einströmen komme direkt vom Herrn und indirekt (vermittelt) durch die Welt der Geisterwesen, obgleich es keine bewusste Interaktion zwischen natürlicher und geistiger Welt gebe.
Swedenborg war insbesondere am Einströmen der Seele in den Körper und an der Repräsentation des Körpers in der Seele interessiert.129
Eine der Entsprechungen, die Swedenborg am häufigsten beschreibt, ist diejenige des universellen Menschen (auch als ‚großes menschliches Wesen’ oder ‚großer Mensch’ übersetzt). Er zeigte, dass der Zweck aller Himmel darin bestehe, eine übergreifende menschliche Form auszubilden, den universellen Menschen, welcher den Schöpfer spiegele, den göttlichen Menschen. Wenn wir geistig wüchsen, helfe uns der Prozess der Regeneration dabei, die Gestalt des universellen Menschen zu spiegeln. Tatsächlich sei die gesamte Schöpfung, insbesondere die menschliche Gestalt, in vieler Hinsicht ein Mikrokosmos des Makrokosmos.130
Swedenborg präsentierte zahlreiche neue Interpretationen alter Ideen und viele neue Konzepte in seiner Theologie. Er beschrieb das zukünftige Wachstum einer neuen Spiritualität, welche die Welt einschließlich der bestehenden Kirchen durchdringen werde. Er empfand sich nicht an eine bestehende Gestalt des Christentums gebunden. Tatsächlich kritisierte er viele der Ansichten des Christentums seiner Zeit. Er nahm die schrittweise Ankunft eines neuen Zeitalters mit dem Anwachsen einer Neue Kirche voraus, welche die Krönung aller vorhergehenden Kirchen sein werde, die auf Erden existiert hätten, und die gesamte Menschheit durchdringen werde, sodass die Menschheit dem Herrn und einem Himmel auf Erden näher käme. Stets vertrat er eine optimistische Sicht auf die Zukunft des Menschengeschlechts.131