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10. DER MESMERISMUS, DIE NEUE KIRCHE, GEORGE BUSH UND DER JUNGE ANDREW JACKSON DAVIS
ОглавлениеDer Mesmerismus hatte eine bedeutende Wirkung auf die Neue Kirche. Obgleich es bereits in den frühen 1830ern einiges Interesse am animalischen Magnetismus gab, so wuchs dieses gegen Ende der 1830 er noch erheblich an. Artikel in der Zeitschrift der Neuen Kirche, dem New Jerusalem Magazine, in den frühen 1830ern erörterten das magnetische Heilen und legten verschiedene Meinungen über das Thema in der Kirche dar. Einige betrachteten das System des magnetischen Heilens als das erste, welches mit Swedenborgs Lehren harmoniere, und verbanden damit den Gedanken der geistigen Verursachung von Krankheit. Andere Mitglieder der Neuen Kirche waren damit nicht einverstanden, da der Mesmerismus deutlich in der Gefahr gesehen wurde, den Kontakt zu bösen Geistern zu ermöglichen – und dies müsse vermieden werden. Unabhängig davon wuchs die Neue Kirche in den späten 1840ern mit der wachsenden Popularität des Mesmerismus im Land.237
Einige von jenen, die von reisenden magnetischen Heilern hypnotisiert worden waren, suchten nach einer Erklärung der erfahrenen Phänomene und glaubten, sie fänden sie in den Schriften Swedenborgs. Es war nirgends eine attraktivere und verständlichere christliche Darlegung dafür zu finden als eben in diesen Schriften. So trug der Mesmerismus beachtlich zur Ausbreitung der Neuen Kirche in den späten 1830ern und in den 1840ern bei. Die einflussreichste Person, die Verbindungen zwischen Swedenborgianern und Mesmerismus entfaltete, war der bereits mehrfach erwähnte Professor George Bush.238
Bush wurde im Juni 1796 in Norwich, Vermont geboren. Trotz des Todes seines Vaters, als Bush vier Jahre alt war, überstand er dies gut und erlangte sogar eine beachtliche Ausbildung. 1818 schloss er seine akademische Ausbildung an der Alma Mater seines Vaters, dem Dartmouth College, ab und studierte in Princeton, um presbyterianischer Geistlicher zu werden. Nach seiner Ordination wurde er 1824 als Missionar nach Indiana gesandt, wo er drei Jahre lang arbeitete, dazu heiratete und Vater eines Sohnes wurde. Unglücklicherweise starb 1827 seine Frau und er entschloss sich, nach New York zu ziehen, auch weil er dort seinen intellektuellen Neigungen besser nachgehen konnte. In New York heiratete er erneut, Mary Fisher, und bekam bald darauf zwei weitere Söhne und eine Tochter. Er wurde zudem an der heutigen New York University Professor für Hebräisch und orientalische Literatur. In intellektuellen presbyterianischen Kreisen kannte man ihn gut, denn er verfasste verschiedene Bücher und eine Kommentarreihe zum Alten Testament, die ihm einigen Respekt als Hebraist einbrachten. Darüber hinaus strebte er aber auch nach internationaler Anerkennung als Religionswissenschaftler. (George Bush war im Übrigen der Bruder von Timothy Bush, dem Urgroßvater des ehemaligen Präsidenten George H. W. Bush.)239
Während seiner Zeit in Indiana, befand Bush sich im Streit mit der presbyterianischen Orthodoxie über die Form der Kirchenleitung. Er war nicht der Meinung, dass jede Kirchenleitung beanspruchen könne, die einzige auf der Schrift beruhende Instanz zu sein, setzte seine unabhängigen intellektuellen Forschungen fort und tauchte in die Gedankenströme New York Citys jener Tage ein. In den frühen 1840ern schrieb er kritische Arbeiten über die presbyterianische Auffassung der Auferweckung Christi, 1845 erklärte er offen seine Wertschätzung für die Schriften Swedenborgs und verkündete seinen Austritt aus der presbyterianischen Kirche sowie seine Entscheidung, sich der Neuen Kirche anzuschließen.240
Bushs Entscheidung, sich der Neuen Kirche anzuschließen wirkte auf die intellektuelle Gemeinschaft New Yorks und andernorts wie ein Schock. Sie führte sogar zu einer Gegenbewegung seitens der protestantischen Gemeinschaft, welche sich gegen die Neue Kirche richtete. Wenn ein Wissenschaftler und Geistlicher von solcher Reputation sich dieser kleinen Gruppe anschloss, schien das eine Bedrohung für die anderen Kirchen der Gegend darzustellen.
Trotz finanzieller Probleme, die dadurch entstanden, dass die Verleger seiner früheren Bücher die Tantiemen nicht mehr zahlten, begann Bush ohne Zögern für das kleinere, aber sehr anspruchsvolle Publikum der Neuen Kirche zu schreiben. Er lehrte weiter an der Universität, bis er diese 1847 verließ, um erneut zu studieren, damit er Geistlicher der Neuen Kirche werden konnte. 1848 wurde er schließlich ordiniert und seine erste Pastorenstelle befand sich in einer New Yorker Gemeinschaft, wo es u. a. zur Begegnung mit der Bewegung der Neuen Ära kam. Seit 1845 war er weitreichend aktiv; er besuchte Boston und trug dort vor, wobei er dortige Mitglieder der Neuen Kirche wie Sampson Reed beeindruckte. Zudem übersetzte er Teile von Swedenborgs wissenschaftlichen und religiösen Werken.241
Diese Sympathien wurden jedoch belastet, als die Bostoner Swedenborgianer erkannten, dass Bush am Mesmerismus interessiert war und plante, ein Buch über Mesmerismus und Swedenborgianismus zu schreiben. Obgleich er ein brennender Swedenborgianer war und die Neue Kirche im Allgemeinen unterstützte, war Bush durch und durch ein Freigeist. Er behielt seine kritische Position gegenüber jeder Kirchenleitung und akzeptierte Ideen und Bewegungen außerhalb der Kirche wie den Magnetismus. Bush befürwortete mit dieser Haltung die Bewegung der Neuen Ära zwar nicht, doch er tolerierte sie und war bestrebt, sie nicht entschieden zu unterdrücken.242
Wie bereits erwähnt war er bereits vor seiner Ordination 1848 innerhalb der Neuen Kirche sehr aktiv gewesen. Als er die Pastorenstelle in New York antrat, war er tatsächlich eine der umstrittensten Figuren in der Geschichte der Neuen Kirche. Unglücklicherweise hatte er viele Anführer der Neuen Kirche sowie andere freie Geister dieser Zeit befremdet. Gleichzeitig jedoch gewann er zahlreiche Unterstützer in der Neuen Kirche, die auch Interesse am Mesmerismus hatten und brachte wieder andere über ihr Interesse am Magnetismus auf den Weg in die swedenborgianische Gemeinde. 1845 bildete er eine Gruppe interessierter Menschen aus dem Einzugsgebiet um und in New York City, die mit ihm sympathisierten, da er eine ‚amerikanische Formulierung’ und ein entsprechendes Verständnis des Swedenborgianismus darlegte. Bush führte wahrscheinlich mehr Menschen als jeder andere in die Neue Kirche.243
Obgleich die Namen der Beteiligten an George Bushs Gruppe nicht bekannt sind, geht man davon aus, dass er die Gruppe auch anführte. Man weiß, dass er in jener Zeit Vorträge von Davis besuchte, an denen auch Thomas Lake Harris und Woodbury Fernald teilnahmen.244
Im Januar 1847 veröffentlichte Bush sein Buch Mesmer and Swedenborg: or the Relation of the Developments of Mesmerism to the Doctrines and Disclosures of Swedenborg. Dabei handelte es sich um eine wissenschaftliche Verteidigung seiner Überzeugungen vor dem Hintergrund, dass sie durch jüngste wissenschaftliche Entdeckungen verifiziert worden seien. Bush erkannte die Autorität der Schriften Swedenborgs als fraglos an. Gleichwohl sah er viele Parallelen zwischen Swedenborgs Erfahrungen und den Phänomenen des Mesmerismus. Er erkannte darin „[…] ein neues Kapitel in der Philosophie der mentalen Phänomene und der Beziehung des Menschen zur höheren Sphäre.” Er betrachtete den Mesmerismus als Beleg, welcher Swedenborgs Paradigmen von Körper und Seele bzw. des natürlichen und des geistigen Aspekts unterstützten. Das Buch ermutigte viele Menschen, die am Mesmerismus interessiert waren, den Swedenborgianismus zu erforschen und einige wurden dadurch zu aktiven Mitgliedern der Neuen Kirche.245
Bush argumentierte, dass bei faktischer Richtigkeit der Behauptungen des Mesmerismus damit Swedenborgs Schriften bestätigt seien, das Gegenteil allerdings nicht zuträfe. Erwiese sich der Mesmerismus als falsch, sei die Validität der Schriften Swedenborgs davon nicht betroffen. Bush bemerkte, dass 10.000 konträre Berichte von Hellsichtigen nicht ein Jota seines Vertrauens in die Schriften Swedenborgs erschüttern würden. Er anerkannte auch Swedenborgs Warnungen vor dem Kontakt mit Geisterwesen, der zur Kommunikation mit missgünstigen, tückischen Geisterwesen führen könne, und war der Ansicht, dass Swedenborgs Rang weit über dem des Mesmerismus liege; daher könne nur er den geistlichen Sinn des Wortes enthüllen. Doch da Swedenborg ähnliche Phänomene wie diejenigen magnetisierter Hellsichtiger beschrieben habe, scheine der Mesmerismus Swedenborgs Anschauungen wieder zu erneuern. Bush erschien es daher möglich, dass im großen Entwurf aller Dinge eine der Vorsehung entsprechende Entwicklung des Mesmerismus dazu dienen werde, den Weg für eine universale Anerkennung der Behauptungen Swedenborgs zu bahnen.
Mesmer and Swedenborg provozierte unterschiedlichste Reaktionen in der Neuen Kirche, die zwischen Unterstützung und heftiger negativer Kritik schwankten. Das Buch erreichte auch ein breites Publikum jenseits der Neuen Kirche und diente so als Zugangspunkt für diejenigen, welche die Ideen Swedenborgs erforschen wollten.246
Bush fügte Mesmer and Swedenborg einen Anhang A bei. Dabei handelte sich um eine längere Schilderung eines Mesmeristen namens Andrew Jackson Davis, der Bush zuvor beeindruckt hatte. Bush glaubte aufrichtig an die Authentizität dieses jungen Manns. Durch die Erwähnung in seinem Buch führte Bush diesen jungen Magnetiseur beim intellektuellen Publikum ein. So verschaffte er ihm einiges an Reputation, Unterstützung und Präsenz, die dieser sonst nicht gehabt hätte. Es ergibt sich von selbst, dass Davis und ebenso seine Bekannten viel Zeit mit Professor Bush verbrachten.247
Andrew Jackson Davis wurde 1826 in Bloomington Groove, New York, als Sohn eines ungebildeten Farmers, Webers und Schuhmachers geboren. Er wuchs in gestörten Familienverhältnissen auf, der Vater war starker Trinker und bezahlte seine Rechnungen nicht. Als die unvermeidbaren Probleme unüberwindlich wurden, zog die Familie um und begann woanders von Neuem. Davis behauptete, dass er in der Familie wenig formale Bildung erhalten habe, weil sie, bis er sich mit 13 Jahren von ihr abwandte, fünfmal umgezogen wären. Dann ging er bei einem anderen Schuhmacher in die Lehre und besuchte presbyterianische und später methodistische Kirchen, die ihn aber nicht zufrieden stellten. Als er älter wurde, neigte er dem Universalismus zu, doch auch mit dessen Theologie war er nicht ganz einverstanden.248
1843 änderte sich sein Leben, als er im Alter von 17 Jahren dem bekannten reisenden Mesmeristen J. Stanley Grimes begegnete, der durch seine Heimatstadt Poughkeepsie kam, Vorträge hielt und animalischen Magnetismus demonstrierte. Davis war davon fasziniert. Als Grimes wieder weitergezogen war, verbrachte er über ein Jahr bei einem örtlichen Schneider, der ihn magnetisierte und in Trance versetzte. Als er sich im magnetischen Zustand befand, stellte Davis fest, dass er über Fähigkeiten zu Telepathie, Hellsichtigkeit und Geistreisen verfügte. Und er war der Überzeugung, ein fachkundiger Mesmerist zu sein. Davis experimentierte mit Levingstone, um seine Fähigkeiten zu verbessern, ehe er eine neue Berufslaufbahn als professioneller Magnetist einschlug. Er mietete sich bei anderen Mesmeristen ein, reiste durch Neuengland und stellte seine neu entdeckten mentalen Kräfte vor. Er gewann einige Reputation als magnetischer Heiler und diagnostizierte eine Reihe von Krankheiten und verschrieb passende Heilverfahren, womit er viele Menschen nach Poughkeepsie anzog.249
Nachdem er als professioneller Magnetist und magnetischer Heiler umher gereist war, behauptete Davis, er habe einen Wandel durchschritten und nun Zugang zu höheren Ebenen der geistigen Realität, welche größere Einsichten gewähre, um zu echter Wahrheit zu gelangen. Er behauptete zudem, er könne das alles unabhängig vom Mesmerismus erreichen. Er sei fähig, sich selbst in Trance zu versetzen und in diesem Zustand vorzutragen. Davis beschrieb dies mit Begriffen der ‚Korrespondenz’ und des ‚Einströmens’. Er sagte, dass er zwei Geistern begegnet sei, als er zum ersten Mal in diesen Zustand geraten sei. Diese hätten ihm Aufträge gegeben, wie er sein weiteres Leben gestalten solle. Der erste sei der Geist Galens gewesen, der ihm einen magischen Stab gereicht und ihn mit der Geistheilung beauftragt habe. Dies bezog Davis in sein magnetisches Heilen ein.
Der zweite und bedeutendere sei der mutmaßliche Geist Swedenborgs gewesen, welcher versprochen habe, Davis auf seinem Weg der spirituellen Aufklärung zu instruieren und zu führen. Von diesem Zeitpunkt an bräuchte Davis keine mesmerischen Mechanismen mehr, um in den Trancezustand einzutreten, denn „[…] er wurde von Swedenborg geleitet, um die großen Geheimnisse des Universums zu entdecken.” Davis war nicht länger auf magnetische Mechanismen angewiesen und popularisierte die Praxis eines selbstständigen Eintritts in den Trancezustand.250
1845 zog Davis mit einem Team von zwei Managern und einem Assistenten nach New York City. In den beiden folgenden Jahren diktierte er Vorträge aus dem selbstinduzierten mesmerischen Trancezustand. Bei den beiden Managern handelte es sich um den universalistischen Geistlichen und Verleger Samuel Brittan und dessen Schwager Dr. Silas Lyon, einen am Mesmerismus interessierten Arzt. Zu seinem Team gehörte später auch Rev. William Fishbourg, ein weiterer universalistischer Geistlicher. Dieser besaß eklektische philosophische Interessen und zeichnete die Vorträge zur späteren Veröffentlichung auf. Alle drei waren an Mesmerismus, Hellsichtigkeit und Swedenborg interessiert. Durch Davis’ Einkünfte als medizinischer Hellsichtiger und magnetischer Heiler konnte sich die Gruppe selbst finanzieren.251
Bei der Ankunft in New York City sandte der 19-jährige Davis einen Brief an Professor George Bush, in dem er behauptete, er habe eine Botschaft vom Geist Swedenborgs erhalten, welche lange diktierte Abhandlungen und die Buchstaben ‚AC’ enthalte, gefolgt von einer Zahlenfolge. Bush erkannte darin schnell einen Bezug auf nummerierte Abschnitte aus Arcana Coelestia. Das Diktat stimmte damit ebenso überein. Bush besuchte Davis und nahm an dessen Diktaten im Trancezustand teil, und obgleich er sich über die Identität des Geistes nicht sicher war, mit dem Davis Kontakt hatte, war er doch beeindruckt davon, wie viele swedenborgianische Ideen dieser ungebildete Mann aussprach. Bush untersuchte das. Während Davis im Trancezustand war, zitierte er viele Seiten von Swedenborgs Schriften offenbar nahezu wörtlich. Bush war sehr beeindruckt, dass der ungebildete Davis in seinen Trancezuständen Hebräisch, Griechisch und Latein sprach, Sprachen, die er im bewussten Leben nicht beherrschte. Diesen Vorträgen wohnten unter anderem auch Edgar Allen Poe, Woodbury Fernald und Thomas Lake Harris bei.252
1847 veröffentlichte Davis, der ‚Seher aus Poughkeepsie’, 57 dieser Vorträge unter dem Titel The Principles of Nature, Her Divine Revelations, and a Voice to Mankind. Diese Veröffentlichung wurde aufgrund des Zeugnisses von Bush, der Davis inzwischen förderte, weitgehend akzeptiert. Das Buch umfasste auch die swedenborgianischen Lehren vom Großen Menschen, von der Wissenschaft der Entsprechungen, das Konzept des Einströmens sowie vom Verhältnis zwischen der Welt der Materie und der Welt der Geister – alles in swedenborgianischer Begrifflichkeit. Enthalten waren sogar wissenschaftliche Ideen Swedenborgs, wie etwa seine Teilchentheorie und die Sternennebel-Hypothese. Einige Passagen entsprachen nahezu wörtlich Swedenborgs Arcana Coelestia.
Verständlicherweise glaubten zuerst viele, es handle sich um ein swedenborgianisches Buch. Gleichwohl zeigten sich nach dem ersten Hinsehen offensichtlich erhebliche Differenzen zu Swedenborgs Anschauungen. Davis nahm einige bedeutende Veränderungen vor, so leugnete er etwa die göttliche Inspiration der Heiligen Schrift, die Göttlichkeit Christi und die Existenz der Hölle. Einige Historiker meinten später, es handle sich um einen ‚amerikanisierten’ Swedenborg. So beschrieb ihn etwa die Historikerin Catherine Albanese ironisch als den ‚amerikanischen Swedenborg’. Sie sagte von Davis, „[…] dass der amerikanische Swedenborg den schwedischen unbekümmert korrigiert […]”, wobei sie sich darauf bezog, dass [der schwedische] Swedenborg mit seinen drei Stufen der Hölle daneben gelegen habe. Die Bezeichnung ‚Hölle’ sei nicht absolut, sondern bloß relativ wahr. Offenbar galt für Davis, dass die drei unteren Ebenen der geistigen Realität von Geisterwesen bevölkert wären, die nicht voll entwickelt, doch nicht böse seien. Davis schloss, obgleich es sieben Stufen der geistigen Welt gebe, wie es Swedenborg beschrieben habe, dass deren Reihe von den unentwickelten aufwärts bis zu verfeinerten und himmlischen reiche – kurz, dass es keine Hölle gebe. Obgleich Davis von vielen Historikern als Swedenborgianer bezeichnet wurde, waren die Swedenborgianer der Neuen Kirche damit gar nicht einverstanden. Dennoch vermittelte er vieles von Swedenborgs Philosophie, Kosmologie, Theologie und sogar seiner Naturwissenschaft in den öffentlichen Raum, manches davon nahezu wörtlich, anderes bedeutend verändert.253
Bush distanzierte sich schnell von Davis’ Werk. Er beklagte sich über die Veränderungen an Swedenborgs Lehre und war ausdrücklich anderer Meinung als Davis. Bush antwortete mit einem Buch Davis’ Revelations Revealed und griff darin Davis’ The Principles of Nature an, sie seien nicht würdig, mit Swedenborg assoziiert zu werden. Die Zeitschrift der Neuen Kirche The New Church Magazine erklärte sofort, Davis’ Buch sei unerträglich und Davis befinde sich im Irrtum. Die Zeitschrift freute sich auch über Professor Bushs Rückkehr in die Gemeinde:
„[…] Professor Bush hatte nicht nur offene Augen für Davis’ monströse Irrtümer, sondern er zögerte auch nicht zu äußern, dass das Buch keines Vertrauens würdig sei.”
Obgleich Bush die Kommunikation mit Geistern für möglich hielt, schloss er doch, dass vitale Wahrheit durch diesen Kontakt nicht vermittelt würden. Er erkannte, dass Swedenborgs Schriften weit oberhalb jenes Bereiches angesiedelt seien, welcher durch Wahrheiten moderner Geisteroffenbarungen übermittelt würde.254
Bush richtete seine Energien auf lohnenswertere Aktivitäten innerhalb der New Yorker swedenborgianischen Kirche und nahm Abstand von Davis und der aufkommenden spiritistischen Bewegung. 1852 zog er sich von seiner Pastorenstelle in New York City zurück. Trotz seiner antiklerikalen Position blieb er intellektuell und politisch noch bis zu seinem Tod innerhalb der Neuen Kirche aktiv. Er führte eine lebhafte Korrespondenz mit Mitgliedern der Neuen Kirche weltweit, darunter in England, Schottland, Frankreich, Deutschland und natürlich in Nordamerika.255
Man kann sicher sagen, dass Bush ein Freier Geist war, der viele Anschauungen, die außerhalb der organisierten Neue Kirche standen, wie etwa den Mesmerismus, akzeptierte und es anderen radikalen Ideen ermöglichte, in der Neuen Kirche zu bestehen. Die Bewegung der Neuen Ära ist hierfür ein Beispiel. Bush war wahrscheinlich der einflussreichste Freie Geist, der mit der Neuen Kirche verbunden war. Seine Bedeutung für den Spiritismus ist ebenfalls bemerkenswert. Er verstärkte den Einfluss der Anschauungen Swedenborgs auf Davis (und ebenso auf diejenigen in Davis’ Umgebung) und verlieh dem jungen und ungebildeten Davis Glaubwürdigkeit in einer für dessen Berufslaufbahn entscheidenden Zeit. Bushs Verteidigung und Unterstützung für Davis’ erstes größeres Buch The Principles of Nature, Her Divine Revelations, and a Voice to Mankind verhalf diesem zu Ruhm innerhalb der gebildeten Schicht. Und es ermöglichte Davis, aufzublühen und seine produktive Schriftstellerei und Vortragstätigkeit fortzusetzen, was zu einer revisionistischen Version von Swedenborgs Ideen führte, die wiederum zur Leitphilosophie der neuen Bewegung des amerikanischen Spiritismus werden sollte.