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DIE GEBURT DES SPIRITISMUS 30*
ОглавлениеIm März 1848 ereignete sich schließlich etwas, das eine populäre Bewegung entzünden und die religiöse Landkarte Nordamerikas im 19. Jahrhundert verändern sollte: das Klopfen von Hydesville (auch als Klopfen von Rochester bekannt). 1847 zog der methodistische Farmer Fox mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in ein kleines Haus in Hydesville, New York. Man sagte, in dem Haus spuke es; angeblich hatte es der letzte Bewohner wegen merkwürdiger, unerklärlicher Geräusche verlassen. Die Familie Fox hatte bis zum März 1848 keine Probleme damit, als dann doch plötzlich einige starke Klopftöne zu hören waren. Da die unheimlichen Geräusche andauerten, begann Fox die Vorhänge zu schütteln. Während er das tat, bemerkte seine elfjährige und jüngste Tochter Kate, dass die Zahl der Klopftöne der Zahl entsprach, wie oft ihr Vater die Vorhänge schüttelte. „Herr Klumpfuß, machen Sie es so wie ich!”, rief sie und klatschte in die Hände. Zur Überraschung aller folgten die Klopftöne ihrem Klatschen. Kate und Margaretta, ihre 14-jährige Schwester, überlegten, ob es sich um einen Geist handeln könne. Sie gaben die Anweisung, je zweimal für ‚Ja’ zu klopfen, wenn es sich so verhielte. Zwei Klopftöne folgten. Kate und Margaretta etablierten dann einen Code für Ja- bzw. Nein-Antworten, wonach ‚Ja’ zwei Klopftöne auslösen sollte, ‚Nein’ nur einen. Mithilfe dieses Codes befragten sie den Geist und stellten fest, dass es sich angeblich um ein Bettler handelte, der in diesem Haus früher ermordet worden war. Nachbarn und andere wurden in das Haus geladen und bezeugten weitere Klopfgeräusche.268
Die Nachricht dieser übernatürlichen Ereignisse verbreitete sich rasch. Horace Greely, der Herausgeber der New York Times, erforschte journalistisch die Kindererzählungen und bestätigte ihre Behauptungen. Bald gewann die Geschichte der beiden Fox-Kinder bedeutende Öffentlichkeitswirksamkeit, was zu einem stetigen Besucherstrom von nah und fern führte, wobei sich die Phänomene aufs Neue bestätigten. Die Familie zog bald nach Rochester, New York, wo sich die Klopftöne fortsetzten und andere Geister einbezogen wurden. Eine ältere Schwester, Ann Leah Fox-Fish, entdeckte, dass sie ebenfalls die Fähigkeit besaß, als Medium für den Kontakt mit Geisterwesen zu dienen und so wurden die Fox-Schwestern zu Berühmtheiten.269
Als er von den Klopftönen hörte, lud Davis die Fox-Schwestern in sein Haus nach New York City ein und untersuchte selbst die mediale Kompetenz der Schwestern. Er erklärte, dass diese authentisch sei, und begann, die Geisterkontakte mit Begriffen der Philosophie der Harmonie gegenüber der Öffentlichkeit zu erklären. Dazu verfasste er den Band Philosophy of Spiritual Intercourse (1850). Darin gab Davis nicht nur einen Überblick über seine Philosophie und Kosmologie und wendete sie auf die Interaktion mit Geistern an, sondern er gab zudem Anweisungen für die Bildung von Kreisen, die zur Grundlage vieler spiritistische Zirkel wurden.270
Ab 1850 gab es in ganz Nordamerika Medien und spiritistische Zirkel. Der Zeitgeist und die intellektuelle Umgebung brauchten nun keine weiteren Spukhaus-Geschichten. Die Klopftöne der Fox-Schwestern und ihre Begleitung durch Davis’ Philosophie der Harmonie genügten vollauf, um eine Art Buschfeuer zu entflammen. Der ‚Burned-over District’ raste erneut und verbreitete wieder einmal eine Bewegung über das Land. Bis zu dieser Zeit wuchs die Philosophie der Harmonie nur langsam. Die Zeitschrift der Philosophen der Harmonie, The Univercoelum, bestand lange genug, um die geheimnisvollen Klopftöne der Fox-Schwestern als Beleg für die Wahrheit von Davis’ Voraussage, es beginne ein Neues Zeitalter, welches die Kommunikation mit Geistern einschließe, zu feiern.
Als Davis und seine Anhänger ihre Sache mit der Geisteroffenbarung verbanden, gewann die Philosophie der Harmonie große Popularität. Der Funke der Faszination sprang angesichts der Erregung und der Neuheit des Geisterkontakts auch zu denen über, die sonst keine Gelegenheit oder kein Interesse hatten, sich mit der Philosophie der Harmonie zu beschäftigen. Gleichwohl: Nachdem die Menschen sich mit dem Spiritismus beschäftigt hatten, suchten sie eifrig nach philosophischen Erklärungen für das, was sie gesehen hatten oder zu sehen hofften.
Diese neue amerikanische Bewegung wurde als ‚Spiritismus’ bekannt und obgleich sie niemals durch ein strenges Glaubensbekenntnis organisiert war, erkannten die Spiritisten weithin Davis’ Werk als Leitphilosophie ihrer Bewegung an und akzeptierten ihn als ihren zentralen Führer. Viele andere Autoren schrieben über metaphysische Themen, doch Davis behielt den Status als der Philosoph des Spiritismus. Die Spiritisten bezogen sich auf Davis auch als ‚Johannes den Täufer’, der die Ankunft des modernen Spiritismus ankündige.271
Obgleich die Spiritisten Davis als den führenden Philosophen des Spiritismus anerkannten, verstanden sie Swedenborg als einen Vorläufer des Spiritismus und den „[…] ersten, der die Welt der Geister als Reich des Gesetzes […]” verstanden habe. Viele Spiritisten sahen in Swedenborg einen Vorläufer und er wurde für sie zu einem kulturellen Symbol. Davis’ Philosophie der Harmonie hingegen bildete die Basis für den religiösen Aspekt des Spiritismus, denn sie erklärte die Kosmologie und den phänomenalen Aspekt des Geisterkontaktes. Der amerikanische Spiritismus, obgleich er eine neuartige und eigenständige Bewegung war, diente dazu, im Laufe der 1850 er bis 1870ern, insbesondere in den Jahren vor dem Bürgerkrieg, swedenborgianische Ideen sowohl in reiner als auch deutlich modifizierter Form zu vermitteln.272