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FRÜHE REISEN

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1710 begab sich Swedenborg im Alter von 22 Jahren und ausgestattet mit Empfehlungsschreiben von Erik Benzelius zur Royal Society nach London, um dort Naturwissenschaften zu studieren. Diese Reise entpuppte sich als Abenteuer mit mehreren Beinahe-Katastrophen: fast erlitt Swedenborg Schiffbruch, um ein Haar wurde das Schiff von Piraten geentert und außerdem drohte ihm in England die Todesstrafe, weil die angesichts eines Pestausbruchs in Schweden verhängten Quarantäne-Regeln nicht eingehalten worden waren.16

Unmittelbar nach seiner Ankunft in England begann er mit dem intensiven Studium der englischen Sprache, um sich vor der Begegnung mit englischen Wissenschaftlern Fertigkeiten in ihrer Sprache zu erwerben.17

Um während seiner Auslandsreise Kosten zu sparen, wohnte er bei verschiedenen Handwerkern. So ging er tagsüber seinen anderen Studien nach und erlernte abends das Handwerk seiner jeweiligen Gastgeber. In London, Oxford und anderen englischen Städten erwarb er die Fähigkeit, Uhren, Möbel und Blechblasinstrumente zu bauen sowie Gravuren zu erstellen. Swedenborg studierte Chemie, Physik und Mathematik bei Schülern Newtons und anderen und widmete sich der Astronomie bei den renommierten Astronomen John Flamsteed und Sir Edmund Halley. Diese namhaften Wissenschaftler stellten ihn wiederum Mitgliedern der Royal Society und anderen Wissenschaftlern vor. Gegen Ende seines Englandaufenthalts unterzog sich Swedenborg sogar noch dem ausgiebigen Studium der englischen Poesie und Literatur.18

Damals war die englische Führung daran interessiert, eine Methode zur Bestimmung der Längengrade auf See zu entwickeln. Für die britische Marine war dies von hoher Priorität, weil das britische Weltreich den Globus umfasste. So lobte die englische Regierung einen hoch dotierten Preis für die beste Lösung aus und Wissenschaftler aus ganz Europa bemühten sich darum, eine derartige Methode zu entdecken. Swedenborg engagierte sich neben seinen anderen Studien auch bei der Lösung dieses Problems, was seinen Forscherdrang in der neuen Umgebung nur weiter beflügelte.19

Swedenborg blühte im englischen Umfeld freier Rede, freien Denkens und freier wissenschaftlicher Forschung auf. Er schätzte auch die Freiheit der Presse. In England erweiterte er seinen Horizont viel mehr, als dies in Schweden möglich war, und er begegnete dadurch vielen bedeutenden Denkern jener Zeit.20

Zwei Jahren nach seiner Ankunft in England reiste Swedenborg weiter nach Holland. In Leiden verbrachte er einige Zeit mit dem Pionier der Mikroskopie, Anton von Leeuwenhoek, den er später neben vielen anderen in seinen anatomischen und physiologischen Werken zitierte. Er wohnte bei einem Linsenschleifer und lernte dort, Qualitätslinsen herzustellen. Swedenborg kombinierte dabei dieses neue Wissen des Linsenschleifens mit seinen bereits vorhandenen Kenntnissen in der Herstellung von Blechblasinstrumenten, um ein eigenes Mikroskop herzustellen. Da er es sich nicht leisten konnte, eines dieser teuren Instrumente neu zu kaufen, war er einfach dazu gezwungen, sich selbst eines zu bauen. Sein Mikroskop entsprach dabei einem Modell, das er in Anton van Leeuwenhoeks Labor gesehen hatte, wobei Swedenborgs Mikroskop über eine 40-fache Vergrößerung verfügte, Leeuwenhoeks hingegen nur über eine 20-fache.21

Anschließend verbrachte Swedenborg ein Jahr in Frankreich, wo er führende französische Wissenschaftler traf. Darauf folgte Deutschland und schließlich an der Südküste der Ostsee Rostock, das sich zu jener Zeit in schwedischem Besitz befand. Hier sammelte er seine Notizen, Zeichnungen und Überlegungen zu einer Präsentation der Ergebnisse seiner Reise. Obgleich sich die meisten seiner Studien mit Chemie, Astronomie, Mathematik, Physik und Poesie befassten, war sein Notizbuch auch voll von Zeichnungen und Details der unterschiedlichsten Erfindungen. Mehrere davon dienten später seiner Arbeit sowie der Verbesserung der Sicherheit schwedischer Arbeiter. Und viele seiner Erfindungen standen in Zusammenhang mit dem Bergbau, wie etwa eine mechanische Hebevorrichtung und weitere maschinelle Hilfsmittel, wie Luftpumpen, Seile, Federn und Siphons. Andere Erfindungen waren dagegen eher von theoretischer Natur, so etwa ein universales Musikinstrument, Pläne für eine Luftmaschine und ein Boot, das unter Wasser fahren konnte.22

Swedenborgs Flugzeugpläne sind deswegen bemerkenswert, weil sie später als erster vernünftiger Entwurf eines Luftfahrzeugs anerkannt wurden. Es handelte sich um die ersten Pläne, die einen festen Flügel mit einer wirklichen Tragfläche kombinierten, ein Cockpit für den Piloten und einen Landungshebel einschlossen. Swedenborg hatte die Flügelfläche richtig berechnet, die nötig war, um das Fahrzeug in der Luft zu halten, und ebenso die Notwendigkeit erkannt, eine entsprechende Antriebsquelle zu entwickeln. Jedoch handelte es sich nur um den theoretischen Entwurf eines Flugzeugs, welches er nie tatsächlich baute. Modelle jenes Luftfahrzeugs befinden sich im Raum für frühe Fluggeräte im Smithsonian Aerospace Museum sowie in der Swedenborg-Bibliothek in Bryn Athyn, Pennsylvania.23

Zur selben Zeit entwickelte Swedenborg eine Methode, den Längengrad versuchsweise mithilfe des Mondes zu bestimmen. Diese Lösung schien erfolgreich zu sein, allerdings wurden dazu exakte Tabellen der Mondbewegung benötigt. Flamsteed hatte Swedenborg versprochen, dass diese bald erscheinen würden, als er bei ihm arbeitete, doch sie waren immer noch nicht verfügbar. Als junger, eifriger Wissenschaftler wollte Swedenborg seinen König und sein Land durch die Lösung des Längengradproblems stolz machen.24


Abb. 1: Swedenborgs Flugmaschine, 1714

Osteopathie und Swedenborg

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