Читать книгу Viva Rex oder die Suche nach sich selbst - David Gerson Rolinger - Страница 12
Szene VIII
ОглавлениеAuftritt der Geliebte und Nathan der Weise im Turm der Gebrüder Natan und Nathan.
Der Geliebte: Ich danke dir Nathan, dass ich bei dir unterkommen darf. Ich fürchte Siddhartha, Ikarus und seine Dämonenschar werden mich wieder jagen.
Nathan der Weise: Es ist ein seltenes Geschenk, dass der Herr dir zuteilwerden ließ. Mir ist kein anderer bekannt, der je die Mauern des Todes durchbrochen hätte. Und du erinnerst dich an nichts?
Der Geliebte: Das letzte Bild, das ich vor Augen habe, ist Ikarus Schwert, das mit Wucht auf meinen Hals trifft. Ich kann es immer noch nicht glauben. Erst werde ich von meinen alten Freunden angegriffen und dann erweckt man mich von den Toten. Das passt doch alles nicht zusammen.
Nathan der Weise: Die Wege des Herrn sind unergründlich. Doch offenbar ist dein Werk auf Erden noch nicht getan.
Der Geliebte: Mag sein.
Nathan der Weise: Wie willst du eigentlich mit Siddhartha und Ikarus umgehen? Du weißt ja, dass Rache kein rechter Weg ist.
Der Geliebte: Gewiss. Ich werde mich nicht rächen. Es sind oder waren zumindest meine Freunde und ich werde ihnen vergeben, wenn sie ihre Tat bereuen. Doch ich werde auch nicht zulassen, dass sie das Volk weiter demütigen. Das muss ein Ende haben.
Nathan der Weise: Nicht aber im Tod. Der Herr bringt sicher keinen zurück, damit er mit dem Schwert seine Brüder erschlägt. Ich fürchte, dein Kampf wird härter werden als der mit dem Schwert. Ein Kampf mit Worten!
Der Geliebte: Gegen die Dämonenzunge Luccas habe ich keine Chance. Er liebt den Prinzen und schmeichelt ihm daher bei jeder Gelegenheit. Da er gegen mich steht, wird sicher auch mit Siddhartha nicht zu reden sein. Sie preisen einander und lassen keine Kritik von außen herein. Und dann ist da noch Ikarus –
Nathan der Weise: Um ihn brauchst du dich nicht zu sorgen. Es reut ihn schon, was er getan hat. Wahrlich, er war es, der dich begraben hat. Mit ihm kannst du dich sicher leicht versöhnen. Ich glaube sogar, dass ihm zurzeit nichts lieber wäre, als dass du ihm vergibst.
Der Geliebte: So? Wo ist er denn nun?
Nathan der Weise: So weit ich weiß, hat ihn ein Priester unter seine Fittiche genommen. Er lehrt ihn nun die Demut, Buße und Beichte. Du findest sicher beide in einer Schreibkammer beim Tempel.
Der Geliebte: Nun, dann werde ich ihn, sobald es sicher ist, dort aufsuchen. Vielleicht kann ich ihm sein Herz erleichtern.
Auftritt Natan.
Natan: Ich ahnte schon, dass ihr hier seid, Geliebter.
Der Geliebte: Seid gegrüßt Natan! Euer Bruder war so frei, mich hier zu beherbergen, solange mir der Gesalbte nach dem Leben trachtet.
Natan: Dann könnt ihr nun beruhigt gehen. Siddhartha ist auf dem Weg zum Nuern, um sich vom Herrn leiten zu lassen. Er war bei mir, da er euch finden wollte. Doch ich konnte ihn überzeugen, statt euch lieber Gott zu suchen.
Der Geliebte: Das ist großartig. Wie kann ich es euch danken?
Natan: Verrichtet den Willen unseres Herrn. Geht hin und tut Gutes!
Der Geliebte: Das werde ich. Gestattet mir aber nun noch eine Frage: Eröffnet es mir den Weg zum Königtum?
Natan: Gewiss nicht! Ich habe Siddhartha versprochen, dass es keine Krönung gibt, bis er zurückkehrt. Dann werdet ihr mit ihm besprechen können, wie die Zukunft aussehen kann. Doch vergesst nicht, dass, egal wer sich von euch bewirbt, ihr den Garten bezwingen müsst, um König zu werden. Dieses Mal sollen die Riten eingehalten werden.
Der Geliebte: So sei es dann. Ich bin froh, dass ihr mir dies berichtet habt. Glaubt ihr der Herr hat mich zurückgeholt, um König zu werden?
Natan: Das weiß ich nicht, aber wenn, wird er es Siddhartha sicherlich offenbaren. Doch ihr solltet euch nicht zu sehr darauf versteifen. Auch wenn der Großteil des Volkes euch liebt, werden sie erwarten, dass ihr euch beweist, bevor ihr die Krone aufsetzt. Nicht jedem genügt dazu der Garten.
Der Geliebte: Meint ihr einen Kampf?
Natan: Es wäre eine gute Möglichkeit. Am besten in der Arena, sodass jedem eine Schau geboten wird. Das würde sicher alle Zweifler von eurer Kraft überzeugen. Sofern Gott euch diese gibt.
Nathan der Weise: Ihr redet schon fast so, als wenn Siddhartha auf seinen Anspruch verzichtet hätte. Zurzeit will er sich nur selbst finden und Gottes Auftrag empfangen. Noch weiß keiner von uns zu sagen, welche Möglichkeiten Gott ihm aufzeigen wird. Zumal das Bluten der Arena abstoßend ist.
Natan: Es muss natürlich alles gottgefällig sein.
Der Geliebte: Es nutzt wohl nichts zu spekulieren. Stattdessen will ich Ikarus aufsuchen und mich mit ihm versöhnen.
Nathan der Weise: Daran werdet ihr mehr haben als an wilden Thesen.
Natan: Und nichts gefällt dem Herrn mehr als die Versöhnung zweier Seelen.
Abgang der Geliebte und Gebrüder Natan und Nathan.