Читать книгу Viva Rex oder die Suche nach sich selbst - David Gerson Rolinger - Страница 15
Szene XI
ОглавлениеPrinz Siddhartha auf dem Gipfel des Berges Nuern.
Siddhartha: Ich bitte hier schon vierzig Tage und immer noch kein Zeichen deiner Eminenzen. Vierzig Tage habe ich nichts mehr gegessen und ebenso lang fand ich keinen ruhigen Schlaf. Herr, ich bitte dich, erscheine mir, denn ich bin am Ende meiner Kräfte. Bald werde ich auf diesen öden Steinen hier verenden, wenn du mir nicht das Geschenk des Wissens machst. Ich winde mich hier im Dreck und bitte dich mich zu erhören. Was soll ich tun? Wohin soll ich gehen? Wer soll mich dabei begleiten? Oder soll ich vielleicht hier zugrunde gehen? Ist das der Weg, für den ich bestimmt bin? Ich habe Übles getan am Volk des Moses, doch nichts Unverzeihliches. Ich kann mich ändern, kann mein Haupt zum Guten neigen. Gott, ich bitte dich, gib mir die Chance, mich aufs Neue zu beweisen.
Ein helles Licht blendet Siddhartha vollständig. Auftritt Erzengel Medicus in weißem Gewand.
Erzengel Medicus: Prinz Siddhartha aus dem Morgenland, Sohn des Königs im Morgenland, Gesalbter des Volks des Moses, des auserwählten Volks, Freund des Ikarus, des Geliebten und des Dämons Lucca, Gesandter von Natan dem Propheten: Der Herr hat dich erhört.
Siddhartha wirft sich zu Boden und presst seine Stirn mit aller Kraft dagegen.
Siddhartha: Heilig! Heilig! Heilig! ist der Herr, mein Vater, mein Gott. Ich danke euch, ehrwürdigster Bote, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid. Heilig seid ihr und heilig ist der Herr.
Erzengel Medicus: Und heilig ist die Botschaft, die ich euch verkünde.
Siddhartha: Bin ich denn würdig sie zu empfangen? Habe ich mich nicht zu schwer an seiner Heiligkeit versündigt?
Erzengel Medicus: Der Herr schaut mit Wohlwollen auf seinen Knecht. Ihr habt euch zwar schuldig gemacht, den Geliebten töten zu lassen, doch ihr sollt die Möglichkeit bekommen, euren Frevel auszutilgen.
Siddhartha: Ewig scheint die Güte des Herrn selbst auf einen Wicht wie mich. Sagt nur, wie kann ich Buße tun?
Erzengel Medicus: Vergebt denen, die euch scheinbar verraten haben. Vertreibt jene, die euch ermuntern euren Weg, so wie er war, weiterzugehen. Der Salbung macht euch neu bewusst und jener Pflicht, die euch damit trifft. Die Krone aber sollt ihr nicht anstreben. Hingegen sollt ihr dem Würdigen mit euren Gaben ein Segen sein. Im Morgenland sollt ihr sodann für euer Volk, das auserwählte Volk, das Volk des Moses und seinen neuen König werben. Damit überschattet ihr den Spott, den ihr zuvor darüber gesprochen habt.
Siddhartha: Ich werde also nicht König? Wird es statt mir der Geliebte sein?
Erzengel Medicus: Ihr werdet in treuem Bund zum Volke stehen, doch König könnt ihr nicht sein. Ihr werdet auch den Garten nicht passieren können, falls ihr dies versuchen würdet. Der wahre König wird sich offenbaren. Vertraut dem Herrn, er wird euch den rechten Weg leiten.
Siddhartha: Ich will dem Herrn vertrauen. Doch der Dämon Lucca ist kein böses Wesen. Er hat mir oft geholfen, wenn ich in Not geraten war. Ist es denn wirklich nötig, dass ich ihn vertreibe? Kann er nicht weiter ein Freund unter Freunden bleiben?
Erzengel Medicus: Er ist ein Dämon, gesandt vom dunkelsten Fürst. Unterschätzt nicht seine Macht und seinen Hass, auch wenn er es zuweilen gut zu verstecken weiß. Wenn ihr mit ihm zusammenbleibt, dann wird er euch erneut ins Dunkle treiben.
Siddhartha: Wie kann einer, der stets so gut zu mir war, böse sein?
Erzengel Medicus: Ich verstehe und vergebe euch euren Zweifel am Wort des Herrn. Doch ist es ungemein wichtig, dass ihr euch nicht vom teuflischen verführen lasst. Seht selbst, was er getan hat.
Dämon Lucca und die beiden Besessenen, die Siddhartha gefolgt waren, sind in einem Lichtbild zusehen. Lucca verbrennt die vor ihm Knieenden, die vor Qualen schreien, bevor sie sterben.
Siddhartha: Also haben die Besessenen die Wahrheit gesprochen. Er hat sie für ihr Scheitern getötet und sie waren nicht fähig, ihm zu entfliehen. Wie Marionetten sind sie seinem Befehl gefolgt.
Erzengel Medicus: So wird es auch euch ergehen, wenn ihr euch nicht endlich von ihm löst.
Siddhartha: Mit der Hilfe des Herrn will ich es versuchen. Mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, auch wenn es mich mehr schmerzt, als lebend zu verbrennen.
Erzengel Medicus: Heilig! Heilig! Heilig! ist der Herr. Seid hiermit gesegnet, Siddhartha aus dem Morgenland, gesalbter und gesegneter Prinz. Geht nun hinfort!
Siddhartha: Ich danke euch und dem Herrn, doch plagen mich noch so viele Fragen. Wartet doch noch, himmlischer Bote –
Ein helles Licht blendet Siddhartha vollständig. Abgang Erzengel Medicus.
Siddhartha: Ich spüre den Segen des Herrn, er treibt mich zum Geliebten in den Tempel. Mir scheint das alles so sonderbar, doch will ich tun, wie es der Herr, mein Gott, mir befohlen hat.
Abgang Prinz Siddhartha.