Читать книгу Viva Rex oder die Suche nach sich selbst - David Gerson Rolinger - Страница 7
Szene III
ОглавлениеEinige Monate nach der Salbung Prinz Siddharthas. Auftritt der Geliebte, Bürgermeister, die Gebrüder Natan und Nathan.
Bürgermeister: Ich danke euch, dass ihr gekommen seid. Ich fürchte, die Salbung des Prinzen könnte ein Fehler gewesen sein. In den letzten Wochen hat das Volk viel erleiden müssen. Unbestreitbar steht natürlich auch all das Gute, aber mir scheint, im Ganzen fühlt sich das Volk, nun ja, ich weiß nicht, wie ich es nennen soll.
Natan: Gedemütigt! Der Prinz hat die Probe noch nicht bestanden und hätte daher nicht gesalbt werden dürfen.
Nathan der Weise: Es ist wahr. Zwar schenkt er uns seine Liebe und wir schenken ihm die unsere, doch wenn er sich mit Fremden umgibt, lästert er uns. Wenn er mit seinen Brüdern spricht, dann spottet er über unser Reich und unser Volk. Dagegen geht er herzerwärmt durch unsere eigenen Gassen und sucht nach zerbrochenen Wänden, die er für uns flicken kann. Es ist wahrlich schwer zu sagen, was er von uns hält. Doch das Volk will ihn nicht krönen, da es sich vor seinen wirren Taten fürchtet.
Natan: Zu Recht!
Der Geliebte: Was ist mit Rex? Er ist doch immer noch der König. Da sollte er Siddhartha doch zurechtweisen können.
Bürgermeister: Aber Siddhartha ist gesalbt, was heißt, sein Bund zum Volk steht über dem des Königs. Zudem hat er verboten, dass man König Rex offen huldigt. Der König hat nun kaum noch Macht.
Natan: Auf die Salbung Siddharthas kann man nichts geben, denn sie war ohne Ritus. Der Herr verbietet eine Salbung, ohne dass der Auserwählte vorher König ist.
Der Geliebte: Wie das Volk liebe auch ich Siddhartha, doch seine Demütigungen werden uns an den Abgrund führen. Schon jetzt merke ich, wie seine Bemühungen um des Volkes Glück verblassen. Ich werde mit ihm sprechen und ihm raten, seine Macht aufzugeben. Das Volk verdient einen König, der stolz ist, König dieses Volks zu sein und nicht einen Prinzen, der sein eigenes Reich nicht regieren durfte und nun nach einer für ihn passablen Lösung sucht. Weiß jemand, wo der Prinz gerade ist?
Bürgermeister: Zuletzt sah man ihn in einer Felsenhöhle oben im Bergdorf. Er hat sich in der alten Kirche dort einen Palast gebaut. Im Rücken steht der Berg und vorne eine hübsche Mauer. Allzu üppig ist er nicht geschmückt und trotzdem äußerst schön. Dort trifft Siddhartha sich oft mit seinen Freunden, zuletzt war Ikarus bei ihm.
Der Geliebte: Das trifft sich gut, denn Ikarus ist ein guter Freund von mir. Ich war es sogar, der die beiden miteinander vertraut machte. Ikarus kann mir sicher helfen den Prinzen zu überzeugen.
Nathan der Weise: Zuweilen weiß man nicht, wie sie reagieren. Nimm lieber ein Schwert mit, aber halte dich im Zaum. Es soll kein Blutvergießen geben zwischen denen, die den Frieden des Volkes bewahren wollen.
Der Geliebte: Du hast vermutlich recht. Herr Bürgermeister, ich bitte euch, befragt die Bürger, was sie wünschen. Wenn Siddhartha bleibt, dann muss er sich bessern, aber ich will sicher gehen, dass das Volk ihm diese Gelegenheit gönnt.
Bürgermeister: Ich werde mich umhören, mein Herr.
Abgang Bürgermeister.
Nathan der Weise: Ich wundere mich, dass du Siddhartha eine Chance geben willst, da du doch selbst König werden wolltest. Es ist sehr edel von dir, aber ich bin überrascht.
Der Geliebte: Der Prinz ist mein Freund und das Volk liebt ihn. Ich werde daher den Prinzen nur dann stürzen, wenn er sich auch in Zukunft nicht zu seinem Volk bekennt und es so ehrlich und fürsorglich liebt, wie es sich für einen wahrhaft guten König geziemt . Ich hoffe, dass meine Zeit kommen wird, doch wenn sie nicht heute ist, werde ich mich ihr auch nicht aufdrängen. Mir ist nur wichtig, was das Volk wünscht.
Natan: Vergesst nicht, dass über allem der Wunsch des Herrn steht! Möge er jede Entscheidung von euch leiten.
Der Geliebte: Mit diesem Segen mache ich mich auf den Weg.
Abgang die Gebrüder Natan und Nathan und der Geliebte.