Читать книгу Le musOrgas - Dea Bionda - Страница 8
Termin
ОглавлениеEs vergingen ein paar Tage, bis ich wieder was von Joseph hörte beziehungsweise las. Geschäftlich natürlich. Eine Erinnerung an das Legen des Angebots, das Ende dieser Woche fällig war. Ich wusste, dass ich es einreichen musste, mir fehlten jedoch noch einige Preise und ich war mir ein wenig unsicher, ob ich diesen Auftrag auch wirklich erhalten würde.
Ich bin Landschaftsgärtnerin und habe schon einigen Bauprojekten zu einem optisch perfekten Blickfang verhelfen können. Auch diesmal ist es meine Absicht, meinen Job nach bestem Wissen und Gewissen zu erledigen. Was nützt es ein wunderbares Haus zu haben, ohne perfekt designten Garten? Das Gestalten von Außenanlagen wird meiner Meinung nach viel zu sehr unterschätzt und darum ist es meine Aufgabe, nein, meine Herausforderung, den ersten Anblick eines Anwesens unvergesslich zu machen. Das äußere Erscheinungsbild so zu erschaffen und den Eindruck entstehen zu lassen, dass man sich in einem Paradies befindet. Ja ich trete gerne in ein Haus, umgeben von einer – von meiner Hand geschaffenen – grünen Oase. Ich fühle mich willkommen und bin gerne in diesem Berufsfeld zu Hause. Das ist mein Job – ich liebe meine Arbeit und es gibt nichts auf der Welt, was mich mehr begeistert, als sich in einem Garten aufzuhalten, umgeben von Sträuchern, Bäumen, Blumen und Pflanzen, um ein Stückchen der Naturverbundenheit zurückzubekommen. Um vom Alltag ein wenig loszulassen und sich inmitten des Grüns zu entspannen und sich erholen zu können. Das Angebot geht noch diese Woche raus und ich werde ein Gebet sprechen, damit ich diesen Auftrag auch erhalte!
Ich antwortete:
Sehr geehrter Herr M.
Bezug nehmend auf Ihre Erinnerung zur Abgabe des Angebots, darf ich Ihnen mitteilen, dass Sie es bis spätestens Mitte dieser Woche erhalten.
Mit lieben Grüßen und auf ein baldiges Wiedersehen!
Cathy M.
Kaum war die E-Mail raus, kam schon eine Nachricht zurück:
Hi Cathy,
so förmlich?! Danke für die Information. Du weißt ja, immer diese Termine.
Hoffe es geht Dir gut? Ich bin Mitte der Woche in Deiner Nähe – wenn es für Dich in Ordnung ist, kann ich das Angebot persönlich bei Dir abholen? Natürlich nur wenn Du Zeit hast und Du es möchtest.
Tja, was sollte ich darauf antworten? Ich verspürte ein Herzklopfen bis zum Hals und alleine die Vorstellung, ihn nach diesen Wochen unserer letzten Begegnung und des inzwischen entstanden E-Mail-Verkehrs wiederzusehen, regte meine Gedanken ungemein an.
Und auch wenn ich ihm schon viele meiner Gedanken mitteilte und wir einander unsere Anziehung kundtaten, schrieb ich diese weiterhin in Form von Briefen, die ihm verborgen blieben. Sie dienten zur Anregung meiner nicht gelebten Fantasie und nährten diese – so wie eine frisch gepflanzte Blume täglich gegossen werden muss, um wachsen zu können. So sind es meine Gedanken an Dich, die mich nährten und gedeihen ließen. Joseph, warum hast Du so viel in mir bewegt? Nach nur einem unberührten Augenkontakt?
Ich war sehr aufgeregt. Da ich ihn aber nicht in meinem Büro treffen beziehungsweise ihm dort das Angebot unterbreiten wollte, vereinbarte ich einen Termin in einem Café mit wunderschönem Garten – selbstverständlich von mir gestaltet. Ein Ort, an dem ich mich immer sehr wohl fühlte. Ich hatte immer das Gefühl von Urlaubsstimmung, wenn ich mich dort aufhielt – vorausgesetzt natürlich, es war schönes Wetter. Aber der Wonnemonat Mai versprach viel Sonnenschein, weshalb ich es für eine gute Idee hielt, mich an einem Vormittag inmitten dieses wunderschönen Gartens mit perfektem Ambiente zu einer geschäftlichen Besprechung zu verabreden.
Nach seiner Zustimmung war die Aufregung endgültig perfekt. Ich würde ihn wiedersehen. Gedankenkreise in meinem Kopf! Was würde ich anziehen? Sexy Business- oder Cathy-Look? Locker und leger mit Jeans getunt mit High Heels – oder doch lieber meine Sneakers dazu? Meine Haare: offen oder hochgesteckt wie immer? Make-up: natürlich so, wie er mich bei unserer ersten Begegnung sah … oder sollte ich einen Lippenstift auftragen, um meine Lippen zu betonen? Hilfe! Wie würde es sein, sich wiederzusehen? Würde der Zauber noch da sein? Ich wünschte es mir so sehr! Oder würde es auf rein geschäftlicher Basis ablaufen? Viele Fragen und Gedanken taten sich in meinem Kopf auf.
Trotz der Tatsache, dass er verheiratet war, schmiedete ich in Gedanken Pläne, wie ich ihm imponieren könnte. Ich wollte mich ihm zeigen, wie ein Bild eines wunderschönen Gartens, dessen Anblick er so unwiderstehlich finden würde, dass er gar nicht mehr ohne diesen leben wollte. Er sollte Lust bekommen mehr davon zu begehren und täglich zusehen wollen, wie sich dieses Bild verändern und immer wieder aufs Neue präsentieren, sich kreativ dem Zyklus der Jahreszeiten anpassen würde und sich immer wieder aufs Neue darin verlieren und neu erfinden.
Mit diesen Gedanken, von Sehnsucht und Lust, erotischen Vorstellungen und Neugierde, machte ich mich auf dem Heimweg und daran, einen weiteren Brief an Dich zu schreiben.