Читать книгу Le musOrgas - Dea Bionda - Страница 9
Mein dritter Brief an dich … Berührung
ОглавлениеEs sind meine Gedanken, die mein Handeln und Tun beeinflussen. Es sind meine Gedanken, die mir sagen: Darauf habe ich jetzt Lust und das möchte ich jetzt erleben. Was wäre ein Mensch ohne Gedanken? Was wäre ich ohne Gedanken. Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich stand vor meinen Spiegel – Zähne geputzt und geduscht wollte ich zu Bett gehen. Dann betrachtete ich meinen nackten Körper. Ich hielt inne und vom Kopf bis zum Zeh versuchte ich das wahrzunehmen, was ich sah: einen braun gebrannten Frauenkörper, meine Arme, meinen Bauch, meine Oberschenkel – alles braun gebrannt. Nur die Stellen, die mein Bikini verdeckte, schienen weiß und schier unberührt. Mein Po, mein Schambereich und mein Busen taten sich hervor. Meine Brustwarzen jedoch schienen sich meiner Bräune anzupassen. Ich begann all diese Stellen mit meiner Hand zu berühren und fühlte mich gut dabei – ich fühlte mich schön und sah einen für mich wohlgeformten Körper im Spiegel.
Ich spürte meine Hand am Bauch, glitt zu meinem Schambereich hinunter und verdeckte diesen mit der Hand. Ich hatte mich rasiert und fühlte mit meinem Mittelfinger den kleinen Streifen, den ich immer stehen ließ. Ich dachte nach, wie lange es schon her war, dass ich mich berührt hatte, mich fallen und einfach meinen Körper sprechen ließ.
Plötzlich kamst mir DU in den Sinn. Ich horchte auf und hatte dabei meine Hand noch immer an der gleichen Stelle. Ich hatte Lust mich zu spüren …
Ich kniete mich vor dem Spiegel zu Boden und spreizte meine Beine – ich wollte mich für Dich sehen und war gespannt auf diese Empfindung. Meine Finger glitten zwischen meine Beine und ich fühlte meine Erregung. Ich war feucht und mit kreisenden Bewegungen streichelte ich Schamlippen und Kitzler. Der Gedanke, dass Du mich sehen und was Du mit mir anstellen könntest, erregte mich weiter und meinen Körper durchfuhr eine Gänsehaut. Meine Brustwarzen waren hart und ich sah mich im Spiegel. Mein Mund leicht geöffnet, hörte ich meinem Atem und ließ mich von den rhythmischen Bewegungen meiner Hand leiten. Ich war so heiß darauf, dass mich eine Männerhand führte … Du in meiner Vorstellung, der mich beobachtet, und ich, hingebungsvoll darauf wartend, ein Eindringen zu spüren … mein Atem wurde schneller . Ich sagte leise Deinen Namen. So schnell bereit zu kommen? Leise stöhnte ich und versuchte für Sekunden diese Empfindung einzufangen. Diese Empfindung, die in meinen Körper eindrang und mich für die Augenblicke meiner Ekstase nicht losließ.
Meine Selbstliebe, die Hingabe mich zu berühren, meinen Körper daran zu erinnern, wie schön es doch ist zu empfinden, machten mich stolz. Im Hintergrund der Gedanke an Dich, der mich begleitet hatte. Ohne mich dabei zu berühren, warst Du da. Ich habe Dich benutzt, Dich nicht nach Deiner Zustimmung gefragt und für einen Augenblick etwas mit Dir gemeinsam ausgekostet. Ist das verrucht oder etwa falsch? Nein, es sind bloß meine Gedanken die mich daran erinnern, dass ich Mensch, dass ich Frau bin.
Am nächsten Morgen im Büro las ich diesen Brief, verpackt als E-Mail, noch einmal durch und fragte mich, was Joseph wohl davon halten würde.
Ich hatte einen Joseph-Ordner angelegt, worin all die Briefe, die an ihn gerichtet waren, abgelegt wurden.
Was wäre, wenn ich ihn an diesem einen gelebten Gedanken teilhaben ließe? Ich verspürte plötzlich einen unglaublichen Reiz, seine Reaktion darauf zu erfahren. Das wäre vielleicht zu viel?
Ich fragte ihn ja mit dieser E-Mail nicht: Hallo, wie geht’s?, sondern konfrontiere einen für mich noch unbekannten Mann knallhart mit meiner sexuellen Fantasie. Nein, nicht mal Fantasie konnte ich das nennen. So wie sich ein Mann einen runter holt, beschrieb ich ihm, wie ich mich selbst befriedigte, mit den Gedanken an ihn. War das nicht ein bisschen zu heftig?
Ich musste lachen. Ja, das war zu viel und zu heftig. Um es für mich zu behalten, war das Verlangen nach ihm und das Bedürfnis mich aufs Glatteis zu begeben jedoch zu stark. Und genau das machte mich aus. Ich beherbergte ein kleines Luder in mir. Meine Neugierde war viel zu groß, um es nicht abzuschicken. Ich beschloss es also wirklich zu tun. Ich wollte es abschicken.
Mit einem Nachsatz:
PS: Ich hoffe, dass der Zauber, den wir bei unserer ersten Begegnung hatten, dadurch nicht verloren geht.
Ein Klick und die E-Mail war draußen. Mir war klar, was ich in diesem Augenblick losgetreten hatte und mein Herz klopfte wie wild. Ich war so was von nervös, dass ich sofort auf die Toilette rannte und nicht wusste, ob ich jetzt einen plötzlichen Darmkoller bekam oder was in meiner Bauchgegend nun stattfand. Ich saß auf dem Klodeckel und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Oh mein Gott – was hatte ich getan? Alles ist gut. Nichts ist passiert. Tief ein- und ausatmen.
Seine Reaktion kam prompt ein paar Minuten später:
Liebe Cathy,
sag mir bitte: Hast Du das so gelebt oder ist das eine Geschichte? Wenn Du das so erlebt hast, dabei Gedanken an mich hattest, dann ist es für einen Mann, für MICH, ein unglaubliches Gefühl, dass Du mir so ehrlich Deine Offenheit entgegenbringst. Es gehört eine Menge Mut dazu. Das zeigt mir abermals, welch selbstbewusste Frau Du bist und wie viel Sinnlichkeit in Dir steckt. Du begeisterst mich immer wieder aufs Neue. Unglaublich, mit welchem Gefühl Du die Worte auf Deine ganz persönliche Art und Weise verpackst und sie mir damit zum Geschenk machst.
Ich lese Dich gerne.
LGJ
PS: Cathy, ich verspreche Dir, dass dieser Zauber nie und nimmer vergehen wird! Ich freue mich auf unser baldiges Wiedersehen!
Schmetterlinge machten sich in meinem Bauch breit. Ich las seine Antwort bestimmt dreißigmal durch. Oh mein Gott! Oh mein Gott! Oh mein Gott! Ein Orkan der Gefühle tobte in meinem Bauch Im Radio lief gerade Bruno Mars' I’m your man. Ich wackelte wie wild mit meinen Armen und Hüften und dazu passendem Schmollmund. Ich genoss dieses Gefühl, das meinen Körper durchlief. Ich fühlte mich so unsagbar Frau und ich lebte dieses Frausein. Das Leben war wunderschön!
An diesem Abend traf ich mich mit meiner besten Freundin und obwohl ich ihr von dieser Begegnung anfangs nicht erzählen wollte – um mir weder Illusionen noch Hoffnungen zerstören zu lassen – konnte ich es ihr nicht vorenthalten. Sie beobachtete mich, wie ich von ihm erzählte, nie seinen Namen erwähnend, sondern ihn immer nur als der Architekt betitelnd – als ob ich ihn als mein Geheimnis hüten wollte, insgeheim wissend, dass es nicht richtig war, sich mit einem verheirateten Mann auf solche Art und Weise auszutauschen und vielleicht sogar schon einzulassen?!
Freundschaftlich beruhigte sie mich und ermahnte mich dazu, nichts hineinzuinterpretieren. Ich sollte mir nicht zu viel erwarten, ich würde schon sehen, ich hätte einen Mann verdient, der frei und zu haben ist und vieles mehr, was eine Freundin in so einer Situation eben sagt.
Mein bis über beide Ohren reichendes Grinsen und die Herzchen in meinen Augen ließen ihre Worte wie verschwommene Untertitel einer schlechten Raubkopie erscheinen, die ich kaum wahrnahm. In mir tanzte und hüpfte der immer gleiche Satz in Endlosschleife: Ich verspreche dir, dass dieser Zauber nie und nimmer vergehen wird. Ich verspreche dir, dass dieser Zauber nie und nimmer vergehen wird …