Читать книгу Eine übliche Fahndung mit unüblichen Begleiterscheinungen - Denise Remisberger - Страница 4
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ОглавлениеHerbert Langmer strich sich mit seinen grossen Händen mehrmals über die Augen und äusserte sich in der kantonspolizeilichen Morgenversammlung: «Ich kann doch nicht meine eigene Bekannte beschatten!»
Rudolf Herzig, schwer abzubringen von einer einmal gefassten Meinung, ging in die Defensive: «Sie kennt halt diesen Gras-Drögeler, und die Möglichkeit besteht, dass sie auch zu dieser Szene gehört.»
Herbert Langmer beugte sich vor, sodass seine langen silbernen Haare über die Schultern nach vorn fielen, und keifte: «Sie ist aber nun mal vierundzwanzig Stunden am Tag nüchtern.»
«Das weisst du?», stichelte Konrad Küng süffisant lächelnd. Seine Haare waren hauptsächlich auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
«Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, sehen die Personen, welche Drogen nehmen, lange Zeit nach dem Konsum noch arg krank aus.»
Rudolf Herzig rief sich wieder ins Gedächtnis der Anwesenden: «Wir müssen sie mitbeschatten, da kommen wir nicht drum herum. Du musst dich halt gut verstecken, Herbert, damit sie dich nicht sieht.»
«Ganz im Gegenteil, ich werde es ihr sagen, sonst vertraut sie mir nie mehr.»
«Das geht doch nicht!», ereiferte sich Rudolf Herzig und rutschte auf seinem Stuhl hin und her, während er sein hexenschussgeplagtes Kreuz durchstreckte.
«Dann beschatte ich Eva eben nicht. Es gibt ja noch genug andere.»
«Also gut, vorerst nimmst du diesen Karian Schweng nur dann ins Visier, wenn er ohne Eva Bausch unterwegs ist. Sobald sie auftaucht, übernimmt jemand anderes.»
Die Versammlung wurde lärmig aufgelöst, Stuhlbeine zogen Schlieren über den frisch geputzten Boden, es wurde ausgiebig gegähnt und jemand streckte sich, bis die Gelenke bedenklich laut knackten.
Rudolf Herzig zog sich in sein Büro zurück und zog das Foto der «Grünen Eva», wie er sie bei sich nannte, aus einer Akte hervor und betrachtete es stirnrunzelnd. Irgendetwas zog ihn zu ihr hin. Er hoffte nur, dass dies etwas Dienstliches war. Er seufzte und stand auf, bevor er sich noch in emotional gefärbten Fantasien verlor.