Читать книгу Eine übliche Fahndung mit unüblichen Begleiterscheinungen - Denise Remisberger - Страница 6
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ОглавлениеHerbert sass zuhause und reparierte den Saum einer seiner sexy Jeans mit einer für seine Hände viel zu winzigen Nähnadel und stach sich in den Finger, als es an seiner Türe Sturm läutete.
Der Herr Drogenfahnder machte sich, den blutenden Finger im Mund, auf, nachzuschauen, wer geläutet hatte, und eventuell zu öffnen.
Eva stand, breitbeinig und mit vor der Brust verschränkten Armen, vor Herberts Türe und liess nichts Gutes ahnen!
«Eva! Hallo. Komm rein. Geht ‘s dir gut?», fragte er zweifelnd.
«Herbert! Rudolf gab doch vor ein paar Monaten dieses Fest bei sich zuhause, und du hattest mich mitgeschleppt. Jetzt verfolgt mich Rudolf ganz offensichtlich. Und dann noch die Auftritte von Balthasar Bube mit und ohne Begleitung. Was soll das?»
«Bist du sicher?», kam es haspelig.
«Ob ich sicher bin?», schrie Eva und zerrte die gerade eben entwickelten Berner Fotos aus der Tasche. Sie legte alle auf dem mit Handarbeit übersäten Wohnzimmertisch aus und drückte demonstrativ ihre beiden Zeigefinger auf zwei davon.
«Links sehe ich Rudolf im Profil, und rechts erschaue ich Balthasar frontal. Was siehst du?»
«Äh … ich sehe dasselbe. O.K. Es ist so. Eigentlich darf ich es dir gar nicht sagen, doch ich tue es trotzdem. Du kennst doch diesen Karian Schweng mit den riesigen blonden Locken. Na ja, und der muss beschattet werden, weil er dabei beobachtet wurde, wie er eine grössere Menge Gras von einem bereits einmal wegen Drogenhandels im Gefängnis Gewesenen abgeholt hatte.»
«Zirka eine Wäschekorbladung voll und wahnsinnig stinkend?»
«In etwa, ja.»
«Davon wird er das ganze Jahr über rauchen. Ich dachte, Eigenkonsum von Süchtigen wird nicht bestraft?»
«Es wird eher ignoriert, doch wir wissen nicht, ob er das alles wirklich selber konsumieren wird. Darum müssen wir ihn beobachten.»
«Ach so. Da sehe ich keine Gefahr», winkte sie ab. «Und alle, die ihn kennen, werden auch unter die Lupe genommen? Da habt ihr aber viel zu tun.»
«Du triffst dich eben regelmässig mit ihm. Rudolf argwöhnt, dass du am möglichen Grasverkauf eventuell beteiligt sein könntest.»
«Neigt Rudolf vielleicht zu Fantastereien?»
«Er spricht schon ein bisschen speziell von dir.»
«Speziell?»
«Mit so einem leidenschaftlichen Unterton in der Stimme.»
«Oh.»
Auf diese Neuigkeit hin bekam Eva ein Hoegaarden mit Zitrone zu trinken, und Herbert legte die CD «The First Book of Songs and Ayers» von John Dowland auf, um sie zu beruhigen.