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Renate arbeitete im «Wollkorb», einem Geschäft, das Handarbeitsartikel verkaufte, während Mirabelle, ihre beste Freundin, Geschichte an der Universität Zürich studierte.

Mirabelle sass zuhause, machte sich Notizen zu Bismarcks Bündnispolitik und ass gleichzeitig ein mit Tofu und Salat belegtes Brötchen.

Im «Wollkorb» war heute viel los.

«Ich brauche dringend ein Garnknäuel», fuchtelte eine kleine runde Frau in dunkelblauem Jackenkleid vor Renates Gesicht herum.

«Welche Farbe und welche Dicke?»

«Egal, einfach Garn.»

«Aber …»

«Nix aber», eilte es der Dame, die noch ganz ausser Atem war.

«Wofür brauchen Sie denn das Garn?»

«Für morgen.»

«Ja, aber, um was damit zu tun?»

«Na, um ein Geschenkknäuel für den Strumpf der Befana zu wickeln.»

«Welcher Befana?»

«Es gibt doch nur eine!»

«Und was bewirkt die Eine?»

«Viel, sehr viel. Sie bringt den Kindern, beziehungsweise in meinem Fall der Enkelin, Geschenke. Wissen Sie, ich befestige lauter kleine Sachen wie Bonbons in buntem Papier, Schokoladentäfelchen in glänzendem Papier, ein goldenes Armkettchen mit Sternen und zwei dazu passende Ohrringe an dem Garn, indem ich es abwickle, alles in den Faden einbinde und das Knäuel wieder aufwickle, sodass die Geschenke im Garnknäuel versteckt sind, welches Graziella, meine Enkelin, dann, eins nach dem andern, wieder abwickeln kann.»

«Dann nehmen wir ein goldfarbenes, sehr dickes Garn, schön strapazierfähig», folgerte Renate und holte es aus einer tiefen Schublade hervor.

«Ja, das ist genau das Richtige», strahlte die Grossmutter und hastete schnell nach Hause, um ihre Wickelarbeit zu beginnen.

Das ausgewanderte Kreuz

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