Читать книгу Fidibus und das Pergament aus dem Goldenen Psalter - Denise Remisberger - Страница 13
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ОглавлениеDer Richter sass schwer auf seinem hohen Ross und starrte griesgrämig auf die Felder zu seinen Füssen, die um Kloster und Klosterdorf Sankt Gallen gruppiert lagen. Von Abt Craloh als Klostervogt und somit als Richter auserwählt, zuständig für die Niedere und die Hohe Gerichtsbarkeit, trug er sein würdevolles Amt nicht wirklich mit Fassung. Richter Dickbart, Schwager des Meiers von Hof Gommenschwil, niederadelig wie die ganze Verwalterfamilie und trotzdem immer das fünfte Rad am Wagen. In Gommenschwil hatten sich alle riesig gefreut, als er in die Klostervogtei mitten im Klosterdorf umgezogen war und nun von den Mönchen verköstigt werden musste. Dickbart war nämlich nicht nur ein Vielfrass, er war auch stinkfaul. Er konnte für gar nichts eingesetzt werden, ass aber für drei. Der hohe Amtmann fühlte ein Sträuben in sich. Die Ernte würde bald eingebracht sein, die Blätter der Bäume würden sich verfärben, und dann, am Gallustag, würden die Gerichtstage beginnen. Und er musste sie leiten. Und am Schluss entscheiden, wer in den jeweiligen Akkusationsprozessen gewonnen hatte, die klagende oder die angeklagte Partei. Und vielleicht jemanden zum Tode verurteilen.