Читать книгу Fidibus und das Pergament aus dem Goldenen Psalter - Denise Remisberger - Страница 5

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Äbtissin Dagoberta aus dem Kloster Münsterlingen öffnete ihre kostbar mit Amethysten verzierte Truhe, schob die Gewänder und Bücher darin zur Seite und hob den doppelten Boden leicht an, indem sie drei Finger in eine Öffnung an der Seite schob. Das kleine Leinensäckchen, gefüllt mit getrockneten Fingerhutblättern, welches ihr ihre Freundin Trude heute mitgebracht hatte, versteckte sie in dem dafür vorgesehenen Hohlraum.

Dann stellte Dagoberta ihre Kerze, die auf einem kleinen Teller mit Vertiefung in der Mitte und Haltegriff versehen stand, neben das Altarbild der Maria, kniete sich hin und faltete die Hände: «Liebe Maria, du weisst, ich bin keine Christin, wie die Männer es gerne sehen würden. Ich glaube nur an dich, nicht an deinen Sohn, nicht an Gottvater, nicht an seinen Gegenspieler Satan und schon gar nicht an das Geschwätz der Herren in kirchlichem Amt. Das ist unser Geheimnis, Maria. Auch ich trage ein Geheimnis mit – das der Trude, die nicht nur an eine deiner keltischen Vorgängerinnen, die Totengöttin Aericura, glaubt, sondern zum Schrecken aller, wenn sie es wüssten, auch mit Feen und Gnomen plaudert, als wären es Menschen. Nur in Gedanken. Nicht laut. Das wäre viel zu gefährlich. Ketzerei wird mit dem Tode bestraft. Ja, Maria. Und jetzt horte ich auch noch ein giftiges Kraut. Für alle Fälle. Vielleicht brauche ich es eines Tages. Vielleicht muss ich einmal jemanden töten. In Notwehr. Vielleicht.»


Fidibus und das Pergament aus dem Goldenen Psalter

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