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Versteckte Geschenke

Während all dieser Turbulenzen in den vergangenen Tagen und Wochen ereignete sich etwas Seltsames. Jedes Mal, wenn ich an einem Spiegel vorbeikam oder am Morgen in den Spiegel schaute, erkannte ich mich selbst nicht mehr. Wer war diese Gestalt dort im Spiegel? Natürlich wusste ich, dass diese Person Diana war, aber irgendwie konnte ich mich nicht mehr mit dieser Gestalt identifizieren. Es war, als schaute ich von außen auf diesen Menschen, so als sei ich der Raum, in dem sich dieser Mensch bewegt. In dieser Zeit betrachtete ich öfters das Gesicht. Teilweise war es verschwommen und ich sah bloß die Konturen der Augen, des Mundes und der Nase. Erst nach einer gewissen Zeit wurde mein Spiegelbild wieder klar und ein weiches, zartes Gesicht lächelte mir entgegen. Wie wunderschön ich doch war! Mir schien, als sei all die Härte, das teilweise ausgeprägt Maskuline und der Ausdruck von auferlegter Stärke entschwunden. Nicht nur meine Gesichtszüge hatten sich in meinen Augen verändert, sondern auch mein Körper. Durch meine radikale Ernährungsumstellung hatte ich abgenommen. Auch meine stark ausgeprägte Muskulatur, die ich mir antrainiert hatte, war zurückgegangen, da ich nur noch moderate Yogaübungen durchführte. Mir gefiel, was ich sah. Mein Körper glich jetzt eher dem Körper einer kleinen, zarten Fee. Vielleicht war ich ja schon immer diese kleine, zarte Fee und hatte nur geglaubt, dass ich mir meine innere Stärke auf meinen Körper packen muss, um nach außen zu zeigen, wie stark und taff ich doch bin.

Lange Zeit hatte mich dieser Glaube unterstützt und mich sicherlich auch zu viel Erfolg und Anerkennung geführt. Doch der mühsame, immer wiederkehrende Kampf, diese Fassade aufrecht zu erhalten und das nicht enden wollende Bedürfnis nach noch mehr Erfolg, Anerkennung und Lob wurde nun zu Recht vom Leben zerschmettert.

Ich fühlte mich wohl in diesem zarten, weichen Körper. Ja, auch irgendwie zauberhaft leicht. Jetzt erlaubte ich mir, das Wesen zu sein, welches ich schon immer war. Eine lichtvolle, leichte, wunderschöne, bezaubernde und liebende Wesenheit.

Diana und das spirituelle Wesen, das ich bin, leben seitdem bewusst zusammen und ich weiß jetzt, dass ich nicht nach mehr Spiritualität zu suchen brauche. Es ist alles schon da und war auch stets schon da. Ich erlebe mich in einem ständigen Jetzt neu, mal mehr physisch, mal mehr geistig. Und es darf sein, wie es ist. So einfach kann Glücklichsein sein.

Es gibt sogar noch Momente, in denen ich die alte Diana spiele, indem mein kleines Ich in eine Rolle schlüpft und im Drehbuch des Lebens mitspielt. Manchmal weiß ich gar nicht genau, warum ich das tue. Ich denke, es ist eine Art Dienst meinen Mitmenschen gegenüber oder einfach, weil es auch lustig sein kann, dieses Spiel zu spielen und zugleich zu beobachten. Wenn ich zum Beispiel während einer Diskussion bemerke, dass ich unbedingt recht haben will oder wenn ein Gefühl von Missachtung aufsteigt, vor allem dann, wenn ich etwas nicht bekomme, was ich gerne hätte. Das ist einfach zauberhaft witzig! Vorausgesetzt natürlich, man erkennt den Witz darin. Schlussendlich genieße ich es einfach sein zu können. Keine Erwartungen und keine Verpflichtungen mehr. Was nicht bedeutet, dass ich mich nicht mehr um meine Lieben kümmere oder ganz alltägliche Dinge verrichte. Doch jetzt tue ich es, weil ich es will. Und nicht mehr, weil ich meine, es zu müssen. Ich gehe sorgsamer mit mir um. Denn, wenn alles so sein darf wie es ist, gibt es keine inneren Konflikte mehr. Ist das nicht wundervoll? Danke, liebes Leben, für dieses wundervolle Geschenk!

1 x Chemo mit Esprit, bitte!

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