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Kapitel VIII

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Es kann nicht sein, dass mein Höschen patschnass ist. Nachdem ich auf der Toilette fertig war, griff ich noch zwischen meine Beine. Ich war nicht nur feucht, ich rann förmlich aus. Hoffentlich hatten die beiden Psychopathen das nicht gesehen. Wenn sie das auch noch mitbekommen würden, kann ich mir ein Loch suchen, in das ich hineinspringe und nie wieder herauskomme.

Ich warf noch einmal einen überprüfenden Blick in den Spiegel. Äußerlich sah man mir nichts mehr an. Mein Hintern brannte wie Feuer, aber das sieht man von außen ja nicht. Ich verließ das Badezimmer und suchte meine beiden Peiniger, fand aber nur Markus.

„Geht es dir gut?“

Ich zog beide Augenbrauen hinauf und bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick, hielt mir aber die entsprechende Antwort zurück.

„Antworte mir.“

„Wie soll es mir gehen? Mein Hintern brennt wie Feuer.“

„Du bist selbst daran schuld. Ich hätte gedacht du bist klüger und läufst nicht in eine offene Klinge.“

„Warum ist Dominik so ein Ar..?“, ich konnte mir den Rest gerade noch verkneifen. Markus Blick wurde wieder strenger.

„Aufpassen, Kleines“, die Warnung war unüberhörbar, „er ist nur so, solange du dich nicht benimmst. Halte dich an die Regeln und du wirst keine Probleme mit ihm haben. Er ist einer meiner besten Freunde und das nicht ohne Grund.“

„Ihr habe eindeutig dieselben Interessen“, mein Mund war meistens schneller als mein Hirn.

Bevor Markus antworten konnte, öffneten sich die riesigen schwarzen Türen und Dominik kam herein. „Bereit fürs Mittagessen?“ Wo war der grausame Psychopath hingekommen, der bis jetzt mein Chef war? Wer war dieser normale Mensch?

Markus ging zu mir, griff sich wieder meine Taille und führte mich in Richtung der schwarzen Riesentüren.

„Ich brauche noch meine Handtasche aus dem Büro“, ich wollte schon Richtung der anderen Tür gehen, als sich Markus Griff verfestigte. Er ermahnte mich:

„Die brauchst du nicht!“

Hilflos sah ich ihn an, sagte aber nichts. Gut, dann bezahle ich mein Essen eben nicht selbst. Hinter den schwarzen Türen, sie kamen mir vor wie das Tor zur Hölle, befand sich Dominiks Büro. Ich musste herausfinden, woher sein Fetisch für die Farbe schwarz stammt. Dominik drücke auf einen Knopf an der Wand und die Lifttüren öffneten sich. Natürlich er hat seinen eigenen Aufzug, direkt in seinem Büro und den durfte wahrscheinlich auch nur er benutzen. Da hatte er Papas Geld aber gut angelegt.

„Wohin gehen wir eigentlich essen?“, fragte ich während der Fahrt nach unten.

„Worauf hast du Lust?“, fragte Dominik ungewohnt freundlich.

„Ich hatte heute ehrlich gesagt noch nicht die Zeit mir darüber Gedanken zu machen, was ich essen will.“

Meine beiden Wahnsinnigen lachten und ich sah sie an als wären sie die ersten Menschen, die ich jemals gesehen habe. War das so witzig?

Markus machte einen Vorschlag: „Wie wäre es mit etwas Italienischem?“

„Pizza geht immer“, ich mochte seinen Vorschlag.

Jetzt sahen mich die beiden an, als wäre ich der erste Mensch.

„Was?!“, fragte ich verwirrt.

Dominik antwortete mir: „Ich wusste, warum ich dich haben wollte.“

Wir gingen nur fünf Minuten. Gott sei Dank, sonst hätten meine Schuhe mich wahrscheinlich umgebracht. Leider war vor dem Restaurant eine lange Schlange. Das geht sich nie aus, in der Mittagspause hier zu essen. Ich fluchte innerlich und mir kam ein kleiner Seufzer über die Lippen. Markus schaute mich sofort besorgt an:

„Was ist los, Kleines?“

„Meine Schuhe bringen mich jetzt schon um und jetzt sollen wir uns hier anstellen auch noch?“

Markus und Dominik lachten und ich verstand schon wieder nicht warum. Ich wollte schon am Ende der Schlange stehen bleiben, als Markus mich einfach weiterführte. Die Blicke der Leute, an denen wir vorbei gingen, waren alles andere als freundlich. Dominik begrüßte den Portier, oder wie auch immer man den nennt, und ging in das Restaurant. Wir bekamen sofort einen Tisch am Fenster. Markus führte mich zu meinem Sessel und zog ich für mich heraus. Wow, das hatte ich schon lange nicht mehr von einem Mann erlebt. Wenn ich heute noch nicht von ihm geschlagen und gedemütigt worden wäre, würde ich mein Männerbild echt überdenken. Dennoch war es der Platz, der am weitesten von der Tür entfernt war. Hatten sie Angst, dass ich weglaufen würde?

Ich lies mich auf den Sessel fallen und bereute es im selben Augenblick. Mein Hintern meldete sich sofort und beschwerte sich. Ich verzog das Gesicht, bemühte mich aber keinen Laut von mir zu geben.

Meine beiden Begleiter lachten sich eins ins Fäustchen.

„Selbst schuld“, Dominik lachte immer noch.

„Wie soll ich dann heute den Nachmittag überstehen?“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Glaub mir, wir haben genügend Pölster in der Firma.“

Ich hatte nicht gewusst, dass Dominik eine menschliche Seite auch hatte. Beim Mittagessen entwickelte sich ein nettes Gespräch über mein Studium und Dr. Schneller. Es stellte sich heraus, dass er auch Markus vor ein paar Jahren empfohlen hatte. Als er mich dieses Jahr empfohlen hatte, standen sie das erste Mal vor einem Problem. Ich war die erste Frau, die jemals eine Empfehlung erhielt. Das stellte die Firma vor eine neue Herausforderung und ich bin so zu sagen ein Experiment. Den Sexismus hinter der ganzen Situation muss ich wohl nicht extra erwähnen. Eigentlich ist die ganze Situation Wahnsinn. In einem schönen Restaurant sitze ich mit zwei Psychopathen, führe ein nettes Gespräch und esse nebenbei eine echt gute Pizza. Eigentlich sollte ich mein Messer nehmen und alle zwei abstechen oder zumindest weglaufen. Aber ich fühlte mich momentan echt wohl bei den beiden und das machte mir ziemlich große Angst.

Nachdem wir das Essen beendet hatten, standen beide auf und warteten darauf, dass ich es ihnen gleich tat. Verwirrst schaute ich sie an:

„Wie wäre es mit bezahlen?“

Wieder lachten beide und ich verstand zum dritten Mal nicht wieso.

Dominik sagte: „Steh auf, wir gehen.“ Freundlich, aber bestimmt. Ohne weiter zu hinterfragen, stand ich auf. Markus und Dominik grüßten beim Hinausgehen und wir machten uns auf den Weg zurück zur Agentur.

Im Büro angekommen freute ich mich auf meinen Schreibtischsessel. Meine Füße brachten mich um und ich nahm mir vor, morgen flache Schuhe mitzunehmen, falls wir wieder irgendwo hingingen. Oder ich nehme mir einfach Essen mit, dann brauche ich nirgends hinzugehen. Ich steuerte auf meinen Sessel zu und zog ihn heraus.

„Warte!“, Markus Warnung kam zu spät.

Ich ließ mich auf meinen Hintern fallen. Derselbe Fehler wie zuvor im Restaurant. Ich verzog wieder das Gesicht und Markus lachte mich einfach nur aus:

„Ich hab´ dich ja gewarnt.“

Als ich ihn wieder anblickte, hatte er schon einen Polster in der Hand und reichte ihn mir.

„Danke“

Den restlichen Nachmittag über erklärte mir Markus endlich, was meine Aufgaben sind. Ich bin sozusagen eine Mischung aus seiner Sekretärin und seiner Assistentin, aber damit kann ich gut leben. Das Gehalt stimmt auch, also keine weiteren Beschwerden. Abgesehen davon habe ich eh keine andere Wahl.

Die Zeit am Nachmittag verging wie im Flug, als plötzlich die Tür aufging und Johann hereinkam.

„Hallo meine zwei Lieben. Wie geht es euch? Alles gut? Ich hoffe ihr kommt gut miteinander aus. Markus, wie sieht es aus? Können wir zufrieden sein mit Dominiks Auswahl?“, wie kann ein Mensch so schnell reden?

Markus stand auf und begrüßte Johann.

„Hallo Chef! Alles in bester Ordnung. Ich kann mich nicht über sie beschweren. Dominik hat eine gute Wahl getroffen.“

Johann wandte sich an mich:

„Ava, was meinen Sie? Sind sie zufrieden mit ihren Vorgesetzten?“

Was soll ich jetzt sagen? Weiß er was in seiner Firma vorgeht? Oder hat Dominik das alles etabliert ohne, dass Johann etwas davon mitbekommen hat?

„Ich kann mich da nur anschließen. Keine Beschwerden, Chef.“

„Sehr gut, sehr gut. Ich hoffe, dass geht so weiter. Ich verlasse mich auf Sie beide.“ So schnell wie Johann gekommen war, war er auch schon wieder weg. Mein Blick ruhte noch weiter auf der Tür. Würde sie jetzt aufgehen, wenn ich es versuchen würde?

Markus dürfte meinen Blick beobachtet haben:

„Du kannst ja probieren, ob du sie jetzt aufbekommst“, wer wird denn hier verspielt werden?

„Das bisschen Stolz, das ihr mir noch gelassen habt, hindert mich gerade daran.“

Markus lachte und ging wieder an die Arbeit. So schlecht war es gar nicht mit ihm, solange er sich so wie jetzt verhielt. Blieb das so, solange ich die Regeln nicht brach?

In meine Arbeit vertieft, ging ich meinen Gedanken nicht weiter nach und konzentrierte mich auf meinen Bildschirm.

Wenige Minuten später stürmte Dominik herein. Seinem Gesichtsausdruck nach, war der freundliche Mensch vom Mittagessen wieder verschwunden und sein inneres Arschloch war wieder anwesend. Seine Augen wirkten fast schwarz, ohne den goldenen Unterton. Er schrie förmlich:

„Was wollte mein Vater hier? Was hat sie ihm gesagt?“

Markus stand auf und ging zu ihm:

„Beruhig dich. Sie hat nichts Falsches gesagt. Ich war auch überrascht als er hereinkam, aber kein Grund zur Sorge.“

Dominik entspannte sich sichtlich. Aber jetzt hatte ich Gewissheit. Johann hatte keine Ahnung, was in seiner Firma so vor sich ging und nach Dominiks Verhalten gerade sollte das seiner Meinung nach auch so bleiben. Ich hatte gerade seinen Schwachpunkt gefunden. Sein Vater. Ein wohlwissendes Grinsen erschien auf meinem Gesicht.

Auch Dominik erkannte in diesem Moment, dass er seinen wunden Punkt preisgegeben hat. Die Erleichterung von eben war verschwunden. Er stürmte auf mich zu, packte meinen Schreibtischsessel bei den beiden Armlehnen und schob mich inklusive Sessel gegen das Fenster.

Seine Stimme war nur ein leises Zischen.

„Ein einziges Wort zu meinem Vater und ich mache dich fertig. Sag einen falschen Ton und ich schwöre dir, die Prozedur von vorhin war eine Streicheleinheit.“

Das Blut zischte in meinen Ohren, mein Herz hämmerte in meiner Brust. Ich glaube ihm jedes einzelne Wort. Meine Atmung ging stoßweise. Mit weitaufgerissenen Augen starrte ich Dominik an, brachte aber kein Wort heraus. Ich hatte vorher schon Angst vor ihm, jetzt waren wir knapp vor der Todesangst.

Ohne eine Antwort von mir abzuwarten, zog er meinen Schreibtischsessel wieder an seinen Ausgangsort, gab ihm noch Schwung, sodass ich mich einmal im Kreis drehte und war im selben Moment schon wieder bei der Tür draußen.

Nach ein paar Sekunden war ich wieder bei mir und suchte Markus Blick.

„Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte ich vorsichtig.

„Du hättest nicht grinsen sollen. Aber weil du Johann die richtige Antwort gegeben hast, werde ich das einmal durchgehen lassen. Gewöhn dich nicht daran“, Markus versuchte zwar streng zu klingen, aber der leicht amüsierte Unterton war nicht zu überhören.

Der restliche Tag verlief ohne Zwischenfälle und kurz vor 17 Uhr packte ich meine Sachen und wollte mich gerade von Markus verabschieden, als er ebenfalls aufstand und sich mir in den Weg stellte.

„Was machst du?“, er klang nicht gerade begeistert.

„Ähm, nach Hause gehen? Es ist 17 Uhr.“

„So läuft das hier nicht, Kleines.“

„Und wie dann?“, jetzt kam sicher die nächste dämliche Regel. Innerlich verdrehte ich die Augen.

Markus lies mich nicht lange warten: „Ich entscheide, wann du nach Hause gehst. Meistens wird es 17 Uhr sein. Dennoch möchte ich, dass du mich darum bittest.“

„Damit mein letztes bisschen Würde auch noch weg ist oder wie?“, ich sollte diese Dinge denken und nicht sagen. Markus sah zornig auf mich herab.

„Aufpassen.“ Eine andere Antwort bekam ich nicht. „Du spielst dich schon wieder. Ich bin für dich verantwortlich, daher entscheide ich auch, wann du nach Hause gehst. Verstanden?“

„Verstanden“, seufzte ich, „Darf ich jetzt nach Hause gehen?“

„Aber sicher doch.“ Markus kam mir näher, drückte mich an seine Brust und gab mir einen Kuss in meine Haare. Danach öffnete er mir die Tür und entließ mich. Was war das denn jetzt wieder?

Warum ich?

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