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Die Phasen sexueller Energie

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Die sexuelle Energie bewegt sich kreisförmig im menschlichen Körper, entlang innerer Kanäle, und man unterscheidet dabei zwei Phasen.

Die erste Phase und die Initialzündung sexueller Energie beginnt im Gehirn, bevor sie sich kreisförmig nach unten zu den Genitalien bewegt (siehe Abb. 1). Genauer gesagt, sondert die Hirnanhangsdrüse (Hypothalamus und Hypophyse) und die Zirbeldrüse (Epiphyse) Hormone ab, die das endokrine System im Körper kontrollieren, zu dem auch die Geschlechtsdrüsen zählen. Diese Hormone sorgen für sexuelles Wohlbefinden und dafür, dass wir bereit sind für den Geschlechtsverkehr. Dies ist die erste und absteigende Hälfte des Kreises – vom Gehirn zu den Genitalien. Sie ist als biologische oder reproduktive Phase der sexuellen Energie bekannt. Hier wird die sexuelle Energie, die wir durch Sex aufgebaut haben, durch den Orgasmus oder die Ejakulation ständig entladen.


Abb. 1 Biologische oder reproduktive Phase sexueller Energie

Das Geheimnis und Hauptinteresse von Tantra besteht darin, die sexuelle Energie im Körper zu belassen. Die sexuelle Energie wird nicht gewohnheitsmäßig im Orgasmus oder durch Ejakulation entladen, sondern bleibt im Körper und geht zurück in den inneren Kreislauf. Dadurch erhöhen wir unser orgasmisches Potenzial. In dieser zweiten und aufsteigenden Phase erhält die sexuelle Energie die Gelegenheit, wieder zurück zu ihrem Ursprung im Gehirn zu fließen, und so die „Meister“-Drüsen des Körpers, Epiphyse (Zirbeldrüse) und Hypophyse (Hirnanhangdrüse), zu revitalisieren und zu nähren. Diese Drüsen haben tiefen Einfluss auf unsere Gesundheit.

Es ist bekannt, dass sexuelle Aktivität zur Ausschüttung vieler Hormone und hormonähnlicher Substanzen führt, die den Körper positiv beeinflussen. Bereits in der Antike wurde Sex mit einer langen Lebensdauer und spiritueller Erleuchtung in Verbindung gebracht.

Wird die sexuelle Energie re-absorbiert und so zurück in den Körper geführt, wirkt Sex als eine revitalisierende, energetisierende Kraft. Dies nennt man die spirituelle oder schöpferische Phase des Sex (siehe Abb. 2); hier werden die Genitalien also als schöpferische Organe gesehen. Tantra ermöglicht es, den Zugang zu dieser zweiten Phase unserer kreativen sexuellen Energie zu bekommen, indem wir der Energie erlauben, sich nach innen und aufwärts zu bewegen. Wir erkennen, dass Sex dazu genutzt werden kann, lebendiger zu werden, nicht nur, um neues Leben zu erschaffen.


Abb. 2 Spirituelle oder kreative Phase schöpferischer Energie

Diese spirituelle Phase sexueller Energie entsteht, wenn Mann und Frau lernen, sich im Sex miteinander zu entspannen. Das ist das Gegenteil unserer bisherigen Erfahrung, dass Sex eine anstrengende, spannungsgeladene und unter Druck ausgeübte Aktivität ist. Wir glauben, je mehr wir beim Sex tun, umso mehr wird passieren und umso größer wird unsere „Belohnung“ sein. Wir denken kaum jemals daran, es uns leicht zu machen!

Was wir nicht begreifen ist, dass wahre sexuelle Ekstase Hand in Hand geht mit körperlicher Entspannung. Je mehr wir uns entspannen, desto mehr fühlen wir. Tatsächlich sind Ekstase und Anspannung diametrale Gegensätze; Anspannung erzeugt Hitze und Ruhelosigkeit, während Ekstase aus einer kühlen Haltung und aus einem inneren Einklang heraus entsteht. Anspannung engt ein und zieht zusammen, während Entspannung öffnet und ausdehnt. Anspannung erzeugt einen Höhepunkt, während Entspannung ein Tal erzeugt. Anspannung braucht Entladung, während Entspannung ermöglicht, etwas aufzunehmen.

Die Atmosphäre von Tantra ist Entspannung. Wenn wir uns also in unsere sexuelle Energie hineinentspannen, statt sie auf einen Höhepunkt zusteuern zu lassen, um sie dann zu entladen, entsteht daraus mehr Lebensenergie und mehr Liebe. Indem wir die sexuelle Energie durch Entspannung umlenken, können wir sie nach innen und nach oben leiten, wo sie automatisch vom Körper wieder aufgenommen und in den Kreislauf zurückgeführt wird (siehe Abb. 3).


Abb. 3 Vollständiger sexueller Energiekreis, mit zurückgeleiteter sexueller Energie, die sich spiralförmig durch die Energiezentren bewegt

Tantra nennt diesen Schritt „Den Fuß auf die erste Sprosse der inneren Wachstumsleiter setzen.“ So öffnet sich eine vernachlässigte Energiebahn und verschafft sich mit der Zeit einen Weg in das Zentrum unseres Körpers. Das können wir als ein fließendes Strömen von den Genitalien aufwärts erleben, als eine Art wunderbar goldenes Strahlen. Wenn wir die spirituelle Phase des Sex stärken, statt sie zu behindern, wie wir es in unserer Unwissenheit tun, wird das Liebemachen zu einer heiligen Erfahrung – voller Wunder.

SCHLÜSSEL


Sexuelle Energie ist Lebensenergie, die in jedem von uns fließt.

Indem wir unsere männlichen und weiblichen Energien in Balance bringen, können wir eine gesunde, stärkende sexuelle Beziehung genießen.

Wir können unsere sexuelle Energie in der herkömmlichen Weise in Richtung Orgasmus steuern oder wir können sie zurückführen, damit sie uns mehr Energie und mehr Liebe schenken kann.

Sex wird auf kreative Art und Weise in eine wirklich erhabene Erfahrung verwandelt.

Zeit für Liebe

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