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Vom Tun zum Sein

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Was ist letztendlich dabei herausgekommen, dass wir die sexuelle Energie zwingen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen? Wir haben die Fähigkeit verloren zu entdecken, wie unsere Genitalien ganz von selbst „Liebe machen“ wollen und was sie „tun möchten“. Wir haben eine feste Vorstellung davon, was wir wollen, und dadurch haben wir nichtsahnend unsere „genitale Intelligenz“ verloren.

Sex ist heute eine Funktion des Verstandes, statt wirklich körperlich zu sein. Diese sexuelle Konditionierung hat zu einem eher extravertierten und biologischen Zugang zum Sex geführt. Unsere sexuelle Energie ist in sich gefangen und unsere Körper sind übermäßig angespannt. Unsere lebenslange Angewohnheit, die sexuelle Energie zu komprimieren und absichtlich – wenn auch unbewusst – in zielgerichtete Bahnen zu lenken, hat diese Energie chronisch verzerrt.

Die körperlichen und emotionalen Spannungen unserer vergangenen Erfahrungen sitzen in den Genitalien und lassen sie viel weniger empfindsam sein, als sie sein könnten. Sex ist heute mehr ein mechanisches „Tun“ und hat natürlich auch die Funktion, für Nachkommen zu sorgen.

Aber wir haben keinen Zugang mehr zu den göttlichen „Seinsaspekten“ der sexuellen Vereinigung. Wir wissen nur, was wir „tun“ müssen beim Liebemachen, aber nicht, wie wir dabei „sein“ können. Stell dir eine Blüte vor, die in einer Knospe verschlossen bleibt und nie die Gelegenheit bekommt, sich zu öffnen und zu blühen. Genauso ergeht es uns. Wir stehen unter chronischer Anspannung und unser sexuelles Zentrum ist so verdreht und verzerrt, dass die Energie, die sich natürlicherweise ausbreiten will, daran gehindert wird, sich über den ganzen Körper hin auszudehnen. Sex wird auf den Bereich der Genitalien beschränkt, und wir sind nicht in der Lage, höhere ekstatische Erfahrungen zu machen.

Das Umlenken der Sexenergie nach innen und nach oben, das für Tantra erforderlich ist, geschieht, wenn sich Körper und Genitalien entspannen, weil sie nicht länger zum Orgasmus gezwungen werden. Dann kann sich diese Energie ausbreiten und wohlig über den Körper ausdehnen.

Nur wenige von uns haben diese Erfahrung gemacht, denn wir sind viel zu angespannt, weil wir versuchen, die sexuelle Energie in eine bestimmte Richtung zu lenken. Wenn dieselbe Energie sich aber frei und eigenständig bewegen kann, wird Sex zu einer herrlichen Mischung aus unbändiger Leidenschaft und berührender Stille.

Zeit für Liebe

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