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Warum sind wir beim Sex so zielgerichtet?

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Wie oft hast du zu deinem Partner oder dir selbst gesagt: „Ich würde gern Liebe machen. Ich habe aber einfach keine Zeit.“ In einer Hinsicht stimmt das, denn erfüllender Sex braucht Zeit. Machen wir schließlich doch Liebe, haben wir es aber eilig, wollen zum Ende kommen, zum Orgasmus. So sind wir uns selbst immer voraus, sind nicht wirklich „hier“. Wir sind auch nicht wirklich zusammen mit dem oder der anderen, sondern benutzen uns eher gegenseitig. Jede Bewegung oder Berührung ist auf das Erreichen unseres Ziels ausgerichtet. Der Orgasmus ist zum einzigen Mittel der Befriedigung geworden, und wir denken, dass Sex nicht wirklich Sex ist, wenn wir nicht „kommen“ und es keinen Höhepunkt gibt, in dem sich die Energie entlädt.

Wenn das allein unser Erleben ist, dann machen sich Millionen von Frauen Sorgen und haben seelischen Stress, wenn sie den ohnehin meist schwer zu erreichenden Orgasmus nicht bekommen. Und viele Männer beunruhigt es, dass sie viel früher ejakulieren, als sie möchten, bzw. so früh, dass sie ihre Partnerin nicht „befriedigen“ können. Und wenn wir nicht „zusammen kommen“, dann empfinden und fühlen wir uns so, als ob wir etwas verpasst oder versagt hätten oder dass sexuell etwas mit uns nicht stimmt.

Der Drang nach dem Orgasmus arbeitet unbewusst in uns, fast wie ein automatischer Reflex, und lässt uns nicht wirklich den Spielraum, ihn einmal nicht direkt anzusteuern. Der Wunsch danach ist so stark und scheint völlig instinktiv zu sein. Das macht es noch schwerer, uns vorzustellen, dass es auch andere Formen von Sexualität geben könnte! Wir wiederholen unser Verhalten beim Sex, und suchen dabei nach einer Erfüllung, die wir nie erreichen.

Die Tendenz dieser Zielstrebigkeit und die daraus resultierende Eile beim Sex hat es seit Jahrtausenden gegeben. Sie unterdrückt, gepaart mit religiösen Dogmen, unsere sexuelle Energie effektiv und nachhaltig. Wir tragen eine Menge von Ängsten und Spannungen in uns und leben unter hohem Druck, was den Orgasmus und Sex angeht. Unser Genuss bleibt dadurch – uns selbst nicht bewusst – innerhalb fest definierter Grenzen. Wir haben unser Wissen um Alternativen in der Sexualität verloren, und unser sexueller Ausdruck verläuft in festen Bahnen, die uns automatisch auf einer Route halten: So fangen wir an und so hören wir auf. Es ist praktisch Routine.

Ohne dass wir es überhaupt bemerken, sind diese festgelegten Grenzen die reinen Selbstläufer: Unsere Mütter, Großmütter und Urgroßmütter haben ja auch schon so Liebe gemacht, und wenn es für sie gut genug war, warum dann nicht auch für uns? So habe ich gedacht, bis ich begann, Liebe in einem anderen Rahmen zu erforschen, aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Zeit für Liebe

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