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Wie wir Sex neu (er)lernen

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Jahrhundertelang hat es in Sachen Sex wenig Anleitung gegeben. Wenn ich weibliche Klienten frage, wie viel Information sie als Mädchen zum Thema Menstruation bekommen haben, lautet die Antwort immer wieder: keine. Überhaupt keine Information. Viele haben vor der ersten Menstruation nur die praktischen Utensilien bekommen, und das war’s. Dabei ist die monatliche Menstruation für eine Frau nicht zu trennen von ihrer Sexualität und ihrer Fähigkeit zur Fortpflanzung. Dennoch erhalten wir wenig oder gar keine Informationen.

Und was wissen wir als Eltern eigentlich über Sex, das wir unserem Sohn oder unserer Tochter mit auf den Weg geben könnten? Die meisten Männer und Frauen haben selbst keine Information zu diesem Kernthema des Lebens bekommen. Auch mir ging es so, und als ich mich entschlossen hatte, Sex neu zu lernen, hat es einige Zeit gedauert und einiges an Engagement erfordert, die Sensitivität wiederzuerlangen, die ich, ohne es zu merken, verloren hatte. Ich musste lernen, mich zu entspannen und „hier zu sein“ beim Liebemachen, statt etwas zu „tun“ und „dahin“, in Richtung Orgasmus zu gehen.

Der wichtige Schritt für mich bestand darin, meine Polarität zu entdecken und mich immer mehr in sie hineinfallen zu lassen. Ich habe mich darauf fokussiert, „negativer“, d.h. passiver zu werden, Dinge mehr geschehen zu lassen, empfänglicher und bewusster zu sein. Und es hat mich überrascht, dass mein Partner anfing, „positiver“, dynamischer, vitaler zu werden, stärker im „Jetzt“ zu sein. Es war nicht die gleiche „positive“, männliche Kraft, die ich von früher kannte, als Liebemachen ein hartes, drängendes, lineares Ereignis war, das zu einem Höhepunkt führte. Es war fast das Gegenteil davon, die Umkehr des Höhepunktes, und eher wie das Durchschreiten einer Talsohle.

Es war etwas Neues und anderes, tief Berührendes, Kreisförmiges, ekstatisch, unvorstellbar erfüllend. Wann immer ich in mein Höhepunkt- und Entladungsmuster zurückfiel, fühlte ich mich frustriert, unvollständig und nicht mehr eng mit meinem Partner verbunden.

Langsam habe ich gelernt, dass diese neue Art des Liebemachens meinem Leben einen Sinn gab, eine spirituelle Qualität, nach der ich woanders gesucht hatte. Ich fühlte mich, als wäre ich nach einer langen Wanderung durch die Wildnis an einer Feuerstelle zum Ausruhen angekommen. Nach und nach fand ich heraus, dass die Liebe durch meinen inneren Fokus stärker wurde und dass es mehr auf mich und mein Bewusstsein ankam als auf meinen Partner oder darauf, den Fokus im Außen zu haben. Somit lag plötzlich alles in meiner Hand und ich begann zu verstehen, dass ich allein für die Qualität der Liebe in meinem Leben verantwortlich war. Mir fiel auch auf, dass ich selbst viel liebevoller und liebenswerter war, wenn ich bewusst Liebe machte.

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