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Herr der Töpfe und Pfannen

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Herr der Töpfe und Pfannen,

ich habe keine Zeit, eine Heilige zu sein

und Dir zum Wohlgefallen

in der Nacht zu wachen,

auch kann ich nicht meditieren

in der Morgendämmerung

und im stürmischen Horizont.

Mache mich zu einer Heiligen,

indem ich Mahlzeiten zubereite

und Teller wasche.

Nimm an meine rauen Hände,

weil sie für Dich rau geworden sind.

Kannst Du meinen Spüllappen

als einen Geigenbogen gelten lassen,

der himmlische Harmonie

hervorbringt auf einer Pfanne?

Sie ist so schwer zu reinigen

und ach, so abscheulich!

Hörst Du, lieber Herr,

die Musik, die ich meine?

Die Stunde des Gebetes ist vorbei,

bis ich mein Geschirr

vom Abendessen gespült habe,

und dann bin ich sehr müde.

Wenn mein Herz noch am Morgen

bei der Arbeit gesungen hat,

ist es am Abend schon längst

vor mir zu Bett gegangen.

Schenke mir, Herr,

Dein unermüdliches Herz,

dass es in mir arbeite statt des meinen.

Mein Morgengebet

habe ich in die Nacht gesprochen

zur Ehre Deines Namens.

Ich habe es im Voraus gebetet

für die Arbeit des morgigen Tages,

die genau dieselbe sein wird wie heute.

Herr der Töpfe und Pfannen,

bitte darf ich Dir anstatt gewonnener Seelen

die Ermüdung anbieten,

die mich ankommt

beim Anblick von Kaffeesatz

und angebrannten Gemüsetöpfen?

Erinnere mich an alles,

was ich leicht vergesse;

nicht nur, um Treppen zu sparen,

sondern, dass mein vollendet gedeckter

Tisch ein Gebet werde.

Obgleich ich Martha-Hände habe,

hab’ ich doch ein Maria-Gemüt,

und wenn ich die schwarzen Schuhe putze,

versuche ich, Herr,

Deine Sandalen zu finden.

Ich denke daran,

wie sie auf Erden gewandelt sind,

wenn ich den Boden schrubbe.

Herr, nimm meine Betrachtung an,

weil ich keine Zeit habe für mehr.

Herr, mache Dein Aschenbrödel

zu einer himmlischen Prinzessin;

erwärme die ganze Küche mit Deiner Liebe

und erleuchte sie mit Deinem Frieden.

Vergib mir, dass ich mich absorge,

und hilf mir, dass mein Murren aufhört.

Nun sind die meisten von uns sicherlich keine Mystikerinnen oder Heilige. Und doch haben auch wir das Recht, uns als Christen Gott zuzuwenden. In meinen Augen ist dieses Recht ein Privileg und gleichermaßen eine Pflicht. Eine Pflichtprüfung vor Gott, dass wir es ehrlich meinen. Eine Verpflichtung, die wir eingehen. Weil wir ein Bündnis mit ihm schließen. Viele von uns würden sich gern Gott zuwenden. Doch dann finden sie das irgendwie altmodisch, nicht zeitgemäß. Andere sind tieftraurig, dass sie den Dreh nicht hinbekommen. Wie nur steigt man ein in eine beständige und tragende Gottesbeziehung? Im Rundfunk habe ich von einem Prediger mal eine ganz tolle Weisheit gehört und die ging in etwa so: Es ist nicht Gott, der menschen- oder weltfremd sei. Wir Menschen heutzutage seien gottesfern.

Zurück zum Gebet von Teresa von Avila. Sie hat ihre irdischen Arbeiten verrichtet und fragte sich, wann sie noch Zeit hätte, eine Heilige zu sein. Eine Heilige, die regelmäßig vor Gott tritt. Eine, die lange Gebetszeiten pflegt. So eine, die eben dem Abbild – oder ist das viel eher ein Trugbild – einer echten Heiligen entspricht. Das eine ist die Orientierung ins Irdisch-Weltliche. Das andere die Orientierung und Hingabe zu Gott hin. Wir erkennen unseren eigenen Zwiespalt. Stehen mit beiden Beinen auf Gottes Erde – unsere Verpflichtungen erscheinen wie ein Sog, der uns hineinzieht. Dabei wollten wir dem Himmel doch so nahe sein. So ein Zwiespalt kann eine Zerreißprobe sein. Auf Erden ist so viel los. Wie auf einem Wimmelbild. Auch bei uns. Nur zu gut kennen wir die Verrichtungen im Haushalt, die im Gebet der Heiligen rund um die Töpfe und Pfannen aufgelistet sind. Eine richtige To-do-Liste ist das. Vielleicht ist es bei uns ja das Ein- und Ausräumen des Geschirrspülers statt die angebrannten Gemüsereste in Töpfen und Pfannen zu schrubben. Wie luxuriös – und doch kann es lästig erscheinen! Vielleicht hantieren wir mit Super-Mixern, um uns unser neuzeitliches Essen zuzubereiten. Oder auch mit leichten Akkusaugern oder wir lassen Staubsaugerroboter in unseren Zimmern herumflitzen, die für uns alles blitzeblank machen. Womöglich polieren wir unsere High Heels oder futuristischen Sneaker anstelle von gewöhnlichen schwarzen Schuhen.

Doch eine Sache, die bleibt immer die gleiche: Dass wir uns Gott zuwenden wollen. Und das fällt uns allzu oft so verdammt schwer. Warum müssen wir immer darum ringen, dass wir Gott nicht in unserem Alltag verlieren? Ich glaube, weil wir in Systemen denken. Da gibt es einerseits unseren Alltag. Unsere Arbeit. Unsere Ehe und Partnerschaft. Unsere Familie. Unsere Hobbys. Und dann, klar, gibt es für uns als Christen auch noch Gott. Auch das noch. Noch was. Das kommt noch obendrauf – für uns als Christen. Wir denken scheinbar in Schubladen. Wenn wir putzen, dann putzen wir, dann ist schon keine Zeit für Gott da. Wo, bei all der Plackerei, bleibt noch Zeit für und mit Gott. Es kann womöglich wie eine Bedrohung, ein Zeitfresser oder Überlastungsfaktor wirken, dass wir noch Zeit für Gott freiräumen müssen, obwohl wir das aus tiefem Herzen ja wollen, gar keine Frage. Doch wieso nehmen wir Gott nicht mit in unser Leben hinein, durchwühlen mit ihm gemeinsam all unsere Lebensschubladen? Schaffen Ordnung mit ihm, vertrauen darauf, dass mit ihm tragende Systeme für uns entstehen dürfen. Also wenden wir uns ihm zu, einfach immer – immer wieder. Beim Staubsaugen können wir ihm sagen, was uns belastet. Beim Spülmaschineausräumen können wir ihm danken für Dinge, die sauber gelaufen sind. Beim Arrangieren unserer Schuhkollektion können wir darum beten, dass er unsere Wege begleiten möge, sobald wir in diesen Schuhen stecken. Jeder Knopf auf den Super-Mixer könnte ein „danke“ bedeuten. Vielleicht auch ein Turbo-Danke oder ein Refresh-Danke, je nach Tastenwahl. Immer wieder, wenn wir draufdrücken, könnte ein „Amen“ dahinterstehen für ein zuvor gesprochenes kurzes Anliegen. Lassen wir Gott in unseren Alltag hinein. Dann brauchen wir gar nicht immerzu Zeit für ihn freizuschaufeln, weil er schon mittendrin ist. Beim Putzen, Kochen, Essen, Abwaschen. Und beim Super-Smoothie-Zubereiten.

Chill Work Pray

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