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Marta und Maria in uns

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Im Lukasevangelium lesen wir, dass Jesus einmal unterwegs gewesen und dann eingekehrt ist bei einer Marta. Dort bei Marta im Haus war auch ihre Schwester Maria anwesend. Marta meinte es gut und wollte Jesus besonders fürsorglich dienen. Also hatte sie in der Küche jede Menge zu tun. Maria hingegen schenkte in dieser Zeit ihre volle Aufmerksamkeit Jesus, hörte ihm zu. Läuft hier aus unserer Sicht etwas verkehrt? Gibt es eine gefühlte Schieflage? Kennen wir solche Situationen? Die eine rackert sich im Haushalt ab, wenn Besuch kommt, die andere ist fein raus und betreut die Gäste. Nun gut, irgendwie muss Marta bemerkt haben, dass sie ganz schön viel zu tun hat – allein in der Küche. Deshalb ging sie zu Jesus. Sie war irritiert, fragte ihn, ob es ihn denn gar nicht kümmere, dass ihre Schwester Maria ihr die ganze Arbeit allein überlassen würde. Von ihrer Schwester hätte sie sich Hilfe erwartet. Stattdessen saß diese bei Jesus, scheinbar untätig. Jesus sagte sinngemäß, dass Marta sich unnötig einen Kopf machen würde, er sprach von „Sorgen und Mühen“. Doch nur eine Sache sei notwendig. Er verwies darauf, dass Maria sich für den „guten Teil“ entschieden, „die richtige Wahl getroffen“ habe.

Mir geht es so, dass ich diese Begebenheit mit Marta, Maria und Jesus nur in Ansätzen verstehen und nachvollziehen kann. Wenn man davon hört, denkt man nach menschlicher Denke, dass Marta doch im Recht sei. Sie rackert sich ab, macht und tut, rödelt in der Küche, um ein gutes Essen zur Stärkung und als Geste der Gastfreundschaft vorsetzen zu können. Schließlich hat sie Jesus bei sich zu Gast! Wenn man solch ein Essen allein zuzubereiten hat, wünscht man sich schon helfende Hände herbei. Und dann sitzt Maria einfach nur herum – Jesus zu Füßen. Hört ihm zu. Macht in der Küche keinen Finger krumm. Klar kommt man da zunächst auf dumme Gedanken. Die eine plagt sich mit Küchenarbeit ab, die andere hockt gechillt beim Gast. Doch im Grunde geht es eigentlich um die richtige Herzenshaltung, mit der wir Dinge tun, mit der wir Menschen in unserem Zu Hause und unserem Umfeld begegnen. Jesus hat wohl bemerkt, dass nicht nur Marta sich für ihn in der Küche ins Zeug legte, sondern dass auch Maria für ihn da war und seinen Worten ganz aufmerksam zuhörte. Wenn wir unser Leben als Gebet betrachten, können wir alles aufrichtig und mit der richtigen Haltung tun. Das heißt nicht, dass wir uns ausnützen lassen oder dass immer wieder wir diejenige sein müssen, die allein in Küche und Haushalt kämpft. Doch vielleicht heißt es, dass es auch noch andere Dinge gibt, die wichtig sind. Nicht nur die Plackerei. Dass wir für Gott und andere auch dann wertvoll sind, wenn wir nicht hart arbeiten. Wenn wir einfach mal nur dasitzen, uns entspannen, jemandem zuhören. Wenn wir aufhören mit der Betriebsamkeit. Uns auf unser Gegenüber und den Moment fokussieren. Unser Herz dafür öffnen.

Wir alle haben Anteile von Marta und Maria in uns. Mal hören wir lieber intensiv zu, dann bereiten wir voller Tatendrang ein schönes Drei-Gänge-Menü. Alles soll gelingen und gut von der Hand gehen. Damit wir später beim gemeinsamen Essen harmonisch beisammensitzen und die gemeinsame Zeit genießen können. Doch das geht nicht, wenn wir einen Groll in uns tragen. Wenn uns zuvor der Küchenkoller gepackt hat. Wenn wir bei der Essenszubereitung mit einer harten Herzenshaltung am Start gewesen sind. Dann werden wir später beim Essen nicht entspannt sein. Deshalb ist mein Verständnis dieser Geschichte, dass wir mit einer guten Haltung ans Werk gehen sollten, mit einer Art betenden Haltung als Basis für alles. Mit einem Ohr bei Gott und einem Ohr bei uns wissen wir, was wir leisten können und wann wir Ruhe brauchen. Dann sind wir auch in einer guten Ausgangsposition, um anderen Menschen Gutes erweisen zu können – dies eben dann, wenn wir selbst dazu in der Verfassung sind. An manchen Tagen sind wir die fleißige Biene, die Arbeiterin, die Macherin und Anpackerin vor dem Herrn. An anderen Tagen stünde uns die Rolle der Zuhörerin, der Rumhockerin oder gar Nichtstuerin besser zu Gesicht. Wobei in diesen scheinbaren Nichtstun-Momenten viel geschieht. Das ist keine sichtbare Bewegung nach außen, doch im Innen bewegt sich dabei viel, formiert sich, setzt sich neu zusammen, hält uns beisammen. Wenn wir beten, dann haben wir diese Ruhe und Bewegung nach innen – zusammen mit der wichtigen Anbindung an Gott. Mit solch einer Innenschau werden wir wieder stärker für unser Tun im Außen. Bei alledem ist es am schönsten, wenn eine betende Grundhaltung mitschwingt. Diese lässt uns unsere Aufgaben in einer für uns und Gott stimmigen Frequenz erledigen und stimmt uns gleichermaßen immer wieder neu, wenn wir mal aus dem Takt geraten sein sollten.

Chill Work Pray

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