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»Ihr Gratis-Geschenk«

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VON MARCUS ROHWETTER

DIE ZEIT, 14.08.2013 Nr. 34

Verkauft wird nahezu alles. Autos beispielsweise werden für viel Geld verkauft. Kaugummis werden für wenig Geld verkauft. Und Kunden werden für dumm verkauft – in jeder Preisklasse.

Nichts ist umsonst, das weiß der Volksmund, selbst der Tod kostet das Leben. Und weil im Kapitalismus eben alles seinen Preis hat, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass einem etwas geschenkt wird. Falls doch, ist es dermaßen unglaublich, dass die Kunden extra darauf hingewiesen werden müssen. Und zwar gleich doppelt. Denn sicher ist sicher. Sonst verstehen sie es nicht.

Deswegen gibt es das »Gratis-Geschenk«. Ein solches erhält, wer bei den Make-up-Botanikern von Yves Rocher ein Näpfchen mit Pflanzencreme oder sonst was bestellt. Man muss dafür also nichts bezahlen, denn es ist ein Geschenk. Und gratis obendrein. Also kostenlos. Falls man es noch nicht verstanden hat. Ein kostenloses »Gratis-Geschenk« gibt es auch beim Werkzeug-Versandhandel Westfalia oder bei den meisten Zeitungen, die mit einem »Gratis-Geschenk« Probeabos attraktiver machen wollen. Und vielerorts mehr. Eine Leserin aus Mainz bemerkte diese Sprachschluderei.

Bei »Gratis-Geschenken« handelt es sich meist um die Insolvenzmasse von 1-Euro-Shops und/oder ästhetischen Sondermüll: grellbunte Plastikschüsseln, eine Qual fürs Auge. Irgendwelchen gläsernen Deko-Krempel für die Fensterbank, der so hässlich ist, dass sogar Recyclinghöfe die Annahme verweigern. Armbanduhren, deren Zeiger bei der ersten Erschütterung abbrechen und deren Armband nach zwei Wochen einreißt.

Warum das Zeug verschenkt wird? Na, weil es sich nicht verkaufen lässt! Und zurücknehmen will es der Spender auch nicht. Steht immer im Kleingedruckten: Ihr »Gratis-Geschenk« dürfen Sie in jedem Fall behalten. Falls man es noch nicht verstanden hat.

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