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Die Leserbriefe nach Datum sortiert (2000-2005)

Knut Teske, Der gefesselte Riese 20.01.2000

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Kohl, Helmut

Auch der Mächtigste steht in einem demokratischen Rechtsstaat nicht „über“, sondern „unter“ dem Gesetz.

Diese Botschaft ist im Grundsatz natürlich richtig, und selbst diejenigen, die sich für Staatstheorien bisher wenig interessierten, können sie jetzt ohne Stottern aufsagen.

Dennoch - und so könnte man gutwillig die Haltung von Helmut Kohl interpretieren - gibt es im Leben des Einzelnen Extremsituationen, in denen er bewußt oder unbewußt Thomas von Aquin folgt, der sinngemäß gesagt hat: „Man muß immer auf sein Gewissen hören, aber man darf dabei nicht annehmen, dass es sich nicht irren könnte!“

Wenn die Allgemeinheit über die Medien auch diese „komplizierte“ Wahrheit vermittelt bekäme im Streit um Helmut Kohl, so könnte das zu einem menschlicheren Umgang untereinander beitragen.

„Sterile Aufgeregtheit“ einiger Journalisten 07.02.2000

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Kohl, Helmut

Im Deutschunterricht der Oberstufen wird bisweilen eine Unterrichtseinheit angeboten, die zum Ziele hat, durch Vergleich von Zeitungsartikeln oder anderer Medienberichte die manipulativen und interessegeleiteten Machenschaften einiger Journalisten nachzuweisen. Dabei stellt sich häufig heraus, dass auf diesem Gebiet nicht nur redliche Hochintelligente oder mitleidsvolle Ethiker agieren.

Wieso eigentlich wird im Rahmen der gegenwärtigen politischen Affären allen zunächst fast alles geglaubt?

In diesem Zusammenhang ist auf eine recht sichere Quelle hinzuweisen, die glaubwürdig behauptet, Helmut Kohl habe den bisher anonym gebliebenen Spendern geradezu untersagt, ihm und seiner Partei durch eigene Namensoffenbarung zu Hilfe zu kommen. Er werde sich nicht unter die Vormundschaft von Scheinheiligen oder inkompetenten Staatstheoretikern der sogenannten 4. Gewalt begeben, die alle seine Taten in der Vergangenheit teilweise böswillig kritisiert haben, sondern er warte vertrauensvoll die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses und die Arbeit der Staatsanwaltschaft ab. Eine mögliche Strafe für seinen Gesetzesbruch werde er dann natürlich akzeptieren.

Politskandale und der „einfache Bürger“ 15.02.2000

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Demokratie

Journalisten und Politiker verkünden in Zeitungen, Talk-Shows und anderswo ohne Anflug von Zweifel ihre Meinung über „die Leute draußen im Lande“ und den „einfachen (oder „einfältigen“?) Bürger“. Sie glauben angesichts der gegenwärtigen Politskandale feststellen zu dürfen,

1. dass die Gesetzestreue und das Rechtsbewußtsein schwindet, weil „die da oben“ ein schlimmes Vorbild abgeben.

- Dazu stelle ich fest, dass bei mir gar nichts schwindet. Ich werde selbstverständlich als „einfacher Bürger“ weiterhin die Gesetze einhalten.

2. dass die Akzeptanz gegenüber der Demokratie und ihrer Institutionen zurückgeht, besonders in den neuen Bundesländern.

- Dazu stelle ich fest, dass bei mir gar nichts zurückgeht. Ich werde auch weiterhin wissen, dass die Demokratie die beste aller schlechten Staatsformen ist.

3. dass die Wahlbeteiligung erschreckend sinken wird.

- Dazu stelle ich fest, dass - soweit es mich betrifft - nichts sinken muß. Ich wähle ja keine Gurus oder Heilsbringer, sondern „nur“ Politiker, die in ihren Meinungen um Menschenbilder und gesellschaftliches Glück konkurrieren. Es gibt keine vernünftigen Gründe, nicht zu wählen.

4. dass das Ansehen von Helmut Kohl in der Bevölkerung stark abnimmt.

- Dazu stelle ich fest, dass bei mir nichts abnimmt. Ich mag ihn trotz allem und umso mehr, je lauter seine Gegner aufjaulen.

Oder bin ich vielleicht doch ein menschliches und politisches Fossil?

Ernst Cramer, „Kohls Fehler“ 23.11.2000

vg

Kohl, Helmut

Ernst Cramer, den man ansonsten als weisen Journalisten schätzen muss, stellt die berühmte Frage des römischen Staatsmannes Cicero: „Cui bono - Wem nützt es?“ im Zusammenhang „mit Helmut Kohls impulsiv geschriebenem Tagebuch“.

Meiner Meinung nach passen zwei andere Weisheiten antiker Schriftsteller viel besser für Helmut Kohls Situation:

Nach dem eingestanden Fehler der illegalen Spendenverwendung sah sich Kohl einer außerordentlich wirksam Taktik seiner Gegner ausgesetzt:

„Calumniare audacter, semper aliquid haeret.“ („Verleumde kühn! Etwas bleibt immer hängen“)

Mit seinem Tagebuch wehrt er sich dagegen, und zwar zu Recht!

Alle, die den eigentlich Betroffenen in diesem Skandal nicht zu Wort kommen lassen wollen, verstoßen gegen einen klugen Grundsatz bei der Wahrheitsfindung:

„Audiatur et altera pars“ („Es soll auch die andere Seite gehört werden“)

Übrigens stammt diese römische Weisheit von den noch weiseren Griechen. Der Richtereid in

Athen lautete etwa folgendermaßen:

„Richte nicht, ehe du nicht in Verhör nahmst beide Parteien!“

„Parteifreunde“ wie Weizsäcker, Biedenkopf, Geißler, Süssmuth, Schäuble u.a., sowie natürlich erklärte politische, teils hasserfüllte Feinde durften ihre Sicht der Dinge — nahezu ohne Kritik seitens der emotionalisierten Öffentlichkeit — darstellen.

Nun ist es an der Zeit, dass derjenige, der im Dreck sitzt, nicht schweigend darin auch noch schwimmen möchte. Auch ihn anzuhören, gehörte jedenfalls bei Griechen und Römern zur Weisheit und Wahrheitsfindung.

Deshalb danke ich meiner geliebten WELT, dass sie Auszüge aus den Tagebüchern abdruckt.

Die Kunst muss im Mittelpunkt stehen (geplante RAF-Ausstellung) 16.09.2003

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Rechtsradikalismus

Hiermit möchte ich mitteilen, dass ich demnächst öffentliche Fördermittel in Höhe von 100.000 Euro beantragen werde, um die „Braune-Armee-Fraktion“ (Beckstein) künstlerisch zu bewältigen.

Es ist auch recht ärgerlich und historisch ungerecht, dass sich keine Intellektuellen, Dichter oder Denker finden wie bei der Baader-Meinhof-Gruppe (sic!), bzw. den RAF-Mördern, die sich genötigt sehen, bei diesen „braunen“ Verbrechern auf eventuelle frühkindliche Traumata oder wenigstens Bewusstseinsschäden durch das unerträgliche gesellschaftliche Sein hinzuweisen.

Diskussion um Folter 14.05.2004

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Justiz

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir in einer Ihrer nächsten Ausgaben 2 Fragen beantworten könnten:

1. Warum ist es unter bestimmten Bedingungen erlaubt, einen Geiselnehmer zu erschießen, um das Leben einer einzigen Geisel zu retten, und warum soll es unter gar keinen Bedingungen erlaubt sein, einen Terroristen durch Folter zu zwingen, ein todbringendes Geheimnis zu verraten, um Tausende von Menschen zu retten?

2. Wer hat die vielen hundert Folterbilder im Gefängnis Abi Ghraib zu welchem Zweck gemacht?

Deutsche vertrauen Putin mehr als George W. Bush 23.02.2005

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Antiamerikanismus

Soll man weinen oder lachen? Nun fährt das Narrenschiff „Germania“, gesteuert von seiner rotgrünen „Führungsmannschaft“ und durch den Verlust seines Kompasses, wohl tatsächlich auf die Klippen.

Joschka Fischer 10.09.2005

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Meinungsumfragen

Ich bin stolz darauf, nicht zu den Verwirrten zu gehören, die Joschka Fischer mit 75% zu einem der wichtigsten Deutschen gewählt haben.

Chaos in den französischen Vorstädten 10.10.2005

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Jugendgewalt

Mein Vorschlag ist sicherlich nicht der Königsweg, um alle Probleme in den französischen Cités zu lösen, aber er könnte die Lage dort ein wenig verbessern:

1. Verteilung von

- mehreren Tonnen Fassadenfarbe,

- Besen, Schaufeln, Spaten in ausreichender Zahl,

- effizienten Hochdruckreinigern („Kärcher“)

2. Arbeitsaufträgen an frustrierte arbeitslose Heranwachsende mit angemessener Bezahlung und unter Anleitung,

3. Autowracks zur Abfackelung an solche Jugendliche, die Position 2. nicht erfüllen wollen.

Ablösung von Rot-Grün 27.11.2005

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Neo-Sozialismus

Ich habe Material für ein „Weihnachtsrätsel“ gesucht und meines Erachtens eine sehr interessante Frage gefunden. Sie lautet:

„Welche deutschen Politiker haben alle folgende Trends und Verirrungen mitgemacht?“

1. Einsatz für die Antiautoritäre Erziehung

2. Ablehnung der Nachrüstung

3. Abschaffung der Zentralen Erfassungsstelle für DDR-Unrecht in Salzgitter

4. Deutschland steht gleichweit entfernt zwischen USA und Sowjetunion (Äquidistanz)

5. Ablehnung der Wiedervereinigung

6. Isolation Österreichs wegen Haider

7. Problematisches Menschenbild:

- Extreme Förderung der „Schwachen“ in der Schule und bei Sozialleistungen

- Realitätsblinder Pazifismus

- Einsatz für Drogenfreigabe

- Einwanderung ist möglich ohne bedeutende Einschränkungen.

Für mich selber gab es keine großen Schwierigkeiten, obiges Rätsel zu lösen, und ganz nebenbei ist mir klar geworden, weshalb ich so depressiv und pessimistisch bin.

Debatte um CIA-Verhöre: Rice besänftigt Europäer 09.12.2005

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Pazifismus

Wie sagte doch ein altrömischer Dichter. „Es ist schwer, eine Satire nicht zu schreiben“. Dennoch drängt sich mir ein Versuch auf.

Also: Ich bin glücklich, weil wir Deutschen nicht vergessen haben, dass zu unserem Volke einer der weltweit bedeutendsten Moralphilosophen gehört, nämlich Immanuel Kant. Das zeigen eindeutig folgende Kurzmeldungen:

- Deutsche Geheimdienste haben im Iran 3 hochrangige Al-Qaida-Verbrecher aufgespürt und sie sofort den dortigen Behörden übergeben. Ahmadinedschad bedankte sich für diese Geste des guten Willens und versprach, dafür weniger Israelis ins Meer zu jagen.

- Bei einem Angriff von deutschen und afghanischen Truppen sind 10 Taliban-Kämpfer nahe Kabul getötet worden. Die Deutsche Kriegsgräberfürsorge wird die Kosten der Beerdigung übernehmen.

- Die deutsche Regierung hat sich nach langer Diskussion entschlossen, 15 Psychologen in geheime Ausbildungslager von Djihadisten zu schicken, um dort mit ihnen bei Tee und Keksen über mögliche Verhaltensänderungen zu diskutieren.

- Fast alle US-Behörden sind unfähig, den Kampf gegen Terroristen zu führen. Diese Meinung vertraten neben Teilnehmern aus Andorra und aus einem Friedenscamp in Indien auch mehrere einflussreiche deutsche Politiker in Talkshows.

Ansichten von Ahmadinedschad und Reaktionen darauf 17.12.2005

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Pazifismus

Es ist sehr beruhigend, dass europäische Politiker die Äußerungen des iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad auf das schärfste „verurteilt“ und es als völlig inakzeptabel „bezeichnet“ haben.

Lobenswerterweise haben auch die Abgeordneten unseres Bundestages es begrüßt, dass die deutsche Regierung den Äußerungen Ahmadinedschads „entgegengetreten“ ist. Aus allem geht doch endlich einmal deutlich hervor, dass Erfolge beim friedlichen Zusammenleben der Völker auch ohne illegale Methoden von Geheimdiensten lediglich durch verbale Kampfmittel möglich sind.

P.S. Also: ich finde meine letzten Leserbriefe ziemlich witzig

Das Haar in der Suppe

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