Читать книгу Geliebtes Geschöpf - Dietmar Grieser - Страница 13

Zwei Rippen

Оглавление

Leo Perutz und seine Hunde

Einmal ist es eine Zeitungsredaktion, die eine Umfrage unter Autoren durchführt (und veröffentlicht), dann wieder eine Standesvertretung, die zu sozialpolitischen Zwecken die Daten der Kollegenschaft einsammelt und auswertet. Wir wissen also zum Beispiel, wieviele Kinder Günter Grass hat und ob Elfriede Jelinek in aller Herrgottsfrühe den Computer anwirft oder erst spät nachts. Mich erreichte letztens ein Fragebogen einer mir bis dato unbekannten Rundfunkjournalistin aus Köln, die sich unter dem Arbeitstitel »Schillers faule Äpfel« dafür interessierte, welche Stimulantien unsereins zum Schreiben braucht. Die Dame ging dabei sehr ins Detail, erkundigte sich also nicht nur nach dem bevorzugten Instrumentarium (Stift, Schreibmaschine, Diktiergerät oder PC), sondern sprach auch Fetischhaft-Mystisches an: »Besitzen Sie«, so lautete eine der mir vorgelegten sechzehn Fragen, »so etwas wie ein Maskottchen/Talisman, das/der Sie beim Schreiben ›begleitet‹?«

Mir sind Aktionen wie die der Kollegin Petra Reategui sehr willkommen, führen sie doch dazu, daß man sich durch die Beantwortung der gestellten Fragen selber über manches, worüber man kaum je nachgedacht hat, klar wird. Und vor allem: Man erfährt (vorausgesetzt, die Resultate der Enquete werden publiziert), wie die lieben Kolleginnen und Kollegen mit den Tücken ihres Schriftstelleralltags zurechtkommen.

Es überraschte mich daher nicht, daß sich so viele der von Frau Reategui angeschriebenen Autoren an deren Aktion beteiligten und daß infolgedessen bei der Auswertung äußerst restriktiv vorgegangen werden mußte: Nur jeweils eine der sechzehn Antworten fand in besagtem Schlußdokument seinen Niederschlag – nämlich diejenige, die in den Augen der Veranstalterin besonders originell, besonders auffällig, besonders singulär war. Ich zum Beispiel »schaffte« es mit Frage 11, die da (etwas umständlich) lautete: »Verfügen Sie über Mechanismen, um unvorhergesehene Störungen zu überwinden und/oder das fehlende ›Schreibgefühl‹ zu überlisten?«

Meine Antwort (wahrheitsgemäß): »Ich geh mich rasieren – auch wenn nix mehr zu rasieren ist. Ein paar Barthaare finden sich immer.«

Merkwürdigerweise hat mich noch nie eine Umfrage erreicht, bei der es – so vorhanden – um das Lieblingstier des Autors ging. Es ist allgemein bekannt, daß sich Schriftsteller vorzugsweise mit Katzen umgeben, in deutlich geringerer Zahl mit Hunden. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Mieze stört beim Schreiben weniger als Lumpi, muß nicht, kaum hat der Autor einen neuen Gedanken gefaßt und ist mitten im Schreibfluß, zu seinem Lieblingsbaum ausgeführt werden. Kaum einer verfügt über das Personal eines Thomas Mann, das dem ruhebedürftigen Herrl derlei Lasten abnimmt.

Einer aus der gleichen Zunft, der sich ein Leben ohne Hund kaum vorstellen konnte, ja schwer darunter litt, zu bestimmten Zeiten auf dessen Gefolgschaft verzichten zu müssen, war der sieben Jahre jüngere Leo Perutz. In seinem »Gespräch der Hunde«, einem der Kapitel seines Hauptwerks »Nachts unter der steinernen Brücke«, hat der 1882 in Prag Geborene und 1957 in Bad Ischl Verstorbene der über alles geliebten Tiergattung in Gestalt zweier namenloser Exemplare ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt (ich werde auf die beiden, die er nur unter den Bezeichnungen »Dorfköter« und »Pudelhund« in seinen Text einführte, später noch zu sprechen kommen).

Schweigsamer verhielt sich Perutz, was Äußerungen über seine eigenen Vierbeiner betrifft: Persönliche Zeugnisse für seine übersteigerte Canophilie sind äußerst knapp. Aus dem biographischen oder gar autobiographischen Material, das uns vorliegt, wissen wir nur, daß der Dichter – Perutz ist mit siebzehn nach Wien übersiedelt, hat dort maturiert und sich zum Versicherungsmathematiker ausbilden lassen, tritt in die Dienste der Firmen Assicurazioni Generali bzw. Anker und wendet sich ab 1907 dem Schreiben zu – schon in einem seiner ersten Texte das Porträt eines »prachtvollen rostroten Irish-Setters« zeichnet, dessen Schönheit bei den allsonntäglichen Spaziergängen auf dem Wiener Ringstraßenkorso Aufsehen erregt habe. Hinter dem Besitzer des edlen Tieres – Georges Durval sein Name – verbirgt sich mit großer Wahrscheinlichkeit kein anderer als der Autor selbst, der denn auch in seinem Tagebuch unter dem Datum 1. September 1911 den »Erwerb eines Hundes« vermerkt.

Acht Jahre später. Leo Perutz hat inzwischen seinen festen Platz im Wiener Literaturbetrieb eingenommen, trifft sich im Café Herrenhof mit den Freunden und Kollegen Richard Bermann, Franz Elbogen, Hugo Sperber, Anton Kuh und Egon Erwin Kisch, hat sich mit den Romanen »Die dritte Kugel« und »Das Mangobaumwunder« einen Namen gemacht, und – er hat geheiratet. Die Arzttochter Ida Weil kennt er seit seinem zweiunddreißigsten Lebensjahr, im Sommer 1917 hat er sich mit ihr verlobt, nun, im März 1920, bringt sie ein Kind zur Welt. Daß der Achtunddreißigjährige seine Vaterschaft erstaunlich lakonisch, ja fast sarkastisch kommentiert, heißt nicht, daß er es an Liebe für die kleine Michaela fehlen ließe. Im Gegenteil, er hängt an seinem Töchterchen, nur widerspricht es seiner Natur, persönlichen Gefühlen allzu freien Lauf zu lassen. Auch Bär, wie der sonderbare Kosename seiner ersten Frau lautet, ist, wie aus einem Eintrag in Michaelas Stammbuch hervorgeht, von der gleichen flapsig-trockenen Art. Es ist der mit der Familie Perutz eng befreundete Dramaturg Arthur Rundt, der die Neugeborene mit folgendem Brief willkommen heißt:

»Liebes Mädel!«, so schreibt er ihr ins Poesiealbum, »acht Tage, bevor Du auf die Welt kamst, waren Deine Eltern bei mir – gar nicht entzückt davon, daß Du kamst. Der Bär (Deine Mutter) sagte: ›Wir hätten lieber einen zweiten Hund gehabt.‹«

Was heute für unser Ohr befremdlich, ja grausam klingen mag, sollte nicht falsch verstanden werden: Es war die in manchen Intellektuellenkreisen jener Jahre stark verbreitete Selbstironie. Anders als heute, so schreibt Perutz-Biograph Hans-Harald Müller, »war die Zeit, die um 1920 Eltern und Kinder miteinander verbrachten, sehr knapp bemessen.« Für Aufzucht, Pflege und auch weite Teile der Erziehung waren in den großbürgerlichen Familien Wiens Amme und Kindermädchen zuständig. Daß Leo und Ida Perutz nur sieben Monate nach der Geburt ihres Töchterchens nach Italien reisten, um sich Venedig, Siena und Rom anzuschauen, und während dieser Zeit ihr Baby, nicht jedoch ihren Hund in Wien zurückließen, war daher nichts so Ungewöhnliches.


Lieber ein zweiter Hund als ein erstes Kind? Nichts als dumme Witze über Leo Perutz

Bei so viel Tierliebe kann es auch nicht verwundern, daß Leo Perutz und seine Familie, als sie im Herbst 1938 nach Palästina emigrierten, besonders darunter litten, daß sie ihre Hunde in Wien hatten zurücklassen müssen. Die Möbel, mit denen sie ihre Wohnung in Tel Aviv (Gotlieb Street Nr. 16) ausstaffierten, wurden ihnen aus der alten, nun aber von den Nazis entrissenen Heimat nachgeschickt. Daß die geliebten Hunde nicht mit ihnen das Auswandererschiff bestiegen, lag an den Schauergerüchten, die ihnen zuvor zu Ohren gekommen waren: Die nach Palästina einreisenden Haustiere, so hieß es, müßten eine monatelange Quarantäne über sich ergehen lassen. Das wollte das Ehepaar Perutz seinen Lieblingen unter keinen Umständen zumuten. Als »Ersatz«, so schreibt der nunmehrige Tel Aviver Neubürger in einem Brief an den verehrten Kollegen Richard Beer-Hofmann, »haben wir eine junge Katze adoptiert, die uns am Tag unseres Einzuges in halbverhungertem Zustand zugelaufen ist. Da sie ein hochbegabtes Lebewesen ist, macht sie uns allen viel Vergnügen.« Aus dieser Zeit des Neustarts in der Fremde hat sich ein Foto erhalten, das Perutz auf dem Balkon seiner Wohnung und das schwarzweiß gescheckte Kätzchen bei einem seiner Kunststücke zeigt. Auf einem zweiten Bild, nun wohl schon aus den späten vierziger Jahren, sieht man, daß für den Hundefreund Leo Perutz die Welt endlich wieder in Ordnung ist: Einer seiner Bekannten hat ihm einen entzückenden Cockerspaniel besorgt. Von der Kamera festgehalten: zärtliche Blicke, wie sie wohl nur zwischen Herr und Hund denkbar sind.

Die ergreifendste Herr-und-Hund-Geschichte (derentwegen ich eigentlich das Thema Perutz aufgegriffen habe) führt uns in die Zeit zurück, da der Dreiunddreißigjährige als Landsturm-Infanterist beim k. u. k. Infanterieregiment Nr. 88 in den Krieg zieht. Es ist zwölf Jahre her, daß der damalige »Komptoirist« der Wiener Versicherungsgesellschaft Anker seinen Militärdienst als »Einjährig-Freiwilliger« abgeleistet hat. Nach einmonatiger Rekrutenausbildung und Absolvierung der Offiziers-Aspirantenschule zum Gefreiten und drei Monate darauf zum Korporal befördert, möchte Perutz die Militärschule in Prag als Reserveleutnant abschließen. Da er jedoch bei der Prüfung durchfällt, meldet er sich, um das Examen zu wiederholen, für ein zweites Dienstjahr an. Das Gesuch wird abgewiesen: Als »invalid waffenunfähig und bürgerlich erwerbsfähig« muß der Zweiundzwanzigjährige abrüsten.

November 1915, elf Jahre später. Österreich hat vor sechzehn Monaten Serbien, Bündnispartner Deutschland auch Rußland den Krieg erklärt. Der inzwischen dreiunddreißigjährige Perutz wird trotz seiner Kurzsichtigkeit für tauglich befunden und zum Militärdienst in Ungarn einberufen. Zunächst in der Garnison von Szolnok stationiert, wird seine Einheit am 21. März 1916 ins ukrainische Stryi verlegt, von wo aus es in anstrengenden Märschen in Richtung russische Front geht. Wäre mir nicht ein ähnlicher Fall aus dem Zweiten Weltkrieg berichtet worden (wo es dem Wiener Malerdichter Franz Hrastnik gelingen sollte, bei seinen Kriegseinsätzen in Frankreich stets seinen geliebten Dackel zur Seite zu haben), könnte ich kaum glauben, daß auch Leo Perutz mit seinem Hund in den Krieg zieht.

Auch, als er am 4. Juli 1916, mit seiner Kompanie nun unter direktem Feuer der russischen Artillerie, durch einen Brustschuß lebensgefährlich verwundet, von den Kameraden per Tragbahre zum Hilfsplatz seines Regiments transportiert, dort mit Morphium erstbehandelt und noch in derselben Nacht in der Divisions-Sanitätsanstalt operiert wird, weicht das gute Tier keinen Schritt von seiner Seite. Im Feldspital von Stryi folgt eine zweite, am 18. Juli noch eine weitere schwere Operation: Das verhängnisvolle Geschoß muß aus der Lunge, zwei durch den Einschuß zertrümmerte Rippen müssen aus dem Brustkorb entfernt werden.

Patient Perutz begnügt sich mit Lokalanästhesie, steht den lebensgefährlichen Eingriff ohne das leiseste Zucken durch. Nur einen einzigen Wunsch teilt er dem Operateur mit: Militärarzt Dr. Mischel möge dafür sorgen, daß sein Hund ans Krankenlager vorgelassen und dem auf Grund der miserablen Versorgungslage ausgemergelten Tier die soeben herausoperierten Rippen zum Fraß vorgesetzt werden. Ungeachtet des unter dem Personal des Feldspitals ausbrechenden Entsetzens wird dem makabren Wunsch des Patienten entsprochen: Der Hund wird herbeigeschafft. Als die Freudenskundgebungen des mit seinem Herrl wiedervereinigten Tieres nachgelassen haben, wird dieses an seinen »Futterplatz« geführt. Und jetzt geht alles ganz rasch: Der Hund, vom übermäßigen Hunger schwer gezeichnet, beschnuppert die beiden aus dem Körper des Schwerverwundeten herausgeschnittenen Rippen und – weicht jäh zurück, sucht, sichtlich verstört, das Weite. Der sonst so gefaßte Leo Perutz bricht in Tränen aus. Es sind Tränen unermeßlicher Rührung: Wie hatte er glauben können, das treue Tier würde sich am Fleisch seines eigenen Herrls vergreifen?

Nach diesem Erlebnis des Soldaten Leo Perutz wollen wir nun auch den Dichter gleichen Namens zu Wort kommen lassen. Wieder geht es um dessen innige Beziehung zu Kamerad Hund. Während er ab 1915 in zügiger Abfolge einen historischen Roman nach dem anderen verfaßt und in der Zwischenkriegszeit zu einem der meistgelesenen Erzähler deutscher Sprache aufsteigt, zieht sich die Arbeit an einem Stoff, dessen Umsetzung später als sein eigentliches Hauptwerk angesehen werden wird, unverhältnismäßig lang hin. 1924 beginnt er – noch unter dem Titel »Meisls Gut« – mit der Niederschrift; durch Österreichs »Anschluß« an Hitler-Deutschland und Perutz’ Emigration nach Palästina geht dem Autor, der weiterhin am Instrument der deutschen Sprache festhält und sich standhaft weigert, Iwrit zu lernen, der deutsche Buchmarkt verloren. Das angefangene Manuskript bleibt also liegen. Erst im Kriegsjahr 1943 nimmt er die Arbeit an »Meisls Gut« wieder auf, 1951 meldet er seinen Freunden den glücklichen Abschluß, und 1953 kündigt die Frankfurter Verlagsanstalt – unter dem revidierten Titel »Nachts unter der steinernen Brücke« – das Erscheinen des neuen Perutz an. Der aus historischen Fakten, volkstümlichen Sagen und jüdischen Legenden komponierte Prag-Roman aus der Wende des 16. zum 17. Jahrhundert ist in fünfzehn Kapitel eingeteilt, und eines dieser fünfzehn – es ist das dritte und trägt den Titel »Das Gespräch der Hunde« – beansprucht unser besonderes Interesse, ist es doch ein überragendes Zeugnis für Leo Perutz’ tiefe Einsicht in das Wesen jener Tiergattung, der von Kindheit an seine ganze Liebe gilt.

Wir erfahren von dem jüdischen Hausierer Berl Landfahrer, der im Winter 1609 von der Prager Polizei aus seinem Quartier abgeführt und ins Altstädter Gefängnis eingeliefert wird, um tags darauf auf dem Schindanger gehängt zu werden. Der vom Unglück Verfolgte habe einem Soldaten zu einem ungewöhnlich niedrigen Preis »einen mit Zobelpelz verbrämten Mantel und ein Samtgewand mit hängenden Ärmeln« abgekauft, um die kostbaren Stücke mit umso größerem Gewinn weiterzuveräußern. Da es in jüngster Zeit in der Prager Altstadt in den Häusern wohlhabender Adeliger mehrfach zu Einbrüchen gekommen sei, bei denen Soldaten kostbare Stoffe und Gewänder entwendet und zu Geld gemacht hätten, erläßt der Kommandant der in Prag liegenden kaiserlichen Truppen unter Androhung des Galgens ein striktes Verbot, sich auf derlei Händel einzulassen. An dem armen Berl Landfahrer solle ein warnendes Exempel statuiert werden, und damit dieses besonders drastisch ausfallen und den Delinquenten zusätzlich demütigen würde, verfügt die Obrigkeit, der Todeskandidat möge zusammen mit zwei Straßenhunden (die ihrerseits nichts verbrochen, aber auch keinerlei Fürsprecher haben) hingerichtet werden.

Autor Leo Perutz stellt sie uns nacheinander vor:

»Der eine war ein großer, bis auf die Knochen abgemagerter, armseliger Bauernköter mit struppigem rotbraunem Fell und großen, schönen Augen. Er mochte seinen Herrn verloren haben oder ihm entlaufen sein, denn schon seit einigen Tagen hatte er sich hungernd in den Gassen der Altstadt umhergetrieben.«

Ganz anders der zweite, ein weißer Pudel mit zottigem Haar und je einem schwarzen Fleck unter dem rechten Auge und über dem linken Ohr:

»Dieses Tier war viele Jahre lang im Hause des reichen Mordechai Meisl gehalten worden, der dann als armer Mann gestorben war. Und seit dem Tod des Mordechai Meisl strich der Hund in den Gassen der Alt- und Judenstadt umher, suchte sich seine Nahrung bald hier, bald dort und war mit jedermann gut Freund, doch er wollte keinen neuen Herrn haben.«

Als nun Hausierer Berl Landfahrer im Gefängnis auf seine beiden Zellengenossen trifft, treten Probleme auf. Zwar fügt ihm weder der Bauernköter noch der Pudel das geringste Leid zu, aber ihr ständiges Herumjagen, Knurren und Kläffen nervt den armen Berl – und zwar so gewaltig, daß er sich zu dem Versuch entschließt, ihrer mit Hilfe kabbalistischer Beschwörung Herr zu werden. In die magische Formel, die er zu diesem Zweck in den die Zellenwände bedeckenden Staub kritzelt, schleicht sich allerdings ein Fehler ein – mit der Folge, »daß er nicht die Gewalt über die Kreaturen gewann, sondern nur ihrer Sprache kundig wurde.« Berl Landfahrer kann also von Stund an jedes Wort verstehen, das der Pudel zu dem Bauernköter spricht und umgekehrt: »Er lehnte sich in seinem Winkel zurecht und hörte zu, was die Hunde einander zu sagen hatten.« Und das ist eine ganze Menge. Wer dies im einzelnen erfahren will, greife nach dem Perutz-Roman »Nachts unter der steinernen Brücke« und lese es im Detail nach – in dem Kapitel »Das Gespräch der Hunde«. Es erwartet ihn – sowohl in literarischer wie in kulturhistorischer Hinsicht und insbesondere in puncto altjüdischer Mystik – ein einzigartiger Hochgenuß.

P.S.

Die Musikfreunde wird es interessieren, daß dieses Kleinod der deutschen Prosaliteratur in jüngster Zeit auch vertont worden ist. Im Sommer 2009 hat das Ensemble »sirene« in der unter anderem als Avantgardebühne genutzten Expedithalle der ehemaligen Brotfabrik Anker im Wiener Stadtbezirk Favoriten die Kammeroper »Das Gespräch der Hunde« uraufgeführt. Christof Dienz hat dafür die Musik geschrieben, Kristine Tornquist aus Leo Perutz’ Romantext das Libretto gezimmert. Fünf Sänger und eine Musikgruppe aus Cello, Klarinette, Trompete, Posaune, Kontrabaß, Schlagwerk, E-Gitarre und Horn sind dafür aufgeboten, dem »Gespräch der Hunde« nunmehr auch mit den Mitteln der Kunstform Oper Gehör zu verschaffen.

Geliebtes Geschöpf

Подняться наверх