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Stressreaktion
ОглавлениеKörperliche Symptome
Neben Gefühlen und Verhaltensweisen entspringen unseren Erbantrieben auch immer charakteristische körperliche Reaktionen. Die Körperreaktionen, die durch den Aggressions- und den Angstantrieb ausgelöst werden, bezeichnen wir als Stressreaktion. Sie soll uns auf die großen muskulären Anstrengungen vorbereiten, mit denen sowohl Kampf als auch Flucht verbunden sind. In erster Linie müssen hierfür Atmung und Kreislauf »angekurbelt« werden, um die Muskeln mit »Brennmaterial« und Sauerstoff zur Energieerzeugung zu versorgen. Wir empfinden plötzlich Luftknappheit und Enge im Brustkorb, was uns zu tiefem und schnellem Atmen anhält; das Herz beginnt zu jagen, der Blutdruck steigt und die Muskelspannung erhöht sich.
Andere Organsysteme werden in ihrer Leistung heruntergeregelt, weil ihre Funktion in der unmittelbaren Notsituation nicht gebraucht wird. Dies betrifft das Verdauungssystem: Mundtrockenheit, Blähungen oder auch der Drang, Darm und Blase zu entleeren, können die Folge sein. Der Sexualantrieb wird verständlicherweise gedämpft, aber auch das Immunsystem wird »heruntergefahren«: Mit Fieber kämpft oder flieht es sich nicht gut. Für die Beseitigung der Wundbakterien – bei der das Fieber hilft – ist noch Zeit, wenn man die schutzgebende Höhle erreicht hat.
Psychische Symptome
Auf der psychischen Ebene erleben wir natürlich die von den genannten Antrieben erzeugten Erbgefühle: Ärger und Wut in dem einen Fall oder Angst und Furcht in dem anderen. Es kommt zu einer Konzentration aller Funktionen und Energien auf die Auslöser des Aggressions-beziehungsweise Fluchtantriebs. Wir erleben dies als »mentale Einengung« oder »Tunnelblick«: Das Bedrohliche nimmt unseren gesamten Wahrnehmungshorizont ein und verdrängt alle anderen Aspekte der Situation. Die höheren psychischen Funktionen – sachliches und systematisches Nachdenken – sind gestört oder abgeschaltet. War dies in den körperlichen Bedrohungssituationen unserer Vorfahren ein Vorteil, so schlägt uns das in Konfrontation mit den überwiegend geistigen Problemanforderungen unserer Zeit zum Nachteil aus: Wir verlieren schnell den Überblick, unser Verhalten wird hektisch. Die Chancen, unsere Probleme zu lösen, sinken dadurch noch mehr, was in einem Teufelskreis den Stress nur weiter verstärkt.
Dauerstress ist ungesund
Chronischer Stress, der nicht ausreichend von Phasen der Entspannung abgelöst wird, kann auf vielfältige Weise zu Gesundheitsstörungen führen. Da die mobilisierte Energie nicht mehr körperlich abgebaut wird, entstehen Bluthochdruck und als Folge davon Verengungen der Blutgefäße (»Arterienverkalkung«). Bei kritischen Gefäßverengungen sterben die versorgten Organe oder Teile davon ab. Ist das Herz betroffen, kommt es zur Angina Pectoris (Engegefühl und Schmerz im Brustkorb) oder gar zum Herzinfarkt (Teile des Herzmuskels gehen zu Grunde). Ist das Gehirn betroffen, resultiert ein Schlaganfall mit Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen.
Die möglichen Folgen
Um Frust zu kompensieren und sich ein falsches und trügerisches Entspannungsgefühl zu verschaffen, werden ungesunde Verhaltensweisen entwickelt: zu hoher Konsum von Tabletten, Alkohol und Drogen oder übermäßiges Essen. Oft resultiert daraus Übergewicht, was dann zum sogenannten »Metabolischen Syndrom« führen kann: Der Gehalt des Blutes an Zucker, Fett und Harnsäure steigt (die möglichen Folgen: Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörung, Gicht). In Verbindung mit dem Bluthochdruck werden hierdurch die Schäden an den Blutgefäßen und die genannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich verschlimmert.
Darüber hinaus kann es bei chronischem Stress zu funktionellen Störungen vieler Organsysteme kommen sowie zu einer erhöhten Infektanfälligkeit. Aber auch psychische Probleme werden durch Dauerüberlastung gefördert. Das durch den Tunneleffekt eingeengte Denken verfängt sich leicht in den Teufelskreisen negativistischen Grübelns und erzeugt so Angststörungen oder Depressionen.