Читать книгу Davidstern und Lederball - Dietrich Schulze-Marmeling - Страница 11
ОглавлениеDietrich Schulze-Marmeling
»Das waren alles gute Leute« – der FC Bayern und seine Juden
Die Fußballer des FC Bayern begannen als rebellische Minderheit des Männerturnvereins München von 1879 (MTV 1879). Bereits 1897, drei Jahre vor der Geburt des FC Bayern, hatte sich eine Fußballabteilung im MTV konstituiert, die zur stärksten Kraft im Münchener Fußball avancierte.
Zu den Gründern gehörte auch der jüdische Fußballpionier und spätere Gründer der Fußballzeitung »Kicker«, Walther Bensemann.1 Bensemann lebte damals »in jenem Viertel, wo die Schellingstraße und die Türkenstraße liegen«2, also in der Nähe der Universität und in Schwabing, der Heimat des späteren FC Bayern. Nur zehn Fußminuten von Bensemanns damaliger Unterkunft entfernt erhielt der FC Bayern 1901 an der Clemensstraße seinen ersten Platz. Der Wanderer Walther Bensemann verließ München zwar bald wieder, stand dem FC Bayern aber, wie noch gezeigt wird, später wiederholt zu Diensten.
Die Hauptleitung des MTV 1879 bezog eine skeptische Haltung zum Fußball. Doch nicht nur zwischen Turnern und Fußballern, sondern auch innerhalb der Fußballabteilung, eine Minderheit im Gesamtverein, kam es zu Spannungen. Die Fußballer spaltete die Frage, ob man weiterhin unter der Schirmherrschaft der Turner kicken oder sich dem Verband Süddeutscher Fußballvereine anschließen sollte.
Der Verband Süddeutscher Fußballvereine (ab 1914: Süddeutscher Fußball-Verband / SFV) war am 17. Oktober 1897 im Karlsruher Restaurant »Landsknecht« gegründet worden. Die dort versammelten Vereinsvertreter kamen aus Karlsruhe, Frankfurt, Hanau, Mannheim, Pforzheim und Heilbronn. Bayern und München waren indes nicht dabei, ein Manko für den jungen Verband und dessen ambitionierte Macher. Bereits 1898 wurde in Süddeutschland eine erste Landesmeisterschaft ausgespielt. Im Finale besiegte der Freiburger FC den Karlsruher FV mit 2:0.
Am 27. Februar 1900 fand eine Versammlung des MTV 1879 im Alt-münchener Gasthaus »Bäckerhöfl« an der Schäfflerstraße (unweit vom Marienplatz) statt, auf der die Anwesenden über ihr Verhältnis zum süddeutschen Verband zu entscheiden hatten. Als dort bekannt wurde, dass sich die Hauptversammlung gegen einen Beitritt zum Regionalverband der Balltreter ausgesprochen hatte, verließen elf Kicker aus Protest den Tagungsort. Die Rebellen zogen in das in der Fürstenstraße gelegene Gasthaus »Gisela« um und gründeten mit dem »Münchener Fußballclub ›Bayern‹« einen eigenständigen Fußballklub. Erster Vorsitzender wurde Franz John, Schriftführer Josef Pollack.
Klub der »Zuagroasten«
Der FC Bayern war, seinem Namen zum Trotze, alles andere als eine bayerische Veranstaltung. Seine Gründer waren ein buntes Gemisch aus Sachsen, Hanseaten und Preußen, darunter auch Juden. Der Klub sollte sich deshalb schon recht bald den Vorwurf einhandeln, ein Sammelbecken so genannter »Zuagroaster« zu sein.
Auch John und Pollack waren keine Einheimischen. Franz Adolph Louis John (1872-1952) war der Sohn eines Postangestellten. Johns Geburtsort hieß Pritzwalk und lag im Verwaltungsbezirk Potsdam. Mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder Georg zog John in das 9.000 Einwohner zählende Dorf Pankow am Rande Berlins, wo er sich dem am 18. September 1893 von Dr. Hermani, Leiter der damaligen Pankower »Höheren Knabenschule«, gegründeten VfB Pankow anschloss (heute: VfB Einheit Pankow). Georg John war von 1896 bis 1898 Vorsitzender des VfB, der im übrigen im Januar 1900 zu den Gründungsmitgliedern des DFB gehören sollte. Josef Pollack (1880-1958) war der Sohn des jüdischen Kaufmanns Edward Pollack. Pollack Junior war 1899 aus Freiburg nach München gekommen, wo er sich umgehend dem MTV 1879 anschloss. Zuvor hatte er beim Freiburger FC gekickt. Josef Pollack war auch auf dessen Gründungsversammlung am 17. Dezember 1897 im Freiburger Restaurant »Allgeier« anwesend gewesen, die Gustav Rudolf Manning zum ersten Präsidenten des neuen Klubs wählte.
Mit Gustav RudolfManning (1873-1953) verband den einige Jahre jüngeren Pollack nicht nur der Fußball, sondern auch die jüdische Herkunft. Manning war ein Sohn des aus Frankfurt/Main stammenden jüdischen Kaufmanns Gustav Wolfgang Mannheimer, der ein Unternehmen in der Londoner City besaß. Gustav Rudolf Manning wurde im Londoner Vorort Lewisham geboren. Während seines London-Aufenthaltes ließ Gustav Wolfgang Mannheimer den Familiennamen zu »Manning« »anglisieren«. Als die Mannings nach Deutschland zurückkehrten, ließen sie sich in Pankow nieder, dort, wo auch Franz John zu Hause war. Manning Senior wurde Spielwart des bereits erwähnten VfB, während Gustav Rudolf und sein älterer Bruder Friderich aktiv kickten. 1897 hatte das Medizinstudium Gustav Rudolf Manning nach Freiburg verschlagen. Im gleichen Jahr wurde Manning zum Schriftführer des Verbandes der Süddeutschen Fußballvereine gewählt. In dieser Funktion widmete er sich dem Aufbau des Verbandes in München, wo mit Franz John und Josef Pollack zwei gute Bekannte und Mitstreiter und somit Ansprechpartner für seine Pläne saßen.
Die Gründung des FC Bayern und sein folgender Beitritt zum Regionalverband waren das Produkt einer »langen und sorgfältigen Planung« der beiden jüdischen Fußballenthusiasten Gustav Manning und Josef Pollack, schreibt der Bonner Sporthistoriker und Anglist Heiner Gillmeister, dem wir die meisten Recherchen über die Frühgeschichte des FC Bayern und seiner Pioniere zu verdanken haben.3 Der DFB habe 1900 die Absicht gehabt, »den Weißen Flecken München mit Fußball zu füllen. Treibende Kraft war Gus Manning, erster Schriftführer des DFB und Sohn eines jüdischen Kaufmanns. Er beauftragte Franz John, den ersten Präsidenten des FC Bayern, und Josef Pollack mit der Gründung eines Fußballvereins in München.«4 Franz John viele Jahre später: »Vor allem war es Josef Pollack, … der sich meiner in kameradschaftlicher Weise annahm und mich beim MTV einführte … Zu dieser Zeit war mein Freund und Vereinskamerad Dr. Manning bereits Schriftführer des Verbandes Süddeutscher Fußballvereine. Diesem schrieb ich nun, dass ich in München gelandet und Mitglied des MTV geworden sei. Gott sei Dank, dass du in München bist; denn Bayern, der größte Bundesstaat Süddeutschlands, fehlt uns noch immer in unserem Verband. Alle unsere Bemühungen, Bayern in den Verband zu bekommen, sind stets fehlgeschlagen. Du musst auf jeden Fall nun alles daran setzen, um den MTV zu veranlassen, dem Verband beizutreten.«5
Vier Jahre nach seiner Gründung zählte der süddeutsche Verband erst zwölf Vereine. Dies sollte sich nun ändern. Schon 1904 war der SFV mit 71 Vereinen und ca. 3.000 Kickern der weitaus stärkste Regionalverband im 1900 gegründeten DFB. Im SFV war bald fast die Hälfte aller Bundesvereine organisiert. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs traten dem SFV 574 Vereine mit 59.826 Mitgliedern bei. Berlin und Süddeutschland waren dem Rest des Reiches in organisatorischer Hinsicht weit voraus. Hier saß die Avantgarde des deutschen Fußballsports.
Die Gründerelf des FC Bayern im Jahr 1900. Vorn, mit Ball in der Hand, Josef Pollack.
Nach seiner Gründung bestritt der FC Bayern zunächst einige Trainingsspiele. Erster offizieller Gegner war der 1. FC München, der im März 1900 auf dem städtischen Spielplatz auf der Schyrenwiese mit 5:2 besiegt wurde. Damit der neue Verein gut aus den Startlöchern kam, sorgten Manning und Pollack für Verstärkung vom FC Freiburg. Franz John: »Einige neue Kameraden. Huber, Geiger, Lippl vom TV 1860 kommen zu uns. Kurt Weber aus Dresden, Zimmermann aus Berlin. Alte Bekannte. (…) Dann kommen die ›Abkommandierten‹ aus Freiburg. Schottelius, Specht, Geis, Schilling. Mit der getroffenen Auslese eine für damalige Verhältnisse Bombenmannschaft.«6 Der Allroundathlet Dr. Ernst Schottelius war ein ehemaliger Mannschaftskamerad von Manning und gehörte wie dieser und Pollack zu den Gründern des Freiburger FC. Schottelius war der erste Präsident und erste Mannschaftskapitän in der Geschichte des Deutschen Meisters von 1907.
Am 7. Juli 1900 wurde der MTV 1879 auf dem Schyrenplatz mit 7:1 geschlagen. Die Bayern bewiesen gegenüber den Turnern eindrucksvoll die Vorzüge fußballerischer Unabhängigkeit. Bis 1905 hieß das Münchener Derby nicht Bayern gegen »Sechziger«, sondern Bayern gegen MTV. Ein halbes Jahr nach seiner Gründung war der Klub der »Zuagroasten« bereits die Nr. 1 in der Stadt.
Der FC Bayern erwarb recht bald den Ruf, eine elitäre Adresse zu sein. Er verstand sich nicht als Sportverein, sondern eben als »Club«. Die Spieler trugen aus Frankreich importierte ausgefallene, einheitliche Strohhüte, weshalb die Bayern auch »Kavaliersclub«, ja sogar »Protzenclub« genannt wurden. Modisches, und dies bedeutete zuweilen auch »Fremdes«, wurde begrüßt, man pflegte die Boheme-Kultur. Bis zum Ersten Weltkrieg durfte in der ersten Mannschaft nur kicken, wer mindestens die Mittelschule (»Einjährig-Freiwilligen-Berechtigung«) absolviert hatte. Der Spieler Bender soll das Spielfeld nur mit langer Krawatte betreten haben.
Der FC Bayern war ein Schwabinger Klub und somit in keinem Arbeiterviertel beheimatet. Schwabing war die Gegend der Künstler und Intellektuellen. Von 1890 bis 1914 war Schwabing das Zentrum der Münchener Künstlerszene schlechthin, vor allem jener bunten Boheme, die das gestandene Bürgertum durch ihren avantgardistischen Lebensstil und ihre eigenartigen, manchmal gar revolutionären Ansichten verstörte und zuweilen die Obrigkeit auf den Plan rief. Nicht zuletzt wegen Schwabing avancierte München zum geistigen Gegenpol des wilhelminischen Berlin. Um die Jahrhundertwende galt die bayerische Metropole als Gegen-Hauptstadt für alle, die das wilhelminische Preußen als Inbegriff des Anti-Liberalen ablehnten. Thomas Mann charakterisierte die Atmosphäre im damaligen München als eine »der Menschlichkeit, des duldsamen Individualismus, der Maskenfreiheit.«7
Die Mitglieder des FC Bayern waren hauptsächlich Studenten, Künstler, Kaufleute und andere Selbstständige. Elisabeth Angermair entdeckte in Archiven, dass um die Jahrhundertwende in der 1. Mannschaft des Bayern-Vorläufers MTV 1879 ein angehender Notar, ein Apotheker, ein Filmregisseur, ein Opernsänger und der spätere Direktor des Nationalmuseums, Dr. Buchheit, kickten.8 Die frühen Bayern werden in der Literatur häufig als »Studentenclub« tituliert. Unter den 17 Unterzeichnern der Gründungsurkunde befanden sich allerdings de facto nur zwei Studenten.
Von München nach Berlin und in die »Neue Welt«
Die Bayern-Pioniere John, Pollack und Manning sahen bald ihre Mission erfüllt. Franz John verließ den FC Bayern bereits 1903 wieder. John kehrte nach Pankow zurück, wo er 1904 das Fotolabor eines gewissen Bernhard Westphal übernahm und Präsident seines Stammvereins VfB Pankow wurde. Nach seinem Tod wurde der Hobbypoet in Fürstenwalde (Spreewald) beerdigt. Heiner Gillmeister beschrieb das Grab des ersten Bayern-Präsidenten als »total vernachlässigt«. Es sei nicht einmal mit einem bescheidenen Grabstein versehen.9
Josef Pollack, den Gus Manning 1902 auch in die Führung des Verbands Süddeutscher Fußballvereine holte, emigrierte 1903 in die USA, wo er Verwandtschaft besaß. Der erste »Sturmführer« in der Geschichte des FC Bayern, ein Goalgetter im Stile von Gerd Müller, fand in New York Anstellung bei der Firma »Max Pollack and Company«. Die Firma produzierte Fäden. Später war Pollack an der Gründung der US Thread Association beteiligt (Verband der Fädenhersteller) und wurde deren Präsident. 1934 wurde er auch Präses von deren Nachfolgeorganisation Thread Institute und nach Beendigung seiner beruflichen Karriere deren Ehrenpräsident. Pollack saß im Beirat der Chase Manhattan Bank. In seiner Freizeit widmete er sich u.a. dem jüdischen Gemeindezentrum von White Plains im Bundesstaat New York, wo Pollack sich in den 1920ern niedergelassen hatte. Pollack diente dem Gemeindezentrum als Vize-Präsident und Schatzmeister. Vom Fußball hielt sich der Mitbegründer des FC Bayern in der »Neuen Welt« fern und schwang stattdessen den Golfschläger. Josef Pollack starb 1958 79-jährig und fand seine letzte Ruhe auf dem Union Field Cemetery in Brooklyn. Er hinterließ seine Ehefrau Leona Baum Pollack und einen Sohn Edward. Heiner Gillmeister berichtete, dass Letzterer Ende der 1990er in einem Altersheim im Bundesstaat Florida lebte. Doch verweigerte Edward Pollack jegliche Kommunikation mit einem Deutschen. Die Nazis hatten seine gesamte Familie ermordet.10
1905 emigrierte auch Gustav Rudolf Manning in die USA, wo er – im Gegensatz zu Pollack – dem Fußball aufs Engste verbunden blieb. In New York wurde aus Gustav Rudolf Manning Gus Randolph Manning. Der anerkannte Internist avancierte zu einer der bedeutendsten Figuren im US-Soccer. 1911 wurde Dr. Gus Manning erster Präsident der American Amateur Football Association (AAFA), 1913 erster Präsident der United States Football Association (USFA, heute: United States Soccer Federation/USSF). Mannings Ziel lautete, Soccer in den USA als nationalen Wintersport zu etablieren, was ihm jedoch nicht gelang. 1914 nahm Manning am Olympischen Kongress in Berlin teil und kündigte für das Olympische Fußballturnier 1916 ein US-Soccer-Team an. Der Erste Weltkrieg, in dem Manning als Commanding Officer des 339. Feldlazaretts im Camp Custer, Michigan diente, verhinderte dies. 1948 wurde Manning als erster US-Amerikaner in das FIFA-Exekutivkomitee gewählt, wo er sich für die Wiederaufnahme des DFB in die FIFA stark machte.11
Landauer, die Erste
Das Mitwirken von jüdischen Bürgern fand mit der Emigration der Pioniere Pollack und Manning kein Ende. 1913 wählte der FC Bayern Kurt Landauer (28.7.1884-21.12.1961) zu seinem Präsidenten. Kurt Landauer, der in den folgenden 20 Jahren die Geschichte des FC Bayern wie kein anderer prägen sollte, wurde in Planegg als Sohn der jüdischen Kaufmannsleute Otto und Hulda Landauer geboren. Kommerzienrat Otto Landauer verfügte über Eigentum in Münchens Kaufingerstraße, wo es eine Reihe jüdischer Kaufleute und Hauseigentümer gab. Als Schüler besuchte Landauer sechs Klassen des Humanistischen Gymnasiums in München und nahm anschließend – im Juni 1901 – eine Banklehre in Lausanne auf. Im gleichen Jahr war Landauer den Bayern beigetreten, denen er zunächst als aktiver Fußballer, später als Mitarbeiter der Klub-Administration wirkte. Nach Beendigung seiner Lehrzeit als Bankangestellter in Florenz kehrte Landauer im Frühjahr 1905 nach München zurück und trat ins elterliche Geschäft in der Kaufingerstraße ein.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs setzte der ersten Amtszeit des Präsidenten Landauer ein frühes Ende. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg übernahm Landauer erneut die Führung des Klubs. Seine zweite Amtszeit währte vom Frühjahr 1919 bis März 1933, mit einer einjährigen Unterbrechung. 1922 verzichtete Landauer vorübergehend auf das Amt, nachdem die Landauer-Brüder das Eigentum in der Kaufingerstraße geerbt hatten, das sie in den folgenden Monaten stark beschäftigen sollte.
Unter dem ideenreichen und energischen Landauer erwarb der FC Bayern in den 1920ern und frühen 1930ern hohes Ansehen im In- und Ausland. Hierzu trugen auch die zahlreichen internationalen Begegnungen bei, die der FC Bayern in diesen Jahren bestritt und in denen sich der weltoffene, moderne und ambitionierte Charakter des Klubs manifestierte. Gastspiele ausländischer Mannschaften dienten sowohl der Völkerverständigung wie der qualitativen Verbesserung des Bayern-Fußballs. Denn vom Ausland konnte der deutsche Fußball damals noch eine Menge lernen. Kaum ein anderer deutscher Verein dürfte in den Weimarer Jahren so viele internationale Gäste empfangen haben wie der FC Bayern.
Der Lokalrivale TSV 1860 München dachte diesbezüglich anders. Dr. Ernst Müller-Meiningen, Vorsitzender der Löwen, wird im Jahre 1923, als der FC Bayern schon munter international kickte, mit folgenden Ansichten zitiert: »Sportliche Wettkämpfe dürften zurzeit nicht nur nicht mit Frankreich und Belgien, sondern auch mit Italien, Polen, Tschechoslovakei etc. nicht ausgetragen werden. Wer nicht so viel nationalen Stolz habe, schade der deutschen Turn-und Sportbewegung. Und gäbe denen Recht, die in dieser Bewegung zersetzende Einflüsse feststellen möchten. Jetzt heißt es: nationale Interessen über alles.«12
Kurt Landauer
Als Vermittler internationaler Begegnungen diente wiederholt der bereits erwähnte ehemalige MTV-Fußballer Walther Bensemann, der wie kein anderer im deutschen Fußball über internationale Kontakte verfügte. Der FC Bayern verfügte über sämtliche Ingredienzen eines »Bensemann-Klubs«: Der FC Bayern war zutiefst bürgerlich, hatte viele gebildete Leute in seinen Reihen, besaß eine offene Flanke gegenüber der Boheme-Kultur, war politisch liberal, hieß auch jüdische Bürger herzlich willkommen und liebte die internationale Begegnung.
1922 schrieb Bensemann im »Kicker«: »Die erste Mannschaft von Bayern München beabsichtigt, in Prag zu spielen, und ersucht um meine Vermittlung. Vorgeschlagen werden der 13. und 15. August für zwei Wettspiele. Die Liga-Mannschaft würde in stärkster Aufstellung unter Führung von Hans Tusch und den alten Kanonen Schneider, Schmidt, Hofmeister, Kienzle und Hoffmann und dem jungen Maschinengewehr Pöttinger antreten (…) Meine Herren von der Slavia, der Sparta, Union, Kladno und allen anderen erstklassigen Vereinen, bitte teilen Sie mir mit, ob Sie die beiden Termine für den sympathischen Münchener Club freihalten können und machen Sie mir diesbezüglich eine Offerte, die ich dann der Expedition übersenden kann.«13
Der FC Bayern empfing in diesen Jahren zahlreiche klangvolle Namen. Die internationalen Spiele mobilisierten ein großes öffentliches Interesse und gerieten zu Fußballfesten. Mit MTK Budapest, Blauw-Wit Amsterdam, DFC Prag und Racing Club Paris gastierten auch Klubs in München, bei denen Juden relativ stark vertreten waren und die wie der FC Bayern als »Juden-Clubs« firmierten.
Zu den denkwürdigsten dieser Begegnungen gehört die mit MTK Budapest, damals eine europäische Topadresse. Mit MTK kam eine Mannschaft nach München, die seit 1914 ununterbrochen ungarischer Meister war und dies auch bis 1925 bleiben sollte. Am 13. Mai 1920 sahen 15.000 Zuschauer an der Marbachstraße einen 7:1-Sieg der Ungarn. Der FC Bayern ging im Ballzauber von »Fußballkönig« Alfred Schaffer und Co. förmlich unter. Die größte Kulisse mobilisierte allerdings das Gastspiel des uruguayischen Meisters Pennarol Montevideo am 14. April 1927. 1924 hatte Uruguay das Olympische Fußballturnier gewonnen. Seither wurden Teams aus Südamerika nicht mehr als Exoten, sondern als sportliche Attraktion höchsten Ranges betrachtet. 30.000 Zuschauer an der Grünwalder Straße sahen einen sensationellen 2:1-Sieg ihrer Bayern.
Weitere prominente Namen, die auf dem Spielplan des FC Bayern standen, waren der FC Modena (Italien), Bolton Wanderers, West Ham United, Birmingham FC, Chelsea FC (alle England), Slavia Prag (Tschechoslowakei), Boldklubben Kopenhagen (Dänemark), Ferencvaros Budapest (Ungarn), FC Basel, Grasshoppers Zürich, Servette Genf (Schweiz) und Boca Juniors (Argentinien).
Landauer verfocht eine Politik, die auf die Jugend setzte. Willy Simets-reiter, der beim FC Bayern in der Schülermannschaft anfing (»In Schwabing war klar, du gehst zum FC Bayern«) und von 1934 bis 1947 in dessen erster Mannschaft kickte: »Der Landauer hatte viel für die jungen Spieler getan.«14 Der Präsident sollte mit seiner Politik Recht behalten. Während seiner zweiten Amtszeit stieg der FC Bayern in die deutsche Fußball-Creme auf.
1932 wurde der heutige Rekordmeister erstmals Deutscher Meister. Am 12. Juni 1932 schlug der FC Bayern vor 58.000 Zuschauern im Nürnberger »Zabo« Eintracht Frankfurt mit 2:0. Die Vorbereitung auf das Finale verlief für damalige Verhältnisse äußerst professionell. Trainer der Bayern war Richard »Littl« Dombi, ein Österreicher jüdischer Herkunft. Unter seinem Geburtsnamen Richard Kohn hatte Dombi von 1908 bis 1912 sechsmal das Nationaltrikot Österreichs getragen. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte Kohn alias Dombi einige Jahre für MTK Budapest gekickt. Während seiner Zeit in Ungarn ersetzte Kohn seinen Namen durch Dombi.
Als Aktiver erlangte der kleine untersetzte Stürmer ob seiner Schusskraft Berühmtheit. In Deutschland begann Dombi seine Trainerkarriere 1924 bei Hertha BSC Berlin. Über die Stationen Vienna Wien, Sportfreunde Stuttgart, Barcelona, VfR Mannheim und 1860 München war er schließlich bei den Bayern gelandet. Während seines Engagements beim Lokalrivalen hatte er für kurze Zeit internationales Flair an die Grünwalder Straße gebracht. Dombi organisierte u.a. Gastspiele von HASK Zagreb, Juniors Montevideo und Olympique Marseille.
Der Ungar verfügte über erhebliche medizinische Kenntnisse, weshalb er auch »der Wunderdoktor« genannt wurde. Dombi agierte als Geschäftsführer, Organisator, Masseur und Trainer in einer Person. Seine Trainingslehre wäre auch heute noch höchst modern. Dombi war stark von der Fußballphilosophie der Budapester Schule geprägt und legte großen Wert darauf, dass seine Spieler auch auf engstem Raum und vom Gegner bedrängt den Ball kontrollieren konnten.
In Nürnberg schirmte Dombi die Mannschaft von der Öffentlichkeit hermetisch ab. Als Geheimquartier fungierte das Hotel Württemberger Hof. Im Mannschaftshotel wurde nach dem Gewinn der »Viktoria« zu später Stunde der geflügelten Meisterschaftsstatue das Nachthemd des Bayern-Präsidenten übergestreift und die Trophäe in Landauers Bett gelegt.
Der Empfang in München übertraf alle Erwartungen. Hunderttausende waren auf den Beinen, als Landauer, Dombi und die Spieler in Kutschen mit weißen Pferden vom Hauptbahnhof über den Stachus, durch die Neuhauser-und Kaufingerstraße zum Marienplatz zogen. Bei der anschließenden Feier im Löwenbräukeller überreichte Landauer Oberbürgermeister Dr. Scharnagl ein Fünfmarkstück – mit den besten Grüßen von Walther Bensemann. Der »Kicker«-Herausgeber hatte auf die Frankfurter gewettet und dabei gegen das den Bayern verbundene Münchener Stadtoberhaupt verloren.
Machtwechsel
Einige Monate nach dem Triumph von Nürnberg waren dessen Architekten und Macher nicht mehr im Lande oder nicht mehr in offiziellen Funktionen beim FC Bayern. Erfolgscoach Richard Dombi und Jugendleiter Otto Beer, verantwortlich für die exzellente Nachwuchsarbeit des Klubs und ebenfalls jüdischer Abstammung, verließen München angesichts der politischen Entwicklung und gingen in die Schweiz.
Dombi heuerte beim FC Basel an. Von 1935 bis 1939 und 1951 bis 1955 war der Österreicher Chefcoach bei Feyenoord Rotterdam. In seine erste Amtszeit fiel der zweimalige Gewinn der niederländischen Meisterschaft und ein Sieg über das legendäre Team von Arsenal London. Noch heute wird Dombi, der erste einer Reihe weiterer Feyenoord-Trainer aus Mitteleuropa, in Rotterdam für seine Verdienste verehrt. Der Meistermacher starb 1963 nach langer Krankheit.
Nach der Saison 1932/33 zog es auch Nationalspieler und Mittelstürmer Oskar »Ossi« Rohr, der im Finale von Nürnberg das 1:0 markiert hatte, in die Schweiz. Anders als Dombi und Beer war Rohr kein Jude. Bei den Bayern hatte er glückliche 16 Monate verlebt, in denen er 30 Tore schoss. Doch der Bayern-Torjäger wollte Profi werden, was in Deutschland nun verpönt und verboten war. Die Nazis hatten die Entwicklung zum Professionalismus gestoppt. Der halboffizielle »Zigarrenladen-Amateurismus« wurde sanktioniert, während die nationalsozialistische Ideologie zugleich verlangte, dass nach außen hin das Amateurideal aufrechterhalten blieb. Aus Sicht der Nazis war der Professionalismus eine »jüdische« Angelegenheit.
Rohr schloss sich den Grasshoppers Zürich an, mit denen er 1934 den Landespokal gewann. Am 19. März 1933 hatte die deutsche Nationalmannschaft in Berlin gegen Frankreich ihr erstes Länderspiel nach den Reichstagswahlen vom 5. März bestritten, in denen die braune Machtergreifung zementiert wurde. Für Oskar Rohr, der zum 3:3-Remis zwei Tore beisteuerte, war es der letzte Auftritt im Nationaltrikot gewesen. Angesichts der politischen Entwicklung in Berlin hatte Jules Rimet, seit 1921 Präsident der FIFA, zunächst erwogen, die Équipe tricolore zu Hause zu lassen. Sein deutscher Generalsekrär Ivo Schricker, ein langjähriger Freund Walther Bensemanns und keineswegs ein Befürworter der neuen politischen Verhältnisse in seiner Heimat, belehrte ihn eines Besseren. Bensemann befürchtete, dass eine sportliche Isolation Deutschlands die Situation nur verschlimmern würde.16
In Deutschland sah sich der »Legionär« Oskar Rohr scharfen Angriffen ausgesetzt. Der »Fußball« beschuldigte den Torjäger, er habe sich »im Ausland als Gladiator verkauft«.17
Nach nur einem Jahr verließ Rohr Zürich wieder, um in Frankreich bei Racing Straßburg anzuheuern. Hier verbrachte Rohr seine sportlich erfolgreichsten Jahre. 1934/35 wurde er mit Straßburg Vizemeister und schoss 20 Tore. 1936/37 wurde der ehemalige Bayern-Star mit 30 Treffern Torschützenkönig in Frankreich und zog mit Racing ins Pokalfinale ein, wo man allerdings gegen Socheaux unglücklich mit 1:2 unterlag. Als die Nazis 1940 im Elsass einmarschierten, setzte sich Rohr nach Sète im unbesetzten Süden Frankreichs ab. Im November 1942 wurde er dort von deutschen Besatzungstruppen aufgegriffen und in das KZ Karlsruhe-Kieslau verschleppt. Von dort wurde Rohr schließlich zwangsweise an die Ostfront geschickt. Als Stürmer einer »Heeresflak-Auswahl« erzielte er in einem Spiel gegen die »Luftnachrichten« fünf Tore. Rohr überlebte den Krieg, blieb anschließend in Deutschland und kickte noch für den VfR Mannheim, Schwaben Augsburg, FK Pirmasens und Waldhof Mannheim.
Bereits am 22. März 1933 hatte sich Kurt Landauer durch die neuen politischen Verhältnisse zum Rücktritt genötigt gesehen. Offiziell hieß es, Landauer habe sein Amt »mit Rücksicht auf die staatspolitische Neugestaltung der Verhältnisse in Deutschland« abgegeben.18 Willy Simetsreiter: »Es war ein Jammer, dass der plötzlich weg war.«19 Vorausgegangen waren die bereits erwähnten Reichstagswahlen vom 5. März 1933, bei denen die NSDAP in München 179.490 Stimmen geholt hatte. Die Bayrische Volkspartei verbuchte 102.497 Stimmen, die SPD 92.284 und die KPD 55.483. Das bayrische Ergebnis war zwar das schlechteste für die Nazis im Reich, aber am 9. März 1933 erfolgte die Absetzung der bayerischen Regierung und die Ernennung von General Epp, der 1919 als Freikorpsführer wesentlich an der Zerschlagung der Räteregierung beteiligt war, zum Generalstaatskommissar. Als am 12. März 1933 das Münchener Derby angepfiffen wurde, landete Hitler mit einem Flugzeug auf dem Oberwiesenfeld, um seine Parteigenossen zur Machtübernahme in Bayern und München zu begrüßen. Nach Schätzungen der Polizei empfingen 150.000 Münchener den »Führer«, während 18.000 dem Derby beiwohnten. Der TSV 1860 gewann mit 2:1, ein Ausgang mit Symbolkraft. Einen Tag nach dem Münchener Derby stand in den Zeitungen eine Verlautbarung des neuen Polizeipräsidenten Heinrich Himmler, in der dieser die Verhängung von »Schutzhaft« begründete.
Am gleichen Tag, an dem Landauer beim FC Bayern seinen Hut nahm, wurde auch Dr. Scharnagl vom Münchener Stadtrat »verabschiedet«. Zunächst für das Zentrum, später die Bayerische Volkspartei hatte Scharnagl 1911-18, 1920-24 und 1928-32 im Bayerischen Landtag gesessen. Erster Bürgermeister Münchens war Scharnagl seit dem 1. Januar 1925 gewesen. In dieser Funktion hatte er sich insbesondere einen Namen durch seine kommunale Wohnungspolitik und die Schaffung neuer städtischer Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitswesen erworben.
Antisemitismus
Im Februar 1933 beherbergte München mit 10.773 Bürgern jüdischen Glaubens eine der größten jüdischen Gemeinden im Reich, wobei diese Zahl nicht jene Bürger jüdischer Herkunft berücksichtigt, die sich durch Assimilation von ihren jüdischen Wurzeln entfernt hatten. Allerdings wurden nun durch die »armselige rassenideologische Definition des Judentums durch die Nazis die persönlichen Glaubensentscheidungen über Nichtzugehörigkeit zum Judentum rückgängig gemacht, wurden Menschen, die sich keiner Glaubensrichtung zugehörig fühlten oder den christlichen Konfessionen beigetreten waren, wieder zu Juden erklärt und der jüdischen Gemeinde zugerechnet«.20
Größer als in München waren nur die Gemeinden in Berlin (160.564 Mitglieder), Frankfurt (26.158), Breslau (20.202), Hamburg (16.885), Köln (14.816) und Leipzig (11.564). Bei einer Gesamteinwohnerzahl von 735.388 Menschen war der jüdische Bevölkerungsanteil in München mit 1,2 Prozent indes vergleichsweise niedrig. In Berlin betrug er 3,8 Prozent, in Frankfurt 4,8 Prozent und in Köln immerhin noch 2 Prozent. München war »anders als etwa Berlin, Frankfurt oder Wien nie eine Stadt, in der die Prägekraft jüdischer Lebenswelten so markante Zeichen setzte, dass hier ein die gesamte Stadtgesellschaft dauerhaft mitbestimmendes jüdisches Kolorit erwachsen konnte. Der jüdische Bevölkerungsanteil in München war stets unterdurchschnittlich, jüdisches Leben war im öffentlichen Raum als solches oft nicht erkennbar, blieb unauffällig. Gleichwohl ist die Historie dieser Stadt ohne jüdische Einflüsse nicht zu denken. (…) Im künstlerischen Bereich fallen in diesem Kontext vor allem – und ohne Anspruch auf Vollständigkeit – die Namen Max Bernstein, Elsa Bernstein, Karls Wolfskehl, Lion Feuchtwanger, Hermann Levi und Heinrich Porges. Herausragende Wissenschaftler und Gelehrte waren Hermann Oettinger, Richard Willstät-ter, Alfred Pringsheim, Gottfried Merzbacher, Michael Bernays, Josef Perles, Heinrich Harburger. Im Kunst- und Antiquitätenhandel waren die Unternehmen Bernheimer, Rosenthal und Heinemann hochangesehene Häuser von internationalem Rang. Bis weit in die dreißiger Jahre hinein ließ es sich beispielsweise Hermann Göring nicht nehmen, das Haus Bernheimer beim Kauf wertvoller Kunst- und Einrichtungsgegenstände zu konsultieren – trotz des geltenden Verbots für NSDAP-Mitglieder, in jüdischen Geschäften einzukaufen. Nicht nur für viele Stadtbewohner, auch für die Bewohner des Münchener Umlands war der regelmäßige Einkauf im Kaufhaus Tietz am Hauptbahnhof oder ›beim Uhlfelder‹ im Rosental ein wichtiges Ereignis.«21
Trotz der großstädtischen Liberalität, die München nachgesagt wurde, existierten im München der 1920er Jahre auch starke antisemitische Tendenzen. Die jüdische Lebenswelt wurde von vielen Nicht-Juden als etwas Fremdes betrachtet, der man nicht nur mit Verwunderung, sondern auch mit Argwohn bis offener Ablehnung begegnete. Dies galt auch für Schwa-bing. Thomas Mann war einer der ersten, der in Schwabings Schickeria rechtsradikale Tendenzen ausmachte. Die Satirezeitschrift »Simplicissimus«, einst ein »Sturmgeschütz« gegen wilhelminische Biederkeit und die Verlogenheit der herrschenden Moral, lavierte während der Weimarer Republik zwischen einem kritisch-liberalen und rechtskonservativen Kurs. Unter den Nazis schwenkte das Blatt auf die Regierungslinie ein. »Obwohl jüdisches Leben in der Zwischenkriegszeit weitaus stärker sichtbar und gegenwärtig war, als uns dies heute vorstellbar ist, war man von einer ›Nor-malität‹ – im Sinne von Selbstverständlichkeit – im Zusammenleben von Juden und Nichtjuden weit entfernt.«22 Der FC Bayern dürfte diesbezüglich eher zu den Ausnahmen gehört haben.
Zwischen dem 1. und 16. März 1933 verließen 3.574 Juden die bayerische Metropole. Reichsweit flohen 37.000 Juden ins Ausland. Die überwiegende Mehrheit der Juden blieb allerdings im Lande und spekulierte wohl darauf, dass es sich beim Hitler-Regime lediglich um ein vorübergehendes Phänomen handeln würde. Zu ihnen gehörte auch Kurt Landauer. Seit dem 1.9.1930 war Landauer als Abteilungsleiter der Anzeigenverwaltung des Verlags Knorr & Hirth beschäftigt, Herausgeber der »Neuen Münchener Nachrichten« (heute »Süddeutsche Zeitung«). Im Zuge der Arisierung des Betriebs wurde Landauer hier am 30.4.1933 unter Fortzahlung der Gehaltsbezüge auf zwei Monate fristlos entlassen. Kurze Zeit später kam Landauer bei der Wäschefirma Rosa Klauber unter, die einer jüdischen Familie gehörte. Als Abteilungsleiter von Knorr & Hirth hatte Landauer noch ein monatliches Gehalt von 550 RM bezogen, nun musste er sich mit 225 RM zufrieden geben.23
Am 1. April kam es reichsweit zu Boykottaktionen gegen Juden, denen der Erlass des Gesetzes »zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« unmittelbar folgte. Einige der Turn- und Sportverbände reagierten umgehend mit der Übernahme des »Arierparagrafen« in ihren Wirkungsbereich und dem Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder. So auch der Süddeutsche Fußball- und Leichtathletikverband. »Die unterzeichneten, am 9. April 1933 in Stuttgart anwesenden, an den Endspielen um die süddeutsche Fußballmeisterschaft beteiligten Vereine des Süddeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes stellen sich freudig und entschieden den von der nationalen Regierung auf dem Gebiet der körperlichen Ertüchtigung verfolgten Besprechungen zur Verfügung und sind bereit, mit allen Kräften daran mitzuarbeiten. Sie sind gewillt, in Fülle dieser Mitarbeit alle Folgerungen, insbesondere in der Frage der Entfernung der Juden aus den Sportvereinen, zu ziehen.« Zu den Unterzeichnern gehörten auch die ehemaligen »Juden-Clubs« Stuttgarter Kickers, Eintracht Frankfurt und Bayern München.24
Rote und Blaue
Dennoch war die Nazifizierung des FC Bayern eine eher zähe Angelegenheit. Zwar gab es auch beim FC Bayern schon vor 1933 überzeugte Nazis, die allerdings zunächst nur eine kleine Minderheit im Klub bildeten. Die NSDAP war insbesondere in der Skiabteilung stark vertreten; die Wintersportler stellten dann auch den nun obligatorischen so genannten »Diet-wart«, verantwortlich für die nationalsozialistische Erziehung der Vereinsmitglieder. Außerdem übernahmen sie schon bald nach der braunen Machtergreifung die Vereinszeitung.
In der Vereinschronik zum 50-jährigen Bestehen des FC Bayern ist bezüglich seiner »Arisierung« zu lesen: »Die Parteipolitik und der wie Gift ausgestreute Rassenhass machte auch vor der sportlichen Kameradschaft nicht halt. Immer schon hatte man im Klub die Anschauung vertreten, dass jeder anständige Mensch, gleich welcher Rasse oder Religion, Platz beim Sport finden könne. Dieser Grundsatz verlor plötzlich durch Regierungsbefehl seine Berechtigung. (…) Es kamen die Rassengesetze und mit ihnen der Arierparagraf. Damit aber auch das Ausscheiden vieler alter und treuer Bayern, die in unseren Reihen nichts anderes kannten, als gleich allen übrigen Mitgliedern am Aufbau des Klubs mitzuarbeiten, sich an seinen sportlichen Siegen und Erfolgen zu freuen und Rückschläge und Niederlagen mit tragen zu helfen.«25 Willy Simets-reiter über das Schicksal der zahlreichen jüdischen Funktionäre und Balltreter beim FC Bayern: »Plötzlich waren die verschwunden. Das war schade für diese Leute, das waren alles gute Leute.« Geredet worden sei darüber nie, nur über »Fußballs und Mädels. Mei, wir waren jung.«26 Und Simetsreiters Mitspieler Herbert Moll: »Zu uns haben die nix gesagt. Das war völlig unpolitisch. Wie’s halt so gegangen ist. Wir haben Fußball gespielt, das andere war so am Rande. Wenn’s einen nicht selbst getroffen hatte… «27
Als kommissarischen Nachfolger von Kurt Landauer wählte eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 12. April 1933 zunächst dessen langjährigen Assistenten Siegfried Herrmann. Der gesamte interne Vereinsbetrieb geriet für einige Jahre durcheinander. Die bereits zitierte Vereinschronik: »Viele Männer zogen sich von ihren Ämtern zurück. Andere witterten Morgenluft und glaubten im Trüben fischen zu können. Auch begannen gewisse Kräfte jetzt schon mit dem Wettlauf um die Gunst der neuen Herrscher im Staate. Die Leitung versuchte, sich dem Neuen wenigstens im Sport entgegenzustellen, aber schließlich waren die Ereignisse stärker als der Wille eines einzelnen.«28
Als Siegfried Herrmann 1934 aus beruflichen Gründen zurücktrat, wurde sein Nachfolger der Rechtsanwalt Dr. Karlheinz Oettinger, der jedoch bereits 1935 von Dr. Richard Amesmeier abgelöst wurde. Amesmeier war ein bewährtes Mitglied. Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen drückte sich der FC Bayern noch immer davor, eine ausgewiesene Parteigröße an seine Spitze zu hieven. 1937 war auch die »Ära« Amesmeier vorbei. Neuer »Vereinsführer« war nun der Oberlehrer Franz Nußhardt. Auch Nußhardt trug kein Parteiabzeichen, und auch seine Amtszeit war nur von kurzer Dauer. 1938 wurde der Oberregierungsrat Dr. Kellner als sein Nachfolger bestellt. Erstmals stand nun ein Mann an der Spitze, der für die braunen Machthaber »tragbar« war. Nußhardt blieb dem Klub aber erhalten. Offiziell war er nur noch »zweiter Mann«, aber tatsächlich war es Nußhardt, der das Gros der Vorstandsarbeit bewältigte.
Am 9. April 1943 wurde schließlich der Bankier Sauter vom Gausportwart zum »Kommissarischen Gemeinschaftsführer« ernannt und blieb dies auch bis zum Ende der NS-Herrschaft. Sauter war der Wunschkandidat der aktiven und überzeugten Nazis im Klub gewesen. Nach seiner Amtsübernahme änderte sich das Verhältnis des FC Bayern zur Partei und Stadtverwaltung gewaltig. So marschierten nun bei Veranstaltungen der Bayern SA-Kapellen auf der Aschenbahn, und die gleichgeschaltete Presse begann nun die Erfolge des FC Bayern zu würdigen. Die NS-Herrschaft setzte auch dem internationalen Engagement des FC Bayern ein Ende. Die Zahl ausländischer Gäste wurde immer geringer, und es waren fast nur noch »deutschsprachige Ausländer«, mit denen man sich maß.
Dass der Klub in der Nazi-Zeit zunächst sportlich und finanziell abfiel, hatte zumindest auch damit zu tun, dass ihm noch eine Zeit lang Mitglieder vorstanden, die den braunen Machthabern nicht als ausreichend loyal erschienen und nicht über die nun notwendigen politischen Verbindungen verfügten. Die Lokalrivalen FC Wacker und TSV 1860 setzten deutlich früher Leute an ihre Spitzen, die das politische Vertrauen des Gausportführers besaßen. Beim TSV 1860 hieß der Vereinsvorsitzende vom 7. April 1936 bis zum Ende der NS-Herrschaft Dr. Emil Ketterer. Ketterer gehörte der NSDAP bereits seit 1923 an, war Mitbegründer des Nationalsozialistischen Ärztebundes München-Oberbayern, seit 1931 SA-Mitglied und Abgeordneter im von den Nazis gleichgeschalteten Münchener Stadtrat. Gegenüber Oberbürgermeister Fiehler betonte Ketterer im Februar 1941, »dass ein prozentual großer Teil der Mitgliedschaft sehr früh bei der Fahne Adolf Hitlers zu finden war« – im Gegensatz zu einem anderen Münchener Verein.29
Anders als der FC Bayern, durfte sich der TSV 1860 der uneingeschränkten Protektion durch die braunen Machthaber erfreuen. Wann immer die »Löwen« finanzielle Probleme plagten, durfte sich der Verein der Unterstützung durch die NSDAP-Stadtratsfraktion sicher sein. Dem FC Bayern wurde hingegen nie verziehen, dass er einst ein »Judenclub« gewesen war und seine Nazifizierung zunächst mehr oder weniger sabotiert hatte. Deutlich wurde dies u.a., als der Klub im März 1944 die Südbayerische Meisterschaft gewann. Als der Leiter des Stadtamtes für Leibesübungen, Ludwig Behr, dem Oberbürgermeister Fiehler eine Ehrung der Meisterelf vorschlug, ähnlich der, die der TSV 1860 ein Jahr vorher erhalten hatte, wurde dies mit der Bemerkung abgelehnt, »dass bei 1860 andere Beziehungen zur Stadt bestehen durch die Ratsherrn Gleixner und Dr. Ketterer, (und) dass der FC Bayern bis zur Machtübernahme von einem Juden geführt worden ist…«.30 Anton Löffelmeier, der im Auftrag des Stadtarchivs München die Geschichte des Müchener Fußballs in den NS-Jahren aufarbeitete: »Die Tatsache, dass der FC Bayern viele jüdische Mitglieder hatte, die teilweise in leitenden Funktionen mitarbeiteten, und dass noch dazu ein Jude jahrelang den Verein geleitet hatte und man sich im März 1933 nicht sofort von ihm getrennt hatte, sollte den Bayern das ganze ›Dritte Reich‹ hindurch als Makel anhängen.«31
Auch die Reamateurisierung des vor der Nazi-Herrschaft auf dem Sprung zum Professionalismus befindlichen deutschen Spitzenfußballs machte dem FC Bayern zu schaffen. Zumindest hieß es in der »Fußball-Woche«: »Nicht überall ist die Umstellung vom Spesen-Amateur auf den ›bargeldlosen‹ Amateur von heute auf morgen ohne Verluste möglich gewesen. Besonders schwer scheint es in dieser Hinsicht Bayern München gehabt zu haben. Wie anders sollte man es deuten, wenn Hans Tusch, ein alter Bayern-Freund, im Münchener ›Sport-Telegraf‹ in einem größeren Artikel von einem Umlagerungsprozess der Spielstärke spricht, der bei Bayern am krassesten zum Ausdruck komme und wenn in diesem Aufsatz mit deutlicher Bezugnahme auf die Rothosen von Verfallserscheinungen geschrieben wird. (…) Wenn man das liest, dann darf man wohl die Folgerung ziehen, dass es bei Bayern im Gegensatz zum Lokalrivalen 1860 beträchtliche Schwierigkeiten bei der Umstellung auf das neue Amateurgesetz geben wird.«32
KZ und Emigration
Das Jahr 1938 sah eine Eskalation der Gewaltmaßnahmen gegen Juden, die ihren Höhepunkt in der so genannten Reichskristallnacht fanden. In der Nacht vom 9. auf den 10. November zündeten SA-Männer und Parteiformationen überall im Reich jüdische Gotteshäuser an, demolierten jüdische Geschäfte und Wohnungen. Über 26.000 Juden wurden festgenommen und in Konzentrationslager gebracht. In München waren es ungefähr tausend männliche Juden, die verhaftet, verschleppt, verprügelt und gedemütigt wurden. 24 von ihnen kamen in Dachau ums Leben. Der polnische Jude Joachim Bloth wurde noch in seiner Wohnung von einem SA-Mann kaltblütig erschossen. Einige Juden sahen im Suizid den einzigen Ausweg vor dem braunen Terror. Die alte Synagoge an der Herzog-Rudolf-Straße ging in Flammen auf, und unzählige jüdische Geschäfte und Kaufhäuser wurden demoliert. Einige Monate zuvor war bereits die Synagoge am Lehnbachplatz abgerissen worden – aus »verkehrstechnischen Gründen«, wie es hieß.33
Die jüdischen und ausländischen Besitzer der Münchener Kaufhäuser waren bereits vor der Machtergreifung ins Fadenkreuz der nationalsozialistischen Propaganda geraten. Darunter auch das »jüdische« Kaufhaus Hermann Tietz am Hauptbahnhof (heute Hertie), dessen Firmenmannschaft einst unter dem Dach des FC Bayern gekickt hatte.
Abriss der Synagoge am Lenbachplatz, 1938.
Unter den am 10. November 1938 Verhafteten war auch Kurt Landauer, den die Nazis aus der Wäschefirma Rosa Klauber verschleppten. Landauer wurde ins KZ Dachau gebracht. Im Zugangsnummernbuch des Konzentrationslagers finden sich bezüglich Landauer folgende Angaben: Häftlingsnummer: 20009. Die Spalte »Zugangsdatum« ist bei Landauer leer. Aus dem Vorhergehenden ergibt sich allerdings, dass es der 10. November 1938 gewesen sein muss. Als Haftgrund wird »Schutzhäftling/Jude« genannt, als Beruf »kaufmännischer Angestellter«. Die Adresse wird mit »Klemensstraße 41« angegeben, eine Adresse in Schwabing und in unmittelbarer Nachbarschaft zum ersten offiziellen Bayern-Platz.34
Otto Blumenthal, ein Mithäftling Kurt Landauers, über die ersten Stunden im Lager: »Wir wurden in eine Baracke geführt und mussten unsere Sachen und Kleider abgeben. Sämtliche Seifen, Zahnbürsten und Zahnpasten wurden uns fortgenommen und auf einem Haufen auf der Erde gesammelt. (…) Wir waren nun splitterfasernackt und konnten jetzt sehen, wie viele von uns blutige Striemen hatten. Wir erhielten Schuhe, richtige, sehr feste Kommissstiefel, einen Sträflingsanzug, blau-weiß gestreift, aus dem bereits beschriebenen Sommerdrillich, ein Hemd, wurden wie die Zuchthäusler kahl geschoren, alle Bärte fielen, alle Schnurrbärte, und mit den neu empfangenen Sachen ging’s hinein in den Baderaum. Hier feierte nun der Sadismus unserer Wärter wahre Orgien. Was sie mit den nackten, wehrlosen Juden dort anstellten, spottet jeder Beschreibung. Duschen mit fast kochend heißem Wasser, Duschen mit eiskaltem Wasser, Abspritzen mit Wasserschläuchen, Abbürsten mit Schrubbern und Besen.«35 Nach vier Wochen wurde Landauer gemeinsam mit anderen Gefangenen wieder freigelassen. Blumenthal über den Tag der Entlassung: »Die Turmuhr über dem ›Schurhaus‹, der Wache, schlug gerade halb zwei, es war auf die Minute genau vier Wochen nach meiner Verhaftung, als wir das Tor des Konzentrationslagers hinter uns ließen und wieder in die Welt traten. Eine Gruppe marschierte an uns vorbei, arme Kameraden, die noch weiter schmachten mussten. Sie sangen: ›Und kommt einmal die schöne Zeit, wo aus der Schutzhaft wir befreit…‹. Wir marschierten jetzt auf die Straße, zum Bahnhof Dachau. Noch immer unter SS-Begleitung. Vorne setzten sie die Hüte auf. Welches Gefühl! Die Welt, Autos. Jeder Schritt ein Schritt in die Freiheit, nach Haus! In Dachau bestiegen wir den Zug nach München, die SS blieb zurück, wir waren frei. In München erwartete uns ein jüdisches Komitee. Wir wurden in einen abgesperrten Warteraum geführt und bekamen Tee und trockenes Brot. Jetzt erst merkten wir, dass wir Hunger hatten. Wir waren erschöpft vor Aufregung und Freude und sehr gerührt, dass für uns gesorgt wurde.«36
Auch Kurt Landauer kam nach 33 Tagen wieder frei, »weil ich als früherer Frontkämpfer zur schnelleren Entlassung kam«.37 Zu seinem Arbeitsplatz konnte Landauer allerdings nicht mehr zurückkehren. Während seiner Haftzeit wurde auch die Firma Rosa Klauber »arisiert« und Landauer durch die Nachfolgefirma Lüdecke & Straub mit sofortiger Wirkung seiner Dienste enthoben. Landauer war somit erwerbslos.
In der Zeit vom 1. Januar 1938 bis zum Auswanderungsverbot am 1. Oktober 1939 gelang reichsweit noch etwa 170.000 Menschen die Flucht. So auch Kurt Landauer, der am 15. Mai 1939 in die Schweiz nach Genf emigrieren konnte, dorthin, wo einige Jahre zuvor auch Bensemann Zuflucht gefunden hatte. (Bensemann zog 1934 nach Montreux am Genfer See, wo er noch im gleichen Jahr verstarb.) Zu diesem Zeitpunkt war es für flüchtende Juden bereits äußerst schwierig, in das »neutrale« Land zu gelangen. In Genf lebten bereits Angehörige der Familie Klauber, die Landauer bei der Einwanderung halfen. In Genf unterhielt Landauer Kontakte zum FC Servette, gegen den die Bayern vor 1933 wiederholt Freundschaftsspiele bestritten hatten. Als die Bayern-Elf nun wieder in Genf gastierte, saß auch Landauer auf der Tribüne. Die Mannschaft ließ es sich nicht nehmen, ihren langjährigen Präsidenten zu begrüßen, wofür sie nach ihrer Heimkehr von den Machthabern schwer gescholten wurde.
Die jüdischen Kaufleute in der Kaufingerstraße waren von den Nazis längst enteignet worden, viele von ihnen wurden später auch ermordet. Ihr Eigentum ging an »Arier« deutscher oder auch US-amerikanischer Nationalität. Bis 1938 gehörte die Kaufingerstraße 26, die an die Woolworth AG Berlin vermietet war, den Brüdern Kurt und Franz Landauer. Am 9. November 1939 übernahm Woolworth die Immobilie als Besitz.
Kurt Landauers Geschwister Dr. Paul Gabriel, Franz und Leo wurden von den Nazis ermordet. Paul Gabriel wurde im November 1941 in den Osten deportiert. Mit etwa 1.000 anderen Juden wurde er am 25. November 1941 in Kowno (Kaunas/Litauen) von Angehörigen der Einsatzgruppe A erschossen. Franz Landauer konnte 1939 den nationalsozialistischen Judenjägern zunächst durch Flucht nach Amsterdam entkommen. Als ihn ein Denunziant wegen despektierlicher Äußerungen über die Nazi-Okkupanten denunzierte, wurde Franz Landauer verhaftet und in München vor Gericht gestellt. Auf der Fahrt nach München wurde Franz Landauer von einem Gestapo-Beamten »begleitet«, der von ihm wissen wollte, ob er ein Bruder des ehemaligen Bayern-Präsidenten sei. Als Franz Landauer dies bejahte, offenbarte sich der Gestapo-Mann als Bayern-Fan, was für den Gefangenen wenigstens eine angenehme Reise zur Folge hatte. In München wurde Franz Landauer freigesprochen und kehrte nach Amsterdam zurück. Nach einer erneuten Verhaftung kam Franz Landauer 1943 im KZ Westerbork ums Leben.
Leo Landauer, der 1939 nach Berlin umgezogen war, kam 1942 im Vernichtungslager Majdanek um. Gabriele Landauer, verheiratete Rosenthal, wurde am 4. April 1942 nach Piaski deportiert und gilt seither als verschollen. Außer Kurt überlebte nur noch eine weitere Schwester namens Henny den Nazi-Terror. Henny Landauer hatte 1919 den Rechtsanwalt Julius Siegel geheiratet. Das Paar emigrierte 1934 nach Palästina, nachdem die Nazis Dr. Julius Siegel durch die Straßen Münchens getrieben hatte. Henny Siegel-Landauer starb 1973 in Israel. Ihr Sohn Uri (Jg. 1922) kehrte Mitte der 1950er nach München zurück, wo er in die Fußstapfen seines Vaters trat und als Rechtsanwalt arbeitete. Der Neffe von Kurt Landauer ist der letzte Überlebende der Familie.38
Auf der offiziellen Internetseite der Gemeinde Planegg, der Heimat der Landauer-Familie, heißt es über die NS-Zeit: »Nicht vergessen und verdrängt werden darf das Leid und Unrecht, das in der Zeit des Nationalsozialismus auch in unserer Gemeinde vor allem jüdischen Mitbürgern angetan wurde. In der so genannten Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam es zu einer größeren Aktion gegen Dr. Rudolf Frhr. von Hirsch. Das Schloss wurde angezündet, wobei mehrere Zimmer ausbrannten. Sämtliche jüdischen Mitbürger wurden, soweit sie sich nicht durch Auswanderung retten konnten, in Konzentrationslager eingeliefert, zwei Familien kamen dabei ums Leben.«39
Als die US-Armee am 30. April 1945 München, die einstige »Hauptstadt der Bewegung«, übernahm, lebten nur noch 84 Juden in der Stadt.
Landauer, die Zweite
Am 26. Juni 1947 kehrte Landauer nach München zurück. Das »Sport-Magazin« meldete: »Kurt Landauer, süddeutscher Fußballpionier, ist zurück aus der Emigration.«40 Der mittlerweile 63-jährige Landauer, der nun in der Virchowstraße 14 wohnte, blieb noch bis zum 31. Dezember 1949 erwerbslos. »In der Schweiz hatte ich keinerlei Verdienstmöglichkeiten und bin dann auch aus diesem Grunde wieder nach Deutschland zurückgekehrt. (…) Nach meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich zunächst gar nichts getan, es war mir nicht möglich gewesen, irgendwo unterzukommen. Dies gelang mir erst ein Jahr nach der Währungsreform durch das persönliche Entgegenkommen des Herrn Stadtrat Richard Pflaum, wo ich dann in seinem Verlag, dem Richard Pflaum Verlag, München, ab 1. November 1948 bis zum 31. Oktober 1949 tätig gewesen bin.«41
Bescheid in der »Wiedergutmachungsangelegenheit « Kurt Landauer.
1947 wählte die Jahreshauptversammlung des FC Bayern Kurt Landauer erneut zum Präsidenten, der er nun bis 1951 blieb, bevor er, 65-jährig, für immer zurücktrat. Nach Gründung der Oberligen und der Einführung des Vertragsspielers war Landauer auch noch Vorsitzender der Interessensgemeinschaft der süddeutschen Vertragsspielervereine. Mit insgesamt 16 Amtsjahren wird Kurt Landauer in der Geschichte der Bayern-Präsidenten nur von Wilhelm Neudecker übertroffen.
Auch ein anderer Nazi-Gegner kehrte zurück in Amt und Würden. Seit dem 4.Mai 1945 hieß Münchens Oberbürgermeister wieder Karl Scharnagl, ein alter Bekannter Landauers. Bereits vier Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die Amerikaner den integren Politiker wieder eingesetzt. Scharnagl in seiner ersten Rede vor dem von der Besatzungsmacht eingesetzten Stadtrat: »Wir können uns nicht scharf genug trennen von allen jenen, die durch ihre Mitarbeit in mehr oder minder großem Maße die NSDAP hochgebracht und ihr verbrecherisches Treiben so viele Jahre hindurch gestützt haben.Wir wollen keine Hass- und Vergeltungspolitik betreiben; wir wollen und müssen aber verhindern, dass auch nur Reste dieser verkommenen Anschauung gewissenloser Elemente in unserer Bevölkerung und vor allem im öffentlichen Leben bestehen bleiben können.«42
Mit Landauer und Scharnagl besaß der FC Bayern nun gute Karten – auch und gerade gegenüber dem Lokalrivalen TSV 1860. Während die Behörden dem TSV 1860 wegen dessen Kollaboration mit dem NS-Regime mit gewisser Reserviertheit begegneten, konnte der FC Bayern seine anfängliche Abneigung gegenüber der braunen Herrschaft und das langjährige Mitwirken von jüdischen Bürgern geltend machen. Hier war vor allem die Person Landauers behilflich, der nun beim FC Bayern eine ähnliche Funktion erfüllte wie der eine oder andere Kommunist bei dem einen oder anderen Verein im Ruhrgebiet.
In einem vom 20. August 1947 datierten Schreiben Landauers an die alliierten Behörden, in dem er diesen mitteilt, er habe wieder die Leitung des FC Bayern übernommen, heißt es u.a.: »Getreu den Traditionen unseres Clubs werden wir auch weiterhin Ihre Bestrebungen fördern helfen.«43
Bereits eine Woche nach der Kapitulation hatte der FC Bayern gegenüber Oberbürgermeister Scharnagl geltend gemacht, dass »wir bisher als ›Juden-Club‹, der es ablehnte, sich eine nationalsozialistische Vereinsführung aufzwingen zu lassen, mit allen Mitteln gedrückt wurden«. Der FC Bayern sei bereit, dem Oberbürgermeister »bedingungslos und treu Gefolgschaft zu leisten«, da für den Klub »mit Ihrer Amtsübernahme … eine Zeit neuen Aufbaus begonnen« habe. Der FC Bayern beabsichtige die baldige Wiederaufnahme des Spielbetriebs, um »Entspannung und Unterhaltung zu bringen«. Diesbezüglich wurde die Hoffnung ausgedrückt, »dass … weder von Seiten der Besatzungsbehörden noch von Seiten der Stadtverwaltung Bedenken bestehen«.44
Am 29. Juli 1945 erfolgte auf dem Platz der Hypobank der Anpfiff zum ersten Münchener Nachkriegsderby, das mit einem Remis endete (2:2). Am 26. August 1945 kam es zu einer Neuauflage an der Grünwalder Straße. 12.000 Zuschauer sahen einen klaren 4:0-Sieg des FC Bayern. Die Einnahmen wurden den Verfolgten des Nazi-Regimes gespendet.
Wie hoch Kurt Landauers Reputation im Nachkriegs-München eingeschätzt wurde, dokumentiert ein Streit des FC Bayern mit der amerikanischen Militärverwaltung und der Stadtverwaltung. Landauer warf Direktor Lülff, Leiter des Amts für Leibesübungen vor, bei der Beschlagnahmung von Teilen der neuen Bayern-Heimat Säbener Straße durch das amerikanische Militär nicht genügend Widerstand geleistet zu haben. Lülff wurde daraufhin vom Stadtrat Lettenbauer in Schutz genommen. Der Leiter des Stadtamtes sei vom zuständigen amerikanischen Offizier dreimal hinausgeworfen worden. Es sei unter der Würde eines Deutschen, sich von einem Offizier einer Siegerarmee so behandeln zu lassen. Landauer antwortete mit »Wenn man etwas erreichen will, muss man oft gehen…« Woraufhin Lettenbauer sich genötigt sah, auf die unterschiedlichen Möglichkeiten von Behörde und Landauer zu verweisen. »Das sei durch die persönliche Verbindung von Herrn Landauer zu den Leuten möglich gewesen, die Herrn Landauer als Privatmann anders einschätzen als einen Beamten oder Angestellten einer Behörde, der bei diesen Herren ein Dreck sei.«45 Seine enorme Reputation gestattete Landauer, die Rolle eines Bittstellers, in dem sich viele Vereine aufgrund ihrer Verstrickung mit den braunen Herrschern und der Besatzungssituation befanden, zu übergehen, um sich stattdessen als Partner und sogar treibende Kraft zu präsentieren. Landauer räumte »mit diplomatischem Geschick wie auch mit energischem, gelegentlich rücksichtslosem Vorgehen seinem Verein Steine aus dem Weg. Statt um Hilfe zu bitten, bietet Landauer Hilfe an.«46
Jüdische Bürger haben in der Geschichte des FC Bayern somit in drei entscheidenden Phasen eine wichtige Rolle gespielt. Seine Gründung hatte der Klub ganz wesentlich den jüdischen Freunden Josef Pollack und Gustav Rudolf Manning zu verdanken. Bei seinem Aufstieg in die nationale Spitze und zum ersten nationalen Meistertitel war Kurt Landauer federführend. Und Landauer war es auch, der dem Klub in den Nachkriegsjahren aufgrund seiner Biografie bei den Verhandlungen mit der Stadt oder der amerikanischen Militärverwaltung einen Startvorteil gegenüber dem lokalen Konkurrenten verschaffen konnte.
Vom falschen Umgang mit der richtigen Geschichte
Obwohl die Geschichte des FC Bayern Parallelen mit der von Eintracht Frankfurt aufweist, wurde dieser Aspekt nach 1945 nur selten thematisiert. Im Gegensatz zu MTK oder Austria, wird der FC Bayern heute so gut wie nie als »Judenklub« bezeichnet. Ein »Judenklub« ist für rechtsextreme Bayern-Fans etwa Ajax Amsterdam, nicht aber der eigene Verein.47
Die NS-Zeit bewirkte diesbezüglich beim FC Bayern eine erheblich schärfere Zäsur als bei anderen, von ihrer Historie her ähnlich gelagerten Adressen. Ein weiterer Grund dürfte die bereits erwähnte, im Vergleich zu einigen anderen deutschen Großstädten geringere Prägekraft jüdischer Lebenswelten in München gewesen sein, die auch eine geringere Hinterlassenschaft bedeutete. In Wien, Budapest und Amsterdam firmierten nicht nur Klubs, sondern auch die Städte selbst als »jüdisch«.
Allerdings hat der FC Bayern auch selbst dazu beigetragen, dass die Erinnerung an seine jüdischen Pioniere und jüdischen Mitglieder in Vergessenheit geraten ist. Der Bruch mit der Geschichte, zu dem die Nazis den FC Bayern zwangen, wurde vom Klub nach dem 8. Mai 1945 nur für kurze Zeit revidiert. Die letzte offizielle Bayern-Publikation, die sich mit der Situation des FC Bayern in den Jahren 1933-35 etwas ausführlicher auseinandersetzt, ist Siegfried Herrmanns Jubiläumsbuch zum 50-jährigen Bestehen des Vereins. Dabei spielten sicherlich drei Dinge eine Rolle: Bayern-Präsident war im Jubiläumsjahr erneut Kurt Landauer. Außerdem handelte es sich beim für das Buch verantwortlichen Autor um einen langjährigen engen Mitstreiter des jüdischen Präsidenten. Zudem waren die braunen Jahre zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch in frischer Erinnerung.
In der jüngeren und jüngsten Geschichtsschreibung des Vereins wird das Mitwirken jüdischer Bürger hingegen überhaupt nicht oder lediglich am Rande erwähnt. In Kurt Schauppmeiers Buch zum 75-jährigen Bestehen des Klubs findet sich zum Machtwechsel von 1933 nur ein einziger Satz: »Die Machtübernahme der Nationalsozialisten wirkte sich auch auf den FC Bayern aus, dessen erster Vorsitzender Kurt Landauer die Leitung des Clubs abgab.«48 Warum Landauer das Amt abgeben musste, wird ebenso verschwiegen wie sein KZ-Aufenthalt und die folgende Emigration. Die offizielle Vereinschronik zum 90-jährigen Bestehen begnügt sich mit zwei Sätzen: »Unter dem nationalsozialistischen Regime geriet auch das Vereinsleben ins Stocken. Kurt Landauer musste aus ›rassenpolitischen Gründen‹ in die Schweiz emigrieren.«49 Das Wort »Jude« mochte dem Autor nicht über die Lippen gehen.
Zehn Jahre später sind es drei Sätze mehr. Die Veröffentlichung »100 Jahre FC Bayern München« liefert nun immerhin einen Hinweis darauf, dass Kurt Landauer nicht der einzige Jude im Verein war. Das Ergebnis fällt trotzdem äußerst mager aus. Auch kommen Bayerns jüdische Mitglieder ausschließlich im Zusammenhang mit den NS-Jahren vor: »Am 30. Januar 1933 übernimmt Diktator Adolf Hitler die Macht. In den folgenden Monaten wird nicht nur sportlich alles auf den Kopf gestellt. Präsident Landauer, der jüdischer Abstammung ist, tritt am 22. März 1933 zurück. (…) Die Vereinsführung versucht noch eine ganze Weile, sich den neuen Begebenheiten entgegen zu stellen, da der FC Bayern sehr viele jüdische Mitglieder hat. Dies bringt dem Verein in der Folgezeit noch viel Ärger ein.«50 Als sich die Autoren des jüngsten Jubiläums-Bandes an ihre Arbeit begaben, lagen bereits drei Veröffentlichungen auf dem Tisch, die ausführlichere Recherchen zur Geschichte der »Bayern-Juden« enthielten.
Schämt sich der Verein dieses Aspektes seiner Geschichte? Zumindest empfindet man diesen offenkundig nicht als populär. Der FC Bayern bewegt sich in einem Umfeld, in dem die Beschäftigung mit der braunen Vergangenheit nicht jedermanns Sache ist und der jüdische Präsident, dem der FC Bayern seinen Aufstieg zu einer nationalen Top-Adresse, aber auch viel internationale Reputation zu verdanken hatte, als schwer vermittelbar erscheint. Der FC Bayern als Produkt zweier jüdischer Fußballverrückter, wie Heiner Gillmeister die Genese des Klubs beschreibt, mag hier dem einen oder anderen geradezu als Zumutung erscheinen.
Antisemitismus ist auch heute noch in Bayern und München verbreitet. Kaum zu glauben, aber wahr: Edmund Stoiber, Mitglied des Verwaltungsrats des FC Bayern, war der erste Ministerpräsident des Freistaats, der mit der unseligen Tradition seiner Vorgänger brach, um die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau einen weiten Bogen zu machen.
Bezüglich der Zurückhaltung des Vereins gegenüber seiner eigenen Geschichte sollte man indes nicht nur politische Motive vermuten. Für die meisten Angestellten der Verwaltung eines Profiklubs beginnt die Geschichte ihres Arbeitgebers erst mit ihrem ersten Arbeitstag. Die Historie des Klubs ist »alter Scheiß, der mich nicht interessiert«, wie es einmal ein für die Pressearbeit zuständiger Bayern-Funktionär gegenüber einer Journalistin der in London erscheinenden Zeitschrift »Totally Jewish« formulierte. Die Unglückliche hatte es gewagt, beim FC Bayern am Tag nach einer Champions-League-Niederlage in Lyon anzurufen, um Erkundungen über die Rolle des Klubs in der Nazizeit anzustellen. In bester Absicht, ging es doch darum, dass der FC Bayern in diesen Jahren eine etwas ruhmreichere Rolle spielte als viele andere deutsche Klubs.
Ein offensives Bekenntnis zur Geschichte der Juden in seinen Reihen hat der FC Bayern bislang nur einmal abgelegt. Anfang 2001 erreichte die Diskussion über die Entschädigungszahlungen an ehemalige NS-Zwangsar-beiter auch den Profifußball. Als erster Verein sagte der FC St. Pauli seine Beteiligung an der Stiftungsinitiative zu. Auch beim FC Bayern stand das Thema auf der Tagesordnung. An der Säbener Straße plädierte man für eine einheitliche Regelung und Absprache der Bundesliga. Ein einseitiges Vorpreschen à la FC St. Pauli wurde indes abgelehnt. Schließlich, so Geschäftsführer Karl Hopfner, sei der Klub »selbst von dem Nazi-Regime betroffen gewesen«.51 Eine Einladung zu einer Tagung der Universität München mit dem Titel »Juden und Sport. Zwischen Integration und Exklusion«, im Jahr 2002 organisiert vom Lehrstuhl für jüdische Geschichte und Kultur, mochte der FC Bayern indes nicht annehmen.
Anmerkungen
Der Autor dankt Uri Siegel und Michael Buchmann (KZ-Gedenkstätte Dachau) für ihre freundliche Unterstützung.
1 | Im »Kicker« 2/1923 schrieb Simon Rosenberger in einer Laudatio anlässlich des 50. Geburtstags von Walther Bensemann: »1897 war er Mitbegründer der F.M. des M.T.V. München 1879, der ersten Fußballmannschaft Münchens.« |
2 | Walther Bensemann: Münchener Stimmungen, in: »Kicker« 5/1923 |
3 | Heiner Gillmeister: The Tale of Little Franz and Big Franz: On the Foundation of Bayern Munich FC, in: »Soccer and Society«, Vol.1, No. 2, 2000 |
4 | Zit. nach Gerhard Fischer: Und Bender spielte mit Krawatte. Kavalier- und Judenklub: Der FC Bayern von den Ursprüngen bis zum Ende des Dritten Reiches, in: »Süddeutsche Zeitung« |
5 | Zitiert nach Siegfried Herrmann: 50 Jahre F.C. Bayern München e.V., München 1950 |
6 | Zit. nach Rafael Jockenhöder /Ralf Grengel: 100 Jahre FC Bayern München, Berlin 2000 |
7 | Über Schwabing als Wiege des FC Bayern siehe ausführlicher: Dietrich Schulze-Marmeling: Die Bayern. Vom Klub zum Konzern, Göttingen 1997 |
8 | Elisabeth Angermair: Die Anfänge des Fußballspiels in München, in: Stadtarchiv München (Hrsg.), München und der Fußball, München 1997 |
9 | Gillmeister, 2000 |
10 | Gillmeister, 2000 |
11 | Zum Wirken von Gus Manning in den USA: Gillmeister 2000; Dietrich Schulze-Marmeling / Hubert Dahlkamp: Die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft, Göttingen 2002; Andrei S. Markovits / Steven L. Hellermann: Im Abseits. Fußball in der amerikanischen Fußballkultur, Hamburg 2002 |
12 | Walther Bensemann, siehe Anmerkung 2 |
13 | Ders. im »Kicker« 28/1922 |
14 | Zit. nach Holger Gertz: Fußballer des Jahrhunderts. Ein Präsident im KZ, ein Foto von Jesse Owens und Spiele in Ruinen – woran sich der alte Linksaußen Willy Simetsreiter zum Jubiläum des Klubs erinnert, in: »Süddeutsche Zeitung« |
15 | Die Information über den Geburtsnamen Dombis stammen von Hardy Grüne, Matthias Marschik und Werner Skrentny. In der Literatur herrscht über Dombis Nationalität eine gewisse Verwirrung. Mal ist Dombi Schweizer, mal Österreicher, mal Ungar. |
16 | Zu den Spannungen zwischen der FIFA und dem Fachamt Fußball im Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen (NSLR) während der NS-Jahre siehe Arthur Heinrichs: »Rücksichtslos deutsch.« Peco Bauwens, das Fachamt Fußball und die FIFA, in: »SportZeiten«, 2. Jahrgang 2002, Heft 2 |
17 | Zit. nach Hardy Grüne: Oskar Rohr (Bayern München), in: ders.: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga (Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs – Band 1), Kassel 1996 |
18 | Zit. nach Gerhard Fischer, siehe Anm. 4 |
19 | Zit. nach Gertz, siehe Anm. 14 |
20 | Andreas Heuser / Tobias Weger: Kristallnacht. Gewalt gegen die Münchener Juden im November 1938, München 1998 |
21 | Ebenda |
22 | Ebenda |
23 | Informationen nach Feststellungsbescheid in der Wiedergutmachungsangelegenheit des Versicherten Kurt Landauer. Bayerisches Landesentschädigungsamt (AZ.: WGS 089/52) |
24 | Zit. nach »Kicker« v. 11. April 1933 |
25 | Siegfried Herrmann, 1950 |
26 | Zit. nach Fischer, siehe Anm. 4 |
27 | Zit. nach Gertz, siehe Anm. 14 |
28 | Siegfried Herrmann, 1950 |
29 | Zur Geschichte des TSV 1860 München in den NS-Jahren: Anton Löffelmeier, Grandioser Aufschwung und Krise – Der Münchener Fußball von 1919 bis 1945, in: Stadtarchiv München 1987; Hardy Grüne / Claus Melchior: Legenden in Weiß und Blau 100 Jahre Fußballgeschichte eines Münchener Traditionsvereins, Göttingen 1999; Gerhard Fischer / Ulrich Lindner: Stürmer für Hitler – Vom Zusammenspiel zwischen Fußball und Nationalsozialismus, Göttingen 1999 |
30 | Stadtarchiv München, Amt für Leibesübungen 151, zit. in Löffelmeier, 1997 |
31 | Löffelmeier, 1997 |
32 | »Fußball-Woche« 40/1933. Herausgeber der in Berlin erscheinenden »Fußball-Woche«war der deutschnational gesonnene Sportjournalist Ernst Werner, der mit Bensemann und dessen »Kicker« so manche Auseinandersetzung geführt hatte. |
33 | Heuser/Weger, 1998 |
34 | Zugangsbuch des Konzentrationslagers Dachau (Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau) |
35 | Eine Kopie des 28-seitigen Berichts von Otto Blumenthal befindet sich im Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau. Das Original liegt im Leo Baeck Institute New York. Blumenthal, der später auswanderte, wurde wie Landauer in der »Reichskristallnacht« verhaftet. Aus dem Bericht geht hervor, dass seine Freilassung zeitgleich oder fast zeitgleich mit der Landauers erfolgt sein muss. |
36 | Zit. nach: Ebenda Siehe Anm. 23 |
37 | Otto Blumenthal, siehe Anm. 35 |
38 | Alle Angaben zum Schicksal der Familie Landauer entstammen dem Beitrag von Anton Löffelmeier, 1997, sowie einem Gespräch mit Herrn Rechtsanwalt Uri Siegel. |
39 | www.planegg.de/gemeinde/Geschichte.htm |
40 | »Sport-Magazin«, Ausgabe 32/1947 |
41 | Siehe Anm. 23 |
42 | Internet-Seite Stadt München |
43 | Zit. nach Ingo Schwab: Ruinenjahre und Konsolidierung. Spiele und Geld in den Zeiten der Oberliga Süd, in: Stadtarchiv München 1997 |
44 | Ebenda |
45 | Ebenda |
46 | Ebenda |
47 | Vor einigen Jahren wurde in einigen von Bayern-Fans produzierten, rechtsgestrickten Fanzines Ajax Amsterdam als »Judenklub« beschimpft. In den Heften befanden sich auch noch weitere antisemitische und rassistische Äußerungen. Pikant wurde es, als ein Trupp von Bayern-Fans auf einem Empfang beim Ministerpräsidenten Stoiber zur späten Stunde »Ajax ist ein Judenklub« skandierte. Während sich die Fans öffentlich mit ihrer Tat brüsteten, wollte die Staatskanzlei von dem Vorfall nichts vernommen haben. |
48 | Kurt Schauppmeier: FC Bayern München, Regensburg 1975; S. 34 |
49 | Rudi Stallein-Fontaine u.a.m.: 90 Jahre FC Bayern München, München 1990, S. 30 |
50 | Jockenhöfer/Grangel: 100 Jahre FC Bayern München, Berlin 2000, S. 102/103 |
51 | Dietrich Schulze-Marmeling: Weltoffen und liberal statt braun oder rot, in: »Frankfurter Allgemeine Zeitung« v. 26. April 2001 |