Читать книгу Präluzid - Dominik Paolo Labocha - Страница 11
[7] Inception
ОглавлениеDer zweite Bus war nun schwer zu verfehlen und ich fuhr zur Schule. Blöderweise hatte ich nun beim selben Lehrer, dem ich nun erklären musste, weshalb ich in der letzten Doppelstunde gefehlt hatte. Jetzt aber hatten wir Sport, worüber ich mich zur Abwechslung mal freute, weil wir Hockey und vor allem Baseball als Semesterthemen hatten. Ich war weiß Gott nicht sportbegeistert, aber amerikanische Sportarten fand ich schon ziemlich aufregend, vielleicht einfach aus dem Grunde, dass man es zwar aus dem Fernsehen kennt, aber es für einen selbst noch immer recht exotisch wirkt, wo es dort doch Gang und Gebe ist.
Wir zogen uns in den Umkleiden um, während die anderen mal wieder irgendein belangloses Zeug redeten, bei dem ich zwar oft nicht mitreden, aber zumindest drüber lachen konnte. Ich schlüpfte in einen bequemen Jogginganzug und ging mit den anderen auf den Sportplatz. Eigentlich war es auch kein richtiges Baseball, sondern Softball. Die Bälle waren größer und das Feld umso kleiner. Auch das Stehlen der Bases ließen wir aus.
Zunächst teilten wir uns in zwei Übungsgruppen zum Fangen und Werfen auf. Ich befand mich in einer Wurfübungsgruppe und erzählte während der Übung meinen Kollegen von meiner neuen Faszination für luzide Träume und deutete spaßeshalber an, ich könne im nächsten doch auch das Fangen mal üben. Ich konnte weder gut fangen noch zielsicher werfen, deshalb hasste ich es auch die Position des Pitchers zu spielen. Wir wechselten die Gruppen, nun waren wir mit Schlagen dran, was mir schon besser gelang. Da das Feld, wie schon erwähnt, recht klein gesteckt war, gelang mir auch ein zierlicher Home-Run.
Endlich spielten wir, es passierte nur immer irgendetwas Komisches dabei. Nach einem weiteren Schlag lief ich von der Home-Base zur ersten und legte mich ziemlich ins Zeug, um einen Force out zu vermeiden. Der Rasen jedoch war ziemlich nass, ich rutschte an der Base aus und verfehlte sie, so dass der Catcher vor mir drauf war. So ein Mist.
Mir tat die Seite nun ziemlich weh und als Werfer ging es mir gleich noch besser. Die Erinnerungen an den letzten Abend kamen wieder und ich wirkte glücklich verträumt, während ich den Ball zum Batter (Schlagmann) warf. Ich begann innerlich von Kathrin zu schwärmen und ehe ich mich versah, bekam ich den geschlagenen Ball an den Kopf. (Die Dinger heißen zwar Softballs, aber Leute, ich kann euch sagen, die Teile sind verdammt hart.) Schade eigentlich – das hätte ein schöner Fly out werden können, aber meinen Kollegen hatte es etwas schlimmer erwischt, er bekam einen in die Leisten. Unser Spiel lief auf Hochtouren, weshalb mir das Ende der Stunde umso früher vorkam, wo ich doch sonst immer unentwegt auf die Uhr schaute, wie lang es noch wäre. Wir packten zusammen und gingen zurück in die Umkleiden, um uns zu duschen.
Irgendwie schien ich der einzige zu sein, den es nicht störte ohne Boxer-Shorts vor den anderen zu duschen, dabei zogen sie sich doch eh für alle sichtbar eine neue an. Ich drehte das Wasser auf und ließ die Tropfen über meinen Körper prasseln, während ich wieder in Gedanken versank.
„Ey Domeo, was war heute los mit dir?“
Ich schwieg einen Moment und seifte mir die Haare ein. Ohne meinen Kommilitonen anzuschauen antwortete ich:
„Weiß nicht, irgendwie fühlt sich alles anders an.“
Er schaute mich etwas skeptisch an.
„Was laberst du denn, bist verknallt oder so?!“
Es wunderte mich, dass er das fragte, sonst hatten meine Mitschüler sich doch auch nie großartig für mich und mein Leben interessiert.
„Ach weißt du, ich bin im Moment einfach nur ziemlich verwirrt.“
Ich wusch mir die letzten Seifenreste vom Körper und trocknete mich ab. Derweil versuchte ich vom Thema abzulenken.
„Du sag mal hast du die Ausarbeitung gemacht, die wir zu heute aufhatten?“
Er zog die Augenbrauen nach oben.
„Seit wann machst du denn keine Hausaufgaben, du stehst mündlich bei 13 Punkten?“
Ich musste ein wenig darüber lachen.
„Ich mach die vielleicht zu einem Drittel, wenn überhaupt. Ich kann’s mir aber leisten und die Alte merkt es eh nicht.“
Ich zog mich an und verließ die Umkleide.
„Ciao, wir sehen uns später.“
„Ja ok, hau rein.“
Nach zwei Stunden hatte ich endlich Mittagspause und begab mich in die Cafeteria. Die war natürlich wieder brechend voll, weil es wieder irgendeinen ungesunden Fraß gab, den die Leute in sich rein schaufeln wollten. Ich hatte es mir derweil angewöhnt die etwas leichtere und gesündere Kost zu essen, weil mir alles schwer Verdauliche in den Nachmittagsstunden die Kraft raubte.
Ich stellte mich in die Schlange, welche noch immer ziemlich lang war und schaute nach neuen Nachrichten auf mein Handy. Das Netz im Gebäude war zu oft ziemlich schlecht, aber immerhin konnte ich lesen, was ich bislang empfangen hatte. Ich hatte eine Nachricht von Kathrin bekommen, sie bat mich nach der Schule bei ihr vorbeizukommen und ihr bei den Hausaufgaben zu helfen. Englisch war wirklich nicht ihr Steckenpferd, aber wenigstens hatte sie überhaupt ein Pferd.
Ich tippte wie ein Wilder, da sie bereits seit letzter Pause eine Antwort abwartete. Ich bemerkte zunächst nicht, dass mein alter Mathelehrer hinter mir stand, bis er mich forsch ansprach:
„Die Jungend von heute, nur noch am Handy.“
Ich fühlte mich irgendwie veräppelt. Ob er mir wohl aufs Display geschaut hatte?
„Ein bisschen mehr Diskretion, wenn ich bitten darf! Ich schreibe mit meiner Freundin.“
Moment mal… hatte ich das grade wirklich gesagt? Nannte ich Kathrin soeben meine Freundin? Ich denke nun war es amtlich und unausweichlich. Ich war selbst in sie verknallt und musste es ihr sagen.
Ich ließ mir das Mittagessen schmecken und fuhr mit dem nächsten Bus nach Hause. Wie ein Virus hatte mich der Gedanke an sie infiziert. Ich wusste, dass es schräg werden würde, doch nicht nur die Zukunft, sondern schier die ganze Zeit hielt mehr für uns bereit.