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3.2Bedeutungserweiterung im dritten und vierten Jahrhundert

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Ein zum Erweis der Orthodoxie unterscheidendes Kriterium mischt sich ab der Mitte des dritten Jahrhunderts in die Bedeutungsvielfalt des Terminus „katholisch“, wenn etwa Cyprian mit Nachdruck die aktuelle Präsenz des Ursprungs in jeder Kirche mit diesem Begriff zum Ausdruck bringt.40 Auch bei Hippolyt, Tertullian, Clemens von Alexandrien und Enkratios von Thenis41 meint „katholisch“ fortan immer auch die „wahre“, „echte“, „einzigartige“, „authentische“ Kirche des Ursprungs in Absetzung von häretischen und schismatischen Kreisen, die sich von der immer größer werdenden Großkirche absondern. Das Adjektiv „katholisch“ gereicht somit zum Synonym für „rechtgläubig“, „exklusiv“ und „einzig“.42 Diese offenbarungstheologische – mehr polemische – Bedeutung ergänzt die geographische, anthropologische, soteriologische und christologische und wird fortan zum festen Bestandteil der Katholizität.

In den Katechesen des Cyrill von Jerusalem (gest. 386 o. 387 n.Chr.) findet man einen beeindruckenden Beleg dafür, wie vielschichtig der Begriff „katholisch“ verstanden und wie diese Vielschichtigkeit vornehmlich qualitativ begründet wurde:43

„Die Kirche heißt katholisch, weil sie auf dem ganzen Erdkreis, von dem einen Ende bis zum anderen, ausgebreitet ist, weil sie allgemein und ohne Unterlass all das lehrt, was der Mensch von dem Sichtbaren und Unsichtbaren, von dem Himmlischen und Irdischen wissen muss, weil sie das ganze Menschengeschlecht, Herrscher und Untertanen, Gebildete und Ungebildete, zur Gottesverehrung führt, weil sie allgemein jede Art von Sünden, die mit der Seele und dem Leibe begangen werden, behandelt und heilt, endlich weil sie in sich jede Art von Tugend, die es gibt, besitzt, mag sich dieselbe in Werken oder Worten oder in irgendwelchen Gnadengaben offenbaren“44.

Cyrill lässt die offenbarungstheologische Dimension der Katholizität deutlich erkennen, wenn er in seinen Katechesen weiter schreibt: „Mit Grund könnte also jemand behaupten: die Versammlung der ruchlosen Häretiker, der Marcioniten und Manichäer usw. sind tatsächlich auch eine Kirche. Deshalb versichert dir nun das Glaubensbekenntnis: ‚und an eine heilige, katholische Kirche‘. Die hässlichen Versammlungen der Häretiker sollst du nämlich meiden, der heiligen, katholischen Kirche aber, in der du wiedergeboren wurdest, stets treu anhangen!“45

In der Folgezeit findet der Begriff „katholisch“ Niederschlag in den Symbola (erstmals im Papyrus von Dêr-Balyzeh) und erhält durch die Aufnahme ins Nicänum (325 n. Chr.) und Apostolicum (381 n. Chr.) dogmatische Dignität.46 Fortan werden von der Kirche vier Grundeigenschaften (notae ecclesiae) als Erkennungszeichen der wahren Kirche Jesu Christi verbindlich ausgesagt: „Wir glauben die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“ (DH 15047).48

Die Katholizität der Kirche

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