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Montag, 26. Juni 1989
ОглавлениеVollmond über den Stallungen und dem angrenzenden Wald, Kühle entsteigt den Bäumen. Die Pferde schlafen bei offenen Klappen in ihren Boxen, manche liegend, manche im Stehen. Andere kauen ein paar Halme Stroh. Wenig Geräusche, hier und da ein Rascheln. Und Seufzer.
Ein Mann geht eine Boxenreihe entlang, weißer Kittel, grüne, um die Knöchel etwas zu weite Gummistiefel. Er trägt einen schweren Eisenklotz in der einen Hand, dazu zwei Kabelrollen. Vor einer Box bleibt er stehen, setzt seine Last ab, öffnet die Tür. Ein lebhaftes kleines schwarzes Pferd bläht die Nüstern, beschnuppert die Hand. Der Mann streicht ihm über den Nacken, krault den Ohransatz, betrachtet das Tier prüfend. Dann macht er die Tür wieder zu und hantiert an dem Metallklotz. Schließt ein Kabel an eine Steckdose an, zwei weitere Kabel, eins rot, eins blau, sind mit Klemmen verbunden. Mit den Klemmen in der Hand geht er zurück in die Box. Das Pferd hebt den Kopf. Er tätschelt seinen Hals, spricht ihm sanft zu. Vertrauensvoll taucht das Pferd die Nüstern wieder ins Stroh. Eine Klemme ins Innenohr. Das gekitzelte Pferd schüttelt den Kopf.
»Ruhig, mein Feiner, alles ist gut.«
Das Pferd beruhigt sich. Eine Klemme unter den Schwanz, das Pferd zuckt zusammen, dreht irritiert den Kopf zu dem Mann, der den Sitz der Klemme überprüft und hinausgeht. Er drückt einen Schalter am Transformator. Ein gewaltiger Ruck geht durch das Pferd, hebt es vom Boden, irrer Blick, der ganze heillos überstreckte Körper ist schlagartig schweißnass, sackt dann lautlos zusammen, die offenen Augen blicken leer. Der Mann tritt hinzu, überprüft, ob das Pferd tot ist, zieht die Klemmen heraus, wickelt die Kabel ordentlich auf und geht mit seiner Ausrüstung fort.