Читать книгу Gehorsam - Don Darker - Страница 4
Оглавление1. Kapitel
Leonie könnte Kotzen. So übel war ihr in diesem Moment. Ihre Wut war so dermaßen groß, dass sie nach einem Ventil dafür suchte. Gerade war das passiert, was sie eigentlich bisher nur aus schlechten Filmen kannte. Seit 5 Jahren arbeitete sie in dem Büro eines kleinen Versandunternehmens. Alles lief bestens, jeder war bisher mit ihrer Arbeit zufrieden. Dann ging der Senior-Chef in seinen wohlverdienten Ruhestand. Der Junior übernahm. Neue Mitarbeiter kamen in die Firma. Da war plötzlich diese junge Frau, Heidi hieß sie. Schnell machte sich das Gerücht breit, das sie und der Chef eine heimliche Affäre hätten. Damals hatte Leonie noch darüber geschmunzelt und sich nicht weiter darum gekümmert.
Doch bei den Veränderungen blieb es alleine nicht. Seit nun fast 2 Wochen verschwanden immer wieder Dinge aus dem Büro. Gestern erst beschwerte sich Maik, der in der Buchhaltung arbeitete, darüber, dass seine Geldbörse verschwunden sei. Die Liste der fehlenden Gegenstände war lang. Eine Uhr, ein wertvoller Füller, ein Smartphone und nun auch noch die Geldbörse.
Jeder verdächtigte jeden. Vor allem die neuen Mitarbeiter gerieten ins Visier. Die Arbeitsatmosphäre war deutlich getrübt. Auch Leonie fühlte sich nicht mehr so recht wohl. Das gemütliche und sympathische Arbeitsklima wich einer Atmosphäre des gegenseitigen Misstrauens.
Es war noch früher Morgen. Die üblichen Quartalsanalysen standen an. Leonie beobachtete, wie sich Heidi klammheimlich in das Büro des Juniors schlich. Dabei musste sie herzhaft lachen, was sie jedoch schnell unterdrückte. »Eine schnelle Bums-Nummer«, dachte sie im Stillen.
Doch plötzlich kam der Chef mit einer versteinerten Miene aus seinem Büro. So ernst hatte sie ihn noch nie gesehen. Schnellen Schrittes kam er auf Leonie zu.
»Öffnen Sie bitte einmal ihre Schreibtischschubladen!«
»Bitte, ich verstehe nicht«, antwortete Leonie auf den rauen Befehl des Juniors.
»Öffnen Sie oder soll ich erst die Polizei holen!«
Leonie erstarrte. Sie wusste nicht, was los war. Der schroffe Ton fuhr ihr durch alle Fasern. Mit zittrigen Händen stand sie auf und machte dem Chef Platz. Alle anderen in dem Großraumbüro starrten auf die 26-Jährige, als wäre sie eine Schwerverbrecherin. Der Chef schaute sie an, schubste sie grob vom Schreibtisch weg und öffnete dann nach und nach die Schubladen an der Seite des Tisches. Dann rief er brüllend Maik zu sich.
»Schauen Sie mal, ist das Ihre Brieftasche?«
»JA! Das ist meine! Wie kommt die dahin?«, erwiderte er.
Leonie wurde ganz blass im Gesicht. Das konnte doch nur ein böser Traum sein, dachte sie in diesem Moment. Alle Mitarbeiter schauten sie an. Ein Tuscheln ging durch den Raum.
»Kommen Sie sofort mit in mein Büro!«
Mit weichen Knien kam sie der Aufforderung nach. Als sie sein Büro betrat, kam ihr Heidi entgegen. Die neue Mitarbeiterin lächelte beim Vorbeigehen hämisch. Leonie registrierte das nur nebenbei, doch mittlerweile konnte sie sich zusammenreimen, was passiert war.
»Setzen Sie sich! Mein Vater hat von Ihnen immer in den besten Tönen gesprochen. So lange sind Sie schon bei uns. Und nun muss ich erfahren, dass sie der Dieb sind. So eine Schweinerei und das ausgerechnet von Ihnen!«, schrie er sie an.
»Aber Chef, ich weiß nicht, wie die Börse in meine Schublade gekommen ist. Ich würde niemals jemanden beklauen! Ich war das nicht!«
Leonie zitterte am ganzen Körper. Mit voller Kraft drückte sie ihre zarten Beine zusammen und konnte immer noch nicht glauben, was passiert war.
»Die Beweise sind eindeutig. Eigentlich müsste ich jetzt die Polizei rufen. Aber ich will sie hier nicht mehr sehen. Unterschreiben Sie einfach Ihre Kündigung und dann verschwinden Sie!« Forderte er barsch von ihr.
Leonie zitterte immer mehr. Die Scham stieg in ihr Gesicht und sie wusste in diesem Moment nicht mehr, was sie machen sollte. Etwas klauen ... das würde ihr nie in den Sinn kommen.
»Ich will nicht kündigen, ich habe nichts gemacht. Jemand muss die Börse in meinen Schreibtisch gelegt haben!«
Sie versuchte sich zu verteidigen, doch ihr Chef reagierte schon gar nicht mehr auf ihre verzweifelten Worte.
»Zum letzten Mal. Sie haben die Wahl, Leonie. Ich kann jetzt die Polizei rufen oder Sie unterschreiben die Kündigung und verschwinden von hier!«
Die junge Frau war so nervös und eingeschüchtert von seinem barschen Ton, dass sie schlussendlich den Stift nahm und die Kündigung unterschrieb. Danach forderte er sie auf, das Büro und Firmengelände sofort zu verlassen. Als sie voller Aufregung ihre Sachen zusammenpackte, starrte sie jeder an. Einige schüttelten mit dem Kopf, andere tuschelten wieder so laut, dass jedes böse Wort zu ihr gelangte.
Leonie wollte nur noch weg. Ihr war die Sache so peinlich und sie hätte vor lauter Scham im Boden versinken können. Die Röte stand ihr im Gesicht. Als sie ein paar Minuten später das Büro verließ und den kleinen Gang runter zum Ausgang schlürfte, musste sie sich für einen kurzen Moment an die Wand anlehnen. Das Zittern in ihrem Körper pochte so heftig, dass sie beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Plötzlich kam Heidi ihr erneut entgegen. Wieder war da dieses hämische Grinsen und in diesem Moment verstand Leonie nur zu Gut.
»Hey, Du! Warte Mal. Du hast mir das doch in den Schreibtisch gelegt?«
Heide blieb stehen, schaute sich um. Nur sie und Leonie waren auf dem Flur. Dann ging sie ein paar Schritte auf Leonie zu.
»Na und? Ich krieg jetzt Deinen Job. Du hättest ja auch mit dem Chef ficken können ...«
Als Heide das einfach so offen sagte, kochte in Leonie die ganze Wut hoch. Völlig außer Kontrolle ließ sie ihr Zeug fallen und ging auf Heidi los. Sie zog an ihren Haaren, drückte sie gegen die Wand. Heidi wehrte sich, schrie und beide gerieten in ein wildes Gerangel.
»Aua ...«, schrie Heide.
Leonie zerrte mit ihrer letzten Kraft an den Haaren ihrer Konkurrentin. So einfach wollte sie die Sache nicht beenden. Heidi wollte sich losreißen und schrie wie eine Furie. Dabei zerrte Leonie so sehr, das Heidis Bluse plötzlich mit samt dem kleinen BH riss. Die Schreie hallten durch das ganze Bürogebäude.
Als der Junior, gefolgt von ein paar anderen Mitarbeiterin, plötzlich auf dem Flur auftauchte, stand Heidi mit ihren nackten Brüsten vor ihnen. Ihr Oberteil lag zerrissen auf dem Boden. Leonie war noch immer außer sich.
»Die Schlampe hat die Sachen geklaut und will es mir unterschieben!«
Der Chef nahm sein Jackett und bedeckte damit Heidis nackten Oberkörper und blickte dann fassungslos zu Leonie.
»Verschwinde hier, bevor ich meine Beherrschung verliere. Aber ganz schnell!«
Leonie zitterte wieder wie verrückt, hob ihre Sachen auf und rannte mit Tränen aus dem Gang ins Freie hinaus. Wenig später saß sie an der kleinen Bushaltestelle, die nur ein paar Meter von dem Bürogebäude entfernt lag. Sie weinte jämmerlich. Keiner glaubte ihr. Aber sie war auch so furchtbar wütend. Die Wut pochte so wahnsinnig tief in ihr und mischte sich mit ihrer Trauer.
Erst spät gegen Abend kam sie nach Hause. Die ganze Zeit wanderte sie in der Gegend so verloren herum. Die Tränen kullerten immer noch über ihre sanfte Haut. Mit so viel Wut im Bauch, knallte sie ihre Wohnungstür zu, warf ihre High Heels durch den Raum, wobei sie ihre Lieblingsvase traf, die bei dem Zusammenstoß zu Bruch ging.
»Scheiße!!!!!«, rief sie durch die Wohnung.
So laut, dass ihr Nachbar von unten gegen die Decke klopfte. Danach sank sie zusammen und drückte voller Trauer das Gesicht in ihre kleinen Hände.
*