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Teil I – Das Präpartale Panoptikum

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Jetzt oder nie, so kam die Entscheidung zustande, der Menschheit eine Chance zu geben und im Glauben an das Gute ein Kind zu zeugen. Ja, manchmal sind die Entscheidungen so… manchmal auch anders. Und so ging es dann auch recht schnell. Nach nur zwei Wochen intensiven Bemühens begann es in meinem Bauch zu ziehen, und ich wusste: Es war da – und bald darauf als kleines weißes Pünktchen auch im Ultraschall zu sehen, kaum vorstellbar, was alles einmal daraus wachsen würde.

Es folgten Wochen der Geheimniskrämerei – so ein kleines Ding ist ja doch sehr sensibel. Ich jedoch hatte niemals Zweifel, dass es es schaffen würde. Die unübersehbare Anspannung meiner ansonsten so ruhigblütigen Ärztin beim ersten Untersuchungstermin war allerdings schon ein Vorgeschmack auf alles, was danach folgen würde. »Wenn man schwanger ist, beginnen die Sorgen«, so später ein gutmeinender Kollege und zweifacher Vater, »und sie hören nie mehr auf…« Naja, dachte ich, so dramatisch wird es schon nicht sein. Doch dann nahmen die Dinge ihren Lauf… und ich wurde eines Besseren belehrt. Es ist – so kann man es nur nennen – überaus dramatisch. Wir – mein ungeborenes Kind und ich – traten ein in einen uns bislang völlig unbekannten Kosmos. Staunend wie junge Tiere, die zum ersten Mal nach dem Winter aus ihrer Höhle ins Freie geschubst werden, beobachteten wir die Welt um uns herum, erschraken angesichts ihrer Vielfalt, dort eine Schnecke, da ein Marienkäfer, und lernten nach und nach nicht nur die schönen, sondern auch die gefährlichen Seiten dessen kennen, was wir später, als wir alles heil und gesund überstanden hatten, augenzwinkernd das Präpartale Panoptikum nannten. Ein Kuriositätenkabinett mit neunmonatigem Besuchsrecht. Der Eintritt begann für uns an jenem Tag, als die Welt von der Existenz des neuen Lebewesens erfuhr. Da war es in meinem Bauch ungefähr drei Monate alt…

Mein Sohn Elisabeth

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