Читать книгу Mein Sohn Elisabeth - Doris Schumacher - Страница 8
Voodoo
ОглавлениеNun, das ist ein Geständnis. Ich bin gereizt. Und wenn irgendjemand behauptet, das seien die Hormone, dann sollte derjenige mir lieber eine Weile nicht unter die Augen treten, denn ich kann für nichts garantieren.
Verminte Zone. Betreten auf eigene Gefahr. Nicht von den gekennzeichneten Wegen abweichen. Das bin ich? Ja. Und das hat rein gar nichts mit der Schwangerschaft zu tun. Nichts. Niente. Nada.
Sie wollen mir einen Ratschlag geben? Tun Sie es nicht. In achtzig Prozent der Fälle ist gut das Gegenteil von gut gemeint. Sie wissen, wie ich mich fühle? Das glaube ich kaum. Wut. Trauer. Enttäuschung. Und warum das alles? Weil jemand den falschen Knopf gedrückt hat. Jemand, der es gut gemeint hat. Oder auch nicht. Im Zweifel für den Angeklagten immer das Höchsturteil. Weil, wissen Sie, nein, Sie wissen nichts. Und Sie verstehen auch nichts. Ich habe es schon mehrmals erklärt, immer wieder geduldig, aber angekommen ist die Botschaft nicht, warum sollte ich mir also noch einmal die Mühe geben, es kommt ja doch nichts dabei raus. Wir sind doch alle erwachsen. Wirklich. Wollen Sie tatsächlich, dass ich die Geduld verliere? Wollen Sie das? Und wenn Sie mich nun ärgern und mir irgendetwas von irgendjemandem erzählen und noch betonen, dass Sie es schließlich ganz genau wüssten und überhaupt… Sagen Sie, hören Sie mir eigentlich zu? Sie glauben wohl, weil ich eine Frau bin und noch dazu schwanger, muss ich das friedliebendste Wesen auf Erden sein? Muss ich mir alles gefallen lassen? Muss ich mir sagen lassen, was gut und richtig ist? Von Ihnen? Weil Sie und Ihre Erfahrung… wissen Sie was, ich pfeife auf Ihre Erfahrung! Halten Sie sich zurück mit Ihrer ******Erfahrung! Sie glauben wohl, ich bin von vorgestern? Oder von übermorgen? Ach, Sie meinen, dass ich ja gar nicht beurteilen kann, wie sehr…
Ja?
Weil Sie das schon erlebt haben, aha!
Ach, Sie wissen das ganz genau?
Ja?
Was, Sie an meiner Stelle würden es so und so machen?
Ich sage Ihnen was: Was Sie an meiner Stelle machen würden, können Sie sich in die Haare sch…
Soso, Sie haben wohl die Weisheit mit dem L… Jetzt passen Sie bloß auf!
Werden Sie nur nicht frech! Ja. Sie haben richtig gehört. Unhöflich? Aber ja! Und das ist noch gar nichts, das sei Ihnen gesagt, nur zur Warnung. Noch ein Wort und…
Besser, Sie gehen jetzt, mein lieber Schwan. Ja. Sie gehen jetzt. Und halten Ihr Mundwerk. Ja. Nein, drehen Sie sich nicht um. Schweigen Sie.
Ha! Gibt mir Ratschläge. Mir! Sagt mir, wie dieses und jenes… also das ist doch nicht zu fassen. Unmöglich. Inakzeptabel. Völlig inakzeptabel. Diese Unbeirrbarkeit! Diese Ignoranz! Was? Jetzt kommen mir auch noch die Tränen, nein nein nein, das geht nicht, ich bin doch ein großes Mädchen… Halt! Stopp! Nichts zu machen, woher das ganze Wasser auf einmal kommt, so, durchatmen, beruhigen, wegen so einer Lappalie... Nicht wahr? Ja. Nicht aufregen. Ist nicht gut fürs Kind. Was für ein Benehmen hier… also. Scheint eine Frau mit Babybauch nötig zu haben, hier, die guten Tipps. Die »ich-weiß-das«-Tipps. Die »das-geht-sowieso-nicht«-Tipps. Und die »werden-Sie-schon-sehen«-Tipps. Die Totschlagargumente.
Sie werden was sehen. Und zwar, dass es sehr wohl geht. Und wenn es nicht geht, dann werde ich es merken, von ganz alleine, und dann, wenn dann nur einer von Ihnen sagt, er hätte es gewusst und ich hätte ja nicht hören wollen…
…dann sage ich Ihnen jetzt etwas. Ich habe zuhause eine Voodoopuppe. Ich nehme die Nadel, ja, ich besitze eine Nadel, nicht nur eine, ich nehme eine ganz dicke, extra für Sie, und wenn Sie nicht sofort aufhören, dann nehme ich ein ganz spitzes Messer und… Ja. Ich werde Ihnen weh tun. Sie werden es schon merken.