Читать книгу Winterreise nach Alaska - Doris Wiedemann - Страница 12
Ich packe meinen Koffer und nehme mit ...
ОглавлениеUnser Hotelzimmer versinkt im Chaos. Sjaak ist mit großem Elan dabei, sein Hab und Gut von einem Häufchen auf ein anderes zu sortieren, es in Tütchen und Schächtelchen zu verpacken, zu kennzeichnen und zu beschriften. Ich habe mich in die hinterste Ecke meines Bettes zurückgezogen, damit ich nicht auch noch in einem dieser Behältnisse verschwinde.
Einen Teil unserer Ausrüstung werden wir auf dem ersten Abschnitt unserer Reise auf keinen Fall brauchen, weil wir im Süden keine echte arktische Kälte erleben. Diese Dinge wollen wir per Post zu Tom schicken. Er ist der Chef von Touratech USA und sitzt in Seattle im Bundesstaat Washington. Die Stadt liegt eine halbe Tagesetappe von der kanadischen Grenze entfernt und ist damit für uns eine ideale Basis, um die Motorräder für die echte Kälte fit zu machen. Deshalb packt Sjaak das Polar-Öl, unsere Winterstiefel, die Thermo-Overalls und die langen Spikes in seinen Koffer und legt die Reifen von Metzeler, Pirelli und Reifen Immler obendrauf. Mir fehlt das notwendige Schächtelchen-Gen, deshalb halte ich mich aus der Verpackungs-Orgie lieber heraus. Ich könnte es Sjaak auf keinen Fall recht machen, wäre ihm bestenfalls nur im Weg und würde schlimmstenfalls einen heftigen Streit riskieren, den ich nicht will.
Also versuche ich stattdessen, über das WLAN des Hotels die ersten Bilder unserer Reise ins Internet zu stellen. Erst kurz vor unserer Abreise habe ich von der Möglichkeit erfahren, die GPS-Daten des Aufnahmeortes in die Datei von digitalen Bildern zu integrieren. Das gibt mir die Möglichkeit, die Fotos von meinen Reisen ganz einfach zu finden, entweder auf der Festplatte meines Notebooks oder auf externen Speichermedien.
Für die Suche kann ich einen Ortsnamen benutzen oder den von mir gewünschten Bereich auf einer Landkarte markieren. Die Software von CDFinder zeigt mir dann alle meine Bilder, die in dieser Gegend aufgenommen wurden – ohne dass ich lange Listen schreiben muss. Die Suche funktioniert auch in der umgekehrten Richtung. Ich kann also jederzeit auf Google Earth anzeigen lassen, wo ich ein bestimmtes Foto gemacht habe.
Außerdem kann ich im Internet Bilder auf der Seite von Panoramio speichern. Diese werden dann auf einer Landkarte genau dort gezeigt, wo sie aufgenommen wurden. Damit können Freunde und Verwandte auf meiner Homepage unsere Route verfolgen und sehen dabei nicht nur, wo wir gerade sind, sondern auch, wie es dort aussieht.
Leider kenne ich mich mit dem Mac noch nicht so gut aus und brauche deshalb ziemlich lange, bis ich merke, dass die Internet-Plattform Panoramio nicht mit dem Mac Browser Safari zusammenarbeitet. Erst als ich die Seite mit dem Mozilla Browser öffne, klappt es wie am Schnürchen, und bald kommen die ersten Rückmeldungen von Freunden und Familienmitgliedern, die mit freundlichem Spott über den Reifenstapel auf meiner BMW lästern:
»Hast du auf dem Motorrad überhaupt noch Platz?«
Am Montag beladen wir beide Motorräder mit dem Gepäck, das nach Seattle soll, und fahren es zur Post. Dort macht die Dame erst einmal große Augen, als sie unsere vier Reifen sieht. Aber sie freut sich über die kleine Herausforderung und macht sich mit Feuereifer daran, uns die verschiedenen Versandmöglichkeiten und ihre Tarife herauszusuchen. Zeit spielt für uns keine Rolle, wir werden selbst einige Wochen unterwegs sein. Daher buchen wir das billigste Ticket für unsere Ausrüstung. Sie reist auf dem Landweg nach Seattle, aber mit Zügen und Lastwagen anstatt bei uns hinten auf dem Motorrad.
Anschließend räumen wir das komfortable Zimmer in unserem Hotel und ziehen in das kleine Motel nebenan. Dort konnte ich von Deutschland aus kein Zimmer buchen, weil ich es im Internet nicht gefunden habe. Die Zimmer sind auch nicht halb so schön. Aber die Motorräder parken direkt vor der Tür. Wir können sie also viel leichter bepacken. Bis jetzt wissen wir noch nicht, wie wir unsere Ausrüstung am besten auf die Motorräder verteilen. Nur eines ist sicher: Alles, was jetzt noch in unserem Hotelzimmer liegt, muss mit auf die Reise.