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Eleonore Westerholt war die Tochter einer wohlhabenden westfälischen Familie gewesen. Mehrere Hundert Hektar Land hatten zum Besitz der Westerholts gehört. Selbst als die Ländereien längst auf die sechs Kinder aufgeteilt worden waren, hatten Eleonore und ihre Geschwister nach dem Tod ihrer Eltern reich geerbt. Hierüber wurde aber nicht gesprochen. Es wurde überhaupt wenig gesprochen. Jedenfalls nie über Persönliches, Befindlichkeiten, Nöte, Reichtum oder Glück und Unglück. Und wenn es doch einmal vorkam, dann war es allenfalls Martin, dem Tante Lore sich ein wenig öffnete.

Sie hatte Martin vom ersten Moment an in ihr Herz geschlossen, direkt als sie ihn in ihr Haus aufgenommen hatte. Das hatte er deutlich gespürt. Er erinnerte sich, dass er eigentlich der Einzige in der Familie und aus ihrer Umgebung war, dem sie sich überhaupt ein wenig anvertraut hatte.

„In unserer Familie hat es nie Streitereien gegeben“, hatte sie an einem Nachmittag im Sommer vor drei oder vier Jahren behauptet, als Martin ihr einen Besuch abgestattet hatte. Sie hatte ihn gebeten zu kommen, was durchaus häufiger vorkam. Diesmal schien es ihr aber um etwas Konkretes zu gehen. So war es Martin vorgekommen, und sein Eindruck hatte sich im Verlauf des Nachmittags bestätigt. Er hatte noch immer einen Schlüssel, doch hatte er höflich geklingelt. Sie öffnete und war wie immer bei seinen Besuchen aufrichtig erfreut, ihn zu sehen. Es duftete phantastisch, nach Jugend, nach zu Hause. Sie führte ihn zum großen Wohnraum, an den sich die Küche anschloss, aus der die Erinnerung strömte.

„Was hast Du mit mir vor? Du hast doch nicht etwa…?“

„Zimtschnecken“, bestätigte sie, „frisch aus dem Ofen. Ich habe tatsächlich etwas mit Dir zu besprechen. Setz Dich! Damit Du meine Beweggründe verstehst, muss ich ein wenig ausholen. Ich hoffe, dass Du ein wenig Zeit für mich hast.“

Martin war direkt aus dem Büro gekommen und hatte keine Eile.

Sie setzte an, ihm ihre Vergangenheit auszubreiten, ihm von ihrer Familie zu erzählen. Das tat sie sonst nie. Ihr eigener Vater habe ihrer Mutter stets Respekt und Liebe entgegengebracht, leitete sie das Ganze ein.

„Er hat in die Familie eingeheiratet, eine wirklich lohnenswerte Partie für ihn, das muss man schon zugeben. Er hätte das aber niemals ausgenutzt. Vater war ein grundanständiger Mann mit tadellosem Benehmen. Eine Respektsperson und liebevoll zugleich. Den Kindern war er stets ein guter Vater.“

Im Anschluss daran war Tante Lore etwas freimütiger geworden:

„Bis zu meinem sechsundzwanzigsten Lebensjahr habe ich nur die Harmonie in unserer Familie gekannt. Da war es doch ganz selbstverständlich, dass ich glaubte, etwas Anderes gebe es nicht. Völlig naiv und unbedarft war ich der festen Überzeugung, das würde für immer und überall so weitergehen.

Und es hat wahrlich nicht lange auf sich warten lassen, dass ich vom ganzen Gegenteil getroffen worden bin. Kurt, mein Ehemann, den Du nicht mehr kennengelernt hast, hatte mich umschwärmt, dass es eine Wonne war. Das hatte ich in solchem Ausmaß noch nicht erlebt. Natürlich hatte man schon mal den einen oder anderen angeschaut, aber bis zu unserem Hof draußen kamen nicht viele. Kurt schon. Auch meine Mutter hatte er mit seinem umwerfenden Charme bald für sich eingenommen. Die Heirat ließ nicht lange auf sich warten. Sie war der größte Fehler meines Lebens. Als Ehemann hatte Kurt sich einen legitimen Platz im Reichtum der Familie Westerholt verschafft. Er nahm sogar den Namen der Familie an. Ich schwebte über allen Wolken.“ Sie lächelte bitter.

„Kurt hatte sich eine kleine Existenz als Handelsvertreter für eine Firma aufgebaut, die Hausmaschinen herstellte. In den fünfziger Jahren konnte man damit ganz gut Geschäfte machen. Ich als frisch gebackene Ehefrau war schon bald in froher Erwartung und natürlich überglücklich. Doch es währte nicht lange, das ungetrübte Paradies. Schon bald ahnte ich den Irrtum, dem ich erlegen war. Dieser Mann war durch und durch böse und ganz und gar einzig auf das Vermögen unserer Familie aus.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich war unerfahren und lebte im Elfenbeinturm einer heilen Welt. Ich war verzückt von den ersten Erfahrungen in der Liebe und glücklich, dass Kurt auch bei Mutter wohlgesonnen war. Nur mein Vater war von Anfang an skeptisch, wie Mutter mir erst sehr viel später sagte. Doch er hat sich mir gegenüber nie etwas anmerken lassen und sich aus diesen Fragen herausgehalten.

Unsere Eltern hatten allen ihren Kindern zur Hochzeit eine großzügige Ausstattung geschenkt, so auch mir. Alexander und Robert, meine beiden Brüder, die nicht geheiratet haben, bekamen sie an ihrem jeweils dreißigsten Geburtstag.

Das Gebiet, in dem mein Ehemann Kurt verkaufen durfte, beschränkte sich auf den Niederrhein. Nach einer Bleibe mussten wir nicht lange suchen. Ich verliebte mich auf der Stelle in die Villa hier am Rhein. Wir bekamen den Zuschlag und richteten uns häuslich ein. Geldsorgen gab es nicht, wir konnten Haus und Grund fast aus der Tasche bezahlen. Der Vorbesitzer war verstorben. Seine Kinder hatten kein Interesse an dem Haus, das sie nur schnell loswerden wollten. Die Preise waren natürlich mit denen von heute in nichts zu vergleichen. Außerdem war es zu der Zeit an der Mode, selbst zu bauen, vorzugsweise einen Bungalow, wie sie zu der Zeit allerorts aus dem Boden schossen. Demgegenüber war so ein Haus im Jugendstil nicht gefragt und deshalb geradezu günstig.

Mein Bauch begann sich zu wölben und nahm schon bald rasant an Umfang zu. Ich war empfindlich und verletzlich. Die ersten Berührungen der Liebe hatte ich mit Neugier und Verlangen empfangen, und die Grobheit, die von Anfang an mit dabei war, als normal hingenommen. Aber bald war es so hart, dass ich mir einfach nichts mehr vormachen konnte. Und versuchte es doch. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Kurt blieb inzwischen immer öfter weg, auch nachts. Erst machte ich mir Gedanken, waren wir doch eigens seinetwegen in diese Gegend gekommen, damit sich die Fahrtwege verkürzten. Dass irgendwelche Abenteuer der Grund sein könnten, ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Manchmal kam er auch sehr spät in der Nacht noch zurück. Egal ob ich schon eingeschlafen war mit unserer gemeinsamen Frucht im Leib, oder ob ich im Dunkeln noch wach lag: Mit grober Kraft machte er sich über mich her, und wenn er Befriedigung gefunden hatte, lag ich einsam in den verschwitzten Laken und weinte still in meinem Unglück.“

Während sie dies erzählte, legte sich ein so trauriger Ausdruck auf ihr Gesicht, dass Martin befürchtete, sie würde jene Zeiten erneut durchleben und jeden Moment zu weinen beginnen. Mit weinenden Frauen wusste er nun gar nicht umzugehen.

„Ich will das gerne abkürzen“, hatte Tante Lore glücklicherweise gesagt. „Du siehst ja schon ganz ängstlich aus. Keine Sorge, die Zeiten sind vorbei. Also, Kurt, mein nach nur kurzer Zeit mir völlig fremd gewordener Ehemann, drangsalierte mich, ohne Rücksicht auf die schwangere Ehefrau, ohne Rücksicht auf sein werdendes Kind.

Ich lernte, mich daran zu gewöhnen, es einfach auszuhalten. Immerhin ging es jedes Mal auch wieder vorbei. Bald war ich froh, wenn er in der Nacht nicht heimkehrte oder gar mehrere Nächte hintereinander fort blieb. Am Ende des sechsten Monats sagte der Arzt, es sei zwar schwer zu sehen gewesen, weil sie eineiig seien, aber nun sei seine schon seit längerem bestehende Vermutung Gewissheit: Ich würde Zwillinge bekommen.

Ich habe diese Nachricht wohl um die drei Wochen für mich behalten. Ich hatte Angst vor Kurts Reaktion. Seit Beginn der Schwangerschaft war er immer noch gröber geworden. Was, wenn er jetzt von einer bevorstehenden Zwillingsgeburt erfuhr. Nachdem ich schließlich all meinen Mut zusammengenommen und mich ihm offenbart hatte, zog er die Schultern hoch und sagte nur: ‚Deine Eltern werden wohl ein paar Mark zusätzlich locker machen müssen‘.

Vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin setzten die Wehen ein. Der Arzt verordnete mir absolute Ruhe. Ich war in furchtbarer Sorge, dass den Kindern etwas passieren könne und bettelte um den Aufenthalt in einer Klinik. Das war nicht möglich. Es gab keine freien Plätze für eine wie mich, die ja nicht an einer Krankheit litt. Und dann habe ich mich tatsächlich von Vater abholen lassen, nach Hause. Ja, nach Hause, Martin. Dabei hatte ich doch eine eigene Familie mit einem eigenen Zuhause gegründet. Kurt war mit der Erklärung zufrieden, dass ich den ganzen Tag liegen und versorgt werden müsse. Den Eltern habe ich von wichtigen Terminen erzählt, die Kurt daran hindern würden, mich versorgen zu können.

Ich gebar Frank und Konrad in einer Klinik in Westfalen. Kurt holte uns drei Tage später ab. Er war mächtig stolz, als er seine beiden Söhne auf den Armen hielt. Er lächelte sogar. Ich schöpfte auf der Stelle neue Hoffnung, dass nun doch noch alles gut werde. In dem Moment konnte ich meinen Eltern gegenüber ein ehrliches Glück präsentieren.

Fast fünf Monate ließ er mich in Ruhe, bevor die Torturen wieder von vorn begannen. Schlimmer noch, als es jemals gewesen war. Der erste Schlag traf mich völlig unvorbereitet. Hinterher murmelte er so etwas wie eine Entschuldigung. Bei dem ständigen Babygeschrei würden einem eben mal die Nerven durchgehen. Dann machte er sich wieder rar und blieb nächtelang weg.

Ich hielt weiterhin durch und gab mich nach außen als glückliche Ehefrau und Mutter zweier Söhne, die außer mir kein anderer auseinanderhalten konnte. Das Geschrei des einen glich dem des anderen. Augen, Mund, Nase – ein Gesicht. Nicht einmal an ihrem Geruch konnte man sie voneinander unterscheiden. Der Duft hinter den Ohren - identisch.

Dennoch wusste ich genau, ob ich Frank rechts und Konrad links in meinen Armen hielt oder umgekehrt. Ich liebte sie beide von ganzem Herzen und versuchte, ihnen eine geborgene Kindheit zu geben. Kurt nahm seine Söhne zur Kenntnis, nicht viel mehr. Ab und zu maulte er, wenn sie in seiner seltenen Anwesenheit im Haus nicht seinen Regeln gehorchten. Das Wichtigste war für mich: Er schlug sie nicht. Immerhin.

Als die beiden aufs Gymnasium sollten, folgte ich der Empfehlung, sie in verschiedene Klassen zu stecken. Die Folge war tatsächlich, dass sie im Lauf der Zeit etwas freier voneinander wurden und ihre eigenen Züge entwickelten.

In jenem Sommer stellte ich fest, dass ich erneut schwanger war. Wieder wuchs ein Kind in mir heran, das Ergebnis einer der groben, brutalen Nächte jener Wochen. Ich war hin- und hergerissen. Eine Abtreibung war verboten, und ich weiß auch nicht, ob ich das überstanden hätte. Man konnte das in Holland machen lassen, aber ich hatte Angst davor. Mein Vater war inzwischen verstorben. Mutter hatte sich schnell in ihre Rolle eingefunden, allein zurechtzukommen. Sie verwaltete das Familienvermögen mit glücklicher Hand und half mal hier, mal dort.

Es war an der Zeit, sich ihr endlich einmal anzuvertrauen. Ihre Reaktion überraschte mich. Sie war außer sich vor Wut. Nur wenige Stunden nach unserem Telefongespräch war sie persönlich zur Stelle. Sie wartete tagelang an unserer Seite, bis Kurt endlich auftauchte, übermüdet und verwahrlost nach fast einer Woche zielloser Beutezüge. Sie schrie ihn an, schimpfte mit Ausdrücken, die ich ihr im Leben nicht zugetraut hätte. Sie setzte ihn kurzerhand vor die Tür. Einfach so. Mit einer Autorität, die keinen Widerspruch duldete, lauthals zeternd und hinter ihm her fluchend. Er sei ein brutaler Verbrecher, von ihrem Geld hätte er die längste Zeit genommen. Keinen Pfennig würde er der Familie jemals wieder rauben. Das schien ihn zu überzeugen, denn dann war er weg. Anstandslos. Mit zwei eilig zusammengepackten Taschen und sonst nichts. Ich war perplex von Mutters Ausbruch, erleichtert und zutiefst dankbar. Vera gebar ich in friedlicher Atmosphäre. Die Jungen bestaunten das kleine Wesen, und wir hatten erst einmal Ruhe.“

Tante Lore seufzte und schloss ihren Bericht mit Martins Erscheinen in der Familie: „Als wir Dich aufgenommen haben, war ich sehr glücklich, dass mein Mädchen endlich einen Freund und Gefährten haben würde. Die Brüder waren ja um so vieles älter“. Sie hielt einen Moment inne. Erneut legte sich ein finsterer Blick auf ihre Miene.

„Du gehörst zu unserer Familie. Das weißt Du, das wissen alle.“

Martin war froh, dass sie gleich weitersprach. Er hätte keinen passenden Kommentar zu ihren Schilderungen geben können.

„Du bist Bestandteil dieser Familie“, wiederholte sie, „aber eben doch nicht mein eigenes Kind. Ich hätte Dich gerne adoptiert, aber dafür hätte ich die Zustimmung Deines Vaters gebraucht.“

„Worauf will sie eigentlich hinaus?“, fragte sich Martin und rutschte unruhig auf dem Art-Deco-Sessel hin und her.

„Ich bin gleich soweit. Ich erzähle Dir das alles nicht einfach so, sondern aus einem ganz bestimmten Grund“, sagte sie. Sie kannte ihn wirklich gut.

„Ich habe mich beraten lassen, und es geht nur so, wie ich es Dir jetzt schildern werde.“ Sie nahm drei Umschläge aus einer Mappe, die sie die ganze Zeit schon neben sich liegen hatte. Die Angelegenheit wurde immer kryptischer.

„Da Du nicht mein leibliches Kind bist, wirst Du keinen Anspruch auf mein Erbe haben.“

„Aber, Tante Lore!“

„Nun warte doch erst einmal“, sagte sie und streckte ihm einen der Umschläge entgegen. „Das ist für Dich! Ich habe dazu folgende Bitte, hör mir genau zu. Du darfst niemanden von unserer Unterredung erzählen und auch niemandem von diesem Umschlag und seinem Inhalt, auch nicht Deiner Frau. Und Du sollst ihn – wenn Du es aushalten kannst – erst nach meinem Tod öffnen. Verwahre den Umschlag sicher, am besten in einem Schließfach.“

Sie entnahm der Mappe einen kleinen Schlüssel.

„Ich habe schon eins gemietet, auf Deinen Namen. Du musst bei der Bank noch eine Unterschrift hinterlegen und künftig die Gebühren selbst bezahlen. Für dieses Jahr habe ich das im Voraus erledigt.“

„Was ist in dem Umschlag?“, fragte Martin. „Ich möchte nicht, dass Du Dich verpflichtet fühlst, mir irgendwas zu geben. Du hast schon so viel für mich…“

„Basta“, fiel sie ihm ins Wort. „Du bist mir wie ein eigener Sohn. Ich mache das ganze Trara auch nur, weil ich keinen Streit und keine Auseinandersetzung will, wenn ich nicht mehr bin. Ich habe Dir lang genug erklärt, dass und warum ich Streit nicht leiden kann und Frieden brauche.“

Martin kramte fieberhaft in seinen rudimentären Kenntnissen erbrechtlicher Zusammenhänge. Er kam aber nicht weit. Schon wedelte Lore mit dem nächsten Umschlag, der mit „2“ beschriftet war. „Ich habe endlich alles geregelt und ein Testament errichtet. Es liegt beim Notar. Ich habe mit ihm besprochen, dass er meinen Kindern dieses Testament nach meinem Tod persönlich zur Kenntnis bringen soll. Sobald Du von der Testamentseröffnung erfährst, liest Du bitte den Brief, der in diesem Umschlag steckt. Auch ihn musst Du sehr sorgfältig verwahren.

Schau nicht so, ich habe meine Gründe. Und ich habe keine Freude, diesen etwas umständlichen Weg einzuschlagen. Natürlich hätte ich das alles auch dem Notar auftragen können. Aber ihn geht das nichts an. Reine Familiensache.“

Martin hatte den Eindruck, schon lange nicht mehr so verqueres Zeug gehört zu haben. Das war doch gerade der Job des Notars. Und Schweigen seine oberste Pflicht. Aber er sagte besser nichts. Wenn sie schon mal einen Gefallen von ihm erbat, dann war das eigentlich in Ordnung. Außerdem wirkte sie so entschlossen. Aber reichlich merkwürdig und ein bisschen verschroben hörte sich das schon an.

„Dieser dritte Umschlag betrifft den schmerzlichsten Teil der Angelegenheit.“

„Du meine Güte, was würde denn noch alles kommen“, dachte Martin, der anfing, sie für ein klein wenig verrückt zu halten.

„Ich hoffe sehr, dass er erst gar nicht benötigt wird. Im Umschlag „2“ steht die Anweisung, ob, wann und unter welchen Umständen Du diesen dritten Umschlag öffnen musst. Ich brauche nicht zu wiederholen, dass Du auch ihn ganz besonders und sicher verwahren musst. Es befindet sich ein weiteres Kuvert darin, mit einer Erklärung von mir, die, so der Herrgott es will, niemals gelesen werden muss. Du bist solcherlei Dinge kundig. Deswegen glaube ich, diese Dokumente in die richtigen Hände zu geben. Ich bin froh, dass wir das endlich erledigt haben. Und sieh zu, dass Du alles in Sicherheit bringst.

Ich schlage Dir die Zimtschnecken in Papier, Du hast ja gar nichts davon genommen.“

Sie war aufgestanden, mit der Schale in der Küche verschwunden und kurz darauf mit einem Päckchen Alufolie zurückgekommen. So weitschweifig sie bis dahin gewesen war, nun war die Veranstaltung ganz offensichtlich beendet. Martin hatte sich pflichtschuldig französisch verabschiedet, Küsschen rechts, Küsschen links – wer hatte eigentlich diese Nationalspezialität aus Frankreich hierher verschleppt? – und die Tür hinter sich zugezogen.

SCHULD-LOS

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