Читать книгу Person werden - Dorothea Gnau - Страница 21
a)Christologie
ОглавлениеAls ein wesentliches Verdienst der Zoi-Bewegung sieht Maczewski die »christozentrische Erneuerung«. »Die Predigt ist durch die Zoi wieder Christus-Predigt geworden. … Christus wird jetzt zum ausschließlichen Inhalt der Predigt, und zwar Christus als der für die Welt Gekreuzigte, Christus als das Sühnopfer für die Sünden der Welt.«74 Dieser Christozentrismus geht zurück auf den Gründer der Bewegung Eusebios Matthopoulos. Er hatte seine wichtigsten theologischen und ethischen Grundthesen in einer Schrift mit dem Titel » » (»Die Bestimmung des Menschen«) systematisiert, die »fortan zur ethischen ‚Magna Charta' für die gesamte religiöse Bewegung avancierte«75 Matthopoulos entwirft dort ein Menschenbild, das die Zoi-Bewegung über lange Zeit prägte und auf das die zentralen Elemente ihrer Lehre und ihres Wirkens zurückgeführt werden können. In Übereinstimmung mit der Tradition liegt für Matthopoulos die Bestimmung des Menschen darin, »Christus gleichgestaltet zu werden«. Bezeichnend ist jedoch, worin der Mensch Christus ähnlich werden soll:
»Wir sagen also, dass er [sc. der Mensch] die Bestimmung hat, … [Christus] gleich zu werden: sich geistig und ethisch Christus anzunähern, d.h. er hat die Bestimmung, sich so weit wie nur möglich innerlich und äußerlich nach Christus zu formen und zu bilden, damit er dessen sittlichen Charakter erlange. …
Er wird ihm gleichgestaltet, wenn er auf Christus als das vollkommene Vorbild der Tugend schaut und dieses sein Vorbild, so weit es ihm nur möglich ist, nachahmt und wenn er in Übereinstimmung mit seinem Wort und seinen Geboten lebt und sich danach verhält. Denn dann wird er, so weit es möglich ist, das Denken, Fühlen und Wollen Christi erlangen und wirken und arbeiten, wie es Christus gemäß ist, dann wird er auch in seinem sittlichen Charakter ihm ähnlich werden, so weit es möglich ist.«76
Christus tritt hier zwar deutlich ins Zentrum der Verkündigung. Der Ruf in die persönliche Christusnachfolge ist ein zentrales Moment der Verkündigung der Zoi-Bewegung. Christus wird jedoch fast ausschließlich im Kontext der Sünde gesehen: als Erlöser durch seinen einseitig als Sühnopfer verstandenen Kreuzestod und als Vorbild tugendhaften Verhaltens für jeden Christen. Seine Bedeutung wird weitgehend auf die einer ethischen Leitfigur reduziert.77. Aus diesem Christusbild leitet sich die starke Betonung der individuellen Frömmigkeit in der Zoi-Bewegung ebenso ab wie die Vorrangstellung einer individualistischen Ethik.