Читать книгу Das Osmanische Reich - Douglas Dozier Howard - Страница 46
Umorientierung
ОглавлениеSobald Konstantinopel wieder zum Zentrum des Handelslebens geworden war, erfuhren Routen eine Wiederbelebung, die seit Jahrzehnten vernachlässigt worden waren. Die Blockade der Meerenge endete, und die Seeverbindung mit Schwarzmeerhäfen wie dem 1461 von Mehmed eingenommenen Trapezunt (Trabzon) und dem 1475 eroberten Kefe (Kaffa) wurde wiederhergestellt. Westlich der Meerenge funktionierten die alten Landwege noch. Die antike römische Via militaris führte von der Hauptstadt nach Belgrad, die Via Egnatia nach Westen zur Adria und die Konstantinopolitaner Straße nordwärts nach Varna. Die Strecke zwischen Edirne und Bursa verlor ihre Bedeutung zwar nicht, aber auch eine Schiffsverbindung zwischen Istanbul und Bursa war möglich. Auf diese Art brauchte es kaum weitere Anstrengungen, um Istanbul wieder an die Seidenstraßen anzuschließen. Ferner bestand ein Interesse an unterentwickelten Regionen und Routen. Viele neue Städte wurden gegründet.133 Ein Beispiel war Novi Pasar auf dem Weg von Sarajevo nach Skopje über das Kosovo. Gegründet wurde die Stadt durch einen Statthalter, Gazi Isa Bey von Skopje, sie bekam eine Moschee, ein Bad, eine Herberge, eine Suppenküche und 56 Läden.134
Ein weiteres Beispiel war Sarajevo, die Quintessenz einer osmanischen Stadt, geschaffen aus den Stiftungsvermögen zweier Beylerbeyis. Ishak Bey Ishaković wählte den Ort aus. Er profitierte von einem kleinen Nebenfluss in der Nähe der Bosna, der Hauptwasserstraße Bosniens von Norden nach Süden, und der Neretva, die an Mostar vorbei nach Westen zur Adria fließt. An dem Brückenkopf erbaute Ishak Bey eine Moschee, die er zu Ehren Mehmeds II. die Eroberer (Fatih)-Moschee nannte. Ihre Stiftungsurkunde (1462) sah außerdem ein Bad, eine Tekke für Derwische, eine Karawanserei, einen Markt und eine Mühle vor. Das Minarett der Moschee und die Kuppeln der anderen Gebäude, die mit typischen gewölbten Tonziegeln gedeckt waren, boten von den umliegenden Hügeln herab den Anblick einer osmanischen Stadt.135 Bis 1477 hatte Sarajevo bereits mehr als 150 Siedlerfamilien angezogen, von denen zwei Drittel Christen waren. Bei einem Angriff von Ungarn und Slawen wurde 1480 alles bis auf die Grundmauern niedergebrannt, aber 40 Jahre später garantierten die Eroberung Belgrads und der Sieg über Ungarn die Sicherheit Bosniens, und Sarajevo wurde von einem zweiten großen Wohltäter – ebenfalls ein Statthalter, Gazi Hüsrev Bey, ein Enkel Sultan Bayezids – wieder aufgebaut.136 Sarajevo entwickelte sich schnell zu einer großen osmanischen Stadt und einem Zentrum islamischer Kultur in den südslawischen Ländern.137
Ein Schlüsselinstrument der gewerblichen Einmischung war die Münzpolitik. Die Monetarisierung des Wirtschaftslebens und die steigende Nachfrage nach Bargeld übten chronischen Druck auf die Geldmenge aus. Zwar ergänzte man die osmanische Standardmünze, den Silber-Akçe, durch venezianische Golddukaten, die in der osmanischen Münzstätte überprägt wurden, sowie durch andere ausländische Münzsorten, aber das reichte nicht. Sechsmal wertete Mehmed II. den Akçe ab, davon allein dreimal in seinen letzten zehn Regierungsjahren. Zusätzlich begann die osmanische Münze mit der Prägung einer kleinen Menge ihrer eigenen Goldmünzen. Die Abwertungsstrategie war vermutlich zum Scheitern verurteilt, weil die Inflation die Preise zwangsläufig wieder auf ihren realen Marktwert zurückführte. Aber indem er die alten Akçes verbot und für den Umtausch in die neuen eine saftige Gebühr erhob, strich der Palast einen schnellen Profit ein, genau wie mit der Umprägung der venezianischen Dukaten.138