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Bayezid und Cem
ОглавлениеVon den zwei Söhnen Mehmeds genoss Cem die meiste Unterstützung in jenen Kreisen der osmanischen Gesellschaft, die sich weitgehend mit der Königsmacht statt mit dem alten türkischen Adel identifizierten und von Mehmeds expansionistischer Außenpolitik profitierten. Bayezid dagegen pflegte Beziehungen mit denen, die durch Mehmeds Fiskalpolitik der letzten Jahre Schaden erlitten hatten.
Diese Interessengruppen waren nicht wechselseitig exklusiv, und der Thronstreit stellte keine von beiden völlig zufrieden. Mal identifizierten sich die Ulema mit dem Palast (die Medrese als Institution existierte dank der Stiftungen des Sultans), mal wurden sie Opfer der Beschlagnahme privater Besitzungen und von vakıf-Gütern, und den Derwischgruppen erging es ebenso. Die Janitscharen bevorzugten die energische militärische Haltung des Sultanats, spürten aber die nachteiligen Folgen der Münzverschlechterungen. Als Bayezid dann über Cem triumphierte, machte er tatsächlich einige der umstrittensten fiskalischen Maßnahmen Mehmeds II. rückgängig. Er gab einen Teil des beschlagnahmten Stiftungsvermögens und Privatbesitzes zurück. Indem er der Münzverschlechterung ein Ende machte, stabilisierte er den Akçe. Dem lokalen türkischen Adel dürfte gefallen haben, dass Bayezid Timare an „wahrhaft gezeugte Söhne“ (sahih sulbi oglı) früherer Sipahis vergab – und nicht stillschweigend an Söhne aus dem Haushalt des Palastes.142 Dass Bayezid reichsweit die cizye, die angestammte Kopfsteuer für Nichtmuslime, einzog, gefiel wahrscheinlich jenen Muslimen, die deutliche Unterscheidungen zwischen den Gemeinschaften befürworteten.
Bayezid setzte die expansionistischen Aktivitäten seines Vaters fort, wurde aber gestört, weil mehrere angrenzende Staaten in ihrem verzweifelten Bemühen, Druck auf die Osmanen auszuüben, Cem gegen ihn auszuspielen versuchten. Die Mamluken weigerten sich, Bayezid beim Herrschaftsantritt die übliche Ergebenheitsadresse zu senden, und hielten den Abgesandten des Bahmani-Sultanats auf dem Dekkan und seine osmanische Eskorte in Dschidda fest.143 Kairo war auch das erste Fluchtziel Cems, und dort lebte seine Familie weiterhin während seiner langen Leidenszeit. Bayezid holte alte Pläne Mehmeds für einen Feldzug gegen Ägypten aus der Schublade, aber der Krieg, der sich hauptsächlich in den benachbarten Ramazan- und Dulkadır-Sultanaten Kilikiens und des Taurus abspielte, brachte kein klares Ergebnis. Cem floh zu den Johanniterrittern auf Rhodos und endete schließlich als Geisel des Papstes unter Arrest im Vatikan.144 Im Februar 1495 kamen Bayezids Agenten in Rom an Cem heran und vergifteten ihn.145