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Der Safawiden-Orden
ОглавлениеDie Frühgeschichte des Ordens, der mit der Tekke von Scheich Safiüddin in Ardabil verbunden war – daher die Bezeichnung „Safawiden“ – scheint unspektakulär verlaufen zu sein. Doch gegen 1450 kam es zu einem ominösen Schisma, als der damalige Meister des Ordens mit Unterstützung des Sultans der Karakoyunlu-Turkmenen seinen Neffen und Rivalen Scheich Cüneyd verbannte. Cüneyd trat daraufhin an den Osmanensultan Murad II. heran. Glaubt man der Geschichte in Aşıkpaşazades Taten und Daten, bot er ihm drei Totems an – einen Gebetsteppich, einen Koran und eine Gebetskette. Das war keine bloße Bitte um Asyl, es war eine Aufforderung, Cüneyds Schüler zu werden. Unheilvoll erklärte der Wesir Halil Pascha Çandarlı: „Auf einem Thron können keine zwei Könige sitzen.“ Murad zog es vor, die Äußerung nicht übelzunehmen, und schickte Cüneyd 200 Goldflorine und 1000 Silberakçes zur Verteilung an seine Derwische. Sein Ersuchen um einen sicheren Zufluchtsort lehnte er ab.
Eine Zeit lang hielt sich Cüneyd an der Tekke Sadreddin Konavis in Konya auf, zerstritt sich dann aber mit dem Meister. Er entzog sich dem Zugriff Ibrahims von Karaman, entging knapp der Gefangennahme durch den Mamluken-Statthalter von Aleppo, floh an die Schwarzmeerküste und fand schließlich Gehör im christlichen, noch nicht eroberten Trapezunt, dessen Herrscher aus der Komnenendynastie durch die Ehe seiner Tochter mit Uzun Hasan verbunden war. Uzun Hasan erkannte den Wert eines solchen Bündnisses. Er ging auf Cüneyds Angebot von 20 000 Reitern ein und verheiratete seine Schwester Hadice Begam mit ihm. Jetzt belagerte Cüneyd seine angestammte Tekke in Ardabil, doch der Angriff wurde niedergeschlagen. Besiegt floh er nach Norden ins Schirwan-Tal, das sich längs des Kaspischen Meeres erstreckt, und tat seine Absicht kund, eine Gaza gegen die Ungläubigen von Abchasien und Georgien zu führen. Laut Aşıkpaşazade befahl der empörte ortsansässige muslimische Fürst, Cüneyd solle seine christlichen Untertanen in Frieden lassen. Er schickte ein Heer aus, das Scheich Cüneyd zum Kampf stellte und tötete.152
Cüneyds Sohn und Nachfolger Scheich Haydar konnte Ardabil dann aber einnehmen. Während Haydars 30-jähriger Karriere voller Gaza, Plünderungen und Versklavungen wurden die safawidischen Sufis aus Ardabil als Kızılbaş, „die Rotmützen“, bekannt – nach ihrer roten Kopfbedeckung aus Filz, deren zwölf Falten für die Zwölf Imame standen.153 Haydar verdoppelte das Bündnis des Ordens mit Uzun Hasan – indem er dessen Tochter heiratete, wurde der Neffe zugleich zum Schwiegersohn. Als Haydar bei Kämpfen im Kaukasus fiel, ging die Nachfolge zunächst auf seinen älteren Sohn über. Nachdem dieser im Sommer 1494 getötet worden war, folgte ihm Haydars jüngerer Sohn Ismail nach, der erst sieben Jahre alt war.154 Das zehnte islamische Jahrhundert begann im Oktober.