Читать книгу Depression. Das Richtige tun - Dr. Christine Hutterer - Страница 32
Was bedeutet die Diagnose für Sie?
ОглавлениеDepressionen wirken weit ins Umfeld hinein. Während den Betroffenen die Fähigkeit zu fühlen verloren geht, erleben die Angehörigen eine belastende Achterbahn der Gefühle.
Aus nächster Nähe mitzuerleben, wie sich ein geliebter Mensch verändert und nicht mehr zugänglich ist, ist enorm belastend. Als Angehöriger haben Sie bemerkt, dass etwas anders war als zuvor. Vielleicht konnten Sie sich zunächst keinen Reim darauf machen, waren irritiert von dem Verhalten und suchten nach Gründen. „Habe ich etwas getan, das meine Partnerin verletzt hat?“ „Was ist vorgefallen, das die Traurigkeit meines Bruders erklärt?“ „Warum sagt mir meine Tochter nicht einfach, was los ist?“ Auch der Betroffene selbst hat auf solche Fragen normalerweise keine Antworten. Denn es gehört zum Wesen der Krankheit, dass es keinen einfachen äußerlichen Grund gibt, der allein die extremen Auswirkungen auf Körper und Seele erklären könnte (siehe S. 13). Dazu kommen ganz praktische Dinge: Durch die Antriebslosigkeit und Müdigkeit bleiben in einem gemeinsamen Haushalt Dinge liegen, die eigentlich in den Aufgabenbereich des Betroffenen gefallen sind. Wäsche wird nicht mehr weggeräumt oder gewaschen, Briefe werden nicht mehr geöffnet, Rechnungen nicht mehr bezahlt, die Wohnung wird nicht mehr geputzt. Viele Angehörige übernehmen diese Aufgaben, um den Betroffenen zu entlasten und damit er sich erholen kann. Doch ist das gut so? Hilft das wirklich dem Betroffenen?
Wahrscheinlich wissen Sie aber auch nach der Diagnose nicht genau, wie Sie mit dem depressiv Erkrankten am besten umgehen sollen, was helfen könnte und was möglicherweise schadet. Leider ist von dem Betroffenen dazu oft nicht viel Konkretes zu erfahren. Während einer depressiven Phase kreisen seine Gedanken und Sorgen viel um ihn selbst. Für die Bedürfnisse anderer Personen ist wenig Raum. Ganz anders in diesem Buch, das die Bedürfnisse der Angehörigen in den Mittelpunkt stellt. Dabei soll das große Leid des Betroffenen keineswegs aus dem Blickfeld geraten. Doch gerade bei einer Krankheit wie einer Depression sind die nahestehenden Angehörigen und enge Freunde stark mitbetroffen, stärker als bei vielen anderen Erkrankungen.