Читать книгу Depression. Das Richtige tun - Dr. Christine Hutterer - Страница 34
Die Symptome als Teil der Krankheit erkennen
ОглавлениеVielleicht wehren Sie sich noch dagegen, anzuerkennen, dass der Betroffene nicht aus Unlust, Faulheit oder mit irgendeiner Absicht so handelt, wie er es tut. Vielleicht haben Sie an sich schon beobachtet, dass Sie den Zustand des Betroffenen kleinreden möchten. „Jeder hat mal eine schwere Zeit, da muss man sich zusammenreißen“ oder „Man kann doch wohl erwarten, dass sich der Betroffene ein bisschen mehr anstrengt. So schlimm kann das doch gar nicht sein.“ Kennen Sie solche Gedanken? Das wäre nicht verwerflich, das Verhalten eines depressiv Erkrankten ist für andere schwer nachvollziehbar. Doch selbst wenn es schwerfällt, dies voll und ganz zu begreifen: Die typischen Symptome wie mangelnder Antrieb, ständige Müdigkeit und Erschöpfung, Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit sind die Krankheit. Ein depressiv erkrankter Mensch kann nicht sagen: „Ich bin zwar gerade in einer depressiven Phase, aber ich komme da wieder raus, das wird wieder besser.“ Zur subjektiven Realität des Kranken gehört die Überzeugung, dass es keinen Ausweg gibt und dass es nie wieder besser werden wird.
Dass es sich beim Zustand Ihres Angehörigen um eine Depression handelt und dass dies eine Krankheit ist, wissen Sie wahrscheinlich schon länger. Aber im Vergleich zu anderen Erkrankungen ist das Bild so schwer greifbar. Was ist diese Depression? Symptome wie „Antriebslosigkeit“ oder „Niedergeschlagenheit“ sind zunächst nur abstrakte Begriffe. Umfangreiches Wissen zum Wesen der Krankheit, zu möglichen Ausprägungen, Folgen und Auswirkungen können dabei helfen, Ihre Sicht auf den Betroffenen zu verändern und den Einfluss der Krankheit auf Ihren Alltag zu erkennen. Wenn Sie verstehen, dass die Depression es unmöglich macht, den Betroffenen auf herkömmliche Art aufzumuntern, kann Ihnen das Enttäuschungen ersparen und Sie können die Energie in anderen Bereichen besser einsetzen. Sie sollten also lernen, die Krankheit wirklich zu verstehen, damit Sie selbst während dieser schweren Phase gesund bleiben und Ihren Angehörigen möglichst gut begleiten können.
Es kann helfen, sich vor Augen zu führen und darüber zu informieren, dass eine Depression tatsächlich nachweisbare Veränderungen im Gehirn bewirkt (siehe S. 29). Niemand sucht sich aus, depressiv zu sein, und niemand ist schuld daran, zu erkranken.