Читать книгу Die Ernährungs-Docs - So stärken Sie Ihr Immunsystem - Dr. med. Matthias Riedl - Страница 4

Оглавление

GESUNDE ERNÄHRUNG, STARKE ABWEHR

Ob Grippe, Erkältungen oder neuartige Viruserkrankungen – unser Immunsystem ist ständig Angriffen ausgesetzt. Um uns effektiv zu schützen, muss die körpereigene Abwehr gesund und stark sein. Zur Vorbeugung und während verschiedener Erkrankungen spielt der gesamte Lebensstil eine entscheidende Rolle.

Unser Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk aus unterschiedlichen Organen, Zelltypen und Mo- lekülen mit vielfältigen Aufgaben: Es schützt uns vor Angriffen, indem es verhindert, dass Erreger eindringen, und die bekämpft, die trotzdem in den Organismus gelangen. Schad- und Giftstoffe, Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze bedrohen unsere Gesundheit rund um die Uhr, denn sie versuchen ständig, in den Körper zu kommen. Wir nehmen diese feindlichen Moleküle über die Haut und die Schleimhäute von Augen und Magen-Darm-Trakt ins Blut und somit alle Organe auf. Ohne eine effiziente Immunabwehr hätten sie leichtes Spiel. Doch zum Glück sind wir gewappnet. Ist das körpereigene Abwehrsystem gesund und stark, kann es die Flut der Angreifer eindämmen. Wir werden seltener krank. Im Krisenfall kann ein fittes Immunsystem vor Ansteckung schützen und erhöht die Überlebenschancen.

Abwehrzellen in Alarmbereitschaft

Die körpereigene Abwehr ist im ganzen Organismus aktiv und schläft nie. Sobald die Immunzellen einen Eindringling ausmachen, schlagen sie Alarm und sausen dorthin, wo sie dringend gebraucht werden. Sie müssen sekundenschnell entscheiden, ob sie es mit Feinden oder Freunden zu tun haben. Beim Immunsystem wird zwischen dem angeborenen und erworbenen unterschieden – beide sind eng miteinander vernetzt und ergänzen sich gegenseitig. Die angeborene unspezifische Abwehr bringt jeder Mensch bei der Geburt mit auf die Welt. Sie ist so etwas wie die erste Verteidigungslinie, ein äußerer Schutzwall aus Haut und Schleimhäuten, der Erreger allgemein abwehrt – vor allem mit den sogenannten Fress- und Killerzellen.

B-Zellen und T-Zellen

Die sogenannten Lymphozyten spielen beim Aufbau des spezifischen Immunsystems eine bedeutende Rolle. Als Teil der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) verfügen sie über unterschiedliche Funktionen. Am wichtigsten sind die B-Lymphozyten und die T-Lymphozyten, auch B- und T-Zellen genannt. Die B-Lymphozyten produzieren Antikörper gegen Viren und Bakterien; einige verwandeln sich nach einer Infektion in Gedächtniszellen, die einen früheren Keim in Erinnerung behalten. Die T-Zellen greifen direkt ein und töten Krankheitserreger oder unterstützen andere Immunzellen. Mit zunehmendem Lebensalter bildet der Körper weniger neue B- und T-Zellen. Gesunde Ernährung kann diesen Prozess verlangsamen und so den Immunstatus auch im Alter verbessern.

Das Immunsystem ist lernfähig

Dazu kommt die erworbene Abwehr (auch erlernte oder spezifische Abwehr genannt). Sie entwickelt sich im Laufe des Lebens, bildet Antikörper und kann gezielt Krankheitserreger attackieren, mit denen der Organismus früher schon Kontakt hatte (siehe Kasten links). Das erworbene Immunsystem ist lernfähig. Es passt sich immer wieder an und kann damit auch Viren und Bakterien bekämpfen, die sich im Laufe der Zeit verändern. Diese Fähigkeit macht sich die Medizin zunutze, indem sie das Abwehrsystem durch Impfungen dazu anregt, Merkzellen zu bilden.

Effektiv und unbemerkt

In der Regel ist die Abwehr bei gesunden Menschen erfolgreich. Sie kämpft überwiegend leise und effektiv, ohne dass wir es bemerken. Infektionen ziehen einfach so vorüber, man fühlt sich nicht einmal krank. Alles klappt wie am Schnürchen. Die Haut ist nach außen durch einen Säureschutzmantel gesichert. Flimmerhärchen halten die Atemwege sauber. Der Tränenfilm in den Augen spült Keime einfach aus. Der Magensaft ist für Erreger tödlich. Beim Husten und Niesen schleudert die Abwehr Krankheitserreger mit Wucht aus dem Körper hinaus.

Abtransport in den Magen

Doch es gibt auch Erreger, die so hart attackieren, dass das Immunsystem schwerere Geschütze auffahren muss und länger damit zu tun hat. Einer gesunden Abwehr stehen auch hier genug Mittel zur Verfügung. Sie kann Erkältungssymptome wie Halsschmerzen oder Schnupfen zwar nicht immer verhindern, aber dafür sorgen, dass ein Infekt milder verläuft. Erreger dringen zum Beispiel beim Atmen in den Körper und treffen als Erstes auf die Schleimhaut der Atemwege. Die Abwehr identifiziert sie und lässt ihre Zellen einen Schleim produzieren, der die Feinde festhält. Die Flimmerhärchen sorgen dann dafür, dass der Schleim mit den Fremdstoffen im Gepäck in den Rachen gelangt, verschluckt und vom aggressiven Magensaft zerstört wird. Das nennt man mukoziliäre Reinigung.

Husten hilft den Härchen

Auch Husten unterstützt die Abwehr. Er ist ein natürlicher Reflex, der Schleim, Staub oder Fremdkörper explosionsartig aus den Atemwegen herausstößt und auch Keime, Fremd- oder Schadstoffe schnell vertreibt. Husten ist dabei keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom. Er tritt häufig bei Atemwegserkrankungen auf, die als Infekte überwiegend durch Viren, manchmal aber auch durch Bakterien ausgelöst werden. Dabei bildet sich Schleim, der zusammen mit einer Entzündung Hustenreize auslöst. Bei Infektionen sind die Flimmerhärchen allein nicht mehr in der Lage, die Atemwege sauber zu halten. Also hilft der Husten nach. Sind die Flimmerhärchen vorgeschädigt oder sogar zerstört, wie es zum Beispiel bei Rauchern der Fall ist, schwillt die Schleimhaut an, um zum Schutz der Atemwege mehr Sekret zu produzieren. Die Bronchien werden dann nur noch vom Husten gereinigt, was nicht so effektiv ist wie der Abtransport über die Flimmerhärchen. Die mukoziliäre Reinigung funktioniert im Winter schlechter, denn kalte Luft draußen und trockene Heizungsluft drinnen verkleben und schwächen die Flimmerhärchen.

Symptome: lästig, aber sinnvoll

Von den Kämpfen, die die Abwehr mit Eindringlingen über die Schleimhäute ausfechtet, spüren wir anfangs nichts. Erst wenn die Viren eindringen und sich im Körper vermehren, zeigen sich die typischen Erkältungssymptome. Meist kommt es erst zu Halsschmerzen und einem leichten Krankheitsgefühl. Husten, Heiserkeit, Schnupfen, Gliederschmerzen oder Fieber treten etwas später auf. All das ist zwar lästig, aber sinnvoll, um Erreger wieder loszuwerden.

Leider funktioniert das Immunsystem nicht immer perfekt. Bei manchen ist es stärker, bei anderen schwächer. Rollt eine Grippewelle heran oder drohen neue Viren, die zu einer Epidemie oder Pandemie führen können, wird es auf eine harte Probe gestellt. Eine ganze Reihe von Faktoren entscheidet dann darüber, ob wir uns anstecken oder nicht.

Chronisch Kranke sind besonders gefährdet

Besonders gefährdet für Attacken von Viren und Bakterien sind ältere Menschen, denn das Immunsystem verliert im Laufe des Lebens seine Kraft. Auch Kranke haben häufig eine angeschlagene Abwehr. Ob Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma oder Atemwegserkrankungen (Asthma, COPD) – mit dem Alter steigt die Zahl der chronischen Krankheiten erheblich an. Ab 45 Jahren sind etwa 45 Prozent aller Deutschen chronisch krank; bei den über 65-Jährigen beträgt der Anteil mehr als die Hälfte. Neben bestimmten Vorerkrankungen ist die Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem schwächen, ebenfalls ein Risikofaktor. Infektionen wie Covid-19 können aber auch bei gesunden und jungen Menschen einen schweren Verlauf nehmen und tödlich enden.

Überwiegend pflanzlich essen

In jeder Altergruppe gilt: Ein gesunder Lebensstil ist das Beste, was Sie für Ihr Immunsystem tun können. Dazu gehören ein paar Grundpfeiler: Achten Sie auf eine überwiegend pflanzliche Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse. Meiden Sie Übergewicht. Verzichten Sie aufs Rauchen und trinken Sie nur wenig Alkohol. Dazu empfehlen wir regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf, gezielten Stressabbau und wohldosiertes Sonnenlicht. Zusätzlich dürfen Sie natürlich nicht vergessen: Abstand zu anderen halten, Hygiene in der Küche, regelmäßig Hände waschen, Menschenmengen meiden und, wenn erforderlich, einen Mundschutz tragen.

Die besten Fitmacher sind bunt

Wie sieht das optimale „Kraftfutter“ fürs Immunsystem aus? Die Antwort lautet: vor allem bunt! Rote, grüne und gelbe Früchte und Gemüse sind die Top-Lieferanten für Vitamine, Antioxidantien, sekundäre Pflanzenstoffe und Spurenelemente. Gesunde Fette und ausreichend Eiweiß gehören ebenso auf den Speiseplan wie ballaststoffreiche Lebensmittel, die die Körperabwehr über den Darm fit machen. Doch setzen Sie nicht allein auf die Wirkung der Ernährung. Aktivieren Sie zusätzlich Ihre Selbstheilungskräfte, indem Sie auch die Seele stärken. Was in Krisenzeiten regelmäßig auf den Teller muss, wie Sie es am besten zubereiten und wie Sie die Selbstheilung in Gang setzen, erfahren Sie in diesem Buch.


Das Lymphsystem ist als Transport- und Reinigungssystem unverzichtbar für die Immunabwehr.

SO ARBEITET DAS LYMPHSYSTEM

Das Lymphsystem ist das größte Organ des Immunsystems und so etwas wie das Herzstück unserer Abwehr. Als körpereigenes Transport- und Reinigungssystem durchzieht es den ganzen Organismus wie ein Netzwerk aus Organen und Gefäßen, die verlässlich im Team arbeiten.

Die Lymphe ist eine wenig bekannte lebenswichtige Körperflüssigkeit. Sie ist wässrig, leicht gelblich und enthält viele für die Immunabwehr wichtige weiße Blutkörperchen. Sie kann unter anderem Fette, Flüssigkeiten aus dem Gewebe, Krankheitserreger, Fremdkörper, zusätzliche weiße Blutkörperchen und abgestorbene Blut- und Zellreste aufnehmen und durch die Lymphgefäße abtransportieren.

Lymphknoten sitzen in der Halsregion, an den Achseln, in der Leistengegend und entlang der großen Blutgefäße. Sie sind eine wichtige Schaltzentrale für das Immunsystem. Wenn sie anschwellen, ist das ein Zeichen für eine intensive Immunreaktion. In den Knoten sitzen Lymphozyten, die sich sofort sprunghaft vermehren, wenn Erreger im Anmarsch sind.

Die Mandeln sind wie die Lymphknoten Produktionsstätten für Abwehrzellen. Wie kleine Türsteher bewachen sie den Übergang zwischen Rachen und Hals. Zu ihnen gehören auch die Rachenmandel am Gaumendach, die Zungenmandel und das Gewebe an der seitlichen Rachenwand.

Der Thymus ist in der Kindheit besonders aktiv und bildet sich nach der Pubertät langsam zurück. Er gilt als Schule der Körperpolizei, denn hier werden bestimmte weiße Blutkörperchen immunologisch geprägt. Ist diese Ausbildung abgeschlossen, bildet sich der Thymus zurück. Andere Organe wie die Lymphknoten und die Milz übernehmen seine Aufgaben.

Im Knochenmark werden vor allem die für die Abwehr wichtigen B- und T-Zellen gebildet und vermehrt. Bei Erwachsenen findet die Bildung nur noch in Wirbelsäule, Hüfte, Rippen, Brustbein, Schultern und Schädel statt. Nachdem sich die Zellen entwickelt haben, gelangen sie über das Blut an weitere Stellen des Körpers, an denen sie sich spezialisieren.

In der Milz werden alte Blutzellen abgebaut und gesunde Fresszellen (Lymphozyten) gebildet, die Erreger verschlingen. Sie liegt im linken Oberbauch unter dem Zwerchfell. Durch ihr weiches Gewebe ist die Milz sehr empfindlich und wird bei Unfällen leicht verletzt.

Im lymphatischen Gewebe im Darm arbeitet die Abwehr auf Hochtouren, denn viele Immunreaktionen laufen dort ab. Vor allem im letzten Abschnitt des Dünndarms und im Blinddarm mit seinem Wurmfortsatz sitzen Zellen, die Antikörper (B-Zellen) produzieren. Im Dickdarm befinden sich körpereigene Bakterien, die für ein gesundes Mikrobiom sorgen.

Die Ernährungs-Docs - So stärken Sie Ihr Immunsystem

Подняться наверх