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Jimmy Kim ging quer durch den Dachgarten. Er gehörte zu dem französischen Nobelrestaurant Chez Jules im New Yorker Stadtteil Chelsea. Seine Dobermänner folgten dem koreanischstämmigen Syndikatsboss auf dem Fuß. Davon abgesehen wurde er von zwei dunkel gekleideten Leibwächtern begleitet. Die Waffen drückten sich unter den eng anliegenden Jacketts der Männer deutlich ab.

Nur ein Tisch im Chez Jules war im Moment belegt.

Dort saß ein Mann im karierten Jackett, Anfang fünfzig mit aschblondem, schütterem Haar.

„Mister Camerone?“ Jimmy Kim deutete eine Verbeugung an.

Der Mann im karierten Jackett wirkte etwas eingeschüchtert.

„Hey, es war abgemacht, dass wir uns unter vier Augen treffen! Ich habe den ganzen Dachgarten vom Chez Jules gemietet, damit wir nicht gestört werden! Und sie kommen hier mit Ihrem gesamten Hofstaat an!“

Camerone erhob sich.

„Setzen Sie sich“, sagte Jimmy Kim ruhig, aber sehr bestimmt. Es war ein Befehl, daran gab es keinen Zweifel. Die Dobermänner, die sich nebeneinander auf den Boden gesetzt hatten, knurrten leise.

Jimmy Kim sagte ein paar Worte auf Koreanisch. Die Hunde wurden daraufhin ruhig. Er tätschelte einem von ihnen den Nacken. „Das sind sehr teure Tiere – und vor allem reinlich. Ich mag es nicht, wenn Hunde mit haarigen Fellen überall Fusseln hinterlassen.“ Er schnipste mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand und wandte sich an seine Leibwächter. „Lasst uns allein.“

„Sind Sie sicher, Boss?“

„Mister Camerone ist ein Ehrenmann und ich denke, er mag Hunde genauso gern wie ich.“

Die beiden Leibwächter zogen ab.

Jimmy Kim setzte sich.

Die Dobermänner verharrten fast regungslos an ihren Positionen.

„Hören Sie, ehrlich gesagt, bin ich von der Aussicht nicht so begeistert, dass diese Raubtiere mir beim Essen zusehen!“

„Sie haben Glück, Mister Camerone. Die beiden verstehen nur Koreanisch, sonst hätten sie Ihre Worte vielleicht als Beleidigung aufgefasst.“

Camerone beugte sich nach vorn. Sein Gesicht wirkte angestrengt.

„Was wollen Sie von mir, Mister Kim? Ich bin lange aus dem Geschäft und genieße mein Geld – und die alten Zeiten der Feindschaft sind lange vorbei. Zumindest zwischen uns persönlich. Ich will da nicht für meine gesamte Verwandtschaft sprechen. Da kann ich auch nicht.“

„Sie haben gut reden, Mister Camerone.“

„So?“

„Ihr Vater wurde damals auch nicht ermordet.“

„Was wollen Sie denn? Die Sache ist doch aufgeklärt, wenn ich mich richtig erinnere! Der Killer hat gestanden und seid Big Tonys Knochen von diesen Archäologen aus dem Sumpf geholt wurden... ah, jetzt verstehe ich.“

„Das glaube ich kaum, Mister Camerone.“

„Sie haben Angst, dass die Cops Sie ins Visier nehmen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Liegt ja auch nahe. Der Sohn rächt den Vater... und soweit ich weiß, standen Sie sich ja auch sehr nahe.“

„Sie missverstehen mich.“

Camerone machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ihre Anwälte wehren das mit links ab, sollte da etwas kommen und bei Ihren eigenen Leuten erhöht es höchstens den Respekt, den Sie genießen, glauben Sie mir, das ist immer so! Ich weiß, wovon ich da rede...“

Jimmy Kim unterbrach den Redefluss seines Gesprächspartners.

„Mister Camerone, ich hatte ein sehr interessantes Gespräch mit Mark Manetta, dabei erhielt ich Informationen, über die ich jetzt gerne mit Ihnen reden würde.“

Camerone wurde blass.

Einer der Dobermänner knurrte ganz leise, blieb aber regungslos.

Auf einen Blick von Kim hin verstummte er.

„Wussten Sie, dass Dobermänner gefährlich werden können, wenn man sie nicht richtig unter Kontrolle hat?“, fragte Kim. „Ich scheine bei der Erziehung wohl ein paar Fehler gemacht zu haben...“

„Soll das eine Drohung sein?“

„Fassen Sie es auf, wie Sie wollen!“

„Dann betrachte ich dieses Gespräch als beendet. Ich hatte mich unter anderen Voraussetzungen mit Ihnen getroffen.“

Die Hunde knurrten.

Ein roter Punkt tanzte durch die Luft. Der Laserstrahl einer Zielerfassung! Für einen Sekundenbruchteil war der rote Punkt auf dem Tisch zu sehen. Der Strahl brach sich in dem Wasserglas, das sich vor Camerone auf dem Tisch befand.

Jimmy Kim wirbelte herum, griff instinktiv unter seine Jacke, während ein Schuss ihn in den Oberkörper traf.

Das Hemd wurde aufgerissen, grauer Kevlar kam darunter zum Vorschein. Die Wucht des Geschosses drückte ihn gegen die Stuhllehne. Der zweite Schuss durchbohrte seine Stirn. Sein Blick erstarrte. Blut sickerte aus dem Einschussloch über dem rechten Auge.

Die Hunde knurrten.

Sie sprangen Camerone zugleich an und warfen ihn mitsamt seinem Stuhl zu Boden. Aber ihr Knurren verwandelte sich in Winseln. Ihre Körper zuckten, noch während sie zusammen mit Camerone zu Boden fielen. Camerone schrie auf. Jimmy Kims Leibwächter stürmten auf den Dachgarten. Sie hatten die Waffen gezogen und blickten sich irritiert um. Als sie den Strahl des Laserpointers bemerkten, war es schon zu spät. Der Erste sank getroffen zu Boden, der Zweite wollte sich in Deckung hechten, bekam aber zuvor ebenfalls einen tödlichen Treffer.

In verrenkter Haltung blieb er regungslos liegen.

Camerone zitterte.

Seine Hände waren Blut besudelt. Aber es war nicht sein eigenes Blut, sondern das der Hunde, deren tote Körper ihn bedeckten.

Das war knapp!, dachte er.

Der 12 Romane Krimi Koffer Juni 2021

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