Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 15 und 16 - Elda Drake - Страница 11

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Kapitel 8

Am nächsten Morgen wurde der Geländewagen von dem Vermieter zum Hotel gebracht und nach kurzem Überlegen übergab Kai den Schlüssel an Hetty. »Du fährst. Ich habe keine Erfahrung mit Schnee und Eis und ihr fahrt auf der verkehrten Seite. Ganz abgesehen davon, dass diese Straßen hier furchtbar eng sind und man in diesem Land noch nicht kapiert hat, dass die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten eine Gerade ist.«

Hetty lachte laut auf. »Hier gibt es schließlich auch Berge und damit man da rauf kommt, braucht es Serpentinen. Früher sind die Leute bei ihren Reisen mit den Pferden und Kutschen immer an den Flüssen entlang, weil es da am flachsten war und haben um alles, was ein Hindernis darstellte, einen großen Bogen gemacht. Aus diesen alten Pfaden sind dann später breite Wege geworden und schlussendlich hat man das Ganze geteert, um mit den Autos darauf fahren zu können.

Und hier ist links und rechts der Straße Ackerland und das gehört nicht nur einem Bauern, sondern alle paar hundert Meter kommt ein anderer Besitzer. Bevor sich das jemand antut, wegen ein paar Meter gerader Straße jahrelang mit bockbeinigen Landbesitzern zu verhandeln, bleibt man lieber auf den alten Routen.«

Kai schmunzelte. »Tja, und deswegen darfst du jetzt Autofahren und ich mache es mir gemütlich und schaue mir die Landschaft an.«

Dazu hatte er die nächsten Stunden dann auch genug Zeit. Hetty stellte schon bald fest, dass er sich den besseren Part ausgesucht hatte, denn es machte einen großen Unterschied, ob man in Australien bei angenehmen Temperaturen und trockener Straße hunderte Kilometer geradeaus düste, oder ob man hier fast einen Muskelkater vom dauernden Kurbeln am Lenkrad bekam.

Nach den ersten hundert Kilometern äußerte sie frustriert. »Jetzt sind wir schon drei Stunden unterwegs und irgendwie kommen wir einfach nicht voran!«

Kais rechter Mundwinkel zuckte. »Vielleicht befinden wir uns auch nur auf einem Laufband und die ziehen eine Leinwand an uns vorbei. Hast du den Wagen überhaupt gestartet?«

Hetty sah kurz in den Rückspiegel und trat dann auf die Bremse. Schliddernd krachte der Wagen gegen eine Schneewehe. »Genügt das als Beweis, dass wir uns in Bewegung befinden? Du könntest mich ruhig mal ablösen.«

Kai verschränkte seine Arme hinter der Kopfstütze und streckte sich genüsslich. »Ach, ich glaube, das ist keine gute Idee. Mir fehlt einfach das innere Verständnis für solche Streckenführungen und ich würde nur von der Straße abkommen. Schließlich bin ich gebürtiger Australier und kenne mich mit solchen Bedingungen nicht aus.«

Hetty knurrte ihn an. »Wer auf Sand fahren kann, kann auch auf Schnee fahren. Außerdem haben wir Allrad. Schwing die Hufe!«

Ihr Freund löste mit einem Seufzen seinen Sicherheitsgurt und stieg aus. Nachdem er die ersten paar Kilometer etwas zögerlich gefahren war, gab er Gas und sagte mit einem Grinsen zu seiner Freundin. »Ich weiß gar nicht, was du hast, das macht doch richtig Spaß!«

Hetty konnte keine Antwort geben, weil sie damit beschäftigt war, sich auszumalen, was bei dieser überhöhten Geschwindigkeit alles passieren konnte. Denn Kai fuhr jetzt ohne Rücksicht auf Verluste und wenn die Strecke von Gegenverkehr frei war, dann driftete er um die Kurven, was er wohl als Spaß bezeichnete.

Als er schließlich mit einer gekonnten Schleuderwende auf dem Parkplatz vor dem Hotel, das sie als erstes auf der Liste hatten, anhielt, wirkte er amüsiert und meinte. »Langsam, aber sicher, gefallen mir diese Straßen.«

Hetty löste ihren verkrampften Griff von der Türverkleidung und rutschte von ihrem Sitz. Wenn sie nicht als nervliches Wrack enden wollte, war es wohl besser, den Rest der Strecken selbst zu fahren. Und sie würde sich hüten, auch nur irgendeinen Laut des Unmuts von sich zu geben. Sie hatte ihr Leben lang Fahrten auf Schnee gehasst, aber jetzt stellte sie fest, dass es noch Schlimmeres geben konnte – nämlich neben einem Australier zu sitzen, der eine eisige Straße mit dem Nürburgring verwechselte.

Kai ging voraus und hatte ein leises Lächeln auf den Lippen, als er durch die Eingangstüre trat. Endlich hatte er mal alles anwenden können, was sie ihm bei der Spezialeinheit im Fahrtraining beigebracht hatten. Zuhause waren die Straßen meistens nur gerade und auf abgesteckten Kursen zu fahren, machte bei weitem nicht so viel Spaß, wie hier. Er warf einen Blick auf Hetty, die ihn eingeholt hatte und sein rechter Mundwinkel hob sich. Es war schon komisch: In Australien fuhr sie selbst auch wie der Teufel, aber hier, praktisch fast in ihrer Heimat, schlich sie völlig verunsichert durch die Gegend. Er lächelte erneut. Jede Wette, dass sie in Zukunft schneller fahren würde.

Nachdem sie sich an der Rezeption vorgestellt hatten, schnappte sich Hetty das Gästebuch und ging damit zum Kopierer im Büro des Geschäftsführers. Als sie zurückkam, war Kai bereits mit der Befragung des Portiers fertig und hatte von ihm auch erfahren, wo er die restlichen Angestellten finden konnte. Sie hatten am Abend noch überlegt, wer ihnen tatsächlich Informationen liefern könnte und beschlossen, das Küchenpersonal und alle, die sowieso nicht in Kontakt mit den Gästen kamen, außen vor zu lassen. Aber auch so gab es noch genügend Leute auf ihrer Liste, die sie teilweise direkt am Arbeitsplatz oder in einem für sie bereit gestellten Zimmer befragen mussten.

Hetty und Kai teilten sich auf. Wie üblich wandten sie Kais alte Regel an, dass er das weibliche Personal und sie das männliche befragte. Doch keiner hatte etwas gesehen, keiner hatte etwas Auffälliges bemerkt und niemand hatte sich über irgendetwas gewundert, das anders war, als normal. Trotzdem hatte Hetty das Gefühl etwas erfahren zu haben, das sie nur noch nicht greifen konnte.

Kai zuckte mit den Schultern, als sie ihm erzählte, dass sie glaubte, irgendetwas nur nicht richtig mitgekriegt zu haben. »Fahren wir zum nächsten – falls du da wieder dieses Gefühl hast, dann müssen wir ergründen, woher es kommt.«

Er schmunzelte. »Ansonsten hast du vielleicht einfach nur Hunger, denn das Mittagessen haben wir ja gnadenlos ausfallen lassen.«

Hetty lachte. »Und ich dachte, der Automotor hätte ein Problem. Dabei ist es nur mein Magen, der vor sich hin knurrt.«

Glücklicherweise lag die nächste Station nur fünfzig Kilometer entfernt und so würde die Zeit des Hungerns bald vorbei sein. In diesem Hotel würden sie auch übernachten und deshalb stand nach der Vernehmung, einem gemütlichen Abendessen mit ein paar Gläschen Rotwein als Schlummertrunk nichts im Wege. Da die Straße frisch geräumt und gestreut war, brauchten sie weniger als eine Stunde, um anzukommen.

Dann begann das nächste Frage und Antwort Spiel. Und wieder hatte Hetty ein komisches Gefühl. Irgendetwas war da. Nur was? Mit den Aussagen der Leute konnte es nicht direkt zusammenhängen, die waren immer die gleichen und hatten erneut nichts Relevantes ergeben. Sie stocherte in ihrem wirklich sehr guten Essen herum und grübelte.

Kai wusste, dass Hetty eine untrügliche Spürnase für solche Dinge hatte und meinte. »Jetzt iss erst mal auf und dann setzen wir uns in die Bar, trinken noch ein paar Absacker und erzählen uns gegenseitig, was wir von den Leuten erfahren haben. Vielleicht fällt dir dann ein, was dich stört.«

Hetty hatte sich gedacht, dass Gin Fizz etwas besser wirken würde als Rotwein, aber den einzigen Effekt den sie verzeichnen konnte, war die Erkenntnis, dass hohe Schuhe und ein erhöhter Promillewert nicht zusammenpassten.

Glücklicherweise war ihr Traumprinz rechtzeitig da, um sie aufzufangen, als sie umknickte. »Na Prinzessin, wieder mal über eine Erbse gestolpert?«

Damit nicht noch mehr passierte, hob er sie einfach hoch und trug sie die restliche Strecke, über den, mit einem dicken, flauschigen Teppich belegten Flur, zu ihrer Suite.

Hetty legte ihre Arme um seinen Hals und murmelte ihm ins Ohr. »Habe ich nur gemacht, damit du mich wieder mal durch die Gegend trägst, mein Prinz. Das war schon lange überfällig.«

Kai lächelte. »Du weißt aber hoffentlich, dass mir dabei immer gewisse Gedanken durch den Kopf schießen. Ich glaube, wir werden morgen etwas später frühstücken – schließlich möchte ich auch noch etwas Schlaf abbekommen.«

Hetty gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Wer will schon schlafen?«

Kai hängte demonstrativ das „nicht Stören“ Schild an den Türknauf und trug sie zum Bett. »Ich finde auch, man sollte den Begriff „Schlafzimmer“ endlich mal umformulieren.«

Aber trotz allem hatten sie einen Auftrag angenommen und auch wenn sie etwas später, als gedacht, starteten, so hatten sie doch bis zum Abend ihre geplante Runde geschafft und kamen schlussendlich am vierten Hotel an. Hettys Gefühl hatte sich immer mehr verdichtet und am liebsten hätte sie ihren Kopf an die Wand geschlagen. Warum ging ihr nicht endlich das berühmte Licht auf? Verflucht nochmal, wenn die Teile da drin arbeiten sollten, waren sie grundsätzlich auf Betriebsausflug.

»Habt ihr das gehört Leute? Jahr und Tag redet sie nicht mehr mit uns und dann kriegen wir voll einen auf die Mütze! Ganz abgesehen davon, dass wir uns gerade auf einem Seminar für Weiterentwicklung von logischen Verknüpfungen befinden. Und vielleicht fällt ja bei Kursabschluss der Groschen!«

Dieser eingeschnappte Kommentar der Sarkasmusabteilung wurde von den restlichen Bewohnern mit einem müden Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Seit diesem blöden Esoterikabenteuer war deren Chef überempfindlich geworden. Hetty war noch nie freundlich zu ihren Ganglien gewesen, wenn die nicht so arbeiteten, wie sie wollte. In der Hinsicht war sie ein Sklaventreiber und die Kombinationsabteilung drehte die Klimaanlage höher auf. Heute würden sie alle noch ins Schwitzen kommen.

Kai hatte dieses Mal mehr Leute zu befragen, als seine Freundin und so saßen sie bei den letzten Leuten gemeinsam im Raum. Doch auch hier kam nichts Nennenswertes zum Vorschein. Tja, Detektivarbeit war schon immer ein mühsames Geschäft gewesen, das hatte Hetty inzwischen schon gelernt. Nur Columbo und Co. stolperten bereits in der ersten Filmminute über den Täter.

Dafür stieß sie beim Verlassen des Besprechungsraums mit einer der Mitarbeiterin vom Empfang zusammen.

Die entschuldigte sich wortreich und in ihrer Verlegenheit rutschte ihr etwas Persönliches über die Lippen. »Ich habe mich so auf Lars konzentriert, dass ich übersehen habe, dass sie neben mir sind.«

Hetty sah sie fragend an und blickte dann in die Richtung, wohin deren Blick fiel. »Ah, sie meinen den hübschen, stellvertretenden Geschäftsführer? Den habe ich heute auch schon ausgefragt, der ist aber ein richtig Lieber. Ist das ihr Freund?«

Die Frau wurde über und über rot, was Hetty zu einem Lächeln veranlasste. »Ach, heimliche Liebe, oder liege ich verkehrt? Na erzählen sie mal – ich bin ein Fan von Romanzen.«

Kai verdrehte die Augen, bedeutete ihr mit einem Fingerzeig, er würde die Abschlussbesprechung übernehmen und sah zu, dass er Land gewann. Sollte seine Freundin ruhig alleine ihrem zweiten Lieblingshobby nachgehen und sich in die privaten Angelegenheiten von anderen Leuten einmischen.

Hetty sah ihm lächelnd nach und deutete auf die Bar. »Kommen sie, leisten sie mir Gesellschaft, dann muss ich nicht alleine auf meinen Partner warten, der hat noch eine Weile zu tun.«

Sonja zögerte und gab dann nach. »Aber sie müssten bei meinem Chef klarstellen, dass sie mich noch etwas fragen wollen, es ist uns nämlich nicht gestattet, uns während der Arbeitszeit dort aufzuhalten.«

Das war Hettys geringstes Problem. Nachdem sie Kai kurz Bescheid gegeben hatte, wandte sie sich an den Geschäftsführer. »Ich brauche Sonja noch etwas länger, ich will noch ein paar allgemeine Internas von ihr erfahren. Sind sie damit einverstanden, dass ich sie mit in die Bar nehme? Da spricht doch sicher nichts dagegen.«

Vermutlich hätte sie ihm auch befehlen können, er solle sich nackt ausziehen und einen Stepptanz hinlegen, denn so schnell wie der Ja zu ihrem Vorschlag sagte, war das Wort Willig noch stark untertrieben. Als sie in die Bar zurückging, vergnügte sie sich damit, sich das Ganze bildlich vorzustellen. Da würde nicht nur das Stöckchen schwingen!

Zwangsgedrungen musste sie vor dem Eingang der Bar stehen bleiben und erst ausgiebig lachen, bevor sie eintreten konnte. So eine Aufnahme wäre ein toller Bildschirmschoner für ihren Laptop.

Doch als sie sich zu Sonja setzte und die Drinks bestellte, war sie wieder Miss Ernsthaft in Person. Unerwiderte Liebe war nicht zum Lachen, das wusste sie selbst aus erster Hand. Sie schloss kurz die Augen – nur dass es bei ihr gar nicht zugetroffen hatte. Kai hatte sich genauso wie sie, so ziemlich vom ersten Moment an, verliebt.

Aber es brachte nichts, sich in der Vergangenheit aufzuhalten, die Gegenwart war noch viel schöner und vor allem momentan auch interessanter. »Also was ist mit diesem Lars?«

Sonja nahm einen großen Schluck von ihrem Cocktail, der sogleich den Placeboeffekt auslöste und die Zunge lockerte. Logischerweise hatte der Alkohol noch gar keine Chance gehabt, in den Blutkreislauf zu kommen, schließlich hatte sie sich das Zeug nicht intravenös gespritzt. Aber da sie ihre Geschichte ja doch endlich mal jemandem erzählen wollte, konnte man diese unumstößliche medizinische Tatsache einfach unter den Tisch fallen lassen und zu ihren Gunsten annehmen, dass nur der Cocktail Schuld daran trug, dass sie persönliche Sorgen vor einer ihr völlig Fremden ausbreitete.

Seufzend erzählte sie. »Ich habe vor drei Monaten hier in diesem Hotel angefangen und Lars war so lieb und nett zu mir, dass ich mich in ihn verknallt habe. Da er Single ist, sprach da schließlich auch nichts dagegen. Und er wirkte auch gar nicht so uninteressiert. Einige Male sind wir an unserem freien Nachmittag Kaffee trinken gegangen und einmal sogar Abends zum Après-Ski.«

Als Hetty eine Augenbraue hob, wurde sie rot. »Ok, ich geb es ja zu. Natürlich sind wir danach miteinander im Bett gelandet. Ich bin alt genug und erwarte von einem Mann schon etwas mehr Aktion, als nur Händchen halten. Und ich habe wirklich geglaubt, dass aus uns etwas werden könnte, denn er hat nicht den Eindruck gemacht, als ob er es bei diesem einem Mal belassen wollte.«

Hetty beugte sich vor. Jetzt würde der Knackpunkt kommen und sie legte ihre Hand dafür ins Feuer, dass der eine andere Frau war.

»Müdes Händeklatsch – das hätte sich jede Eintagsfliege zusammenreimen können. Außer er wäre schwul veranlagt – dann wäre es ein anderer Mann gewesen.« Verstand und Vernunft atmeten erleichtert auf – die Sonderbetreuung zeigte endlich Früchte. Die Sarkasmusabteilung wurde langsam aber sicher wieder zu dem, was auf dem Namen ihres Türschildes stand.

Natürlich war es eine andere Frau. Sonja verzog den Mund. »Uns ist strikt untersagt, mit den Gästen persönlichen Kontakt aufzubauen. Freundlichkeit ja – aber nicht mehr. Ein Gast ist tabu. Aber keiner hat uns je gesagt, was wir machen sollen, wenn der Gast uns anmacht. Und vor einem Monat hatten wir eine Frau zu Gast, die von Lars betreut wurde.«

Sie seufzte tief auf. »Sehr reich, sehr attraktiv und sehr unkonventionell. Die hat ihm völlig den Kopf verdreht und nach ein paar Tagen hat er ihr sozusagen aus der Hand gefressen. Wenn die gepfiffen hat, war er sofort zur Stelle und ich hab für ihn überhaupt nicht mehr existiert.«

Sonja starrte auf ihr inzwischen leeres Cocktailglas und Hetty gab dem Ober einen Wink und deutete an, er sollte für Nachschub sorgen. »Kollegen haben mir erzählt, dass da tatsächlich etwas zwischen den beiden lief. Und so, wie die redeten, ging da anscheinend die Post ab, zumindest waren alle ganz neidisch, weil Lars so ein heißes Eisen im Bett hatte.«

Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Sie wussten natürlich nicht, dass zwischen uns auch etwas gewesen war, sonst hätten sie das sicher nicht in meiner Gegenwart gesagt. Aber diese Frau verstand sich offenbar sehr gut darauf, sich einen Mann hörig zu machen. Ich hätte nie geglaubt, dass einer so das Denken aufhören kann.«

Hetty sparte sich den Kommentar. Dieser Lars hatte, so wie er aussah und sich gab, mit Sicherheit noch nicht die große Erfahrung in Sachen Frauen. Und die hatte ihm eben richtig eingeheizt und damit war ihm das Gehirn in die untere Region gerutscht und wenn nur noch die Hormone anschafften, dann kam meistens nichts Gutes dabei heraus. Vor allem nicht die Einsicht, dass man vielleicht nur benutzt wurde. Etwas in ihrem Kopf regte sich. Doch was immer das gewesen war – es war gleich wieder weg.

Hetty versuchte Sonja zu trösten. »Na ja, Gast ist Gast und auch die reist ja irgendwann wieder ab. Und dann können sie da weitermachen, wo sie aufgehört haben. Es schadet ja nicht unbedingt, wenn er mal ein bisschen Erfahrung gesammelt hat. Und schätzungsweise wird er ganz schön dumm gucken, wenn er feststellt, dass er nur zur Urlaubsunterhaltung gedient hat.«

Sonja lachte leise auf. »Oh, sie ist schon wieder weg. Und sie haben vollkommen recht – sie hat sich noch nicht mal von ihm verabschiedet. Seitdem hängt er aber völlig durch und kommt überhaupt nicht mehr aus seinem Loch.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Das hat natürlich auch damit zu tun, dass wir ja vor Kurzem diese Diebstähle hier bei uns hatten. Und Lars ist derjenige, der den Zentralschlüssel für alle Safes besitzt und wurde von der Polizei ganz schön in die Mangel genommen. Sogar seine Konten wurden kontrolliert – aber es war natürlich völliger Unsinn – er ist der ehrlichste Mensch auf Erden.«

„Heute kommt der Eiermann, der hat so schöne Glocken dran!“ Hetty konnte keine andere Entsprechung für das Klingeling finden, das der Groschen von sich gab, als er endlich fiel. Am liebsten wäre sie sofort aufgesprungen und zu Kai gerannt. Aber das gehörte sich nicht und schließlich brauchte Sonja auch noch ein paar ermunternde Weisheiten, damit sie sich nicht zurückhielt, um sich ihren Lars doch noch zu angeln.

»Also ich an ihrer Stelle, würde das jetzt zu meinem Vorteil ausnutzen. Machen sie einen auf nette Arbeitskollegin und tun sie so, als ob nie etwas zwischen ihnen vorgefallen wäre. Und wenn er ihnen sein Leid klagt, einfach an etwas anderes denken und verständnisvolle Laute von sich geben. Es gibt nichts, das Männer mehr lieben, als dass man ihnen zuhört.«

»Tja, wir wissen da etwas – aber da müsstest du ihr wohl erst mal ein paar Tricks verraten.«

Hetty ignorierte diese Einwände der Sarkasmusabteilung – das war nur etwas für Fortgeschrittene und Sonja befand sich definitiv noch im Lehrlingsstadium.

»Und diese Klatsche, die er da bekommen hat, ist nur gut für seine Persönlichkeitsbildung. Sie müssen nur dafür sorgen, dass sozusagen große Neonpfeile auf sie zeigen, wenn er jemanden sucht, dem er vertrauen und glauben kann.«

Sonja lachte laut auf. »Sie haben eine sehr bildhafte Ausdrucksweise. Aber ich verstehe, was sie mir sagen wollen. Also werde ich mal die geschundene Kreatur trösten und warten, was die Zukunft bringt.«

Hetty grinste. »Genau. Je weniger sie erwarten, desto mehr werden sie kriegen.«

Ihre Gläser waren leer und sie stand auf. »Ich wünsche ihnen viel Glück.«

Nach diesen huldvollen Worten, ging sie, mit den gebotenen, langsamen Schritten aus der Bar, um gleich nach der Türe in einen schnellen Spurt zu verfallen. Verflucht nochmal, wo steckte Kai?

Ihr Freund schmunzelte, als er sah, wie ihre grünen Augen funkelten. Aha – die Spürnase hatte etwas erschnüffelt. »Und jetzt erzähl – was hast du herausgefunden?«

Hetty schilderte ihr Gespräch mit Sonja und Kai zog daraufhin sofort die gleichen Schlussfolgerungen wie sie. »Was wollen wir wetten, dass die Lady diese Tour bei jedem Hotel abgezogen hat und immer der Bewacher des Zentralschlüssels bei ihr im Bett landete?«

Hetty grinste. »Das können wir gleich beim nächsten Hotel endgültig überprüfen – das ist sowieso das letzte auf unserer Liste und ich werde das zuständige Kerlchen einem peinlichen Verhör unterziehen.«

Kai gönnte sich einen kurzen Gedanken des Mitleids. Der Ärmste würde zumindest keine Angst mehr vor der Hölle haben, denn schlimmer konnte es nicht mehr kommen.

Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 15 und 16

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